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Erste Erfolge

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Zu Beginn führte die Mont Pèlerin Society ein Schattendasein. Selbst Hayek wurde in Fachkreisen in den 1950er- und 1960er-Jahren im wissenschaftlichen Diskurs kaum wahrgenommen. Ihren ersten großen Erfolg erzielten die Marktliberalen 1949 in Deutschland, als trotz einer antikapitalistischen Grundstimmung und einer starken Sozialdemokratie in der ersten Regierung Adenauer der Konservative Ludwig Erhard, Mitglied der Mont Pèlerin Society, den Wirtschaftsminister stellte. Aus dieser neuen Machtposition gelang es wissenschaftsintern und in der Öffentlichkeit – auch mit Unterstützung der Neuen Zürcher Zeitung (unter dem liberalen Politiker und langjährigen Chefredakteur Willy Bretscher) und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (unter Erich Welter, der Mitbegründer und langjährige Herausgeber der Zeitung war auch Mitglied der MPS) – nach und nach, die Keynesianer zurückzudrängen.

Ein anderer wichtiger Erfolg des marktfundamentalen Netzwerks in seiner Frühzeit war sein Beitrag, das nach dem Zweiten Weltkrieg implementierte System von Bretton Woods zu Fall zu bringen. Wie eine neue globale wirtschaftliche Ordnung aussehen sollte, wurde bei den Tagungen der Mont Pèlerin Society intensiv diskutiert: Die zentrale Frage war, wie und wodurch das System von Bretton Woods verändert werden sollte. Hier setzten sich nach heftigen internen Debatten die Mitglieder der Chicagoer Schule um Milton Friedman durch. Sie plädierten für ein System flexibler Wechselkurse, mit dem Kanada bereits ab 1950 (auch auf Anraten von Friedman) begonnen hatte.18 Damit sollten vor allem Kapitalverkehrskontrollen, zum Beispiel das Verbot, Devisen ohne Kontrolle von einem Land an das andere zu transferieren, unmöglich gemacht werden. Friedman sah Währungen als ein Gut wie jedes andere an. Sie sollten »frei« im Sinn des Marktbegriffes werden: als »Wechselkurse, die unbehindert in einem offenen Markt durch vornehmlich private Transaktionen bestimmt werden und die wie andere Marktpreise von Tag zu Tag variieren«.19

Mit diesem Ziel unternahmen Ökonominnen und Ökonomen aus der Mont Pèlerin Society (die als Gruppe unerkannt nach außen agierte) zahlreiche Aktivitäten, um Ökonominnen und Ökonomen, Politikerinnen und Politiker sowie Bankerinnen und Banker, auch von den Zentralbanken, von der Schädlichkeit fixer Wechselkurse zu überzeugen. Entscheidend für diesen weitgehend unbekannten Vorgang waren mehrere dutzend Konferenzen in den 1960er-Jahren. Hier konnten die Vertreterinnen und Vertreter der Mont Pèlerin Society – obwohl sie nicht die Mehrheit stellten – als Initiatorinnen und Initatoren, als Organisatorinnen und Organisatoren sowie in ihren Reden die Inhalte prägen. Die keynesianisch orientierte Mehrheit auf diesen Konferenzen war hingegen organisatorisch nicht vernetzt und verlor dadurch die Themenführerschaft.20

Diese Gedanken konnten dann in einem nächsten Schritt politisch umgesetzt werden. So gelang es Mitgliedern der MPS, in der Administration von Richard Nixon, der von 1969 bis 1974 US-Präsident war, Gehör zu finden und gegen das System von Bretton Woods Stimmung zu machen. Gründe dafür gab es genug, denn spätestens Ende der 1960er-Jahre waren die ursprünglichen Regeln weitgehend dysfunktional geworden.21 So war die Goldbindung des US-Dollars nur noch eine Fiktion, London erlaubte mit dem Eurodollarmarkt einen unregulierten Dollarhandel in Europa, auch mit eigenen Wertpapieren,22 und 1970 wurden (nach Zwischenschritten) von den USA, von Kanada, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz die Kapitalverkehrskontrollen endgültig aufgegeben.

In der ursprünglichen Logik der Gründung des Systems von Bretton Woods als einer politischen Initiative vieler Länder hätte man eine Nachfolgekonferenz einberufen können, um das System für die geänderten Umstände zu reformieren. Aber dazu fehlten der politische Wille und auch die Unterstützung aus den Kreisen der Wirtschaftswissenschaft. Der Neoliberalismus war hier schon zu mächtig geworden. Nixon beendete schließlich (auch unter Einwirkung von Milton Friedman) das System von Bretton Woods abrupt und einseitig.

Die Folge waren in den 1970er-Jahren eine Abwertung des Dollars, zwei Ölpreiskrisen, hohe Inflationsraten (zuerst als importierte Inflation, dann via Lohnerhöhungen durch starke Gewerkschaften) und Wirtschaftskrisen – man kann auch für viele Länder von einer strukturellen Krise des Wirtschaftssystems sprechen. Damit ging in vielen reichen westlichen Ländern ein Vierteljahrhundert beinahe ungebrochenen Wirtschaftswachstums zu Ende. Neoliberale Ökonominnen und Ökonomen konnten für diese neuen Entwicklungen (die sie durchaus mitverursacht hatten, zum Beispiel durch ihre Beträge zum Abbau des Systems von Bretton Woods) erfolgreich den Keynesianismus und seine Wirtschaftspolitik zum Schuldigen machen. Immer mehr galt eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik nach Keynes als überholt und eine angebotsorientierte, vor allem in der Version der Chicagoer-Schule, als modern und zukunftsweisend. Aber der damit einhergehende Wechsel im Konzept der Politik blieb unbeachtet – er entfaltete erst später seine Wirkung.

Wir wollen unsere Zukunft zurück!

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