Читать книгу Der Beute auf der Spur - Othmar Wokalik - Страница 18
Das Mittelalter Jagdkulturelle Einflüsse auf das frühmittelalterliche Europa
ОглавлениеDer Begriff des Mittelalters erscheint im Rückblick auf die Geschichte Europas einigermaßen vielschichtig. Schon der Beginn dieses Zeitalters wird in der Forschung sehr unterschiedlich datiert. Lediglich der Umstand, dass die wesentlichen Kriterien des abendländischen Mittelalters sich allmählich entwickelten und ebenso allmählich verschwanden, ist unbestritten. Ursprünglich wurde die Bezeichnung (Mittelalter) für das Zeitalter zwischen dem Altertum und der Neuzeit, später für die Zeit zwischen dem Ende der Antike und deren Wiedergeburt, also der Renaissance, verwendet, um letztlich als brauchbarer Begriff überhaupt in Frage gestellt zu werden. Man glaubte, ein Mittelalter in entsprechenden Phasen auch in anderen Kulturen entdeckt zu haben. In der Folge fand der Begriff des Mittelalters aber wieder Eingang in die europäische Geschichtswissenschaft; er hatte sich aus systematischen Gründen als unentbehrlich herausgestellt, lediglich der Streit um die zeitlichen Begrenzungen von Früh-, Hoch- und Spätmittelalter erwies sich letztlich als unfruchtbar.
Unser Fokus im Folgenden sind die jagdkulturellen Einflüsse auf das frühe europäische Mittelalter: Nach dem Ende des Römischen Reiches kam der Welthandel mit der vormals westlichen Reichshälfte, dem Weströmischen Reich, zum Erliegen; Byzanz (vormals Konstantinopel) wurde von nun an zum Mittelpunkt der Handelsbeziehungen mit Asien. Nur die Luxusgüter des Fernen Ostens gelangten über den Seeweg und die alten Handelsstraßen weiterhin bis Europa.
Diese kommerziellen Berührungspunkte hatten das Kennenlernen fremder Kulturen, eingeschlossen deren Jagdgebräuche und Jagdtechniken, zur Folge. Kostbare altpersische Teppiche, auf denen die prunkvollen Hofjagden des „Großkönigs“ abgebildet waren, Silberschalen mit prachtvollen Darstellungen der Jagd auf Löwen, Panther, Bären, Keiler, Hirsche, Büffel, Wildstiere, Wildesel, Gazellen, Antilopen und Widder erreichten als hervorragende Leistungen des höfischen Kunsthandwerkes in Persien die gehobenen Stände Europas.
Die ersten Kontakte Europas mit dem Großpersischen Reich waren allerdings weniger erfreulich; sie waren kriegerischer Natur. Schon im 6. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Perserkönige Kyros II. und Kambyses II. ganz Kleinasien, Babylonien und Ägypten; unter Daraios I. wurde diese Expansionspolitik fortgesetzt und erst den gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen der griechischen Stadtstaaten gelang es, eine Unterwerfung auch Griechenlands durch die Großkönige zu verhindern.