Читать книгу Der Beute auf der Spur - Othmar Wokalik - Страница 12

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Der „Wesenszug der Anstrengung und Leistung, welcher der Jagd in ihrer höchsten Form eignet“, bewirkte, dass man sie immer als ein großartiges Mittel der Erziehung angesehen hat, als eine der vorzüglichsten Methoden, den Charakter zu bilden.

Die Aussage der zahlreichen bildlichen Darstellungen, die den König als den Überwinder der Feinde zeigen, sind nicht nur im mesopotamischen Raum uralte Tradition; man findet sie in ähnlicher Form bei den alten Ägyptern, worauf noch zurückzukommen sein wird.

In praxi kam bei der Jagd auf Großwild im Allgemeinen, besonders aber bei der Löwenjagd die wohl effizienteste Waffe der assyrischen Armee, nämlich der Kampfwagen, zum Einsatz, durch den die rasche Überwindung der Fluchtdistanz der Tiere möglich wurde. Vom Jagdwagen aus wurden mit Metallspitzen versehene Pfeile verschossen, was die Wirksamkeit dieser Jagdart (Fernwaffen) noch erheblich erhöhte. Auch hierin zeigt sich die – für das altorienalische Denken prototypische – Einheit von Jagd und Krieg. Die Effizienz dieser Jagd können wir unter anderem einem Bericht des assyrischen Königs Tiglat-pileser I. entnehmen, in welchem sich der König auf das ihm durch die Gunst der Götter geschenkte Jagdglück beruft und die Erlegung von 800 Löwen vermeldet, alle aus dem Jagdwagen geschossen.

Aufgrund der Ausrüstung aller Jagdteilnehmer mit Panzerhemden und der mit Panzerdecken geschützten Pferde ist davon auszugehen, dass es sich bei den königlichen Helfern um assyrische Krieger handelte, nicht um herkömmliches Jagdpersonal. Während die in Kelach aufgefundenen Reliefs den König als Bogenschützen, im Wagen stehend inmitten waidwund getroffener, von Pfeilen durchbohrter Löwen zeigt, werden in einer anderen Darstellung die angreifenden Löwen von Soldaten unter Einsatz von Lanzen abgefangen, während der König den Schuss mit dem Pfeil nur symbolisch andeutet, da er den in Bewegung befindlichen Löwen offenbar zu treffen nicht in der Lage gewesen wäre.

Auf einem assyrischen Wandfries in London ist zu sehen, wie die Hundeführer mit ihren mächtigen Molosser Doggen das Wild zusammentreiben. An anderer Stelle wird der König einmal mit Pfeil und Bogen, ein anderes Mal mit Jagdspieß und Schwert gegen den Dämon Löwen, dem Feind aller Herden, kämpfend dargestellt.

Von Assurnasipal II. wird berichtet, dass dieser nebst diversen anderen Wildtieren 30 Elefanten mit dem Bogen getötet und weitere 275 Wildstiere erlegt habe.17 Nach heutigen Maßstäben ein unglaubliches Ergebnis, bedenkt man die Gefährlichkeit eines waidwunden Elefanten einerseits und die Verwendung von Pfeil und Bogen andererseits.

Nach erfolgreicher Jagd, überwiegend einer Löwenjagd, erfolgte stets eine Danksagung des Königs an die Göttin Ischtar, der zu Ehren das bereits erwähnte Ischtar-Tor errichtet worden war.

Der Stellenwert der Jagd in den gewaltigen Militärstaaten der Assyrer und Babylonier zeigt sich nicht nur in den zahlreich erhaltenen bildlichen Darstellungen, sondern auch in den Monumentalbauten von unvergleichlicher künstlerischer Ausgestaltung, die zu Ehren der Jagd errichtet wurden.

Der Beute auf der Spur

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