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Slapstick in Deutschland

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Aber zurück in die frühe Stummfilmzeit und zurück nach Deutschland: Die deutschen Kinobesucher der Kaiserzeit waren sowohl mit dem europäischen als auch dem US-amerikanischen Slapstick vertraut. Mehrere hundert dieser Streifen prägten das Filmangebot der wilhelminischen Lichtspiel-Vorführungen. Einer der bekanntesten Komiker war aber 1914 vor Beginn des Ersten Weltkrieges noch nicht in die deutschen Kinos vorgedrungen, obwohl er sehr schnell zu einem internationalen Star geworden war: Charlie Chaplin. Demgegenüber konnten sich zum Beispiel André Deed, Moritz (Charles) Prince und Max Linder über große Popularität in Deutschland freuen. Der Verleih Pathé Frères verkaufte in Deutschland sogar Statuetten dieser Komiker (Anzeige in: Erste internationale Filmzeitung Nr. 16 vom 18. April 1914, S. 48). Das alles fand durch den Ersten Weltkrieg ein Ende. Plötzlich kam Linder aus dem feindlichen Frankreich. Aber auch andere Slapstickproduktionen aus dem Ausland wurden gedrosselt, ehe sich die Pforten der Filmeinfuhr 1916 fast vollständig schlossen. Unwichtige Güter, die nicht der Ernährung der Bevölkerung dienten, durften in den Notzeiten nicht mehr nach Deutschland eingeführt werden. Zu den unwichtigen Gütern gehörten Filme. Daher dauerte es über das Ende des Ersten Weltkrieges und den Zusammenbruch des Kaiserreichs hinaus bis in die Weimarer Republik 1921, dass 1921 US-Slapstickfilme mit Chaplin an der Spitze zu Lieblingen der deutschen Kinozuschauer wurden (Aping, Chaplin, S. 32, 80 ff.). In der Zeit danach gelangten gut 2 000 Slapstickstreifen (Ein- und Zweiakter) in die deutschen Lichtspielhäuser. Bis 1938 waren US-Tonfilme des Genres auch noch im Dritten Reich zu sehen.

Bis zum Anfang der 1990er-Jahre zeigten Slapstickserien im deutschen Fernsehen nicht nur die Filme selbst, sondern griffen auch auf ihre Präsentation in der Frühzeit des Films zurück. Dazu gehörten der Film-Erklärer und seine musikalische Unterstützung durch Kintopp-Pianisten und Steh-Geiger. Nach der Findungsphase von ES DARF GELACHT WERDEN (1961 bis 1965) nutzte Werner Schwier diese Atmosphäre in seiner Serie besonders konsequent. Ganz am Anfang der Geschichte der deutschen TV-Slapstickserien stand er indessen nicht. 1959 ging als erste Serie mit einem erheblichen Slapstickanteil das CINEMATOGRAPHEN-THEATER im Regionalprogramm des BR auf Sendung. Auch dort kommentierte ein Erklärer mit musikalischer Unterstützung. Über die Akteure und die Einzelheiten, wie die Serie präsentiert wurde, ist nichts bekannt. In der DDR kam jedenfalls bei Horst Kubes LACHPARADE und bei den britischen Serien MAD MOVIES und GOLDEN SILENTS mit Bob Monkhouse bzw. Michael Bentine als Erklärern das meiste aus der Konserve. Maarten van Rooijens Serie AUS ALT LACH NEU von 1980/81 war noch einmal eine Reprise. In der Tradition der Film-Erklärung mit musikalischer Untermalung stehen aber auch die mit Abstand meisten anderen deutschen Slapstickserien in Ost und West. Erklärer und Musiker waren aber nicht mehr zu sehen, sondern nur noch zu hören. Die ab den 1990er-Jahren von arte ausgestrahlten Serien verzichteten ganz auf einen Kommentar. Kurze Einführungen wurden nur vor den Streifen gesprochen.

Es darf gelacht werden Von Männern ohne Nerven und Vätern der Klamotte

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