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Schmieren Sie Ihrem Baby keine dubiosen Salben in die Augen

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Schneller als man gucken konnte, wurde Babys, die in den 1980ern oder vorher geboren wurden, Silbernitrat in beide Augen getropft. Damals ignorierten wir Ärzte die Tatsache, dass Silbernitrat die empfindlichen Schleimhäute im Auge so stark reizt, dass es den Neugeborenen Schmerzen bereitet. Der Gebrauch von Silbernitrat kann sogar zu chemisch verursachten Augeninfektionen führen, die manchmal erst zweiundsiebzig Stunden nach der Verabreichung auftreten, sodass Ärzte glauben, das Neugeborene habe eine natürlich entstandene Augeninfektion.

Die Tradition, Neugeborenen Silbernitrat152 in die Augen zu geben, stammt noch aus den 1880ern. Damals hatten Ärzte erkannt, dass die Gabe eines Tropfen Silbernitrats in die Augen eines Neugeborenen dieses vor Gonorrhö schützte, einer sexuell übertragbaren, bakteriellen Erkrankung, die von einer infizierten Mutter an ihr Neugeborenes weitergegeben werden kann. Gonorrhö bei Neugeborenen führt bei 20 Prozent der infizierten Babys153 zu einer Hornhautschädigung und bei 3 Prozent zu Blindheit.

Der Gabe von Silbernitrat wurde eine so dramatische Reduzierung der durch Gonorrhö verursachten Fälle von Blindheit zugeschrieben, dass viele Landesgesetzgebungen Gesetze verabschiedeten, woraufhin Ärzte das Mittel verabreichen mussten. Vergessen Sie nicht, dass es damals noch keine Antibiotika gab. Ohne Penicillin war Gonorrhö unheilbar und Silbernitrat die einzige verfügbare Prophylaxe.

Zum Glück ist die routinemäßige Verabreichung von Silbernitrat bei Neugeborenen bei den meisten US-amerikanischen Ärzten nicht mehr in Mode. Leider schmieren wir unseren Babys jetzt stattdessen Erythromycinsalbe ins Auge. Diese prophylaktische Behandlung154 wird von der American Academy of Pediatrics, der U. S. Preventive Services Task Force155 und verschiedenen anderen Gesundheitsorganisationen ungeachtet des Risikos für jedes Neugeborene in den USA empfohlen. In mindestens zweiunddreißig US-Bundesstaaten156 ist diese Behandlung gesetzlich vorgeschrieben. Es verwundert, dass manche medizinischen Eingriffe beharrlich fortbestehen, obwohl es eindeutige Beweise für deren Abschaffung gibt.157

Liebe Eltern, Eure Kinder brauchen diese Zeug nicht im Auge. Warum nicht? Weil wir heutzutage gute Arbeit leisten und Schwangere auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen, die beim Neugeborenen zu Augeninfektionen führen können. Zu diesen Krankheiten gehören Chlamydien,158 die häufigste sexuell übertragbare Krankheit in den USA. Gonorrhö ist die Ursache für weniger als 1 Prozent der Fälle. Auch der Herpesvirus macht weniger als 1 Prozent der Fälle aus und gehört in die Hände eines Augenarztes. Der Großteil der Augeninfektionen bei Neugeborenen (über 95 Prozent) hat mittlerweile größtenteils andere Ursachen als Chlamydien, Gonorrhö159 und Herpes. An sich ist eine einzige Dosis eines Augenantibiotikums für die Behandlung einer solchen Infektion unzureichend, sie ist also im Grunde nutzlos. Noch schlimmer ist allerdings, dass man dadurch schlechter erkennen kann, wenn ein Neugeborenes tatsächlich eine ernste bakterielle Augeninfektion hat. Außerdem kann ein Baby einer Mutter, die einen Kaiserschnitt hatte und bei der die Fruchtblase nicht geplatzt ist, sich nicht mit einer Augenerkrankung angesteckt haben. Darum braucht es auch keine Augensalbe.

Falls Ihr Neugeborenes Gonorrhö hat, ist die häufigste Behandlung die Injektion von Ceftriaxon, was die Augeninfektion sowie die Allgemeinerkrankung heilt. Hat das Baby Chlamydien, wird der Arzt höchstwahrscheinlich Erythromycin über zwei Wochen oder Azithromycin über drei Tage verschreiben.

Langsam begreifen wir, dass die verschiedenen Bakterien, denen Neugeborene ausgesetzt werden, für die Entwicklung des Immunsystems unheimlich wichtig sind. Immer mehr wissenschaftliche Beweise zeigen, dass die übermäßige Verwendung von Antibiotika bei Menschen zu einem Anstieg von Antibiotika-Resistenzen führt. Ein Neugeborenes unnötigerweise mit einem Medikament zu behandeln, das nützliche Bakterien schädigt, ist eine schlechte Idee.

Dennoch ist die Gabe von antibiotischer Augensalbe bei Neugeborenen noch immer empfohlener Behandlungsstandard in den USA. Unsere westliche Medizin verabschiedet sich scheinbar nur widerwillig von etwas, das zur Routine geworden ist, auch wenn es aus medizinischer Sicht keinen Sinn ergibt.

Die Gesetze müssen geändert werden, Ärzte müssen sich fortbilden und wir müssen aufhören, US-amerikanischen Säuglingen prophylaktisch unnötige antibiotische Augensalben für behandelbare Krankheiten zu geben.

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