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Kapitel 3

Ich bemerkte das Mädchen aus den Augenwinkeln. War es ein Kind? Kinder trugen für gewöhnlich keine Stöckelschuhe und auch keine schwarzen, eng anliegenden Kleider, die gerade einmal bis über das Gesäß reichten. Die Größe des Mädchens ließ auf ein Kind schließen, so auch ihr Körperbau. Ihre Kleidung jedoch sprach die Sprache der Erwachsenen. Sie stand dort drüben im Halbdunkeln unter der Straßenlaterne, regungslos, den Blick zu Boden gesenkt. Kurz darauf stieß ich die Tür zum »Cult« auf und fiel in einen der Lounge Sessel.

Ich wusste nicht, wie lange ich hier gestanden hatte. Ich fühlte mich miserabel und wollte weg. Ich hatte mich für einen Schritt entschieden, dessen Umsetzung in die Realität schon jetzt schwierig wurde. Ich stand einfach nur da und starrte auf den Boden. Nichts geschah, außer, dass meine Fußballen zu brennen begannen und die Riemen der Schuhe sich in meine Zehen schnitten. Ich wollte, dass jemand neben mir stehen blieb und mich ansprach und gleichzeitig wollte ich genau das überhaupt nicht. Ich zog die blöden Schuhe aus und begann, zu laufen. Morgen war ein neuer Tag und vielleicht war dann alles leichter.

Als ich am nächsten Abend meinen Porsche durch dieselbe Straße lenkte, war sie wieder da. Wie am Vorabend stand sie unter der Laterne und hielt die Hände gefaltet. Ihr Blick haftete am Boden. Betete sie? Oder wartete sie auf jemanden? Auf eine Eingebung? Hier? In dieser Kleidung? Das passte nicht zusammen. Als ich das »Cult« verließ, war sie verschwunden. Wie am Tag zuvor. Warum fiel mir das überhaupt auf? Es war Freitagnacht, das Wochenende stand bevor und ich hatte Lust, Druck abzulassen. Ich lenkte meinen Porsche in die Tiefgarage des »Elisa Galéen« und inhalierte den Anblick der Models, die mich an der Bar empfingen. Warum ich mich dann doch wieder für Katharina entschied, konnte ich mir nicht genau erklären. Vielleicht, weil sie meine Vorlieben bereits kannte und die ganze Nacht wacker durchhielt. Sie war schön, sie war heiß und sie war willig. Never change a winning team.

Rein gar nichts war leichter am nächsten Abend. Im Gegenteil, der Mut verließ mich schneller als am Tag zuvor. Mit den Schuhen in der Hand lief ich über den Asphalt, bis meine Füße rabenschwarz waren.

Den Samstag verbrachte ich mit Small Talk im Tennisclub. Viele meiner beruflichen Kontakte hatte ich hier geknüpft. Ich war ein guter Netzwerker, was sich beruflich als großer Vorteil herausstellte. Ich wusste stets, wie es um die Unternehmen im Land stand. Ich hatte meine Quellen und ein untrügliches Gespür, welche Unternehmen es sich lohnte, aufzukaufen. Renditenschwache Teile der Unternehmen wurden abgegeben, Lieferantenverträge gekündigt, wenn sie ihre Waren nicht im zweistelligen Prozentbereich günstiger anbieten konnten. Die Produktion wurde in Billiglohnländer ausgelagert. Um Personalkosten einzusparen, folgte meist eine gröbere Kündigungswelle und schon machte das Unternehmen satte Gewinne. Nach einigen Jahren verkaufte unsere Investorengruppe das Unternehmen weiter und schnitt mit einem saftigen Plus ab. Danach wurde das Spiel mit einer anderen Gesellschaft wiederholt. Die verkauften Betriebe hielten sich oft nicht mehr lange am Markt, weil sie ausgesaugt waren. »Hinter mir die Sinnflut« lautete mein Motto. Ich war ein Spieler, das Leben war ein Spiel. Geld zu verdienen, machte mir Spaß und ich hatte genug von beidem: von Geld und von Spaß.

Mine | Erotischer SM-Roman

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