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1 Begriffliche Annäherungen: Vier Zugänge zu einer Definition von Empowerment

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Empowerment (wörtlich übersetzt: »Selbstbefähigung«; »Selbstbemächtigung«, »Stärkung von Eigenmacht und Autonomie«) – dieser Begriff bezeichnet Entwicklungsprozesse in der Dimension der Zeit, in deren Verlauf Menschen die Kraft gewinnen, derer sie bedürfen, um ein nach eigenen Maßstäben buchstabiertes »besseres Leben« zu leben. Diese Begriffsübersetzung ist wohl der kleinste gemeinsame Nenner aller Verständigung über das Empowerment-Konzept. Und zugleich steckt in dieser Übersetzung der Kern aller Kontroversen, die mit diesem Konzept verbunden sind. Denn: Das, was am (vorläufigen) Endpunkt individueller und kollektiver Prozesse des Zugewinns von Macht und Lebensautonomie steht, das, was ein »Mehr an Lebenswert« konkret ausmacht, ist offen für widerstreitende Interpretationen und ideologische Rahmungen. Der Empowerment-Begriff ist so zunächst einmal eine offene normative Form. Er ist ein Begriffsregal, das mit unterschiedlichen Grundüberzeugungen, Werthaltungen und moralischen Positionen aufgefüllt werden kann. Zukunftsträume von einer radikalen Umverteilung der Macht lassen sich ebenso in dieses Begriffsregal stapeln wie auch rückwärtsgewandte Heilserwartungen, die auf die Rückkehr zu den Glücksversprechungen traditioneller Werte (Familie; Gemeinschaft; Religion; Nationalismus usw.) bauen. Ein Begriffsverständnis, das in der Empowerment-Praxis ein neues Experiment von partizipatorischer Demokratie sieht, hat hier ebenso Platz wie das Bild vom »schlanken Sozialstaat«, der Lebensrisiken reprivatisiert und sie in die Verantwortlichkeit subsidiärer kleiner Netze zurückverlagert. Und so beginnt alle Auseinandersetzung mit dem Empowerment-Konzept zunächst einmal im Streit: Ein allgemein akzeptierter Begriff von Empowerment, der sowohl den wissenschaftlichen Diskurs als auch die psychosoziale Praxis verbindlich anleiten könnte, existiert nicht.

Die Effekte dieser Bedeutungsoffenheit sind zwiespältig: Die beschriebene Unschärfe der Begriffskonturen ist auf der einen Seite ein verkaufsförderndes Plus. Der Empowerment-Begriff sichert sich mit dieser Offenheit Zustimmung und Gefolgschaft in höchst unterschiedlichen normativen Lagern. Moralunternehmer, die die Zielsetzungen der Empowerment-Arbeit – »Befreiung von Unterdrückung«, »Eroberung von Selbstbestimmung«, »Zugewinn von Eigenmacht« – in höchst divergenten normativen Kategorien verpacken, können sich so diesem Begriff anschließen. Hinzu kommt die Aura der Fortschrittlichkeit und der Zukunftsoffenheit, die sich mit dem Reden über »ein besseres Leben« verbindet. Beide Aspekte verleihen dem Empowerment-Begriff Attraktivität und populistischen Reiz – und so überrascht es nicht, daß dieser Begriff rasch einen festen Platz im modischen Fortschrittsjargon des wissenschaftlichen und berufspraktischen Redens gefunden hat. Die Unschärfe der Definitionsangebote belastet den aktuellen Empowerment-Diskurs auf der anderen Seite aber auch mit dem Malus vielfältiger Sprachprobleme und Fehldeutungen. Das Gespräch über Empowerment wird »in vielen Zungen« geführt, und die Verständigung auf gemeinsame Überzeugungen und Denkprämissen fällt oft schwer. Und mehr noch: Die Unbestimmtheit des Begriffs läßt das Empowerment-Konzept im Licht inhaltlicher Beliebigkeit erscheinen und steht einer notwendigen Präzisierung seines theoretischen Konstruktionsplanes und einer abgeleiteten psychosozialen Praxis im Wege. Vor aller inhaltlichen Auseinandersetzung mit diesem Konzept ist es daher notwendig, den Fokus des Empowerment-Begriffs zu präzisieren. Mit Blick auf die heute schon »klassischen« Beiträge zur Begrifflichkeit können wir hier vier Zugänge zu einer Definition von Empowerment unterscheiden:

Empowerment in der Sozialen Arbeit

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