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Kapitel 5

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Wir gingen still schweigend in Richtung der kleinen Siedlung hinüber. Artur hielt sein weißes Pferd locker am Zügel, und es trottete gelangweilt hinter uns her.

Immer wieder sah ich mich ungläubig nach allen Seiten um.

Zuerst hatte ich seine Frage nicht richtig verstanden. Danach für einen Scherz gehalten.

Was sollte das bedeuten? Wann sind wir? zermartere ich mir mein Hirn.

Klar, die Gegend wisch stark von der Umgebung ab die ich eigentlich erwartete hatte, aber...

Innerlich weigerte sich ein Teil von mir die Frage zu verstehen, ja sogar die Frage nach der Frage zuzulassen.

Jener Teil meines Hirns, der Rational denkende Teil, glaubte nicht an so etwas wie Zeitreisen, oder was auch immer hier vor sich ging.

Andererseits waren die Anzeichen für eine deutliche Veränderung unübersehbar.

Die Landschaft, so grün und unverbraucht.

Kaum Spuren moderner Zivilisation, wenn man von den spärlichen Hütten mal absah.

Und dann war ja noch die Sache mit dem Drachen.

Wobei? überlegte ich. Der ist ja in meiner Schule aufgetaucht.

“Also?” fragte Arthur nach einer gefühlten Ewigkeit, während ich immer noch in Gedanken über die ganze Situation nachdachte.

“Also was?” fragte ich ihn zurück. Mir war seine anfängliche Frage mittlerweile schon ganz in Vergessenheit geraten.

“Hast du über die Frage nachgedacht?” sagte er und schenkte mir zugleich ein gütiges, ruhiges Lächeln.

Ich brauchte einen Moment bis ich sprach.

Später erzählte er mir mal dass man manchmal die Zahnräder in meinem Kopf klicken hören könnte.

“Ehrlich gesagt kommt mir hier einiges bekannt vor, aber…” sagte ich zaghaft, und blickte auf die Felder und Wiesen um uns herum.

“...um ehrlich zu sein, glaube ich nicht mehr das wir im Jahr 2019 sind” sagte ich ruhig.

Obwohl meine Worte im Kopf wenig Sinn ergaben spürte ich tief in mir drinnen eine Gewissheit.

“Da glaubst du schon mal richtig” gab Arthur zurück und lächelte mich aufmunternd an.

Wieder sah ich mich unsicher um.

“Das bedeutet aber jetzt…” sagte ich nachdenklich und sah ihn wieder fragend an.

Artur machte mit der freien Hand eine kreisende Bewegung die “nur weiter” zu bedeuten schien.

Wieder sah ich mich um.

Tja, was bedeutete es denn konkret?

Gab es Zeitreisen außerhalb der Comic und Fantasy Literatur? fragte meine innere Stimme.

Wenn man mich ein paar Minuten früher gefragt hätte, hätte ich jeden augenblicklich für Verrückt erklärt, aber…

“wir sind immer noch in unsere Stadt. Nur existiert sie noch nicht?” fragte ich unsicher.

Arthur lächelte nachsichtig.

“Na ja. Sie existiert schon” sagte er bedächtig und wies auf die kleine Hütten Ansammlung wenige Meter von uns entfernt.

“Nur nicht so wie du sie vielleicht kennst. Das dort vorne. Das ist sie” sagte er, dann korrigierte er sich noch einmal. “Na ja. Also das wird sie einmal werden.”

Mit weit offenen Augen sah ich ihn verwundert an.

Wir erreichten die ersten Hütten nur wenige Minuten später.

Fasziniert sah ich mir die aus einfachsten Steinen aufeinander gestapelten Häuser an.

Die Meisten Dächer waren mit Stroh bedeckt und Türen schienen auch nur die wenigsten zu besitzen.

Wir gingen die Hauptstraße, die nur aus fest gestampfter Erde bestand hinein und folgten ihr.

Je weiter wir in die Stadt, die später mal meine Heimatstadt werden sollte, vor drangen, umso mehr wurde mir bewusst dass wir wohl einen ganz schön großen Satz in der Zeit gemacht haben mussten.

Überall sah ich Menschen in abgetragenen Lumpen, und schmutzigen Gewändern.

Ich selbst kam mir in meiner Jeans, meinen Turnschuhen und dem Sweater seltsam unpassend vor.

“Bleib dicht bei mir Tom” sagte er und schob mich ein wenig hinter sich. Sein Helm und seine Rüstung verbargen mich beinahe komplett.

So abgeschirmt passierten wir die wenigen Häuser.

Arthur wollte nicht dass wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns lenkten.

Langsam stieg die Straße an, und ich begann leise zu keuchen.

Ich konnte mir nur ausmalen wie es für Arthur war, der noch so viel Metall zusätzlich an seinem Körper trug.

Aber er ging aufrecht wie eh und je den Weg entlang. Unser Ziel war eine kleine Festung auf einer Erhöhung.

In meiner Zeit waren von der Festung nur noch wenig mehr als ein paar Steine übrig geblieben.

Nicht viel mehr als eine oder eine halbe steinerne Wand. Doch hier, im jetzt, ragte die Festung wie ein Wolkenkratzer in einer leeren Landschaft heraus.

Warnend und drohend zugleich hob sich das Bauwerk ehrfurchtgebietend von der umliegenden Gegend ab.

Im Geschichtsunterricht an meiner Schule glaubte ich mal etwas über dieses Gemäuer gehört zu haben, wenn ich mich recht erinnere hatten wir die Ruinen in der Grundschule auch einmal besucht, aber die Festung nun in der Blüte ihrer Zeit zu sehen war nochmal etwas völlig anderes.

Mein Verstand war immer noch damit beschäftigt alles zu verarbeiten als Arthur mich unsanft auf die Seite zog.

Vier berittene Männer kamen aus dem großen Haupttor heraus gestürmt und hätten mich um ein Haar nieder gemäht.

Sie schossen in wildem Galopp an uns vorbei und würdigten uns dabei keines Blickes.

Mir fiel auf dass einer der Männer meinem Begleiter verblüffend ähnlich sah.

An der Spitze war ein Junger Mann geritten, vielleicht Mitte Zwanzig. Sein blondes Haar wehte wild hinter ihm her.

Er sah beinahe wie eine jüngere Version meines ehemaligen Hausmeisters aus.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie auch Arthur den Männern wehmütig hinterher sah.

“Wer war das?” fragte ich neugierig, aber Arthur gab keine Antwort sondern sah den Männern weiter still hinterher.

“Arthur?” fragte ich wieder, diesmal etwas lauter. Erst jetzt schien er sich an mich zu erinnern und sah zu mir hinab.

“Ach… niemand” sagte er hastig. “Das war niemand. Zumindest niemand wichtiges.”

Er zog sein Pferd am Zügel und wir betraten nebeneinander gehend die Burg.

Wenige Minuten später hatten wir sein Pferd abgestellt, es wurde in einer der nahegelegenen Stallungen von seinem Sattel befreit, und sicher auch getränkt und gefüttert nahm ich mal an, während wir uns dem Haupthaus näherten.

Während ich mit meinen Sneakers selbst auf dem Kopfsteinpflaster wenig Mühe hatte mich fortzubewegen klapperte und schepperte Arthur neben mir und erinnerte mich an den Blechmann aus der Zauberer von Oz. Einen der Lieblingsfilme meiner Mutter, den ich mir meist an regnerischen Sonntagnachmittagen zusammen mit ihr anschauen musste.

“Was ist?” fragte Arthur als wir schon den halben Weg von den Stallungen bis zu dem großen Hauptgebäude zurückgelegt hatten.

“Ich weiß gar nicht was du meinst” gab ich ehrlich zurück. Erst jetzt viel mir auf das ich wohl ein breites Grinsen auf dem Gesicht trug.

Einige wenige Männer und Frauen, meist in schmutzigen Gewändern gehüllt, nicht ganz so armselig und schmutzig wie die Gewänder außerhalb der Burg, aber beinahe, sahen uns misstrauisch an.

“Hör auf zu grinsen” zischte mich Arthur an, doch als ich immer noch nicht aufhören konnte riss er abermals an meinem Arm und zog mich in einen kleinen Unterstand zur Seite.

“Hey, was soll das?” fragte ich als er anfing meine Schuhe und meine Hose mit Schmutz zu beschmieren.

Er sah sich kurz um, und zog dann ein langes Lumpen Gewand aus einer übelriechenden Ecke hervor und hielt es mir hin.

“Hier zieh das über” sagte er kurz und sah sich um ob uns andere Leute sahen.

Allerdings waren wir durch einen Wagen, und ein paar Strohballen vor den ohnehin nur wenigen Leuten verdeckt.

“Häh? Was? Nein, das zieh ich nicht an. Und war zum Teufel hast du mit meinen Klamotten gemacht?” fragte ich nun etwas ungehalten. Empört betrachtete ich die Flecken auf meiner Hose und meinen Schuhen.

Ich malte mir bereits aus was meine Mutter zu diesen vollkommen verdreckten Kleidungsstücken sagen würde.

“Wir haben jetzt keine Zeit Tom” sagte er ungehalten. Du fällst durch deine Art sowieso schon genug auf.”

Ich sah ihm verständnislos in die Augen. “Was meinst du mit meiner Art? Was soll denn daran nicht stimmen?”

“Na zum ersten” sagte er und begann aufzuzählen. “Du sprichst mich mit dem Vornamen an. Das tut hier niemand. Schon gar kein kleiner Junge” sagte er und hielt einen Finger in die Höhe.

“Zweitens sehen deine Kleidung und deine Schuhe viel zu Modern und zu gut aus” sagte er und hielt einen weiteren Finger in die Höhe.

“Solange wir hier sind muss ich dich verstecken” sagte er. “Der Drache vorhin war nicht das schlimmste was uns hier droht” sagte er und sah sich abermals nach etwaigen Zuhörern um.

“Wir müssen immer noch auf der Hut sein Also bitte Tom, mach was ich dir sage, und zieh da an” sagte Arthur und hielt mir die Lumpen hin.

Ich roch kurz an dem mit dargebotenen Stück Stoff, es stank fürchterlich, aber ich zwängte mich dann doch hinein.

“Ach so, und Kinder in dieser Zeit Lachen nicht. Und Grinsen tun sie auch nicht” fügte er mit Blick auf mein neuerlich aufflackerndes Lächeln hinzu.

“Versuch dich zusammen zu reißen während ich daran arbeite wie wir schnellstmöglich wieder von hier wegkommen Tom” sagte er und sah auf die Apparatur auf seiner Brust.

Die Bewacher der Zeit

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