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Kapitel zehn.

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In den nächsten Tagen hatte sich die Situation komplett geändert. Floyd war nun derjenige, der den alten Mann pflegte. Er brachte ihm sowohl Essen als auch Wasser ans Bett und füllte es immer wieder auf. Doch der alte Mann aß sehr wenig. Deshalb wirkte er von Tag zu Tag schwächer. Floyd tastete des öfteren die Stirn des alten Mannes ab und soweit er es einschätzen konnte hatte der alte Mann hohes Fieber. Er ging für mehrere Tage nur selten aus dem Bett. Floyd wusste nicht wie er dem Mann helfen sollte. Er konnte keinen Arzt rufen, weil es kein Telefon gab. Er hatte das Haus nach Medikamenten abgesucht, aber keine gefunden. Er versuchte in den Büchern im Lesezimmer etwas nachzulesen, aber leider waren die meisten Bücher auf schwedisch und nur einige wenige auf englisch. In keinem der Bücher konnte er hilfreiche Informationen finden. Floyd hatte viel Zeit sich im Haus umzusehen. Es gab in dem Haus keinerlei Fotos und Dokumente von der Vergangenheit des alten Mannes. Aus diesem Grund war der alte Mann für Floyd noch immer sehr rätselhaft. Er hatte den alten Mann in den letzten Tagen in Ruhe gelassen und ihm keine weiteren Fragen gestellt. Den Großteil des Tages schlief er in seinem Bett. Floyds Familie hatte nie einen Bauernhof oder eine Farm. Aus diesem Grund wusste Floyd nicht sehr viel darüber wie man sich um die Tiere und die Pflanzen kümmert. Dennoch bemühte er darum dem alten Mann zu helfen und kümmerte sich so gut es ging um die Tiere und die Pflanzen. Er goss die Pflanzen in dem kleinen Gewächshaus und sorgte dafür, dass die Ziegen immer etwas zu essen hatten. Insgesamt drei Tage lang lag der alte Mann in seinem Bett. Am vierten Tag ging er jedoch bereits ganz normal im Haus herum. Floyd sprach ihn vorsichtig an: "Hatten Sie schon öfter Zwischenfälle, in denen Sie bewusstlos gewesen sind?" Der alte Mann holte seinen Notizblock heraus und schrieb: "Ja, ab und zu hatte ich diese Zwischenfälle. Ich bin schon alt. Ich bin bereits 81 Jahre alt. Aber nach einigen Tagen geht es mir meist wieder besser. Jetzt zumindest geht es mir wieder besser." Floyd bemühte sich den Mann ruhig anzureden, um ihn nicht zu überanstrengen: "Können Sie mir sagen, warum Sie hier alleine leben? Ich würde gerne etwas über ihre Vergangenheit erfahren."

Der alte Mann zögerte kurz und schrieb dann auf den Notizblock: "Ich möchte dir nichts weiter über mich erzählen. Ich habe meine Gründe, warum ich hier alleine lebe. Aber es bringt dir nichts, wenn ich dir mehr über mich erzähle. Bitte respektiere dies." Floyd sagte darauf: "Okay, ich versuche dies zu respektieren. Ich habe mich in den letzten Tagen um das Haus, ihre Pflanzen und die Tiere gekümmert. Ich hoffe ich habe nichts falsch gemacht." Der alte Mann erwiderte darauf auf dem Notizblock: "Vielen Dank, dass du dich um mich und das Haus gekümmert hast. Alles scheint in Ordnung zu sein. Dieses Mal war mein Zustand etwas schlimmer, es liegt wohl an der Situation, die mich zu sehr stresst. Aber jetzt geht es mir wieder gut." Floyd betrachte den alten Mann. Er hatte offensichtlich wieder mehr Energie und sah auch deutlich gesünder aus. Er lief im Haus umher wie zuvor. Dennoch war Floyd besorgt. Er erinnerte sich in diesem Moment an die Hühner im Flur. "Ich habe die Hühner im Flur gesehen. Warum haben Sie diese in Käfige unter Wanduhren gesetzt?" fragte Floyd neugierig. Der alte Mann lächelte leicht und schrieb auf den Block: "Am Anfang hat jede einzelne Wanduhr funktioniert und die korrekte Zeit angezeigt. Jetzt sind jedoch die Batterien leer. Ich wollte damit lediglich für mich zeigen, dass jedes Huhn eine begrenzte Lebenszeit hat. Es ist fast so als würden die Hühner verstehen, dass ihre Lebenszeit begrenzt ist, wenn ich sie in die Käfige bringe. Denn immer wenn ich sie in die Käfige unter den Uhren bringe werden sie seltsamerweise sehr ruhig. Aber allen geht es gut, ich lasse sie einzeln des öfteren raus. Ich esse kein Fleisch und gehe sehr behutsam mit ihnen um." Er ging in den Flur und öffnete einen der Käfige. Behutsam packte er das Huhn im Käfig. Als der alte Mann das Huhn aus dem Käfig nahm fing dieses sofort an laut zu gackern. Er brachte es vorsichtig nach draußen und Floyd folgte ihm. Draußen ließ der alte Mann das Huhn dann frei. Dieses lief laut gackernd umher und pickte dabei auf dem Boden herum. Der alte Mann zeigte Floyd wie er den Herd in der Küche benutzte. Zusammen mit Floyd briet er einige Spiegeleier und Kartoffeln. Floyd war überglücklich darüber nach mehreren Tagen eine vernünftige Mahlzeit zu sich nehmen zu können. Nach der Mahlzeit dankte Floyd dem alten Mann. Floyd fühlte sich nach der Mahlzeit deutlich gestärkt und stellte eine Frage an den alten Mann: "Haben Sie keine Familie oder Kinder? Fühlen Sie sich hier nicht manchmal einsam?" Der Mann starrte einige Minuten auf seinen Teller. Er schien dabei mit den Tränen zu kämpfen. Dann holte er den Notizblock heraus und schrieb: "Es würde mich nur traurig machen darüber mit dir zu reden, also bitte frag mich nicht nach meiner Familie. Ich habe beschlossen hier alleine zu leben und ich bleibe bei meiner Entscheidung. Natürlich fühle ich mich manchmal einsam. Ich habe zumindest die Tiere, die mir Gesellschaft leisten."

Danach stand er auf und rannte hastig in den Leseraum, wo die Bücher waren. Als er wieder in die Küche kam hatte er etwas in der Hand. Er legte es vor Floyd auf den Tisch. Floyd nahm es in die Hände und betrachte es eingehend. Es war ein Foto von dem Mann als er noch deutlich jünger war. Die Haare waren blond und kurz. Der Mann hatte ein breites Lächeln im Gesicht. Er stand in einem Wald und hatte sportliche Kleidung an. Im Hintergrund war ein See zu sehen. In seiner rechten Hand hielt der Mann einen großen Hecht in der Hand. Floyd konnte den Mann nur schwer wiedererkennen, denn er sah auf dem Foto sehr viel fröhlicher und vitaler aus. Floyd betrachtete das Foto gründlich und schaute dann den alten Mann an. Der Körper des alten Mannes war nun gebrechlich und dünn. Er hatte viele Falten im Gesicht und die Haare waren schneeweiß und dünn. Bisher hatte er den Mann noch nie lachen gesehen. Er hatte alle seine Fröhlichkeit verloren, die auf dem Foto noch deutlich zu erkennen war. Auf dem Foto schätzte Floyd den alten Mann vielleicht 20 Jahre alt. Floyd war neugierig und fragte den Mann deshalb: "Wie alt waren Sie auf dem Foto?" Der alte Mann schrieb auf den Block: "Ich war auf dem Foto 22 Jahre alt." Floyd blickte noch immer neugierig auf das Bild und sagte dann: "Wie ist es alt zu werden?" Der Mann starrte Floyd einige Sekunden an und schrieb dann etwas länger auf den Notizblock: "Vieles wird schwieriger mit dem Alter, manches aber auch leichter, weil du mehr Lebenserfahrung hast. Wichtige Menschen gehen aus deinem Leben. Dies ist für mich das Schwierigste. Mit dem Alter wirst du aber auch dankbarer für jeden einzelnen Tag, den du noch erleben darfst." Floyd blickte nochmals auf das Bild. Der Mann war auf dem Bild etwa so alt wie Floyd jetzt. Er hatte sich sehr verändert und es machte Floyd traurig, dass das Leben es mit dem Mann wohl nicht gut gemeint hatte.

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