Читать книгу Heiße Geschichten über Frauen, die schwanger werden wollen - Nico . - Страница 23
1. Der Mensch denkt und Gott lenkt
ОглавлениеDie Väter kannten sich von Kindheit an. Schon alle zurückliegenden Generationen wirtschafteten immer in bestem nachbarlichem und freundschaftlichem Einvernehmen. Für eine Verbandelung auf Familienebene hatte es nie gereicht. Da waren den Couvillies die Bernotes dann letztlich vielleicht doch zu klein oder die Mädchen der Bernotes hatten sich eben anderweitig verliebt. Frauen, die auf dem Gut der Couvillies das Szepter übernahmen, mussten welche sein, die Geld und Vermögen mit in die Familie brachten, und möglichst dazu noch große Weinanbauflächen im Rhonetal. So war es – allerdings eher zufällig – auch bei der Mutter der drei Schwestern. Die stammte aus der Gegend von Aix-en-Provence in der Provence. Bei seinem Einsatz für die ‚Le Mouvement de Résistance’ (Französische Widerstandsbewegung im 2. Weltkrieg), hatte er sie kennen gelernt.
Allen war klar, dass auf beiden Weingütern endlich ein Hoferbe her musste. Die Eltern beider Familien drängelten immer wieder. Bei den Couvillies dachten die drei Schwestern Suzanne, Giselle und Chantall und bei den Bernotes die Brüder Jean und Francoise allerdings nicht im Traum daran, ihre Bemühungen um eine feste Partnerschaft zu verstärken; sich eines Instituts zu bedienen oder gar den Verkuppelungsbemühungen der Eltern nachzugeben, lehnten sie kategorisch alle ab.
Die Brüder dachten, dass sie für eine Ehe noch viel zu jung waren und eine Bindung an eine einzige Frau bei der Vielzahl der schönen Mädchen sowieso unmöglich, auf jeden Fall noch nicht sinnvoll war. Immer wieder hatten sie Beziehungen. Wegen ihres typisch französischen Aussehens, Charme und ihrer Art waren sie sogar sehr begehrte Junggesellen. Sie waren weltoffen. Beide hatten sie in anderen Weinanbaugebieten Frankreichs Erfahrungen gesammelt. Francoise hatte zudem auch im Ausland auf mehreren Weingütern gelernt. Und zu den Ärmsten der Gegend gehörten sie auch nicht gerade.
Pierre Couvillies, der Vater der Schwestern, der mit Charles Bernote, dem Vater der Brüder, nach einer Versammlung der Genossenschaft noch lange beisammen saß, hatte wieder einmal die Sprache auf das Thema ‚Hoferbe und Enkelkinder’ gebracht. Von seinem alten Freund wollte er wissen, wie es dazu bei ihm aussah. Der meinte nur „Unverändert, Pierre, wie bei dir, leider. Die beiden wollen sich nicht binden. Sie meinen, bis jetzt war noch nicht die Richtige dabei. Und wahrscheinlich gibt es die auch gar nicht, es sei denn, sie wird genau nach ihren Wünschen angefertigt, vom Bäcker gebacken. Die lassen sich da auch nicht das Geringste dreinreden. Mein Gott, dabei gäbe es so hübsche Mädchen rundherum und vor allem ja bei dir auf dem Gut … gleich drei so hübsche Evas … Ich verstehe das einfach nicht!“
Beide stellten sie zum tausendsten Mal fest, dass es das Idealste wäre, wenn Charles Söhne des Pierre Töchter heiraten, oder zumindest einer von Charles Söhnen mit einer der Töchter des Pierre ein Paar würde. Damit verbanden sie immer schon den Gedanken, dass ihre beiden Güter zusammen kämen, noch stärker würden und sehr viel besser bestehen könnten. Schon in jungen Jahren hatten die beiden unzertrennlichen Freunde, die schon zusammen waren, seit sie denken konnten, immer wieder von ihrem Traum gesprochen. Ihre Kinder sollten einmal die beiden Familien fest zusammenschweißen, und in einer großen Familie vereinen.
Die beiden Brüder und die drei Schwestern kannten sich nur von sehr kurzen Begegnungen her, die in der Kindheit und Jugendzeit lagen. Für ein näheres Kennenlernen gab es in den letzten zwei Jahrzehnten nie einen Anlass, weil nur die Väter bis in die Zeit der geschilderten Ereignisse in den Weinbergen anschafften und als Eigentümer auftraten.
Die Brüder und die Schwestern waren fast eine unterschiedliche Generation. Francoise und Jean waren 30 bzw. 32 Jahre alt. Chantall war 38 und die Zwillingsschwestern Giselle und Suzanne waren bereits 39. Dieser Altersunterschied war beträchtlich. Die Schwestern sahen allerdings sehr viel jünger aus. Weder in den örtlichen Schulen noch im privaten Bereich gab es Berührungspunkte. Ihre Güter lagen zwar nur wenige Kilometer auseinander. Man half sich in Notfällen sofort und die Anbauflächen grenzten sogar über weite Strecken aneinander. Die jungen Leute liefen sich aber einfach nie über den Weg. Zudem waren sie alle über mehr oder weniger lange Zeiten nicht zu Hause, weil sie eine Lehre absolvierten, studierten oder in anderen Anbaugebieten ihren Horizont erweiterten. Der Umstand, dass die Couvillies den Sitz ihres großen Verwaltungsgebäudes in Avignon und die Bernotes auf ihrem Weingut hatten, begünstigte die Entwicklung aneinander vorbei. Die Couvillies besaßen auch in anderen französischen Anbaugebieten große Flächen, Industriebeteiligungen, Immobilien und Vieles mehr. Es war ein regelrechter großer Konzern, zu dem zahlreiche Firmen, stille Teilhaberschaften und Aktienmehrheiten quer durch Frankreich gehörten. Überdies gehörten sie zu unterschiedlichen Gemeinden.
Das große Weingut der Couvillies lag inmitten eines Tales und bestand aus einem alten, schlossähnlichen Haupthaus und zahlreichen nahe gelegenen altehrwürdigen Gebäuden, die für den Weinanbau benötigt wurden, Labors und die örtliche Verwaltung enthielten. Etwas abseits waren die Wohnhäuser von Bediensteten. Die meisten waren schon viele Jahre auf dem Weingut. Nicht wenige arbeiteten zum Teil schon in der dritten und vierten Generation für die Couvillies. Auch die Verarbeitung der Trauben erfolgte ehedem auf den Gütern. Das rentierte sich schon lange nicht mehr. Sie wurden zur eigenen großen Firma abtransportiert. Das erheblich kleinere Weingut der Bernotes lag am Rande eines Dorfes auf der anderen Seite des Höhenzuges.
Lediglich Pierre Couvillies und Charles Bernote besuchten sich mit ihren Frauen gelegentlich, oder trafen sich bei gemeinsamen Freunden. Die Planungen der Väter, die sie natürlich auch noch weiter gesponnen hatten, waren auf jeden Fall überflüssig wie ein Kropf. Das Schicksal hatte dazu längst die Regie übernommen und die Fäden so gesponnen, dass sich alle fünf Kinder schließlich in einem dichten Netz verfingen und nie mehr davon loskommen konnten und wollten. Die Wege der Brüder und Schwestern kreuzten sich ohne jegliche Planung oder Absicht kurz nach einander. Der Zufall, oder, je nach Betrachtungsweise, die Vorsehung, führte sie immer wieder zusammen, bis sie schließlich endgültig zu einander fanden.