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Am Mittag des folgenden Tages saß Philipp schon im Zug und fuhr in den Westen. Gleich morgens war er mit Sophie in die Parteizen-trale gegangen. Er musste im Vorzimmer eines Parteisekretärs warten, während Sophie mit dem Sekretär sprach. Sie bekam ein Schreiben, das Philipp als Kurier auswies, der auf dem Wege nach Düsseldorf in die KPD-Zentrale war.

»In Marienborn musst du umsteigen und mit der Kleinbahn bis zu einem Ort fahren, der Hötensleben heißt«, instruierte sie Philipp. »Dort fragst du nach dem Genossen Wendt, der bringt dich morgen vor Tagesanbruch über die Grenze und holt dich bei deiner Rückkehr auch wieder ab. Und vergiss nicht, du reist als Genosse, sag Genosse Wendt zu ihm!«

Werde ich es schaffen?, fragte Philipp sich. Es blieben ihm genau genommen nur zwei Tage für diese Reise. In Gedanken malte er sich den Ablauf der Trauerfeier aus: Sicher werden sie eine katholische Beerdigung ausrichten, dafür wird schon Oma Josepha sorgen. Auf diese Weise wird sie einen späten Sieg über ihren evangelischen und in seinem Leben in religiösen Dingen gleichgültigen Schwiegersohn erringen wollen. Der dicke Schreinermeister Heinkes wird ins Haus kommen, sie werden den Sarg aussuchen und die Ausstattung besprechen. So war es auch, als der bei ihnen lebende kranke Onkel Simon und ein Jahr danach Philipps Schwester Guste gestorben waren, beide an Schwindsucht. Nur zehn Jahre alt ist Guste geworden, und der Vater hat gemeint, Simon habe sie angesteckt. Der dicke Heinkes wird wieder klagen, dass im Bestattungsgeschäft nichts zu verdienen sei, und schon gar nichts bei Kinderbestattungen. »Du weißt schon, die kleinen Särge und so«, hatte er bei der Vorbereitung der Beerdigung von Philipps Schwester geklagt. Und dann hat er sich lange darüber ausgelassen, dass es bei den vielen geschäftlichen Sorgen mit ihm auch nicht mehr zum Besten stände. »Weißt du, Paul, ich krieg verdammt keinen mehr hoch; meine Alte beschwert sich schon.«

Philipp, der am Stuhl seines Vaters lehnte und mithörte, verstand das nicht, hatte er doch bei der Beerdigung von Onkel Simon gesehen, wie sechs Träger den großen Sarg hochgehoben und getragen haben.Das war nun über fünfzehn Jahre her, der dicke Heinkes verkaufte immer noch Särge, hat seine Werkstatt vergrößert, einen Ausstellungsraum gebaut, in dem die schönsten Särge mit wunderbaren Ausstattungen und Beschlägen zu bewundern sind, hat das Haus aufgestockt und die Geschäftsräume modernisiert.

Opa Ferdinand wird da sein. Beim Streuselkuchenessen nach der Bestattung wird er tüchtig zugreifen und seinen Kaffee schlürfen, wobei die braunen Spitzen seines sonst weißen Schnurrbartes tief in die Tasse hineinreichen. »Du geihst bi die Kommunisten?«, hatte er in breitem Dialekt, einem Gemisch aus Ostpreußisch und westfälischem Platt, Philipp beim Abschied gefragt. Das Hochdeutsche hat er im Alter verlernt. »Dei wollen allet updeelen, dei Kommunisten. Wenn de eenen Sack Kartüffel geernt hes un et kömmt en Kommunist vorbie, dann will hei de Hälft abhebben. De Hälft gehört mie, sägt de Kommunist. Nu dann pass ma gut op die op«, hat er noch gesagt, hat sich seine Joppe angezogen, ist in die Holzschuhe geschlüpft und in den Hühnerstall gegangen, um die Eier aus den Nestern zu nehmen.

Die Tanten Johanna und Emma werden auch mit ihren Männern kommen. Emma war schon früh aus der Scheune ausgezogen. Sie heiratete einen Versicherungsvertreter, der eine Hasenscharte hat. Schon als junge Frau wurde sie schwerhörig. Onkel Ditz, der eigentlich Dieter hieß, hatte sich daher angewöhnt, laut zu sprechen, und brachte bald nur noch Laute hervor, die zwar von seiner Frau, aber nicht mehr von den anderen Menschen als eine menschliche Sprache verstanden wurden.

Als junger Ehemann wurde Ditz bald arbeitslos, so dass Emma durch Nähen und gelegentliche Aushilfe in einem Schlachterladen für ein einigermaßen ausreichendes Einkommen sorgen musste. Ihr Mann bezeichnete und betätigte sich seitdem als Erfinder. Er bastelte und tüftelte an einer Konstruktion aus leeren Garnrollen und Gummibändern und versicherte allen, dass, wenn diese Erfindung einmal fertig sei, sie ohne Motor und immerzu laufen würde, sozusagen als ein perpetuum mobile.

Johanna hatte nach Emmas Auszug bald das Regiment in der Scheune übernommen, diese weiter ausbauen lassen und zu einer gemütlichen Wohnung eingerichtet. Ferdinand bekam eine auf dem Heuboden ausgebaute Kammer. Nach der Vergrößerung der Hühnerfarm übernahm Johanna den für die gewachsene Anzahl der Hühner zu klein gewordenen Schuppen als Waschküche, stellte einen Herd und einen Tisch hinein, so dass sie dort auch ihre Mahlzeiten einnehmen konnten. Bald wohnten sie nur noch in dem Schuppen. An Sonntagen aber und wenn sich Besuch angekündigte, benutzten sie die Wohnung, zogen sich aber vor dem Betreten die Schuhe aus.

Als nicht mehr ganz junges Mädchen war Johanna manchmal mit ihrem Vater mitgegangen, wenn er im angrenzenden Dorf bei einem Bauern aushalf. Dort lernte sie den Sohn des Hofbesitzers kennen. Als sie ein Kind von ihm erwartete, wollten die jungen Leute heiraten. Aber der Hofbesitzer hatte für seinen Sohn die Tochter eines Nachbarhofes vorgesehen, und Ferdinand bangte um das Wohnrecht für die Scheune, nachdem Paul ausgezogen war. Er bedrängte seine Tochter, doch einen Bergmann zu heiraten. Johanna war aber inzwischen Mutter von einem Sohn, und für eine Frau mit einem Kind war die Auswahl selbst unter Bergleuten nicht sehr groß. Schließlich heiratete sie einen verwachsenen Waschkauenwärter, der wesentlich kleiner war als sie und, durch seinen Buckel behindert, nur Putz- und Reinigungsarbeiten auf der Zeche verrichten konnte. Onkel Hugo besaß Bücher, war ein belesener Mann und erzählte wunderbare Geschichten. In der Familie hieß es, er habe diese Geschichten alle in seinem Buckel gespeichert.

Johanna war seit ihrer Heirat mit »dem Buckligen« verbittert und hat es Lisa nie verziehen, dass diese ihren Bruder Paul aus der Scheune rausgeheiratet hat und dass ihnen dadurch das Wohnrecht verloren gegangen war. Sie sprach mit Lisa nur das Notwendigste, sagte, wenn sie von ihr sprach, immer nur »die Frau« und hielt sich selbst vor Philipp mit der Verachtung für dessen Mutter nicht zurück. Lisa wiederum sprach von Johanna nur als der »Rothaarigen«, die ebenso falsch sei wie alle anderen Rothaarigen auch.

Mutters Schwestern, deren Männer und der Onkel Hännes werden auch kommen. Den Onkel Jupp, den in Frankreich gefallenen Helden der Familie, von dem Oma Josepha oft schwärmte als dem besten ihrer Kinder, hat Philipp nie kennen lernen können.

Auch Tante Grete lebte nicht mehr. Nachdem Onkel Simon die Schwindsucht bekommen hatte, nicht mehr arbeiten konnte und sie aus der Werkswohnung ausziehen mussten, hat Josepha die Familie vorübergehend bei sich aufgenommen.

Nach dem Tod ihres Mannes war Grete mit ihren zwei Töchtern nicht lange Witwe. Sie heiratete einen Werkmeister der Metallhütte. Josepha meinte, Grete habe als einzige ihrer Töchter »eine gute Partie« gemacht. Philipp erinnerte sich, dass es in der Wohnung von Tante Grete zusätzlich zur Küche ein richtiges Wohnzimmer gab, in dem auf einem kleinen, auf Rollen laufenden Tisch eine Kristallschale stand mit den schönsten Südfrüchten, bunt und wunderbar anzuschauen − und aus Wachs.

Als Grete im April 45 die Amerikaner ins Ruhrgebiet einmarschieren sah, war sie glücklich über das Ende des Krieges, öffnete das zur Straße gehende Fenster ihrer Wohnung und winkte ihnen freudig zu. Ein amerikanischer Soldat schoss ihr in die Brust; sie war sofort tot. Ihre beiden Töchter, vierzehn und sechzehn Jahre alt und mit ihren blauen Augen und blonden Locken richtige Schönheiten, hatten von ihrem Vater die Schwindsucht geerbt und starben beide im ersten Hungerwinter nach dem Krieg.

Onkel Hännes, der nach der Lehre als Bäcker und Konditor noch einige Jahre im Haus des Meisters wohnte, musste dort schließlich ausziehen, weil er die einzige Tochter des Meisters verschmähte, eine dickliche Jungfrau, welche eine Reihe von Jahren älter war als Hännes. Er nahm eine Arbeit in der neben der Teerdestillation neu gebauten Chemiefabrik an und backte nur noch zu besonderen Anlässen. So brachte er zu Josephas Geburtstagen jedes Mal eine wunderschöne Torte mit, auf der die herrlichsten Rosen, Elfen und Nixen, bunt und aus Marzipan, zu bestaunen waren. Josepha machte allerdings dem Staunen immer ein schnelles Ende, indem sie mit einem großen Küchenmesser ungerührt das Wunderwerk zerschnitt und die Kuchenstücke verteilte.

Hännes heiratete eine kinderlose Parteifunktionärs-Witwe, die für die Nazis schwärmte und ihn dazu brachte, in die Partei einzutreten. Als der Russlandfeldzug begann, wurde Hännes eingezogen, geriet bald in Gefangenschaft und kam erst vier Jahre nach Ende des Krieges aus Russland zurück. Seine Frau, die als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft gearbeitet hatte, nahm gleich nach dem Krieg den ausgebombten Geschäftsinhaber bei sich auf. Für Hännes war nach seiner Rückkehr kein Platz mehr in der Wohnung. Er nahm sich ein Zimmer, arbeitete wieder in der chemischen Fabrik und war in seiner freien Zeit meist betrunken.

Als Philipp ihn in den Sommerferien besuchte, erzählte Onkel Hännes von seiner Zeit in Russland. Sie sollten im ganzen Land die von der Demontage in Ostdeutschland stammenden Maschinen auspacken und aufstellen. Aber meist waren die Teile nicht vollständig, die Kisten standen im Freien, waren vorher schon aufgebrochen worden, die Maschinenteile, dem Regen und dem Schnee ausgesetzt, waren verrostet. Wenn die Kriegsgefangenen den russischen Bewachern dann erklärten, dass es unmöglich sei, aus den unvollständigen und verrosteten Teilen ganze Maschinen zu bauen, schimpften und fluchten die Russen, drohten mit Erschießung und brachten die Gefangenen zum nächsten Ort, wo sich das gleiche Spiel wiederholte. »Und wo wir auch hinkamen, Philipp, überall gab es russische Straflager. Wenn wir fragten, sagte man uns, ausgerechnet hier sei ein Zentrum für Strafgefangene. Ich glaube, ganz Russland besteht nur aus Straflagern.«

Opa Jacob wird still den Trubel der Beerdigung und die vielen Besuche über sich ergehen lassen. Man wird ihn kaum wahrnehmen und wenig beachten. Er war alt geworden und bekam schlecht Luft. Die Steinstaublunge machte ihm zu schaffen. In seiner besten Zeit war er Schießmeister auf der Zeche. Der Steiger hatte ihn als einen tüchtigen und zuverlässigen Arbeiter für diesen Vertrauensposten vorgeschlagen. Jacob musste beim Vortrieb neuer Strecken die Bohrungen im Stein überwachen, anschließend das Dynamit einfüllen, die Zündschnur legen und dafür sorgen, dass vor jeder Sprengung die Strecke geräumt wurde. Dann musste er dreimal ins Horn blasen und durfte endlich die Zündung betätigen. Wenn sich nach der Sprengung der Steinstaub gelegt hatte, musste er den Streckenabschnitt inspizieren und freigeben für das Wegräumen der Steine. Als bei ihm die erste Atemnot auftrat, war er schon Invalide. Er ließ sich untersuchen.

»Ihre Lungen sind versteinert, Krüger, Sie haben zu viel Quarz eingeatmet mit dem Steinstaub«, hatte der Arzt gesagt. Jacob stellte einen Antrag auf Anerkennung als Berufskrankheit und erhoffte sich dadurch eine höhere Rente. Aber der Vertrauensarzt der Bergbaugenossenschaft stellte nur altersbedingte Atembeschwerden fest. Der Antrag wurde abgelehnt.

Philipp sah vor sich ein Bild aus seiner Kindheit. Es zeigte einen Besuch bei Opa Jacob in der Schusterkammer: Sonntagmorgen. Der Vater sitzt am Fenster und liest. Philipp klettert hinter seinem Rücken den Sessel hoch, schaut ihm über die Schulter und betrachtet eine Zeichnung in seinem Buch.

»Was machen die Männer da?«

»Sie reiten.«

»Wohin reiten sie?«

»In die Sierra Morena.«

»Was ist eine Sierra Morena?«

Keine Antwort.

»Warum ist der große Mann so dünn?«

»Er hat wenig gegessen.«

»Hat sein Pferd auch wenig gegessen?«

»Ja, gefressen heißt das.«

»Der kleine Mann ist sehr dick, hat der dem großen alles weggefressen?«

Statt zu antworten, ruft der Vater nach der Mutter.

»Nimm mir den Jungen aus dem Nacken!«

»Sofort«, sagt sie, »gib mir das Buch, mach den Sessel frei und stell dich hier an den Herd.« Und zu Philipp: »Hör mal! Ich glaube, Opa ist in der Schusterkammer.«

Im Nu ist Philipp vom Sessel heruntergesprungen, die Treppe hochgeflitzt und öffnet nun vorsichtig die Tür zur Schusterkammer.

»Opa, soll ich Kautabak holen?«

»Ich hab noch welchen.«

Behutsam schließt Philipp die Tür und setzt sich auf den alten, wackligen Schemel. Mit einem Blick übersieht er die Lage. Ein Paar Schuhe der Großmutter bekommen neue Ledersohlen. Die neuen Sohlen sind schon vorgeschnitten. Sie liegen in der braunen Brühe in einer Schüssel, die als Spucknapf für Opas Kautabaksud und zum Wässern der Sohlen dient. Der Opa rückt den Dreifuß zurecht, entnimmt der Schüssel eine neue Sohle, legt sie auf den Dreifuß und beginnt sie mit dem Schusterhammer zu klopfen. Von Zeit zu Zeit hält er inne, und Philipp darf die wieder feucht gewordene Sohle mit einem Tuch abtupfen. Dann nimmt Opa Jacob einen Schuh, der schon auf einen Holzleisten gespannt ist, legt die neue Sohle darauf, gibt einen geschlossenen Riemen darüber, legt den Schuh quer über seine Knie und tritt mit dem Fuß in die herunterhängende Riemenschlinge. Jetzt können sie beginnen. Opa nimmt den Pinnort und den Schusterhammer und macht ein kleines Loch in die Sohle, Philipp reicht ihm aus einer Schachtel einen Holzpinn, den Jacob vorsichtig einschlägt. Schon ist die erste Verbindung zwischen Schuh und neuer Sohle hergestellt. So arbeiten sie, bis zwei Reihen eingeschlagene Holzpinne die Sohle nahe am Rand zieren. Jetzt müssen die Enden der Pinne und die Sohle mit einer Raspel und anschließend mit einer Glasscherbe geglättet werden. Aber dazu kommt es nicht.

Onkel Gorski besucht Opa Jacob. Er lässt sich schwer auf den einzigen Stuhl in der Kammer nieder, zieht eine volle Schnapsflasche aus seiner Jackentasche, stellt sie auf den Schustertisch und sagt zu Philipp: »Geh, Jungchen, hol Gläser!«

Philipp beeilt sich. Wieder unten, sieht er, dass die Großmutter schon von dem Kirchenbesuch zurück ist und den zu zwei großen Lappen ausgerollten und zum Trocknen aufgehängten Nudelteig von der Herdstange nimmt, um ihn in lange Streifen zu schneiden. Sie bietet Philipp an, aus den Rändern, die für die Streifen nicht reichen, Figuren für sich zu formen und diese im Herd zu backen. Aber heute verzichtet Philipp darauf.

Zurück in der Schusterkammer, sieht er, dass Onkel Gorski schon abgeschnallt hat. Das Holzbein lehnt mit dem nach oben gekehrten Knüppelende am Schustertisch, während an Onkel Gorskis Stuhl ein leeres Hosenbein herunterhängt. Philipp stellt die Gläser auf den Tisch, Onkel Gorski schenkt ein.

»Na, Jacob, dann wollen wir erst einmal!«

Schon sind die Gläser leer. Opa Jacob schüttelt sich und streift mit dem Handrücken nach links und rechts über seinen Schnurrbart.

»Teufelszeug!«

»Ja«, sagt Onkel Gorski, »aber auf einem Bein kann man nicht stehen.«

Er füllt erneut die Gläser. Dann folgt noch einige Male die gleiche Zeremonie, wobei Onkel Gorski vor dem dritten Einschenken noch »Alle guten Dinge sind drei« sagt, danach aber ohne weitere Sprüche einfüllt. Opa Jacob hat das Holzbein zwischen seine Knie geklemmt und mit einer Zange die abgelaufene Gummiplatte heruntergerissen. Philipp reicht ihm aus der Vorratskiste ein Stück Gummi, das der Opa passend schneidet und das sie unternageln, wobei der Junge ihm die Nägel reicht. Onkel Gorski schimpft auf die Kapitalisten, auf die Militaristen, auf die Freikorpsleute, die einem Bergmann schon bei der kleinsten Revolution die Beine abschießen, besonders aber schimpft er auf einen Militaristen, der Hindenburg heißt und den Jacob ja nicht wählen dürfe.

»Du musst Thälmann wählen!«, sagt er erregt und schlägt mit der Faust auf den Schustertisch, so dass die Gläser und die leere Schnapsflasche hochspringen.

»Mit deinem Thälmann bringst du uns diesen Spinner Hitler«, sagt Jacob ruhig, und dann lauter: »Wer Thälmann wählt, wählt Hitler!«

Dabei schlägt er kräftig mit dem Hammer auf die Gummiplatte.

»Gib mir sofort mein Bein zurück!«, ruft Onkel Gorski. »Mit einem Verräter rede ich nicht!«

Er ist ganz rot im Gesicht, springt auf und versucht stehend das Holzbein in die leere Hose zu schieben. Jacob steht auch auf und will helfen. Onkel Gorski verliert das Gleichgewicht, wirft den Stuhl um, versucht sich an Jacob festzuhalten, stürzt und streckt »alle dreie« von sich. Jacob versucht noch, sich am Tisch zu halten, greift aber in die Luft und stürzt auch. Dann ist es lange still. In die Stille hinein hören sie unter sich drei Klopfer. Die Großmutter hat mit dem Besenstiel gegen die Decke gestoßen und damit ein Zeichen gegeben, dass das Mittagessen fertig sei. Da dreht sich Opa Jacob zu dem neben ihm liegenden Onkel Gorski.

»Du bleibst doch zum Essen?!«

Gesang der Lerchen

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