Читать книгу For that Moment - Nena Muck - Страница 20

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Emmi

How dare i allow you to see;

That i’d swim the 7 seas,

Crawl through the deserts in between,

For a love so manipulated –

For a love so unclean.

– Unbekannt

Wir sitzen an unserem Küchentresen und ich versuche, überall hinzublicken, nur nicht in die Augen dieses Anwalts.

Doch sollte er etwas mitbekommen haben, hat er so viel Takt, es sich nicht anmerken zu lassen. Ja, Taktgefühl war vor zehn Minuten absolute Mangelware bei uns, doch ich schaffe es einfach nicht, ihm zu widerstehen, wenn er diese Dinge sagt und tut. Was mich zu einer komplett Schwachsinnigen macht, und ich hasse mich dafür, doch ich denke, dass sich das niemals ändern wird. Es ist eine Sucht, ein Rausch. Ein Drang, den ich trotz alledem nicht verlieren will. Ich brauche ihn, genauso, wie er mich.

»Miss Glass?«, reißt mich der Anwalt aus meinen wirren Gedanken. Gott, noch so ein Ding, über das ich anscheinend überhaupt keine Kontrolle habe.

»Ja?«, frage ich, während ich einen Blick riskiere und seiner völlig emotionslos ist. Der Blick eines Anwalts eben.

»Ich sagte Mr. King bereits, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen versuchten Totschlags eingestellt hat«, fügt er völlig monoton hinzu und ich fange an ernsthaft, an mir zu zweifeln. Wir reden hier über versuchten Totschlag und ich hab nichts Besseres zu tun, als darüber nachzudenken, wie wir vor zehn Minuten miteinander geschlafen haben, während der Anwalt genau wegen dieser Tatsache hier draußen gewartet hat. Ich meine, was zur Hölle ist nur los mit mir?

»Haben sie dazu irgendwelche Fragen?«, unterbricht er erneut meine Gedanken. Jetzt konzentrier dich verdammt.

»Nein …« Ich schüttle den Kopf. »Nein, im Moment nicht. Danke.«

Er nickt und sieht zu Vince.

»Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Mr. Mercer hat auf eine Anklage gepocht, doch wegen Mangels an Beweisen wurde diese nicht durchgeführt.« Wie das Kreischen eines bremsenden Zugs zieht mich dieser Satz aus dem wirren Nebel, in den ich mich seit jener Nacht zurückziehe, wenn es mir zu viel wird.

»Er wollte mich anklagen?«, frage ich nun ganz bei der Sache und er schüttelt den Kopf.

»Nein.« Dann sieht er wieder zu Vince.

»Nicht sie Miss Glass.« Und Vince schnaubt, während ich beginne, wie wild den Kopf zu schütteln.

»Vince hat nichts getan«, wiederhole ich meine Aussage streng.

»Ich weiß Miss Glass, doch Mr. Mercer ist davon überzeugt und ich fürchte, er wird keine Ruhe geben«, atmet der Anwalt geräuschvoll aus und ich lasse mich in den Stuhl zurückfallen und verschränke die Arme vor der Brust.

»Es ist genau so passiert, wie wir es gesagt haben. Daran ändert sich nichts und wenn er sich auf den Kopf stellt«, sage ich schulterzuckend.

»Ja, solange Mr. Peyton nicht aufwacht und etwas anderes sagt, hat er keinen Anhaltspunkt.« Bei diesen Worten blickt er unsicher zwischen Vince und mir hin und her und ich wende den Blick ab. Ich möchte nicht darüber nachdenken und merke, wie Vince meine Hand ergreift, während seine Kiefermuskulatur zuckt. Er möchte es auch nicht, doch das interessiert Mr. Mullins herzlich wenig:

»War denn einer von Ihnen schon bei ihm?«, fragt er dennoch vorsichtig und ich schüttle den Kopf, während Vince seufzt.

»Ja.«

Mein Blick schnellt zu ihm.

»Du warst bei ihm?«

Er sieht mich an und zuckt mit den Schultern, als wäre es keine große Sache. Mein Blick huscht unkoordiniert durch den Raum, zu Mr. Mullins und dann wieder zu ihm.

»Ich wäre mit dir hingegangen, wenn ich gewusst hätte …«

»Nein«, unterbricht er mich scharf und ich sehe ihn fragend an.

»Wieso hast du nichts gesagt?« Er verdreht stöhnend die Augen.

»Weil es unwichtig ist.«

»Nein, ist es nicht«, fordere ich ihn heraus, bevor der Anwalt sich räuspert.

»Nun, solange er weiterhin stabil, aber im Koma bleibt, haben sie nichts zu befürchten.« Er sagt es, als wäre es nichts und ich atme geräuschvoll aus, bevor ich nicke.

»Was mich zu einem weiteren Punkt bringt, Mr. King …« Er sieht zögernd zu mir, um die stumme Frage zu stellen, ob ich weiterhin dabei bleiben kann und Vince nickt, bevor er fortfährt.

»Es geht um die Auflagen des Gerichts für das letzte Delikt.« Er versucht es, emotionslos zu sagen, doch es ist ein Hauch Erschöpfung in seiner Stimme zu hören. Wer kann es ihm verübeln?

»Die Geldstrafe haben sie verrichtet und auch die Sozialstunden leisten sie ab. Haben sie schon einen Psychologen gefunden, der ein Antiaggressionsprogramm durchführen kann? Wenn nicht habe ich hier …«

»Scheiße, neeein«, jault Vince frustriert, als er sich in seinem Stuhl aufsetzt. »Komm ich da nicht irgendwie drum herum. Sie sind doch so ein toller Anwalt …«, fordert er ihn heraus, worauf der Anwalt tatsächlich belustigt schnaubt.

»Ja, genau deswegen sind sie nach wie vor auf freiem Fuß, doch, wenn das so bleiben soll, ist es unglaublich wichtig, dass sie diese Auflagen erfüllen und sich ansonsten ruhig verhalten, Mr. King.« Er sieht Vince eindringlich an, doch dieser meidet seinen Blick, während er versucht, seine Wut und seinen Frust zu bändigen. Genau deswegen wäre es wahrscheinlich gar keine so schlechte Idee.

»Ich kenne da jemanden …«, höre ich mich sagen, weswegen ich sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit von Vince als auch von Mr. Mullins habe. Nur dass die Emotionen darin unterschiedlicher nicht sein könnten und während Mr. Mullins offen für jeden Vorschlag ist, gehen die Augen von Vince lodernd in Flammen auf. Doch ich ignoriere ihn und konzentriere mich lieber auf den Anwalt.

»Ja. Ihr Name ist Dr. Patton, sie ist sehr bewandert in diesen Geschichten, gerade was Aggressionsprobleme und die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse angeht …«

»Traumatische Erlebnisse«, wiederholt Vince meine Worte abschätzig, während er sich von mir abwendet und zur Decke starrt, ich fahre fort.

»Ich weiß nicht, ob sie auch ein Antiaggressionsprogramm durchführen kann …«

Bei diesen Worten springt Vince auf und sein Barhocker ratscht geräuschvoll über den Echtholzboden, während er ihn mit Schwung von sich schiebt und den Tresen verlässt.

Unbeeindruckt über diese Reaktion wende ich meinen Blick wieder Mr. Mullins zu, ihn scheint diese Verhaltensweise auch nicht mehr zu überraschen und ich muss das belustigte Kichern darüber ernsthaft unterdrücken, bevor ich mich räuspere.

»Ich kann es auf jeden Fall in Erfahrung bringen und einen Termin vereinbaren«, beende ich den Satz, worauf er zustimmend nickt.

»Das wäre großartig. Meine Karte haben sie noch?« Ich nicke ebenfalls.

»Falls sie irgendwelche Fragen haben, zögern sie nicht, mich anzurufen«, fügt er hinzu, während auch er sich von seinem Stuhl erhebt und mir die Hand reicht.

»Ja, das mach ich. Vielen Dank«, erwidere ich händeschüttelnd und er nickt zu Vince.

»Mr. King.«

Aber der steht nur wortlos mit seinem Kaffeebecher in der Hand vor dem Fenster und starrt hinaus. Doch Mr. Mullins scheint auch das nicht zu erstaunen, als er mir noch einmal zunickt und sich zum Gehen wendet.

For that Moment

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