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Empowerment – politisch buchstabiert

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Einen ersten Zugang gewinnen wir mit Blick auf das zentrale Begriffselement »power«. Ein Blick in das Wörterbuch zeigt, daß dieser Begriff zunächst einmal mit »politischer Macht« übersetzt werden kann. Der Begriff Empowerment thematisiert in diesem ersten Wortsinn die strukturell ungleiche Verteilung von politischer Macht und Einflußnahme. In politischer Definition bezeichnet Empowerment so einen konflikthaften Prozeß der Umverteilung von politischer Macht, in dessen Verlauf Menschen oder Gruppen von Menschen aus einer Position relativer Machtunterlegenheit austreten und sich ein Mehr an demokratischem Partizipationsvermögen und politischer Entscheidungsmacht aneignen. Diese Begrifflichkeit, die Empowerment explizit in politischen Kategorien buchstabiert, findet sich vor allem in Arbeitsansätzen und Projekten, die dem Kontext der Bürgerrechtsbewegung und anderer sozialer Emanzipationsbewegungen entstammen. Ihnen gemeinsam ist, daß sie in engagierter Parteilichkeit für eine »Bemächtigung der Ohnmächtigen« eintreten und damit die scheinbar unabänderlich festen Webmuster struktureller Macht in Unordnung bringen: radikal-politische Bewußtwerdungskampagnen durch Erziehungs- und Alphabetisierungsprogramme in der Dritten Welt; politische Gemeinwesenarbeit und »radical community organization«; feministische Bewegung; lokalpolitische Bürgerinitiativen und öffentlichkeitswirksame Kampagnen für die Beachtung der Interessen ethnischer und sozialer Minderheiten.

Empowerment hat »… zum Ziel, die Macht etwas gerechter zu verteilen – und das dort, wo es wichtig ist, nämlich im Hinblick auf die Selbstbestimmung und die Kontrolle der Menschen über das eigene Leben« (Berger/Neuhaus 1996, S. 164).

»Empowerment beschreibt ein Spektrum von politischen Aktivitäten, das vom individuellen Widerstand bis hin zu kollektiven politischen Widerstandsbewegungen reichen kann, die die basale Machtstruktur einer Gesellschaft zu verändern suchen. Eine solche Definition untersucht Empowerment als einen Prozeß, der auf der gesellschaftlichen Makroebene angesiedelt darauf ausgerichtet ist, die Strukturen und Verteilungen von Macht in einem spezifischen kulturellen Kontext zu verändern« (Browne 1995, S. 359).

»Im Brennpunkt der Empowerment-Praxis stehen die Erfahrungen von unterdrückten Gruppen, deren Mitglieder faktisch und psychologisch durch den Mangel an Zugang zu Macht und Ressourcen beeinträchtigt sind. Diese Perspektive fokussiert das Interesse auf das Verständnis, in welcher Weise Individuen die Erfahrung personaler Kontrolle und die Fähigkeit zur Einflußnahme auf das Verhalten anderer gewinnen, die schon vorhandenen Stärken von Personen oder Gemeinschaften erweitern und ein neues Gleichgewicht in der Verteilung von Ressourcen herstellen« … »Der Empowerment-Prozeß umfaßt eine kritische Revision der Einstellungen und Glaubensgrundsätze im Hinblick auf die eigene Person und die soziopolitische Umwelt, die Validierung der eigenen Lebenserfahrungen, den Zugewinn eines erweiterten Bestandes von Wissen und Fähigkeiten für kritische Reflexion und Aktion und das Eintreten für personalen und politischen Wandel« (Gutierrez 1994, S. 203 und 1998, S. 20).

»Empowerment ist ein Mehr-Ebenen-Konstrukt, in dessen Mittelpunkt jene Prozesse stehen, durch die Menschen Kontroll- und Bewältigungskompetenzen für ihr Leben im Kontext der gegebenen sozialen und politischen Umwelt gewinnen. Durch die Teilhabe am demokratischen Leben ihrer Gemeinde und im Wege ihres Eintretens für sozialen Wandel gewinnen sie die Erfahrung von Kontrolle und Gestaltungskraft in der Ausübung von politischer Macht« (Wallerstein 1992, S. 198).

Empowerment in der Sozialen Arbeit

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