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13 Der Europäische Dachs Baudynast mit sozialer Ader
ОглавлениеWissenschaftlich | Häufigkeit | Lieblingsort |
Meles meles | Dachsbaue |
Knapp einen Meter misst er vom Kopf bis zur Schwanzspitze – damit ist der Dachs etwa so groß wie ein Fuchs, watschelt jedoch mit weitaus mehr Masse umher. Maximal zwanzig Kilo bringt das Tier auf die Waage, während Füchse nur rund sieben Kilo erreichen.
Hauptsächlich verputzt der Dachs Regenwürmer und ab und zu Insekten. Seine Baue sind größer als die des Fuchses, in etwa fünf Metern Tiefe liegt der Wohnkessel. Meister Grimbart bevorzugt ein behagliches Interieur, statt Billy-Regal setzt er auf Laub, Moos oder Farnkraut.
Die Baue sind Generationenprojekte, teilweise jahrzehntelang in Betrieb, und erreichen unglaubliche Ausmaße. So fanden Forscher in England ein Dachsdomizil mit unfassbaren 178 Eingängen und fünfzig Kammern, die durch ein Tunnelsystem von insgesamt 879 Metern Gesamtlänge miteinander verbunden waren. Oft quartieren sich auch Füchse als Untermieter in den mehrstöckigen Bauen ein und werden von den Dachsen toleriert.
Dachse sind nicht nur sozial veranlagt, sondern auch sehr hygienisch. Für ihre Hinterlassenschaften werden extra kleine Erdlöcher außerhalb des Baus gegraben. Ansonsten sind die Tiere sehr scheu und dämmerungsaktiv; in Städten kann man sie mit viel Glück in Parks oder Wäldchen beobachten.
Wie fast alle Stadttiere schätzen auch Dachse unsere Abfälle. So streifte im April 2012 ein Graubart tagelang durch eine Wohnanlage in Berlin-Charlottenburg. Findig durchwühlte das Tier Lichtschächte, Mülleimer und Gärten. Einige Bewohner trauten sich nicht mehr aus ihren Wohnungen – Gefahr bestand jedoch keine, Dachse greifen nur an, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen.
Im März 2016 sorgte ein Dachs dafür, dass ein Flugzeug der britischen Fluggesellschaft Flybe eine Ehrenrunde drehen musste. In einer Höhe von nur neunzig Metern brach der tierliebe Pilot die Landung ab, da er auf der Piste des Flughafens Newquay einen Dachs erspäht hatte.
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