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Dach

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Die überwiegende Mehrzahl der antiken Bauten besaß eine hölzerne Dachkonstruktion (□ 61). Dieser Grundsatz gilt im Besonderen für die frühen Architekturen. Auf den Kykladen war man allerdings bereits um 600 v. Chr. in der Lage, mittels 4 m langer Marmorbalken, die wiederum kleinere marmorne Balken und Platten trugen, eine steinerne Decke zu konstruieren. Neben Flach- sind seit dem 8. Jh. v. Chr. auch Satteldächer die beliebtesten Dachformen gewesen. Griechische Tempel waren seit dem späten 7. Jh. v. Chr. in der Regel mit einem Giebeldach versehen. Gedeckt wurden die Dächer mit tönernen Ziegeln. Man unterscheidet nach der Form der hierbei verwendeten Ziegel drei hauptsächliche Dachdecksysteme. Die griechischen Begriffe für einen Flach- sowie Deckziegel lauten stroter und kalypter. Das korinthische Dach (□ 62) bestand aus sehr flachen, lediglich an den beiden Seiten leicht aufgebogenen stroteria und giebeldachförmigen kalypteria. Beim lakonischen Dach □ 63) waren die stroteria hingegen konkav gekrümmt und die kalypteria konvex gebogen. Eine hybride Variante beider Dachformen stellte das sog. sizilische Dach □ 64) dar, bei dem flache Strotere mit halbrunden Kalypteren verbunden wurden. Vereinzelt sind wie beim Zeustempel von Olympia auch dünne marmorne Ziegel belegt. Sie galten nach Pausanias (5, 10, 3) als eine Erfindung des aus Naxos stammenden Byzes. Aus der römischen Kaiserzeit kennen wir ferner Dachabdeckungen aus vergoldeter Bronze, wie sie beispielsweise die Vorhalle des Pantheons in Rom trug.


□ 61 Schema einer hölzernen Dachkonstruktion


□ 62 Korinthisches Dach


□ 63 Lakonisches Dach

Insgesamt gesehen lässt sich als bedeutendster Unterschied in puncto Baukonstruktion zwischen der griechischen und römischen Baukunst festhalten, dass die griechischen Architekten die direkte Steinbauweise, die römischen hingegen Zement- und Ziegelbaukonstruktionen bevorzugten. Im griechischen Steinbau wurden die einzelnen Blöcke (Wände) respektive Trommeln (Säulen) ohne jeglichen Mörtel aneinander gefugt. Die Festigkeit des jeweiligen Verbandes garantierten unterschiedliche Formen von Metallklammern (vgl.□ 22) sowie eine besondere Zurichtung der Anschlussflächen. Um hierbei den Arbeitsaufwand möglichst gering zu halten, glättete man lediglich den umlaufenden Rand der jeweiligen Anschlussfläche der einzelnen Werkstücke. Der übrige Teil, Spiegel genannt, wurde dagegen vertiefend abgearbeitet. Auf diese Weise passten die Stoßflächen perfekt aneinander und ermöglichten so einen nahtlosen Anschluss. Für dieses Verfahren wird der griechische Begriff anathyrosis verwendet. Die Römer setzen dagegen fast ausschließlich auf den Zement- und Ziegelbau, bei dem reichlich Mörtel verwendet wurde. Dieses Verfahren ermöglichte es ihnen, relativ schnell ausgesprochen stabile Bauwerke zu errichten. Ohne dieses rationellere und preisgünstigere Verfahren wären die bauliche Monumentalisierung des gesamten Imperium Romanum in der Kaiserzeit und insbesondere der römische Kuppelbau nich tmöglich gewesen.


□ 64 Sizilisches Dach

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