Читать книгу Der Eroberer - Paul Weidmann - Страница 24
Der Jüngling Eduard
Zweyte Kaprizze
Bardiet
ОглавлениеArnold, Dietrich, Gotmayer, und andere Hauptleute. Hedwig Arnolds Gattin, viele Jungfrauen, Krieger, Druiden, Barden, hernach Adelreich und Gefolge.5
(Die Scene ist ein Schlachtfeld und die benachbarten Gegenden.)
Arnold. Lassen wir die Cherusker im Hinterhalt! – Mäßiget eure voreilige Hitze! – Erwartet das Zeichen des Angriffs! – Wir fallen den Feinden in den Rücken!
Dietr. Kühn sind unsre Anschläge, noch kühner mein Vorsatz! – Bruder, wenn ich falle; so laß mich mit meinen Waffen begraben!
Arn. Der Prüfungskampf weissaget uns Sieg.6 Mein jüngster Sohn hat den Römer besieget!
Dietr. Sind es nicht erst zwey Monden, daß du ihm feyerlich die Waffen reichtest?
Arn. Der Nämliche!
Dietr. Welche Hofnung reifet für Deutschland heran! Freund, meinen Glückwunsch! – Du bist Vater edler Söhne! – Ha! Gotmeyer! – Priester unserer Götter sey uns gegrüßt! – Was weissagen die Opfer?
Gotm. Sieg! – Das Blut floß rein wie eine Quelle!
Arn. Bleib mit deinem Gefolge im Rückzug! Ich gebe Euch tapfere Haufen zum Schutze. Verdoppelt eure Opfer, es ist heut ein entscheidender Tag! – Ihr Barden befeuert mit Kriegsgesängen die Herzen der Streiter! – Die sichersten Gräben und die Wagenburg umringen die Freystäte der Weiber und Kinder. – Hedwig, meine theure Hedwig, mein Lebewohl! – Ich lasse dich von Söhnen und Töchtern umringet!
Hedw. Der Segen der Götter begleite dich, Freund meines Herzens! Das ist ein Tag wie mein Brauttag! Ich sehe den Gatten und die Söhne für das Vaterland streiten! – O mein Sohn Adolph, Segen auf dich! – Die mütterliche Thräne ist mein wärmster Glückwunsch! – Götter, lasset seinen Sieg zum allgemeinen Siege werden! – Junger Adler, flieg den raschen Fittigen deines Vaters nach!
Arn. Dank Weib für diesen Segen! – Meinen Abschiedskuß! – Der Führer kömmt!
Adelr. Willkommen, meine theuren Freunde! – Der warme brüderliche Handschlag sey unsere Loosung! – Der Feind nähert; unsere ersten Haufen beunruhigen seinen Zug! – Freymund, wende dich links in das Eichenthal! – Tuder, zieh dich gegen das Harzgebüsche! Vangio, behaupte die Spitze des Mondhügels! – Ihr andern bedeckt die Wagenburg und den Altar! – Gotmayer —
Gotm. Wie soll ich die Verbrecher strafen?
Adelr. Verräther hänget auf die Bäume; Verzagte ersäufet in den Pfützen! – So wird der schwarze Frevel an das Licht gebracht, und die Schande begraben! – Ich höre Schlachtgeschrey – Dort blinken die Adler der Römer! – Zur Schlacht!
(Er geht ab mit seinen Kriegern.)
Gotm. Druiden beginnet das Schlachtopfer! – Ihr Jungfrauen befeuert mit euren Kriegesgesängen die Krieger!
Chor der Jungfrauen
Sehet die dräuenden Schaaren! Sie wanken daher
Wie die goldenen Aerndten im Felde,
Furchtbar den Feinden, uns aber hochzeitlich schön!
Seht, sie bevölkern das schreckliche Todesthal,
Das die Besiegten verschlingt!
Auf, ihr Cherusker, Gelonen, ihr Heruler auf!
Katten, ihr Ubier, ihr Markomannen,
Auf ihr Gothonen, ihr Sueven, ihr Hirrier eilt!
Ha! Schon brüllet das Schlachtgeschrey fürchterlich;
Häufiges Feindeblut fliesst!
Sehet, sie klettern auf Leichen und Schedeln empor!
Und die zermalmten Iberier röcheln,7
Unter dem Hufe des schnaubenden Rosses! O jauchzt
Freudengesänge dem siegenden Helden zu,
Der unser Vaterland liebt!
Wodan, durchmähe mit grimmigem Schwerte das Feld;
Schrecke die staunenden Schaaren der Feinde,
Mit dem Donnergebrülle der Räder; laß sie
Eilen mit Schande zur ewigen Todesnacht,
Die nie Vallhalla bewohnt.
Gotm. Unsere feurigen Katten stürmen schon unter die Feinde! – Opferknabe, steig dort auf die höchste Eiche! – Was siehst du?
Der Jüngling. Die Römer weichen! – Nein, es sind ihre Bundesgenossen –
Gotm. Wo ist Adelreich?
Jüngl. Er wirft ganze Geschwader zu Boden! – Alles weicht seiner Tapferkeit!
Gotm. Segen auf sein Haupt! Wie geht es am rechten Flügel?
Jüngl. Da fechten die Römer hartnäckig!
Gotm. Barden, wendet Euch dahin! Beginnet ein feuriges Schlachtlied!
Chor der Barden
Fasset die goldenen Saiten, ihr Barden;
Lockt feurige Töne hervor!
Röchelt ihr Hörner den Feinden zum Schrecken!
Vaterlandsliebe befeuert
Uns, und das schlachtenbegierige Heer!
Die Alrunen8 weissagten uns Siege;
Der silberne Vollmond ruft uns!9
Suchet ihr Kämpfer das winkende Schlachtfeld,
Das eure Väter verewigt,
Und die Römer mit Schande bedeckt!
Hier faulen sklavische Zeichen des Liktors,
Die goldenen Adler sind in
Morschen Ruinen der Schlösser begraben;
Römergebeine bedecket
Auf der Fläche der blutige Sand!
Da fand einst Caßius dräuende Sieger;10
Der rühmliche Bojorix schlug
Scaurus den Führer der Römerchohorten;11
Die Ambrionen verhöhnten
Vor dem Antlitz des Marius Rom.12
Denket zurück auf die blutigen Tage,
Da Deutschland den Führer verlor!
Mitten im feurigsten Treffen erhoben
Unsere Brüder den Kühnsten
Auf den eichenen Schilden empor!
Sehet die Schatten des Brennus, des Hermanns13
Sind Zeugen des ewigen Ruhms,
Zeugen des Lorbeers, der Euch izt erwartet!
Fechtet ihr Brüder, um Freyheit,
Löwen, zermalmet die Adler von Rom!
Der Jüngl. Unsere Cherusker stürzen hastig aus dem Hinterhalt! – Welch ein Metzeln! – Alles sinkt unter ihren Streichen! Die Römer fliehn von allen Seiten!
Gotm. Sieg! – O Brüder, umarmet mich! – Sieg! – Es lebe Held Adelreich, es lebe Deutschland! – Dank unsern Göttern! – Singet das Siegeslied Skalden! Rüstet den Othinsbecher!14
Adelreich. Die Römer hielten minder Stand! Ihre Bundesgenossen wichen die Ersten! – Dank meine Freunde, ihr habt als Helden für das Vaterland gefochten! – Ein Lorbeer mehr für Deutschland und Euch! – Die Feinde fliehen; man verfolge die Flüchtlinge! – Ein schöner Tag! Lasset uns den Göttern die Erstlinge der Beute opfern! – Eilet deutsche Sieger zum festlichen Siegesmahle!
Chor der Skalden
Der Donnerer Manna schuf Wetter,
Sie wälzten sich über die Häupter
Der Römer und Deutschen hin;
Die zischenden Blitze durcheilten die Welt;
Der Donner traf Rom!
Izt lächelt für Deutschland die Sonne;
Izt höhnen die Enkel Tuiskons
Die Welteneroberer;
Dort werden die Römermanipel vertilgt,
Und füllen das Grab!
Alle Krieger
Bringet das Urushorn jauchzend zum Mahle;
Leeret den Othinskelch, Sieger!
Trinket den Feinden Verderben,
Trinket Germaniens Heil!
5
Den Musen sey Dank! Ich hasche mit Begierde diese gewünschte Gelegenheit mein bischen Belesenheit in der Nationalgeschichte glänzen zu lassen. In der ersten Hitze wollte ich einen ganzen Band von den Sitten und Gebräuchen der Deutschen schreiben; aber endlich habe ich bey kälterm Blut meine Leser begnadigt, und mich auf einige Kleinigkeiten beschränkt. Welche großmüthige Gefälligkeit von einem Kommentar! Oft bin ich willens meine Leser fühlen zu lassen, was es ist, ein Kommentar zu heissen. Der Dichter geht hier mit einem magischen Sprunge von einer modernen Schlacht in eine Altdeutsche über, und verändert nach seinem Belieben die Namen selbst. Adelreich ist Eduard, und die übrigen sind seine Obersten.
6
Sie liessen einen Deutschen und einen gefangenen Römer fechten, und der Ausschlag des Zweykampfes war ihre Weissagung.
7
Iberier, Spanier als Bundesgenossen Roms vertreten hier auch einen Theil der Feinde.
8
Alrunen sind Weissagerinnen, und kluge Weiber, die sie bey Krankheiten und Staatsgeschäften zu Rath zogen.
9
Der Vollmond war die gewöhnliche Zeit ihrer Schlachten.
10
Caßius Longinus ward von dem Führer der Tiguriner geschlagen.
11
Der Feldherr der Cimbrer schlug den Aurelius Scaurus.
12
Marius vermied eine Schlacht. Die Ambrionen wurden so dreist, daß sie gegen Rom zogen, und die Römer spöttisch fragten, ob sie nichts an ihre Weiber zu bestellen hätten?
13
Die beiden Brenner und Hermann sind berühmte Helden der Deutschen.
14
Der Othinsbecher ward beym Siegesmahle getrunken.