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2. Zusammenstöße

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Francoise und Chantall machten den Anfang. Francoise hatte es furchtbar eilig. Er wollte aus dem Weg zum Weingut auf die Hauptstraße einbiegen und übersah Chantall, die auf der Vorfahrtsstraße nach Avignon unterwegs war. Chantall musste ihm ausweichen, schleuderte und wäre beinahe in einer Wiese gelandet.

Francoise sprang aus seinem Auto, lief zum Auto Chantalls, riss die Türe auf und rief „Verzeihen sie … Madame … ist ihnen etwas passiert …?“

Chantall saß lachend im Auto „Nein, O Gott, mein Junge, wo hast du denn das Autofahren gelernt? Du solltest dir eine Brille zulegen, mein Lieber …!“

„Tut mir leid, ich habe sie übersehen, weil ich durch die Radler neben mir abgelenkt war …!“

„O.K., ist ja nichts passiert, nur Fahrstunden würde ich trotzdem noch mal nehmen. Da sind Lücken, ganz offensichtlich, Monsieur. Ich muss weiter, also … au Revoir … und schön üben … üben …!“ Damit war die kurze Episode auch schon wieder beendet. Sie fuhr mit ihrem kleinen Renault vom Randstreifen, auf dem sie gelandet war, und rauschte ab in Richtung Avignon.

Francoise sah ihr mit offenem Mund nach. Der Schreck über den Unfall, den er beinahe verursacht hatte, saß ihm noch etwas in den Gliedern. Das Ganze hätte auch ziemlich böse ausgehen können, wenn die Frau nicht so perfekt reagiert hätte. Auch den sekundenlangen Anblick dieser Frau und ihre Stimme hatte er genau gespeichert. Er fragte sich „Was war das denn für ein heißer Feger … ein richtig süßer, schwarzer Teufel … eine Rassestute … und wie sie gelacht hat … Ich liebe Frauen mit schwarzem Pagenkopf mit Innenrolle und schön properen Formen … Brrrr … das geht einem ja richtig durch Mark und Bein, so schön ist das. Und ihre großen, dunklen Augen. Sie hat nur süß gelacht, hat mich nicht beschimpft, kein böses Wort, obwohl sie gute Gründe dafür gehabt hätte. Jede andere wäre wahrscheinlich ausgeflippt, die nicht. Frech ist sie auch ein bisschen, sehr lieb-süß-frech. Sagt doch glatt ‚Mein Junge’, behandelt mich wie einen dummen Jungen. Frechheit! Das klang richtig süß … so süß … ja … fast liebevoll … freundschaftlich, wie sie es grinsend gesagt hat. Dabei ist sie bestimmt in meinem Alter. Wo ich das Fahren gelernt hab? Und ich soll noch Fahrstunden nehmen … so eine kleine, freche Göre …!“, dachte er. „Sie hat ja recht. Das hätte für beide ganz schön dumm ausgehen können, wenn sie mir mit ihrem Hustenbonbon in die Seite gerauscht wäre. Wie konnte ich den Wagen nur übersehen. Genau, ich bin von der Sonne geblendet gewesen und dazu die blöden Radler. Moment, die könnte auch hier aus der Gegend sein. Das Kennzeichen war von Avignon. Gesehen hab ich sie aber noch nie. So hübsch und attraktiv, wie sie ist. Da wäre sie mir bestimmt sofort aufgefallen...!“

Auch Chantall war der sympathische Mann ins Auge gestochen. Sehr genau registrierte sie, dass er keinen Ring trug. Sie dachte „Hübscher Bengel … meine Kragenweite … aber … leider, leider … viel zu jung. Er ist sicher ein Besucher oder erst kurz hier. Gesehen hab ich ihn noch nie. Dabei möchte ich doch so einen Jungen. Obwohl, Giselle hat erst einen rausgeworfen, der 10 Jahre jünger war. Der hat nur bei anderen Weibern rumgehurt. Es ist doch immer wieder das Gleiche. Die mir gefallen würden, sind zu jung und denen ich gefallen würde, die sind mir zu alt. Was soll ich denn mit einem 45-jährigen, der möglichst noch geschieden ist, erwachsene Kinder hat und faul auf der Couch liegt. Außerdem sind die Brauchbaren sowieso alle längst in festen Händen oder heiratsunwillige, fanatische Single. Ich will eigene Kinder. Den Mann dazu brauche ich nicht. Das sind doch alles nur geile Schweine, die mich zwischen den Beinen malträtieren, an mein Geld wollen. Zeit und Nerven kosten sie, und wollen mir als Frau nichts geben, ja, bestenfalls die ersten vier Wochen. Danach ist wieder Schluss mit Zärtlichkeiten und inniger Liebe, Streicheleinheiten, wie sie jede Frau immer braucht. Wenn ich sie erst anmahnen muss, sind sie geschenkt. Ich träume von einem starken Mann, der jung ist, und zu dem ich aufsehen kann, der einfach nur lieb zu mir ist und mich zur rechten Zeit an der Hand nimmt, und bedingungslos treu und ehrlich mit mir gemeinsam das Leben meistert. Chantall, was soll es, einen solchen Kerl gibt es nur leider nicht …!“

Das nächste Zusammentreffen der beiden war ebenfalls rein zufällig. Chantall sah Francoise Auto vor dem Firmengebäude auf einem Parkplatz, der für die Couvillies reserviert war, stehen. Sofort hatte sie Francoise Auto wieder erkannt. Ein paar Sekunden ärgerte sie sich etwas, weil ihr der freche Kerl schon wieder in die Quere kam. Weil es eilte, stellt sie sich einfach dahinter und sperrt ihn ein, weil sie sonst keinen freien Platz fand.

Als sie in ihrem Büro war, bekam sie doch ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn einfach eingesperrt hatte und beobachtete sein Auto vom Fenster aus. Bei dem Beinaheunfall ging alles so schnell, da hatte sie ihn nur für Sekunden von der Seite etwas gesehen. Als sie ihn jetzt von ihrem Büro aus in voller Lebensgröße sah, wie er da auf sein Auto zuging, sich sichtlich über das Auto hinter seinem ärgerte, war ihre erste Schlussfolgerung „Gefällt mir, sieht gut aus, scheint wirklich ein netter Kerl zu sein. Was er wohl hier sucht?“ Schnell öffnete sie das Fenster und rief ihm zu, dass sie gleich wegfuhr. Als sie auf dem Weg zu ihrem Auto bei ihm vorbeikam, lachte sie „O Monsieur, haben sie ein Problem? Das tut mir aber leid … hab ich wirklich nicht mit Absicht gemacht …!“ Er lachte auch „Nein, nein, ich hab Zeit … schauen sie mal, Madame, man darf nur zwischen den weißen Strichen parken, das nennt man Parkplatz. Wenn man sich nämlich hinter ein Auto stellt, sperrt man das Auto ein, und der arme Mensch kann nicht mehr wegfahren, so wie ich jetzt. Müssen sie noch lernen. Wissen sie, was sie sind, Madame …?“

Francoise, der sie bisher nur im Auto sitzen sah, erkannte sie jetzt in voller Lebensgröße nicht wieder. Außerdem fuhr sie mit dem Auto ihrer Schwester. Für Sekunden dachte er, dass er sie schon einmal irgendwo gesehen hatte, stellte aber den Zusammenhang nicht her.

Chantall gab ihm lachend zur Antwort „Nein, weiß ich nicht, aber sie sagen es mir jetzt bestimmt gleich?“

„Ein … ein … eine verdammt hübsche Frau sind sie!“ lachte er. Während Chantall grinsend die Autotüre aufschloss und sekundenlang ihn so richtig herausfordernd ansah, rief sie „O, Luder, jaaa, das hätte mir auch sehr gefallen, Mo Cheri …!“ Francoise war sprachlos. Genau das Wörtchen ‚Luder’ wollte er ursprünglich sagen. Seine Gedanken arbeiteten „Mädchen, du bist nicht nur ein Luder, du bist das geilste Weib, das mir jemals begegnet ist …!“ Sie unentwegt ansehend dachte er „Das hat die doch mit Absicht gemacht, mich hier eingesperrt. 50 Meter weiter sind etliche Parkplätze nämlich frei. Ein tolles Weib, wie sie mit ihren hohen, properen Hüften wackelt und die Haare so keck nach hinten streift. Und wie ihre großen, dunklen Augen lachend mich angeblitzt haben, wie sie kurz die Sonnenbrille abnahm. Da hat es mir gleich einen Stich verpasst. Ihre Blicke gingen durch Mark und Bein. Das Weib hat so einen richtig geilen Blick. Wenn die dich ansieht, spürst du es zwischen den Beinen. Dieses Kaliber ist nur leider für mich unerreichbar, viel zu hübsch. Die weiß ganz genau, was sie will. Und mich will die ganz bestimmt nicht. Solche Frauen sind längst in festen Händen.“

Chantall hatte ähnliche Gedanken „Hübscher Junge … er wurde ja richtig rot, wie ich ihn angesprochen hab. Ein bisschen jung … aber soooo nett … und so groß und stark … Der könnte mir gefallen … ein süßer Bengel … richtig süß …!“

Sechs Wochen später führte sie der Zufall erneut zusammen. Es war bei einer wichtigen Zusammenkunft der großen Weinhersteller in Marseille. Vertreter aus allen Anbaugebieten Frankreichs, aus Roussilon, dem Rhonetal, der Provence, Armagnac und Bordeaux waren dort vertreten. Sogar aus der Campagne, den Gegenden Cognac, Burgund, dem Elsass, Calvados, dem Loiretal und aus kleineren Anbaugebieten nahmen an der 4-tägigen Tagung teil. Tagungsort war ein Hotel direkt am Meer weit außerhalb der großen Stadt.

Chantall zog es sofort nach der Ankunft am frühen Nachmittag zur überdachten Poollandschaft auf dem Hoteldach. Sie freute sich auf vier erholsame Tage. An Fachvorträgen und Diskussionsforen wollte sie erst an den folgenden beiden Tagen teilnehmen. Jetzt war auf jeden Fall zuerst einmal Faulenzen angesagt. Dort passierte jetzt auch die nächste Karambolage.

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