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WO KOMMT DAS KIND ZUR WELT?

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Wir kennen den Disput zwischen Müttern, die ihre Kinder zu Hause bekommen, und solchen, die das Krankenhaus vorziehen. Dabei kann man die Fakten in einem Satz zusammenfassen: Es gibt in Deutschland keine klare Empfehlung für Nicht-Risiko-Schwangere, wo sie hingehen sollten. Man kann an beiden Orten eine gute, sichere Geburt erleben. Das heißt in Deutschland aber vor allem, dass der Vorwurf »Was? Zu Hause? Seid ihr verrückt?« nur von Zeitgenossen kommen kann, die die Fakten nicht kennen. Im Gegenteil: Im Krankenhaus ist die Wahrscheinlichkeit für Interventionen größer, die zu »unnötigen Komplikationen« führen können – so die Cochrane-Autoren Ole Olsen und Jette A. Clausen –, und zwar nicht aus medizinischen Gründen, sondern aus »Ungeduld«, zum Beispiel weil der Kreißsaal frei werden muss, die Schicht zu Ende ist oder das Personal zu viele Geburten gleichzeitig betreuen muss – und weil die Technik halt da sei.63 Die angespannte Situation in der Schwangerenversorgung, die oben erwähnt wurde, tut ihr Übriges dazu.

Eine Geburt wird dann als befriedigend empfunden, wenn die Mutter das Gefühl hat, selbstbestimmt geboren zu haben.

Es gibt viele mögliche Geburtsorte und Wege, aber über eines sind sich alle Studien einig: Eine Geburt wird dann als befriedigend empfunden, wenn die Mutter das Gefühl hat, selbstbestimmt geboren zu haben – und dazu können auch viele Untersuchungen gehören. Ob das im Krankenhaus oder zu Hause, im Geburtshaus, mit viel Hilfe oder einer Hebamme, die die Frau eher in Ruhe gelassen hat, war, ist dabei nachrangig.

Wichtig ist eine Eins-zu-eins-Betreuung in einem Umfeld, das die Selbstbestimmung der gebärenden Frau sichern kann. Denn jede Frau reagiert anders auf Stress – und wie sie auf Stress reagiert, hat einen großen Einfluss auf ihre Bedürfnisse auch unter der Geburt. Wie sie mit ihrem Partner zusammenarbeiten kann, zeigt sich oft in Stresssituationen; und ob er dabei sein sollte oder nicht, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Aber dass sie auf ihre persönliche Art und Weise gebären kann (und das kann auch heißen, einen Kaiserschnitt durchführen zu lassen), ist enorm wichtig dafür, wie sich die Frau mit diesem »einschneidenden« Ereignis in ihrem Leben fühlt und wie sich die Beziehung zu ihrem Kind entwickeln kann. Eltern sollten sich also gut über den Geburtsort informieren, sich darüber im Klaren sein, was sie selbst brauchen und wo sie dies bekommen können. Viele »Routine«-Praktiken wie Zeitdruck in der Eröffnungsphase, das ständige Tasten des Muttermundes während der Geburt oder schnelles Abnabeln des Neugeborenen stören die Intimsphäre der Gebärenden, sind unnötig oder sogar schädlich und brauchen von niemandem akzeptiert zu werden.

Um ihrer Familie einen gesunden Start zu ermöglichen, müssen Eltern ihre Bedürfnisse kennen und gegebenenfalls in einem überlasteten, auf Sicherheit und Routine aufgebauten Gesundheitssystem durchsetzen.

Der Elternkompass

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