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Die 2000er-Jahre bis heute: Es lebe die Vielfalt, aber bitte nur bis zu einem gewissen Grad!

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Nach der Zeit der Supermodels wird der eine Schönheitstypus Traumfrau nach und nach aufgeweicht. Das Internet gibt hierfür den Startschuss. Alles kann und nichts muss. Das Schönheitsideal ist breit gefächert wie noch nie. Vieles kommt zurück und fast alles ist erlaubt – aber eben nur fast. Es lebe die Vielfalt, doch bitte nur bis zu einem gewissen Grad!

2010 beginnt eine ganz neue Ära durch die Erfindung der Social-Media-Plattform Instagram. Hat man bis dato Schönheitsideale nur ab und zu in Magazinen gesehen, können sie nun ständig und on demand abgerufen werden. Man ist seinen Vorbildern und den damit verknüpften vermeintlichen Idealen so nah wie nie, sieht sie morgens beim Zähneputzen und abends beim Zubettgehen.

Kontinuierlich perfekte Körper und bis ins kleinste Detail retuschierte Gesichter zu sehen, fördert die eigenen Selbstzweifel. Auch wenn die Bilder von der Realität weit entfernt sind, wird es für uns durch die permanente Zurschaustellung zu einer gängigen Norm.

Wir befinden uns aber auch in einer Zeit, in der sich Size-Zero- und Plus-Size-Models den Laufsteg teilen. Neben Kendall Jenner läuft Miss Curvy Ashley Graham. Jene schafft es 2016 als erstes Übergrößen-Model auf das Cover der Bikini-Ausgabe von Sports Illustrated.21

Der Familienclan Kardashian hat zur Akzeptanz des Körperbildes „Curvy“ beigetragen. Doch sie haben auch maßgeblich einen bedenklichen Trend geprägt. Während man früher mit etlichen Diäten versuchte, einen flachen Po zu bekommen, wird heute mit Operationen nachgeholfen, die prallen Rundungen extra hervorzuheben.

Die auf der einen Seite positiven Veränderungen durch die Kardashians bestätigt auch die Sängerin Demi Lovato in einem Interview mit Access Hollywood: „Sie haben das Schönheitsideal unserer Generation total revolutioniert. Jeder kann über die Kardashians denken, was er oder sie will, aber sie haben einer ganzen Menge Frauen geholfen, sich in ihren Körpern wohlzufühlen.“ 22

Lovato mag recht haben. Für viele Frauen, die nicht den perfekten Maßen der 1990er-Jahre-Models entsprachen, waren sie vermutlich die Erlösung. Frau muss sich plötzlich nicht mehr hinter übergroßen Outfits verstecken, sondern kann zu ihrem Körper stehen. Jedenfalls teilweise.

Doch auf der anderen Seite nehmen die Kardashians es mit der Vorbildfunktion nicht so genau. In den vergangenen Jahren geriet die Familie zu Recht immer mehr in Kritik, da sie falsche Schönheitsideale vermitteln und Schönheitsoperationen befeuern.

Mittlerweile sind sie durch die etlichen Operationen, Liftings und zu viel Schminke zu Karikaturen ihres eigenen Erfolges geworden.

Und auch wenn kurvigere Frauen mehr akzeptiert werden, sind welche mit Kopftuch, einer Behinderung oder einer anderen Hautfarbe immer noch eine Rarität in der auf Perfektion ausgerichteten Modewelt.23

Nach wie vor gilt Schlankheit als erstrebenswert und die Zahl der Anmeldungen in Fitnessstudios ist so hoch wie nie. Durch die perfekte Illusion auf Social Media wird der Druck nach dem eigenen perfekten Aussehen immer mehr verstärkt.

Manch ein Instagram-Befürworter lobt die Diversität des Mediums. Doch in der Realität erhalten junge, freizügig gekleidete Frauen mit perfekt retuschierten Bildern die meisten Likes.

Eines ist sicher: Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Vielleicht gar weiter entfernt denn je. Der Schönheitswahn hat sich dank der sozialen Medien verschlimmert. Nie zuvor in der Geschichte war der Wunsch nach Makellosigkeit und Schönheitsoperationen so präsent wie heute.

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