Читать книгу Mine | Erotischer SM-Roman - Myriam Brixton - Страница 4
ОглавлениеKapitel 2
Dr. Caruso öffnete auf seine elegant, charmante Art die Tür und begrüßte mich in seiner gewohnt arroganten Gastlichkeit. Dieser Mann hatte vermutlich weder Monate auf einer einsamen Insel verbracht, noch jemals eine Universität von innen gesehen. Er war der Typ Zuhälter, der durch Witz, Charme, Bauernschläue und jede Menge Verbindungen zu Politik und Polizei ein erotisches Imperium aufgebaut hatte. Er besaß Clubs in mehreren Metropolen der Welt und ließ die Mädchen geschickt von Club zu Club wechseln, sodass er den Kunden das Gefühl vermittelte, regelmäßig Frischfleisch vorzufinden. Ich wählte Katharina, eine große, blonde Schönheit mit blauen Augen, langen, glatten Haaren, einem sinnlichen Mund, von dem ich bereits wusste, was er in wenigen Augenblicken machen würde. Katharina bestand zu einem großen Teil aus Beinen. Sie erinnerte mich an ein Fohlen. Ich hatte sie bereits einige Male gebucht und wollte sie heute für die ganze Nacht haben. Inklusive Zimmer war ich mit fünftausend Dollar dabei. Extrawünsche ausgenommen. Ich konnte es mir leisten und ich wollte es mir leisten. Katharina würde am nächsten Tag nicht heulen und nicht nach einem Wiedersehen flehen. Ich würde mit ihr machen können, was ich wollte und wenn ich keine Lust mehr auf sie hatte, konnte ich sie zum Teufel schicken. Diese Art von Beziehung gefiel mir. Ich folgte Katharina aufs Zimmer und sie verschloss hinter uns die Tür.
Ich blickte an mir herab, auf meine High Heels, die schon beim Anprobieren geschmerzt hatten. Ich streifte mir das schwarze Minikleid über, das ich mir erst vor wenigen Tagen gekauft hatte. Es war ein billiger Laden gewesen. Einer dieser Läden, in denen alles für wenig Geld zu haben war und dessen Geruch die Atmosphäre eines Chemielabors vermittelte. Geschirr, Kleidung, Kinderspielzeug, selbst verpackte Lebensmittel konnte man hier erwerben, solange man keine Angst vor Krebserregern hatte. Das Kleid war simpel. Dünner Stoff, nicht viel davon, in der Form eines Schlauches. Es schlang sich eng um meinen Körper wie die Haut einer schwarzen Mamba. Ich hatte lange vor dem Spiegel gestanden und mich von allen Seiten betrachtet. Nicht, dass ich mich wohlgefühlt hätte. Im Gegenteil. Es war, als wäre ich nackt. Als stünde ich in diesem Giftladen wie die schwarze Mamba, die schon so lange nichts mehr erbeutet hatte. Ein ausgehungertes Tier, das vor Verlangen zu allem bereit war. War ich bereit für dieses Kleid? Ich musste es sein. Die Schuhe waren dagegen ein Klacks. Sie standen einige Regale weiter und gingen einfach mit.
Meine Haare verdeckten den tiefen Ausschnitt am Rücken des Kleides. Das gab mir etwas Schutz. Ich hatte ein großes Ziel oder vielmehr eine Vision und mir war klar, dass der Preis dafür ein hoher sein würde. Aber welche Preise hatte ich in meinem kleinen Leben nicht bereits bezahlen müssen?
Wackelig in meinen Schuhen, setzte ich mich in Bewegung. In jenes Viertel der Stadt, wo die teuren Hotels neben den Luxusboutiquen angesiedelt waren. In den Bars tanzte die finanzielle Elite des Landes mit den Schönen. Auch Touristen mit dementsprechendem monetären Background suchten diese Gegend auf.
In den Restaurants kostete eine Vorspeise so viel, wie ich an einem ganzen Tag als Babysitterin verdienen konnte. Vielleicht musste ich sogar zwei Tage dafür arbeiten. Ich hatte immer gerne auf Kinder aufgepasst, als ich noch zur Schule gegangen war. Doch nun war die Schulzeit vorbei. Das Abitur hatte ich in der Tasche. Mit Auszeichnung. »Großartige Leistung« hatte der Direktor bei der Zeugnisverteilung gesagt. Ich lächelte. Die Erinnerung an das Lob tat gut.
Als ich das noble Viertel erreicht hatte, blieb ich stehen. Und jetzt? Wie sollte ich mich verhalten? Wohin genau sollte ich gehen? Wie sollte ich gehen? Oder einfach stehen bleiben? Mein Herz schlug spürbar schneller. Ich blickte zu Boden. Da unten erschien es mir am sichersten.
Der Tag war ein anstrengender gewesen. Drei Meetings, ein Haufen unselbständiger Mitarbeiter, die abwechselnd mein Einverständnis gebraucht und mir damit auf die Nerven gegangen waren. Zusätzlich vier Telefone, die nicht aufhören wollten, zu läuten. Und das alles nach einer ganzen Nacht im »Elisa Galéen«. Mein Schädel brummte. Ich beschloss, auf dem Heimweg ein Bier im »Cult« zu nehmen. Hier brauchte ich dem Barkeeper nicht zu sagen, welche Sorte in welcher Größe ich unverzüglich serviert haben wollte. Alles war Routine und ich erhielt zu jeder Zeit einen Platz, oft zum Ärgernis anderer Gäste. Ich parkte meinen Porsche im Halteverbot. Der Weg ins »Cult« war von hier aus der kürzeste. Meine Laune war schlecht und die innere Unruhe setzte mir zu.