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Kapitel 12

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Kleopatra erwartete uns bereits in dem großen Saal. So nannte ihn jedenfalls Arthur.

In Wirklichkeit war es ein großer, offener Raum mit zirka zehn mal zehn Metern Größe.

Er war mit modernen Büromöbeln ausgestattet und riesigen Fenstern die beinahe bis zur Decke ragten. In der Mitte dominierte ein großer Tisch den gesamten Raum.

Der Raum erinnerte mich an einen Konferenzraum. Jedenfalls hatte ich mir so immer einen Konferenzraum in einem großen Unternehmen vorgestellt.

Ich sah einen großen Fernseher in der einen Ecke und einen Beamer der von der Decke hing.

Kleopatra saß in einem golden-weißen Gewand an einem Ende des Tischs, und lächelte als sie uns sah.

“Tom, Arthur. Kommt ruhig näher” sagte sie und stand auf. “Setzt euch doch”

Sie wies auf zwei Stühle vor sich. Wir durchquerten den Raum und setzten uns.

“Hast du den ersten Schock verkraftet Tom?” fragte sie und ich sah in ihren Augen dass ihre Frage ehrlich gemeint war und nicht nur eine Floskel derer wir uns sonst so gerne bedienen.

Ich nickte. “Ich denke er hat es ganz gut aufgenommen” ergänzte Arthur. “Sogar besser als manch anderer” sagte er und deutete lächelnd in eine andere Ecke des Raums.

Erst jetzt wandte auch ich meinen Blick in diese Richtung und sah Cäsar in der Ecke sitzen.

Kleo und Arthur sahen meinen verwunderten Blick und sie kicherte leise wobei sich die Miene von Cäsar noch weiter verfinsterte.

“Julius hat das damals nicht so gut aufgenommen musst du wissen, Tom” sagte sie und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

“Er musste sein ganzes Kaiserreich zurücklassen als wir ihm damals die Chance boten” ergänzte Arthur, und wurde leicht wehmütig. Schließlich war auch er König gewesen. Und auch er hatte ein ganzes Königreich aufgegeben.

Für was auch immer.

“Aber Cäsar ist doch ermordet worden” sagte ich und drehte mich ruckartig zu ihm um.

“Oder etwa nicht?”

Cäsar blickte nun noch finsterer drein, und Kleo lachte nun etwas lauter.

“Ja das war echt ein genialer Einfall damals” prustete es nun aus ihr heraus.

“Wir haben seine Ermordung damals fingiert” sagte Arthur nüchtern. “Ansonsten wäre es doch aufgefallen wenn er einfach so verschwunden wäre”

“Ihr habt mich einfach gekidnappt, und mir mein Reich gestohlen” murrte Cäsar und stand nun von seinem Stuhl auf.

Mir fiel auf das sein Stuhl etwas anders war als der meine.

Der Stuhl auf dem ich saß war ein Stück moderne. Ein Möbelstück aus silbrigen Metall und schwarzem Netzstoff.

Cäsars Stuhl jedoch schien aus hartem Holz zu bestehen, das aufwendig verziert worden war. Das Sitzkissen war rot, und einzelne Strohhalme stachen daraus hervor. Alles in allem sah es nicht so bequem aus.

“Ist gut Julius. Es war auch deine Entscheidung gewesen” sagte Arthur. “Wir haben dich zu nichts gezwungen.”

Cäsar blickte missmutig Arthur an, und dann mich. Er schien noch etwas zu flüstern das sich wie “das glaubst du doch nicht wirklich” anhörte, aber dabei ließ er es bleiben.

Es entstand eine kurze Pause in der sich alle drei Erwachsenen böse anblickten, dann war es Arthur der das Schweigen unterbrach.

“Tom hat mir gerade erzählt wie er in die Falle gelockt wurde. Und ich gleich mit.”

“Das hätte jedem von uns passieren können” sagte Kleopatra nachsichtig um direkt von ihrem Mann unterbrochen zu werden.

“Nicht jedem wäre das passiert” sagte er und blickte mich erneut böse an. Zumindest dachte ich das damals.

“Er wurde von einer Sirene gerufen, vor der ich ihn gerade noch bewahren konnte” erzählte Arthur.

“Einer Sirene” fragte Cäsar und wirkte nun wirklich interessiert. “Eine Sirene ist äußert selten in der Geschichte, und schwer zu finden. Noch dazu sie so zu überreden für einen zu arbeiten” überlegte er und ging langsam neben uns auf und ab.

“Unser Gegner fährt schwere Geschütze auf um an Tom heran zu kommen” sagte Kleopatra ergänzend.

“Unser Feind hält den Jungen wohl für wichtiger als wir vorher angenommen haben” sagte Cäsar und bedachte mich erneut mit einem missbilligenden Blick.

“Das er Talent hat habe ich euch doch schon vorher gesagt” sagte Arthur.

Das war mir neu, dachte ich. Scheinbar war Arthur nicht nur beiläufig an meiner Schule gelandet.

“Halt Stopp mal bitte” sagte ich und unterbrach die Gedanken der anderen. “Eines muss ich jetzt erst mal wissen” sagte ich und wappnete mich gegen Widerworte.

“Wer hat was auf mich angesetzt? Und woher kennt ihr alle meinen Namen, wo ich euch doch gar nicht kenne. Mit Ausnahme von dir Arthur” sagte ich überlegte es mir aber direkt nochmal anders. “Wenn ich ehrlich bin kenne ich dich auch nicht. Zumindest nicht richtig.”

“Also zuerst einmal kennst du mich Tom” sagte Arthur. “Ich bin derselbe der ich immer war.”

Ich bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.

“Zum anderen Tom” führte Kleopatra ein “kennen wir dich schon seit Jahren.”

“Wir beobachten dich schon seit deiner Geburt” ergänzte Cäsar.

Mir fiel beinahe das Kinn zu Boden. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet.

“Ich kannte deinen Vater sehr gut” sagte Arthur und griff nach meiner Hand.

Ruckartig zog ich sie zurück.

“Was? Du kanntest meinen Vater?” fragte ich ihn verdutzt. Ich selber hatte meinen Vater nie kennen gelernt. Er war kurz nach meiner Geburt einfach abgehauen, und hatte mich und meine Mutter allein gelassen.

“Das ist aber schön dass du meinen Vater kanntest. Ich hatte nämlich nie die Gelegenheit dazu ihn kennen zu lernen” sagte ich wütend und stand ruckartig von meinem Stuhl auf. Die Lehne wippte leicht, und wäre beinahe nach hinten umgefallen, aber Cäsar erschien eine Sekunde später wie aus dem nichts und hielt den Stuhl mit einer Hand fest. Mit der anderen hantierte er an der Uhr an seinem Handgelenk herum.

“Ich mag es nicht wenn etwas kaputt geht” sagte er nachdem er alle Zeiger wieder umgestellt hatte.

Ich hatte gar nicht mitbekommen wie er plötzlich verschwunden war und hinter mir wieder aufgetaucht war.

“Wie? Wie? Wie hast du das gemacht?” fragte ich und starrte ihn verdutzt an.

Aber Cäsar lächelte nur und deutete auf seine Uhr. “Damit”

“Arthur” sagte ich, und wand mich hilfesuchend an meinen Freund.

“Ruhig Tom, ganz ruhig” sagte er beschwichtigend, “alles wird gut”

“Wie kannst du von einem auf den anderen Moment von hier nach dort?” fragte ich verwirrt und deutete auf die Stelle an der Cäsar noch eben gestanden hatte.

Dieser sah mich belustigt an, sagte aber nichts.

“Kannst du dich noch an den blauen Sand erinnern?” fragte mich Arthur.

Natürlich konnte ich, und das sagte ich ihm auch.

“Aber was hat das damit zu tun?” sagte ich.

“Eigentlich alles” antwortete Kleo an Arthurs Stelle.

Sie sah mich einen Moment lang an, dann zog sie die Kette mit ihrer eigenen Uhr über den Kopf hinweg aus.

“Kleopatra nicht” zischte Cäsar, aber sie würdigte ihn keines Blickes.

“Weißt du wie dieser blaue Sand heißt?” fragte sie nun und hielt mir ihre eigene Uhr hin.

“Ne, keine Ahnung. Blau-Sand?” riet ich, wobei ich die feinen Körner inmitten des Stundenglases genau betrachtete.

“Pah! Unwissender Knirps” sagte Cäsar spöttisch.

“Aber waren wir denn am Anfang so viel anders?” fragte Kleopatra ohne ihren Mann anzusehen. Dann wandte sie sich wieder an mich.

“Nein Tom. Dies hier, nennt man den Sand der Zeit. Hast du davon schon mal was gehört?” fragte sie mich.

“Sand der Zeit?” murmelte ich, und betrachtete die Uhr genauer. Ich lehnte mich vor, und sah auf die Millionen kleiner, bläulich schimmernden Sandkörner.

“Dies hier ist der Grund für das alles hier” ergänzte Kleopatra während sich mein Blick in den Tiefen der Sandkörner verlor.

“Aber wie?” setzte ich an, konnte aber keinen klaren Gedanken mehr formulieren.

“Genug jetzt davon” sagte Cäsar, und riss mich aus meiner Trance.

“Du willst wissen warum du hier bist?”

“Äh… ja genau. Und woher kennt ihr alle meinen Namen, und was hat mein Vater mit dem Ganzen zu tun?” fragte ich mich.

Nun das ich aus der Trance erwacht war, arbeitete mein Verstand wieder rational wie ein Uhrwerk.

Kleopatra nahm ihre Kette mit der Uhr wieder an sich, und hing sie sich wieder um den Hals.

Auch Cäsar rückte meinen Stuhl zurecht, und ging zurück an ihre Seite.

“Wir hier sind so etwas wie ein Geheimbund” begann Arthur, und machte eine kleine Pause um die Worte richtig wirken zu lassen.

“So etwas wie die Freimaurer, oder die Illuminati?” fragte ich aufgeregt.

“Nein, nein” sagte Cäsar und lehnte sich dann bedrohlich zu mir herunter.

“Uns gibt es wirklich” sagte er und lächelte, doch diese Lachen hatte nichts Fröhliches an sich.

Arthur sah Kleopatra und Cäsar nacheinander eindringlich an. Mir war es beinahe so als würde Arthur die beiden tadeln. Aber Kleopatra blickte nur nachsichtig drein.

Also wandte sich Arthur wieder an mich.

“Du bist eigentlich zu jung um Mitglied zu werden, aber die Umstände erfordern dies aktuell.

Unser Feind glaubt scheinbar dass du schon sehr bald eine Gefahr für ihn darstellen könntest.

Nicht nur, aber auch wegen den Dingen die dein Vater in deinem Alter schon erreicht hat, haben sie es auf dich abgesehen.”

Ich verstand nur Bahnhof. Natürlich verstand ich die Worte, aber der eigentliche Sinn dahinter erschloss sich mir nicht wirklich.

“Nochmal langsam” sagte ich. “Was für ein Geheimbund? Und was meinst du mit Feind?

Ich hab keine Feinde, zumindest denke ich das, und warum sollte es jemand überhaupt auf mich abgesehen haben? Falls ihr es vergessen habt, ich bin erst fünfzehn Jahre alt” echauffierte ich mich.

“Nein, das haben wir keineswegs vergessen” sagte Cäsar, “und wenn du mich fragst war es sowieso ein Fehler dich einzuweihen. Du weißt sowieso schon viel zu viel”

“Aber der Rat hat entschieden, und uns steht es nicht zu die Entscheidungen des Rats anzuzweifeln” sagte Kleopatra energisch. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich zwar ansah, aber eigentlich mit ihrem Mann, Caesar, sprach.

“Okay, dann nochmal langsam. Was für Fähigkeiten soll ich haben, und was noch wichtiger ist. Was hat mein Vater damit zu tun?” fragte ich, und blickte alle drei Personen der Reihe nach an.

“Eins nach dem anderen Tom” sagte Kleopatra und lächelte jetzt wieder.

“Erst einmal willkommen bei den Wächtern der Zeit” sagte Kleopatra und streckte mir ihre schlanke, kaffeebraune Hand hin.

Die Bewacher der Zeit

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