Читать книгу Mine | Erotischer SM-Roman - Myriam Brixton - Страница 10

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Kapitel 8

All die Jahre hindurch hatte mir Waisengeld zugestanden. Nur lebte ich offiziell bei Tante Margot und so war sie es, die Monat für Monat mein Geld einkassierte. Niemals hätte sie es herausgerückt. Wäre aufgeflogen, dass ich in Wirklichkeit gar nicht bei ihr wohnte, hätte mich die Jugendwohlfahrt schnell wieder eingefangen und zurück ins Heim gesteckt. Noch am Unfalltag meiner Eltern war ich in das Kinderheim gebracht worden. Dort hatte es nur drei Tage gedauert, bis der Betreuer mich in der Nacht zu sich geholt hatte. Wohin sonst hätte ich flüchten sollen? Außer Tante Margot gab es auf dieser Welt niemanden mehr für mich. Meine Mutter hatte sich ihrer Schwester über viele Jahre hindurch angenommen und stets versucht, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Bereits damals war Tante Margot dem Alkohol verfallen und ich vermied es tunlichst, meine Mutter bei den Besuchen zu ihrer Schwester zu begleiten. Wenn meine Mutter von ihren Besuchen nach Hause gekommen war, hatte sie stets einen fauligen Geruch hinter sich hergezogen. Wie eklig hatte ich das immer gefunden. Tante Margot war für mich Gammelfleisch. Aber welche Wahl hatte ich nach dem Vorfall im Waisenhaus? Gar keine. Ich lief mit meiner Tasche in der Hand durch die Straßen und läutete an Tante Margots Tür, um sie um Unterschlupf zu bitten. Den Vorfall im Kinderheim erwähnte ich nicht. Warum sie mich damals aufnahm, fand ich nie heraus. Vielleicht, weil sie meinte, es ihrer Schwester schuldig zu sein? Vielleicht aber auch nur, weil sie das zusätzliche Einkommen gut gebrauchen konnte. Dass sie es für mich tat, glaubte ich niemals. Sie hatte sich mächtig zusammengerissen, um beim Besuch der Jugendwohlfahrt nüchtern und gepflegt zu erscheinen. Wie sie ihre Wohnung damals entrümpelt und auf Vordermann gebracht hatte, war mir bis heute ein Rätsel geblieben. Die Jugendbehörde betraute sie mit meiner Obsorge und ward nicht mehr gesehen. Die Tante steckte das monatliche Geld ein, um sich mit Alkohol einzudecken. In der Wohnung schimmelte es vor sich hin und die Tante wurde immer aggressiver. Sie ließ mich spüren, dass ich sie störte. Ich musste auch von hier fortgehen, hatte aber keine Ahnung, wohin. Ich war zehn Jahre alt. Meine Eltern waren tot. Ich war von Gott und der Welt alleingelassen. Als ich damals durch Zufall mein jetziges Zuhause fand, spürte ich zum ersten Mal wieder einen winzigen Funken von Glück. Das war nun neun Jahre her. Verdammt noch mal, ich hatte in diesen einsamen Jahren so vieles erreicht. Da drüben in der Ecke lag mein Abschlusszeugnis aus der Schule. Es war der Türöffner für die Universität. Ich brauchte nur noch hineinzugehen. Mit genügend Kleingeld in der Tasche. Genau das wollte ich! Unbedingt! Komm jetzt, Isabell, steh auf und kämpf weiter!

Die Arbeitswoche begann mit dem gleichen Druck und derselben Hektik, wie die vorherige aufgehört hatte. Unselbständige Handlanger, mühselige Fleh-Schreiben von Geschäftsführern, deren Unternehmen wir aufgekauft hatten und nun damit beschäftigt waren, diese auszuquetschen. Die Burschen konnten die vorgeschriebenen Gewinne nicht erzielen und hofften auf mein Verständnis. Dieses aufzubringen, war nicht meine Aufgabe. Wer sich verkaufte, spielte von da an nach den Regeln desjenigen, der gezahlt hatte. Und das war in der Arbeitswelt ich. Und in der Privatwelt ebenso. Ich war genervt.

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