Читать книгу Pretty Happy - Nena Schink - Страница 6

Einleitung

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Für ein Herzensprojekt gibt es immer einen Auslöser. Diesen einen Moment, in dem man spürt, dass man es machen muss. Bei Pretty Happy war er verbunden mit viel Blaubeerkuchen und einer regen Diskussion über den Schönheitswahn. Den Drang nach Makellosigkeit um jeden Preis. Und die fehlende Gleichberechtigung in der Gesellschaft.

Wir fragten uns, warum wir anfällig dafür sind zu glauben, dass äußere Attraktivität unsere Hauptquelle für Bewunderung und Zuneigung ist.

Wieso vergleichen wir ständig unser Aussehen mit anderen? Warum verknüpfen wir so oft Schönheit mit Glück? Was macht das mit uns? Nicht nur in privater, sondern auch in beruflicher Hinsicht? Wie kann es sein, dass sich manch ein junges Mädchen zum 18. Geburtstag von ihren Eltern lieber eine Nasenkorrektur als die Teilfinanzierung ihres Studiums wünscht?

Liegt es ausschließlich an den sozialen Medien, in denen Frauen täglich ihr perfekt gefiltertes Erscheinungsbild präsentieren, Schminktipps geben und die perfekte Haarlocke als den Weg ins Glück präsentieren? Ja und Nein. Instagram ist ein großes Problem, das den Konflikt befeuert und gegen das es anzukämpfen gilt. Doch es beginnt schon wesentlich früher. Vom Kindergarten an werden Frauen darauf getrimmt, schön sein zu müssen.

Die allgemeine Wahrnehmung: Wenn ich schön bin, kommt das Glück von allein. Aber schön, das muss ich sein. Mädchen glauben zu oft, dass sie vieles nicht können. Deshalb ist ihnen ihr Aussehen so wichtig. Man kann es auch als Dream Gap1 bezeichnen.

Damit ist die Kluft gemeint, die zwischen Mädchen und der Entfaltung ihres vollen Potenzials steht. Bereits mit fünf Jahren glauben sie nicht mehr daran, Präsidentinnen, Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen, Astronautinnen oder Unternehmerinnen werden zu können. Die Liste ist lang. Kein Wunder. Während die Jungs etwa dreimal mehr Wissenschaftsspielzeug bekommen, müssen sich Mädchen zu oft mit dem rosa Puppenschloss oder einer Puppe namens Baby Born begnügen.

Für uns Autorinnen besonders erschreckend: Eltern googeln doppelt so oft „Ist mein Sohn begabt“ wie „Ist meine Tochter begabt“.2

In der Schule und in der Universität geht es weiter. Nehmen wir als Beispiel eine junge Frau, 22 Jahre alt. Nennen wir sie Lisa. Lisa lernte bereits in der Schule, dass ihr äußeres Erscheinungsbild extrem wichtig ist. Wenn sie an der Tafel stand, lobte ihr Lehrer vor der Klasse ihr Aussehen: „Na, sieht Lisa heute nicht wieder bezaubernd aus?“ Auch jetzt, im Mathevorkurs der Universität, kommentieren männliche Kommilitonen: „Lisa, du siehst echt gut aus, aber sei mal ehrlich, deinen Bachelor in Bauingenieurwesen ziehst du doch sowieso nicht durch, oder?“

Uns beide macht der Schönheitswahn nur noch eines: rasend wütend! Und unser Nachmittag mit Blaubeerkuchen und Selbstzweifeln machte uns zu mehr als Freundinnen. Wir wurden zu Komplizinnen, mit einer Mission, die nun in Pretty Happy mündet.

Denn wir sind es leid zu hören, dass sich Frauen nun mal nicht für Wirtschaft, Physik, Politik, Mathematik interessieren und freiwillig einkommensschwächere Berufe ergreifen. Eine von uns wurde gar gefragt, wie sich eine junge, attraktive Frau wie sie für Wirtschaft und Politik interessieren könne. Die Zeit ist reif, den speziellen Konflikt Schönheit = Glück zu diskutieren.

Das fängt schon bei Walt Disney an. Wir brauchen mehr Figuren mit Vorbildcharakter. Nehmen wir den Film Frozen. Warum nur wollen so viele junge Mädchen die Eiskönigin Elsa sein? Ihre Schwester Anna ist doch die viel Coolere. Liegt es an Elsas gertenschlanker Figur, dem hellblonden Haar und großen Augenaufschlag?

Pretty Happy ist der Appell, Glück endlich von Schönheit zu entkoppeln und das Problem an der Wurzel zu packen. Weg vom Schönheitswahn, hin zu mehr Selbstbewusstsein! Lasst uns Role Models, Freundinnen und Komplizinnen füreinander sein!

Unser Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil analysieren wir den gesellschaftlichen Wahn der vermeintlichen Makellosigkeit, offenbaren schonungslos unsere eigenen Unsicherheiten und analysieren, inwiefern uns Dinge wie Puppen, Walt Disney und unsere Familie prägten.

Im zweiten Teil begeben wir uns gemeinsam mit dir auf die Suche nach dem Glück. Macht uns eine Reise nach New York glücklicher als ein Weinabend in unserer Heimatstadt mit Freunden? Wann sind wir so richtig zufrieden? Manch eine Erkenntnis hat uns selbst überrascht.

Im dritten Teil gelangen wir schließlich zu der Frage: Was macht uns eigentlich Pretty Happy? Das Wort „pretty“ hat im Englischen nämlich zwei Bedeutungen, „ziemlich“ und „schön“. Wir zwei mögen das Wort „ziemlich“ mittlerweile viel lieber als das Wort „schön“. Denn eines ist sicher: Fünf Kilo machen dich nicht unbedingt glücklicher und eine dicke Schicht Make-up nicht selbstbewusster.

In den nachfolgenden Kapiteln haben wir versucht, möglichst unkenntlich zu machen, um wen von uns beiden es geht. Es war uns wichtig, dass das Thema im Vordergrund steht. Nicht unsere eigene Geschichte. Denn wir sind du. Und du bist wir. Wir alle kämpfen dann und wann mit Selbstzweifeln und haben das Gefühl, nicht genug zu sein.

Dieses Buch ist keine akademische Abhandlung. Stattdessen sind unsere Schilderungen durch unsere persönliche Wahrnehmung geprägt. Wir sind auch keine Psychologinnen oder Soziologinnen, sondern Beobachterinnen und Erzählerinnen. Mit Pretty Happy versuchen wir, das echte Leben abzubilden und Schlüsse daraus zu ziehen. Wer einen Ratgeber sucht, wird hier nicht fündig. Aber alle, die lernen wollen, weniger auf ihr Äußeres zu geben und mehr zu sich selbst zu stehen, sind hier genau richtig. Wir beide haben aus Biografien starker Frauen übrigens mehr gelernt als aus jedem Ratgeber, weswegen dieses Buch gespickt mit jenen Learnings ist.

Anstelle von zu vielen Artikeln über Themen wie Schönheit, Altern und Diättipps brauchen wir mehr Sichtbarkeit von tollen Frauen, die Großartiges leisten und junge Mädchen lehren, wie sie das geschafft haben.

Wir müssen es schaffen, dass Mädchen mehr wollen, als nur schön zu sein.

Solltest du nur eine Botschaft aus diesem Buch mitnehmen, dann hoffentlich diese: Du bist nicht alleine. Wir alle sind unsicher, zweifeln und sind uns dann und wann nicht genug.

Auch Prominenten wie Weltstar Taylor Swift geht das so, wie sie in einem Essay für die ELLE schreibt: „Ich habe hart gearbeitet, um mein Gehirn neu zu trainieren. Ihm beizubringen, dass zusätzliches Gewicht Kurven, glänzenderes Haar und mehr Energie bedeutet. Ich denke, dass viele von uns bei einer Diät die Grenze überschreiten. Aber das Zuweitgehen kann wirklich gefährlich sein. Es gibt keine schnelle Lösung. Ich arbeite jeden Tag daran, meinen Körper zu akzeptieren.“ 3

Auch die deutsche TV-Moderatorin Sarah Kuttner weiß um den Wert der Selbstliebe: „Im Grunde geht es darum, uns selbst zu akzeptieren. Zu akzeptieren, wie wir sind, was wir können, was wir nicht können. Zu sagen: Ich bin okay so. Und wenn wir Mitgefühl für uns selbst entwickeln, auch für unseren Feuerball, dann können wir es an andere so weitergeben.“ 4

Nicht nur Swift und Kuttner. Der amerikanische Autor und Business-Coach Jerry Colonna wurde mal gefragt, was er durch die Arbeit mit den vielen Führungskräften gelernt habe. Seine Antwort: „The struggle is universal“ 5 – jeder von uns hat zu kämpfen.

Wir müssen lernen, dass wir nicht makellos sein müssen, um geliebt zu werden. Das Wichtigste im Leben ist, dass wir uns selbst lieben. Vor allem sind wir es verdammt nochmal niemandem schuldig, schön zu sein.

Der Schriftsteller Neale Donald Walsch schreibt: „Solange du dir darüber Sorgen machst, was andere von dir denken, gehörst du ihnen. Nur wenn du keine Zustimmung von außen brauchst, kannst du dir selbst gehören.“ 6

Wir wünschen dir viel Spaß bei der Lektüre von Pretty Happy und hoffen, dass du etwas daraus für dich mitnimmst. Vor allem aber wünschen wir uns, dass du groß träumst! Jeden einzelnen Tag deines Lebens.

Sollte dich die Größe deiner Träume zurückschrecken lassen, bist du auf dem richtigen Weg! Glück entsteht oft durch Tun. Durch Bildung. Und den Glauben an dich selbst. Die Chancen dafür musst du dir selbst erkämpfen.

Im Privaten und Beruflichen gilt stets: Glück wird aus Mut gemacht. Lege den Fokus weniger auf dein Äußeres, lasse dich nicht von den anderen auf deine Optik reduzieren, stehe mehr zu dir selbst und denke immer daran: Deine Individualität ist deine Perfektion.

Feiere deine Einzigartigkeit! Begebe dich auf die Suche nach Dingen, die dich wirklich glücklich machen. Umgebe dich mit Menschen, die, anstatt dich äußerlich zu bewerten, dich fördern und vor allem deiner Seele guttun.

Deine Nena & Vivien

Pretty Happy

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