Читать книгу Mine | Erotischer SM-Roman - Myriam Brixton - Страница 11
ОглавлениеKapitel 9
Zu Mittag traf ich mich im Pub nahe unseres Firmensitzes mit einem Freund. Als ich meine Bürotür zuwarf und Kurs auf den Lift nahm, wichen mir die Angestellten aus. Das taten sie immer. Natürlich fiel mir das auf. Sie versuchten, möglichst unauffällig kehrtzumachen. Sie bogen in einen Korridor ein, in dem sich Büros befanden, zu denen sie mit gefühlter Sicherheit gar nicht wollten. Andere mussten plötzlich aufs Klo. Kaum kamen sie mir in die Quere, änderten die meisten ihre Richtung. Ich war mir sicher, dass das keine Zufälle waren und nur jene in meiner Bahn blieben, für die es aus ihrer Sicht kein Entrinnen gab. Entweder, weil sie nicht spontan genug waren oder aber ausreichend intelligent, um selbst einzuschätzen, dass ihre Kursänderung glatt als Flucht identifiziert worden wäre. In solchen Fällen senkten sie den Blick und nuschelten ein kaum verständliches »Guten Tag, Mr. Campling«. Ich kannte das Bild auswendig: Schultern hoch, Kopf in die Versenkung und eine leichte, vertikale Drehung des Oberkörpers gegen die Wand. Lächerlich. Meist hatte ich mit diesen Leuten persönlich nichts zu tun. Sie arbeiteten in unterschiedlichen Abteilungen mit eigenen Abteilungsleitern und über ihnen stand die Personalabteilung mit dem Personalchef. Dennoch hegten diese Leute eine offensichtliche Abneigung gegen meine Person. Noch nie hatte ich mich vor die gesamte Belegschaft gestellt und hinausposaunt, dass mir ihre Einzelschicksale vollkommen egal waren. Vielleicht war es aber auch gar nicht nötig, es so deutlich zu verkünden. Wahrscheinlich war ohnehin alles klar. Wenn die Mitarbeiter unseres Konzerns nicht perfekt funktionierten, veranlasste ich deren Austausch. Was sonst? Was unterschied sie von ausrangierten Maschinen? Alles unnützes Zeug. Mir war mein Ruf im Heer der Diener nicht wichtig. Und wenn einmal einer der Ausrangierten mir in einem Anfall von Hysterie die Kündigung vor die Füße knallte und schrie, es ginge mir einzig und allein um Gewinnmaximierung, dann hatte er durchaus recht. Richtig, Herr Irgendwer. Musste man deshalb so laut werden? Es war nicht mein Anliegen, eine Wellnessoase für die Belegschaft zu schaffen. Wir lebten in einer globalisierten Welt der freien Marktwirtschaft. In einer Welt bestimmt von Angebot und Nachfrage. Wenn nicht wir die profitablen Geschäfte blitzschnell an Land zogen, dann schnappte sie uns ein anderer weg. In den Konzernen der Konkurrenz saßen auch keine Sozialarbeiter. Jeder Mitarbeiter hatte ihm zugeteilte Aufgaben. Sein einziger Nutzen bestand darin, diese zu erfüllen. Ich glaubte an den Sinn der Gewinnmaximierung und konnte gut mit den Gefühlsausbrüchen der Nutzlosen umgehen.