Читать книгу For that Moment - Nena Muck - Страница 10
ОглавлениеVince
If two people
Can’t stay away from each other
Maybe
They aren’t meant to be apart.
– J. B (Almost)
Dieser stumpfsinnige, träge Piepton, der mir mit jedem Mal, wenn er ertönt, signalisiert, dass das Herz von diesem Wichser immer noch schlägt, kriecht mir eiskalt über den Rücken, als ich mich gegen die Scheibe zu seinem Zimmer stemme. Er ist an tausend Geräte angeschlossen, die dafür sorgen, dass er weiterlebt, solange er im Koma liegt. Ja, Keenan Peyton lebt.
Ich bin froh, dass es so ist … um Emmis Willen. Ich denke nicht, dass sie es ertragen könnte, jemanden getötet zu haben.
Ich weiß ja nicht mal, ob sie es erträgt, ihm das hier angetan zu haben, obwohl er meiner Meinung nach noch etwas viel Schlimmeres verdient hat. Jedes Mal, wenn ich ihre Stirn oder ihren Hals sehe. Jedes Mal, wenn die Erinnerung an jene Nacht mein Bewusstsein überwältigt, möchte ich einen Schritt nach vorn machen und diesen beschissenen Stecker ziehen. Er hat nicht das Recht, in einer Welt zu leben, in der … sie stirbt. Sie wird sterben. Die Worte schießen durch meinen Kopf wie Bleikugeln, aber ich bin taub für die Einschläge, als ich mir verzweifelt an die Nasenwurzel greife, um die Tränen zu unterdrücken, die mir unwillkürlich in die Augen schießen. Es ist eine Mischung aus Trauer und Wut, die mich innerlich zerfetzt. Sie streiten sich in mir und reißen mich auseinander. Ich werde sie verlieren. Und anstatt ihr zu helfen, hab ich sie mit in mein verkorkstes Leben gezogen.
Mein Herz pocht vor Beklemmung, als ich meinen Rücken an die Glasscheibe presse und mich langsam auf den Boden sinken lasse. Am liebsten würde ich diesem beschissenen Waisenhaus die Schuld geben. Oder meiner verpfuschten Vergangenheit, weil sie mich zu dem Monster gemacht hat, das ich heute bin. Ich will Emmi die Schuld geben, weil sie so dumm war, mich in ihr Leben zu lassen. Verflucht, am liebsten würde ich das gesamte beschissene Universum dafür verantwortlich machen. Doch das kann ich nicht. Es ist meine Schuld. Ganz allein meine. Dass sie hier ist, ist meine Schuld, dass sie so leiden muss … Ich ertrage es nicht. Und ich ertrage es nicht sie zu verlieren. Das grelle Neonlicht flackert in dem leeren, kalten Flur und ich schlage den Kopf gegen die Wand, bevor ich ergeben die Augen schließe. Ich bin so müde. Und während die Dunkelheit mich übermannt, spüre ich den vertrauten stechenden Schmerz von Verlust, der mir die Luft zum Atmen nimmt. Ich würde die Welt niederbrennen, um sie zu retten. »Was zum Teufel hast du hier verloren?«, zieht mich eine hysterische Stimme aus meiner ganz persönlichen Hölle und als ich die Augen öffne, wird die Aussicht auf diesen tristen, halbleeren Snackautomaten gegenüber von einer zarten Silhouette versperrt. Emmis Mom ist eigentlich alles andere als angsteinflößend, doch ihre Wut trifft mich wie ein Orkan und ich zwinge meine müden Beine aufzustehen, um für diesen Kampf wenigstens auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
»Ich hab dir gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten«, zischt sie giftig und ich schüttle den Kopf.
»Und ich hab ihnen gesagt, dass das nicht passieren wird.«
Sie deutet wütend auf mich. »Jetzt hör mal zu. Ich weiß nicht genau, was in dieser Nacht passiert ist, was ich jedoch weiß ist, dass Emmi, seit du in ihr Leben getreten bist, von einer Katastrophe in die nächste schlittert und mal abgesehen davon, dass du Häuser in Brand steckst und Autos klaust, hast du nun auch noch dafür gesorgt, dass einer von deinen Verbrecherfreunden meine Tochter verletzt.«
Bei ihren letzten Worten zucke ich zusammen, schüttle dieses Gefühl, das mich ohnehin von innen heraus auffrisst jedoch ab und schnaube.
»Es ist mir scheißegal, was sie denken, aber Folgendes sage ich jetzt nur einmal, also hören sie gut zu.« Ich trete noch ein Stück näher an sie heran. Ihr Blick ist eisig und meiner geht lodernd in Flammen auf, als ich jedes der folgenden Worte betone. »Ich würde Emmi niemals etwas antun, klar?«
Sie faucht abschätzig. »Du wirst auch nicht mehr die Chance dazu bekommen, denn solltest du auch nur versuchen, wieder in ihre Nähe zu kommen, sorge ich dafür, dass du in den Knast kommst, wo du hingehörst.« Sie fixiert mich mit einem letzten eisigen Blick, bevor sie sich stumm von mir abwendet und ich es schaffe, das Messer, das sie mir mit diesen Worten in die Eingeweide gejagt hat, rauszuziehen und ihr nachzurufen. »Und was haben sie jetzt vor? Sie einsperren? Glauben sie mir das wird nicht funktionieren. Ich hab’s versucht.«
Sie schnellt zu mir herum, doch ich schneide ihr das Wort ab. »Sie ist erwachsen und sie halten mich nicht von ihr fern.«
Meine Stimme ist fest, hart und drohend. »Ich bleibe genau so lange, wie Emmi mich bei sich haben will, und täuschen sie sich nur nicht. Sie will mich dahaben.«
Ihre verkniffene Miene wird weicher und ich weiß nicht, was ich davon halten soll, als sie ergeben den Blick abwendet.
»Genau das ist das Problem.« Dann sieht sie mich wieder an und binnen einer Sekunde ist ihr Blick nicht mehr giftig, sondern beinahe flehend. Er trifft mich völlig unerwartet, als sie ein Stück näher kommt. »Siehst du denn nicht, was du ihr antust?« Ihr Blick bohrt sich so fest in meinen, dass ich ihn abwenden muss. Ich kann ihm nicht standhalten. Denn sie hat recht. Sie wittert die Schwäche und legt sofort nach. »Wenn du sie wirklich lieben würdest …«
»Das tue ich«, unterbreche ich sie barsch und sie neigt den Kopf, bevor sie noch einen Schritt näherkommt und eine Hand an meine Schulter legt. »Dann lass sie gehen.« Ihr Blick lässt meinen nicht los und alles, was ich schaffe, ist kaum merklich den Kopf zu schütteln, um ihr damit wortlos zu sagen, dass ich es nicht kann, als wären all die ungesagten Worte in meiner zugeschnürten Kehle gefangen.
»Mr. King.« Die kalte Stimme des Rechtsverdrehers schafft es, mich aus den Klauen ihres Blicks zu befreien und sie schnaubt enttäuscht, als sie ihren Arm sinken lässt und ich tonlos an ihr vorbeigehe, um mich für den nächsten Kampf zu wappnen.