Читать книгу For that Moment - Nena Muck - Страница 11

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Emmi

Da ist eine Rohheit in ihr,

die viele nicht verstehen.

Sie ist Chaos im Wind

und Feuer über dem Himmel.

Und nicht jeder weiß die Schönheit eines Sturms zu schätzen.

– JmStorm

Nachdem dieser penetrante Wichtigtuer wieder gegangen ist, habe ich mich erschlagen in meine Kissen zurückfallen lassen.

Ich bin so müde. Doch meine Gedanken kreisen wie Geier.

Sie wollen also Vince dafür büßen lassen. Zum ersten Mal verstehe ich, wie schwer es für ihn sein muss, zu versuchen sich zu ändern, sich zu bessern, wenn einen die ganze Welt doch nur immer als Bösewicht sehen wird. Wenn irgendwas Schlimmes passiert, ist es selbstverständlich seine Schuld.

Gott, das muss so anstrengend sein. Dabei hat ihm das Leben doch schon genug angetan.

»Emmi?«, weckt mich die sanfte Stimme meiner Mom.

Ich kann mich gar nicht daran erinnern, eingeschlafen zu sein. Ich hebe den Kopf und antworte etwas orientierungslos:

»Hey.«

Sie streicht mir über das Haar, bevor sie meine Stirn küsst und dabei die Platzwunde fixiert, als wäre sie ein Brandmal.

Dann schließt sie die Augen und innerhalb einer Sekunde sind die Sorgen und die Wut auf die Welt verschwunden und ihr gefaktes »Alles wird gut«-Lächeln ist wieder da. Ich hatte wirklich gedacht, das hätten wir nach meinem Geburtstag hinter uns gelassen, aber so was braucht vermutlich Zeit. Es ist irgendwo verständlich, dass sie nach diesem Ereignis wieder in alte Verhaltensmuster zurückkehrt. Das ist das, was sie kennt. Ein Automatismus nehme ich an.

»Die Schwester sagt, ich kann dich wahrscheinlich morgen wieder mit nach Hause nehmen«, zieht sie mich aus dem Strudel meiner noch benebelten Gedanken und ich bin schlagartig hellwach.

»Was?« Ich darf gehen? Halt Moment … mit nach Hause?

Verwirrt schüttle ich den Kopf. Ich schaffe es einfach nicht, die Gedanken zu ordnen, bevor sie fortfährt.

»Ja, es ist soweit alles okay und sie streichen das Sedativum bereits langsam aus und wenn du zu Haus bist, hast du alle Zeit der Welt, um langsam wieder auf die Beine zu kommen. Ich habe dein altes Zimmer schon vorbereitet, deine Lieblingsserien besorgt und Hannah und ich werden abwechselnd dafür sorgen, dass du alles hast, was du brauchst und wenn du dich erstmal eingelebt hast, kommt Dr. Patton einmal täglich vorbei, um …«

»Halt! Stopp … Jetzt warte …«, unterbreche ich sie, während ich abwehrend die Hände hebe. »Was redest du denn da?« Sie sieht mich fragend an und ich lehne mich nach vorn.

»Ich bleibe hier«, sage ich sicher, während sie frustriert die Augen schließt und geräuschvoll einatmet. Ich hatte in meinem Leben wirklich selten Krach mit meiner Mom, wofür ich auch sehr dankbar bin, doch die vereinzelten wenigen Male kündigten sich immer auf dieselbe Art an. Sie schließt die Augen und atmet geräuschvoll ein. Dann wären wir wohl soweit.

»Emmi. Ich habe wirklich versucht, dich das auf deine Art machen zu lassen, und habe wirklich gedacht, du bist intelligent genug, nicht alles, was du hast, für diesen Querulanten aufzugeben und nun sieh dir an, wohin es geführt hat.« Sie breitet demonstrativ die Arme aus. »Ich werde nicht zulassen, dass er dich zerstört.«

»Es ist nicht seine Schuld gewesen.« Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und sie wendet sich resigniert ab.

»Das sagst du immer wieder, aber bevor er in dein Leben getreten ist, warst du viel glücklicher.« Sie ergreift meine Hände und ich entziehe sie ihr.

»Du glaubst, ich war glücklich?«, frage ich ungläubig.

»Du hast mir nie gesagt, dass du es nicht bist«, erwidert sie schockiert und ich schnaube zweifelnd.

»Dann mach die Augen auf Mom, was glaubst du denn, wie die vergangenen anderthalb Jahre hier abgelaufen sind? Ich hab mich von Jonah getrennt und mit dem Tanzen aufgehört, hast du das überhaupt mitgekriegt? Ich sitze auch nicht mehr im Komitee. Ich sehe niemanden von denen mehr, von denen ich dachte, es wären meine Freunde. Ich meine hat dich das etwa nie gewundert?« Meine Stimme ist rau und wesentlich leiser, als gewollt, doch es fühlt sich an, als würde mir jemand ein glühendes Schwert in den Rachen schieben. Ihre Miene ist undurchdringlich, als sie von meinem Bettrand aufsteht und abwesend den Bezug glatt streicht.

»Dann fängst du eben wieder damit an.« Ich starre sie frustriert an, bevor ich mich müde in die Kissen sacken lasse und zische.

»Du schnallst es einfach nicht oder? Ich will nicht wieder damit anfangen. Es hat mich nicht glücklich gemacht. Ganz und gar nicht.« Ich schüttle verzweifelt den Kopf, weil ich will, dass sie es versteht, doch sie meidet meinen Blick, als ich fortfahre. »Ich habe einfach nicht mehr in diese Welt gepasst Mom.« Ich zucke hilflos mit den Schultern. »Ich hab mich vollkommen verloren.«, schluchze ich, während mir die Tränen in die Augen steigen und meine Stimme wie eine abgenutzte Kratzbürste klingt. »Weißt du denn gar nicht, wie schwer das für mich ist? Ich würde ja auch liebend gern weiter über irgendwelche Leute lästern, Häuser bauen und schwanger werden, doch das kann ich leider nicht… weil ich eine tickende Zeitbombe in meinem Schädel habe und nur weil du sie ignorierst, wird sie nicht verschwinden.«

»Hör auf damit«, schneidet sie mir das Wort ab, während sie hysterisch versucht, es von sich zu schieben, doch das lasse ich nicht zu, ich will, dass sie es endlich begreift. Ihre Emmi ist weg und sie kommt nicht wieder.

»Nein, hör du auf damit! Vince ist nicht das Problem.« Ich haue frustriert auf die Decke, weil meine heisere Stimme versagt, doch ich bin noch nicht fertig. »Er hat mich gefunden, als ich mich verloren habe. Er hat mir einen Grund gegeben morgens aufzustehen. Er macht mich glücklich und ohne ihn …« Ich schüttle den Kopf, bevor ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen wische und sie entschieden ansehe. »Du wirst ihn mir nicht wegnehmen. Er ist alles, was ich habe.« Ich atme tief aus und sehe an ihr vorbei. »Und ich werde hier auf ihn warten, bevor wir morgen gemeinsam zurück in unsere Wohnung gehen.« Aus meinem Augenwinkel heraus sehe ich, wie sie sich mutlos über die Augen wischt, bevor sie mich noch einen Augenblick lang wartend fixiert.

Dann greift sie nach ihrer Tasche und verlässt geräuschlos den Raum, während mein Herz hörbar bricht.

For that Moment

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