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Die Kindheit Eduards.
Erste Kaprizze 3
Scene. Ein Vorhof im königlichen Pallast

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Ritter Lusian, sein Knecht, hernach die Leibwache und der König

Lus. Führ meinen Gaul in den nächsten Stall, bewirthe ihn wohl! Ich will ein wenig spähen, welcher Wind izt bey Hofe weht.

(Der Knecht geht. Lusian sezt sich auf einen Stein bey der Treppe.)

Da will ich erst rasten! – Ob mich der junge König noch kennt? Damals war er auf der Reise, izt auf einem Throne – Hahaha! Ich sehe poßierlich gnug aus! – Ich bin müde und schläfrig von der Reise –

(Er gähnt.)

Die Wache. Hier schläft man nicht! – Fort! – Der König kömmt! – Macht Platz! – Auf! Fort!

Lus. Ist denn hier kein Gasthof?

(Der König Eduard nähert, und horcht lächelnd.)

Die Wache. Ist der Mann toll? Im Pallast des Königs einen Gasthof suchen –

Lus. Wer wohnt hier?

Die Wache. Der König!

Lus. Wer hat vor dem König hier gewohnt?

Die Wache. Des Königs Vater!

Lus. Und vor des Königs Vater?

Die Wache. Des Königs Großvater!

Lus. Beym Henker! So ist es ja eine Herberg, wo ein Pilgrim nach dem andern ausrastet. Mich soll kein Teufel von der Stelle jagen!

Der König. Die Stimme verräth ihn! – Das ist mein Freund Lusian!

Lus. Und du bist mein König! – Ich bringe dir aus fremden Landen nichts mit als ein warmes Herz, das zu deinem Dienste bereit ist.

Der König. Du vergötterst mich, denn der Gottheit schenkt man Herzen. Aber wie lang hast du mich deiner werthen Gegenwart beraubt!

Lus. Herr, was soll ein biederer Kerl von meiner Gattung unter den Reifröcken machen? Die seidenen, kriechenden Hofbuben haben mich verdrängt. Ich spreche, wie du weist, dreist von der Leber weg. Deine Mutter fand meine Wahrheiten bitter, und legte mir die Wahl vor, entweder in das Gefängniß, oder auf Reisen zu gehn. Ich wählte freye Luft, und den Wanderstab, zog von Reich zu Reich, sah Narren in Menge, und kehre izt mit Ebentheuern verherrlicht zu Dir zurück, weil ich hörte, daß izt ein Mann herrscht! – Es giebt Krieg. Brauchst Du meinen Degen?

Der König. Deinen Arm, deinen Kopf, und deine Zunge, denn dein Herz habe ich schon,. Es giebt ein feines Stück Arbeit. Ich muß meine Unterthanen demüthigen —

Lus. (schüttelt den Kopf) Unterthanen? – Unterthanen! – Demüthigen, sagst du? – (Er nimmt Ihn bey der Hand, und führt ihn zu einem Säulengesimse) Gieb izt wohl Acht! – Geh leise! – St! – St! – Hier sitzen über hundert Fliegen! Ich will sie alle erschlagen? – Ist das keine Heldenthat?

Der König. Hahaha! Lusian! Ritter Lusian! Hundert Fliegen – Eine Heldenthat! – Das ist eine Narrheit!

Lus. Und du foderst von mir, ich soll deine Unterthanen tödten, die weniger als Fliegen sind – Ein König mit furchtbaren Kriegsheeren umringt! – Monarch, ich bin kein Wolf, ich bin ein guter Schaafhund! – Weh dem, der deine Heerde angreift, und wenn es ein Löwe ist, ich will seinen Rachen zerreissen! – Aber Lämmer, deine eigenen Lämmer, deine geduldigen Schaafe –

Der König. Du bist immer Lusian! – Wohlan, ficht wider meine auswärtigen Feinde! – Ich ernenne dich zum Statthalter aller Provinzen, die ich einst erobere. –

Lus. Du lächelst? – Ich nehme das Geschenk mit Dank an. Wie viele Könige führen den Titel von Ländern, wovon keine Spanne ihnen gehört! Komm König, wir haben schöne Aussichten!

Der Eroberer

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