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6.

Perry Rhodan

Elf Transporter der Shenpadri – kupferrot wie ihre Raumschiffe und in der Form von breiten Schwingen, was darauf hindeutete, dass sie vor allem für den aerodynamischen Flug innerhalb von Atmosphären bestimmt waren – glitten in die Mulde, ins Loch, das breit gefächerte Thermostrahler in den Eispanzer von Tellus geschmolzen hatten.

Die kreisförmigen Strukturen der Ruinenstadt, von oben gut erkennbar, verloren an Deutlichkeit. Bröckelndes Gestein, poröse Polymere und geborstene Metallträger bildeten Hügel neben den Resten von Gebäuden, die einst so hoch gewesen waren, dass sie nicht nur an den Wolken gekratzt, sondern sie durchstoßen hatten. Die stolze, zum Himmel gereckte Skyline von Terras größter Stadt existierte nicht mehr.

Rhodan hielt nach den Resten einer architektonischen Blume Ausschau, nach einer Stahlorchidee, einen Kilometer hoch und mit fünf großen Blütenblättern, einem der Wahrzeichen von Terrania City, nicht nur Regierungssitz, sondern auch Museum für terranische Geschichte, ein Ort des Erinnerns und der Besinnung.

Er hörte, wie die Wissenschaftler von der NEY ELIAS leise miteinander sprachen, wie sie Aufnahmen machten, nachdem sie die Shenpadri um Erlaubnis gebeten hatten. Sie klangen beeindruckt, und Felix Ghiss machte keinen Hehl aus seiner Begeisterung, doch niemand von ihnen, nicht einer, hatte eine direkte, persönliche Beziehung zu der Stadt unter ihnen.

Während Rhodan einzelne Teile von Terrania City identifizierte – dort der Gobi-Park mit den Resten des STARDUST-Memorials, westlich davon Whistler-Arena und Zoo, weiter im Norden die Hängenden Gärten und die Dolan-Gedenkstätte, von der aus es nicht mehr weit war bis zum Residenz-Ring und Antares City –, dachte er zurück an seine Erlebnisse in der Stadt, die er selbst in der Wüste Gobi als Galakto City gegründet hatte, damals, nach dem ersten Schritt der Menschheit ins All und der Entdeckung des gestrandeten arkonidischen Schiffes auf dem Mond. Er dachte an ihre wechselhafte Geschichte, wie oft sie im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende zerstört und wiederaufgebaut worden war – eine riesige Metropole, der nie die Kraft zur Erneuerung gefehlt hatte.

Doch unter ihm lagen ihre Reste still und tot, auf Tellus, 3109 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Es gab keine Menschen in dieser Stadt – nichts regte sich in den wenigen Gebäuden und Gebäudekomplexen, die noch halbwegs intakt zu sein schienen.

Die wenigen Bewegungen in dem sich über Dutzende von Kilometern erstreckenden Ruinenfeld stammten von Robotern und Shenpadri, die zwischen halb eingestürzten Mauern und Säulenstümpfen gruben. Sie dirigierten Traktorstrahlen, die größere Trümmer zur Seite schoben und Zugänge zu den unterirdischen Anlagen freilegten – ein weit verzweigtes subplanetares Überlebenssystem. Oben hatte das Eis von der Stadt nicht viel übrig gelassen. Unten sah die Sache vielleicht ganz anders aus.

Rhodan beugte sich zu Amma Vargas. »Wir sollten landen und uns einen unmittelbaren Eindruck verschaffen.«

»Ich habe dich gehört, Seher und Erkenner«, sagte Shanlud, bevor Amma antworten konnte. Sein gefiederter Schlangenkörper ruhte in einem nahen Stützgerüst, dem Shenpadri-Äquivalent eines bequemen Sessels. »Du möchtest den Staub der Vergangenheit berühren?«

»Wir möchten Proben nehmen, wenn du gestattest, Ruinenhüter«, warf Zafer Young ein. »Ich bin Materialanalyst und auf entsprechende Untersuchungen spezialisiert.«

Shanlud hob den Schwanz und deutete mit allen drei Greiflappen nach draußen. Der Transporter neigte sich gerade zur Seite und flog einen engen Bogen, um dem Fächer eines Thermostrahls auszuweichen. Plötzlich schien die Stadt nicht mehr unter ihnen zu sein, sondern direkt neben ihnen.

»Genügt euch das nicht als Beweis? Wollt ihr die Stadt riechen und schmecken, um sicher zu sein, dass sie einst von Menschen erbaut wurde?«

Amma Vargas sagte sanft: »Manchmal müssen wir Menschen Dinge berühren, um an sie zu glauben.«

Von Shanluds Lingumaske kam ein seltsames Geräusch, vielleicht ein Seufzen. »Beweise wollt ihr, als ob nicht existieren kann, was eure Augen sehen. Nun gut. Landen wir, damit ihr berühren und eure Stadt riechen und schmecken könnt.«

*

Grauschwarze Roboter krabbelten wie Käfer zwischen den Ruinen oder schwebten in Antigravfeldern dicht über ihnen. Sonden schwirrten wie zu groß geratene Insekten über Mauern und eingestürzten Gebäuden, stiegen an den Resten von Türmen und Säulen auf und richteten ihre Scanner in dunkle Fensteröffnungen.

Die nächsten Thermostrahlen schmolzen das Eis viele Kilometer entfernt, etwa dort, wo sich Monggon-West befand, mit dem Saturn Way und dem Ararat-Drive, südlich vom STARDUST-Memorial. Wo die wärmenden Energievorhänge fehlten, die von den zylindrischen Schiffen weiter oben herabhingen, kroch die Kälte zurück, die noch im Boden steckte.

Rhodan schlug den Kragen seiner Jacke höher, obwohl kaum Wind wehte. Die Jacke war Teil eines getarnten Slender-SERUN, eines Schutzanzugs, dessen Memory-Morphing gewöhnliche Kleidung vortäuschte, wie auch bei Donn Yaradua und dem Siganesen, der wieder rittlings auf seiner fliegenden SCHOTE saß.

Die Wissenschaftler der NEY ELIAS begannen sofort mit Untersuchungen. Sie gingen und kletterten vorsichtig zwischen den Ruinen, sondierten mit Sensoren und fertigten detaillierte Aufzeichnungen an.

Die Shenpadri, einige von ihnen trugen Lingumasken, schwärmten mit Raupenschlitten aus, die ihnen ein hohes Maß an individueller Mobilität verliehen. Andere benutzten Antigravgürtel, stiegen mit ihnen bis zu fünfzig Meter weit auf und schwebten über den Menschen. Um sie zu schützen, wie Shanlud betonte. Aber zweifellos waren sie auch Wächter und Beobachter.

»Das Eis hat unübersehbare Spuren hinterlassen«, sagte Amma Vargas. Sie ging neben Rhodan über eine Straße, die er als Roi Danton-Boulevard identifiziert hatte, nach seinem Sohn benannt. Sie befanden sich zwei oder drei Kilometer westlich des Arkon-Square und waren in Richtung Forum Andromeda unterwegs.

»Es grenzt an ein Wunder, dass die Shenpadri so viel bewahren konnten. Ihre archäologische Kompetenz ist unbestreitbar. Alles wird genau vermessen und präzise dokumentiert.«

Shanlud bewies erneut ein außerordentlich gutes Gehör. Er neigte den Körper ein wenig zur Seite und steuerte seinen Raupenschlitten damit näher.

»Wir sind die besten Archäologen der ganzen Galaxis!«, rief er. »Der Mythos Terra, er ist hier! Die Völker der Galaxis werden ihn sehen, zu unseren Ehren und zum Ruhm von Magnatin Shoniun. Wenn alles vorbereitet und gesichert ist, laden wir sie ein.«

Rhodan glaubte zu verstehen. »Ein Museum?«, fragte er. »Ein planetares Museum?«

»Eine galaktische Sensation! Von uns präsentiert! Alle werden Magnatin Shoniun preisen! Alle werden den Namen des Ruinenhüters Shanlud kennen!«

Das Summen der Raupenschlitten wurde lauter, als die Shenpadri auf ihnen mit einem Tanz begannen, durch den ihre Vehikel hin und her glitten.

Rhodan beobachtete sie einige Sekunden lang, wandte sich dann ab und betrat ein Gebäude, das einmal mehrere Hundert Meter hoch gewesen war. Etwas, vielleicht die Eismassen, hatte es in Höhe des siebten Stocks abgenickt – die Trümmer der übrigen Stockwerke, groß und klein, bildeten im Norden eine lange Reihe zwischen den Ruinen.

Eine leere Eingangshalle nahm ihn auf. Er ging weiter, setzte im Halbdunkel vorsichtig einen Schritt vor den anderen und hörte, wie ihm Amma Vargas, Shanlud und einige andere folgten.

Bereits zuvor hatte er an Gebäuden und auf Straßen nach Anzeichen von Gewaltanwendung Ausschau gehalten, nach Hinweisen darauf, was Terrania City von der ihm bekannten Erde nach Tellus versetzt und in eine Ruinenstadt verwandelt hatte. Es gab keine Explosionskrater. Nichts deutete auf die Verwendung von schweren Waffen hin. Nirgends lagen Tote, die Leichen vom Eis konserviert, oder bleiche Knochen.

Donn Yaradua trat an Rhodans Seite. »Welche Erklärung könnte es geben?«

»Ich weiß es nicht«, gestand Perry Rhodan. »Sammelt Daten, so viele wie möglich. Vielleicht finden wir dann Antworten.«

»Ist dies wirklich Terrania City? Von der Erde?«

»Ja«, sagte Rhodan. »Ja, es scheint tatsächlich die echte Stadt zu sein.« So fühlte es sich an.

»Aber wie ist das möglich?«

Donn wich beiseite, als Shanlud seinen Raupenschlitten dicht an Rhodan heransteuerte.

»Die echte Stadt! Ich habe es gehört! Der Seher und Erkenner ohne Namen hat die echte Stadt gesehen und erkannt! Er hat es bestätigt!«

Die Shenpadri in der Empfangshalle und auch die anderen draußen legten mit einem neuen Tanz los. Rhodan ging weiter, einen langsamen Schritt nach dem anderen. In einer Ecke lagen Eisreste, in einer anderen Schutt, wie sorgfältig zusammengefegt. Eine Treppe führte nach oben, direkt neben einem leeren, dunklen Schacht, der vielleicht einmal Expressliftkapseln oder Antigravgeneratoren beherbergt hatte. Einrichtungsgegenstände gab es nicht, weder Möbel noch irgendwelche Installationen oder Apparaturen.

Rhodan verließ das Gebäude auf der anderen Seite und bemerkte nur wenige Meter entfernt eine Statue, die unversehrt wirkte. Sie kehrte ihm den Rücken zu, doch als er sich ihr näherte, fielen ihm gewisse Details auf, und er ahnte, wen das Bildnis darstellte. Das Gesicht aus bläulich glänzendem Terkonit gab ihm Gewissheit.

Die Statue zeigte ihn, Perry Rhodan: zum Himmel blickend, den Arm in einer herrisch wirkenden Geste ausgestreckt.

Shanlud erschien neben ihm.

»Der Seher und Erkenner hat sich selbst gesehen und erkannt!«, verkündete er, als sich weitere Shenpadri und Männer und Frauen von der NEY ELIAS näherten. »Der Namenlose hat einen Namen! Er ist der Mann, dem hier – und nicht nur hier! – ein Denkmal gesetzt wurde. Er ist Perry Rhodan!«

Ein Roboter der Shenpadri hatte neben der Statue eine Tafel freigelegt, die einst aufrecht gestanden hatte. Shanlud deutete darauf, während seine Kollegen erneut voller Freude tanzten, davon überzeugt, dass ihre Entdeckung gerade noch wichtiger geworden war.

»Kannst du uns helfen und dies entziffern, Perry Rhodan?«, fragte Shanlud.

Er blickte auf die Tafel hinab und las laut: »Terraner, folgt mir, und die Sterne werden euch gehören!«

Es waren pathetische Worte, deren Klang ihm nicht behagte. Rhodans Blick strich über Menschen und Shenpadri. Felix Ghiss lächelte und schien die Begeisterung der Shenpadri zu teilen. Zafer Young betrachtete mit ausdrucksloser Miene die Anzeigen seines Scanners. Amma Vargas wirkte sehr nachdenklich und verglich Rhodans Gesicht mit dem der Statue. Die Reaktionen der anderen Wissenschaftler von der NEY ELIAS reichten von Verwunderung und Betroffenheit bis zu Hoffnung.

Rhodan sah noch einmal auf die Tafel. Neben ihr zeigte sich ein rosaroter Halm in einer kleinen Bodenspalte, mit zwei violetten Knollen, eine von ihnen halb geöffnet. Etwas rieselte daraus hervor, feiner Staub, der – vom sanften Wind erfasst – aufstieg und eine dünne gelbliche Wolke bildete.

Leben von Tellus, dachte Rhodan. Frei vom Eis erwachte es nach jahrtausendelangem Schlaf, nicht nur hier, neben der Tafel mit den Worten, die ihm zugeschrieben wurden, sondern auch in anderen Teilen der von den Shenpadri freigelegten Stadt.

Was er bisher für staubigen Dunst gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Sporenschwaden.

Zafer Young näherte sich. Für einen Ertruser mochte er klein und schmal sein, aber er war ein ganzes Stück größer und breiter als Rhodan.

»Ich habe Materialproben untersucht«, sagte er. »Von den Straßen, Mauern und Trümmern. Auch von dem Gebäude, in dem wir eben gewesen sind. Die Materialien sind tausend bis dreitausend Jahre alt, manche etwas älter.«

Es passt, dachte Rhodan.

»Dies ist nicht die einzige Statue, Perry Rhodan«, sagte Shanlud. Seine Lingumaske zeigte nicht mehr das Gesicht von Amma Vargas, sondern Rhodans. »Es gibt noch mehr. Möchtest du sie sehen und erkennen?«

*

Während der nächsten beiden Stunden waren sie kreuz und quer in der Stadt unterwegs, mal zu Fuß, mal an Bord von Antigravplattformen, die Ruinenhüter Shanlud von den Schiffen über der Ausgrabungsstätte anforderte. Die Statuen, die er Rhodan und den anderen Menschen zeigte, bestanden ausnahmslos aus Terkonit, was vielleicht Härte und Unveränderlichkeit zum Ausdruck bringen sollte. Oft stand der dargestellte Perry Rhodan allein, manchmal in Begleitung alter Weggefährten. Beim Alpha Centauri-Circle reichte ihm Reginald Bull eine Flagge mit fremdartigen Symbolen, und beim Whistler-Areal gab ihm Atlan ein Richtschwert, mit dem offenbar ein Gataser hingerichtet werden sollte, der vor dem Terkonit-Rhodan kniete. Auf der Tafel daneben, von den Shenpadri aufgerichtet, war zu lesen: »Ein Äon aus Blut und Eisen braucht den Mann, der das Schwert führt.«

Zafer Young untersuchte den Rhodan, der von Atlan das Schwert entgegennahm. Er deutete auf die Anzeigen seines Scanners.

»Alter etwas mehr als dreitausend Jahre«, sagte er.

Die riesige Stadt, vom Eis befreit, schien tatsächlich Terrania City zu sein. Sie sah so aus, sie fühlte sich so an. Aber die Statuen passten nicht an diesen Ort. Sie zeigten einen anderen Perry Rhodan, einen arroganten Herrscher, jemanden, der sich zum Herrn über Leben und Tod machte.

»Die Statuen sind Unsinn«, sagte Rhodan leise, als Shanlud und die anderen Shenpadri ein Stück entfernt waren. »In der Stadt, die ich kenne, gab es keine derartigen Bildnisse.«

Amma Vargas und Zafer Young kamen näher. Tenga flog mit seiner SCHOTE neben einer wie glatt geschliffen wirkenden Gebäudefront, beobachtet von Tholia und einigen Shenpadri.

Donn Yaradua kniete neben einem Riss in etwas, das einmal ein Rollband für den Transport von Personen gewesen war. Sein Interesse galt einigen rosaroten Halmen. Rhodan sah, wie er behutsam ihre violetten Knollen anstieß, die sich daraufhin öffneten und gelbbraunen Staub freisetzten.

»So bin ich nie gewesen«, fügte Rhodan hinzu.

»Die Statuen sind ebenso alt wie die Stadt«, sagte Zafer. »Wenn die Stadt echt ist, sind sie es ebenfalls.«

Rhodan betrachtete das Richtschwert und den knienden Gataser. Er wäre nie imstande gewesen, auf diese Weise zu töten.

»Du wolltest inkognito bleiben, Perry Rhodan.« Amma Vargas musterte ihn. »Jetzt bist du es nicht mehr.«

»Vielleicht wollte er deshalb unerkannt bleiben.« Zafer Young deutete auf die Hinrichtungsszene.

Rhodan blickte zu den Shenpadri. Shanlud und seine Artgenossen wirkten aufgeregt – den vorderen Körperteil hoch erhoben neigten sie sich hin und her. Ihre Erweiterungen, die Organoide, klirrten und rasselten, aber ansonsten blieb es für menschliche Ohren still – die offenbar sehr lebhafte Diskussion fand in der Ultraschallsprache der Shenpadri statt.

»Die Cairaner suchen mich«, sagte Rhodan offen. Felix Ghiss hatte sich genähert, mit einem nicht mehr ganz so breiten und strahlenden Lächeln.

»Warum?«, fragte Amma Vargas.

»Ich weiß es nicht. Ich möchte es herausfinden, bevor sie mich finden.« Rhodan wandte sich von der Statue ab. »Es könnte sein, dass uns hier nicht mehr viel Zeit bleibt.«

»Uns?«, wiederholte Zafer Young.

»Mir«, sagte Rhodan. »Es hängt davon ab, wie schnell die Cairaner reagieren, wenn sie erfahren, dass ich hier auf Tellus bin.«

»Glaubst du, dass sich die Shenpadri mit ihnen in Verbindung setzen?«, fragte Amma.

»Jemand wird sie informieren, da bin ich sicher.« Rhodan versuchte, das Unbehagen abzuschütteln, das ihm die Statuen beschert hatten. »Wir müssen in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Daten sammeln, um zu verstehen, was das hier bedeutet.« Er meinte nicht nur die Stadt, sondern auch die Statuen.

Shanlud steuerte seinen Raupenschlitten auf ihn zu. Hinter ihm bildete sich eine Wolke aus aufgewirbeltem Staub und Sporen.

Die Lingumaske des Ruinenhüters zeigte schnell hintereinander verschiedene Gesichter.

»Eine neue Entdeckung!«, rief er. Diesmal klang seine Stimme schrill. »Klein, aber bestimmt auch sehr wichtig.«

»Eine weitere Stadt?«, fragte Amma Vargas.

»Nein, keine Stadt.« Eine Plattform näherte sich, von Shanlud gerufen. »Kleiner, viel kleiner. Eine Station, eine Basis, ein Stützpunkt, noch tief im Eins. Wir haben erst einen Tunnel gegraben ...«

Rhodan ahnte etwas. »Die Koordinaten«, sagte er. »Kannst du uns die Koordinaten nennen?«

»Wir müssen erst prüfen und untersuchen ...«

»Sind es diese?« Rhodan nannte die vor Kurzem erst recherchierten Koordinaten des Stützpunkts, den das Solare Imperium im Jahr 2436 der alten Zeitrechnung auf Tellus errichtet hatte, und hoffte, dass die Lingumaske sie richtig übersetzte.

»Du kennst den Ort!«, entfuhr es Shanlud. »Du kennst ihn!«

Die Antigravplattform, von zwei Shenpadri ohne Lingumasken gesteuert, senkte sich direkt neben ihnen herab. Rhodan betrat sie, ohne eine Einladung abzuwarten.

»Ich möchte ihn sehen und erkennen«, sagte er. »Mit deiner Erlaubnis, Ruinenhüter.«

Shanlud rutschte halb von seinem Raupenschlitten herunter, und ein mühelos wirkender Sprung brachte Rhodan auf die Plattform, die nicht viel Platz bot. Amma Vargas folgte ihm und blieb unmittelbar neben Rhodan stehen.

»Zafer, Tholia, Lionel ... Helft den ehrenwerten Shenpadri bei ihren Untersuchungen in der Stadt«, wies die Kommandantin der NEY ELIAS ihre Wissenschaftler an. Im Klartext lautete ihre Botschaft: Behaltet die Shenpadri im Auge und versucht, so viel wie möglich herauszufinden.

»Kann ich ebenfalls mitkommen?« Felix Ghiss wollte an Bord klettern, stellte sich dabei jedoch nicht sonderlich geschickt an. Ein Shenpadri versperrte ihm den Weg.

»Nicht genug Platz, nicht genug Platz!«, rief Shanlud. »Eine neue Entdeckung, wir brechen auf! Perry Rhodan, du wirst uns zeigen und erklären!«

Die Plattform setzte sich wieder in Bewegung, und Rhodan beobachtete, wie Felix Ghiss und die anderen zurückblieben.

Felix Ghiss

Felix sah der Plattform nach, und sein Lächeln verblasste ein wenig.

Zafer Young legte ihm gönnerhaft die Hand auf die Schulter. »Nicht traurig sein, Kleiner«, sagte er, obwohl er gar nicht viel größer war. »Dein Held kehrt sicher bald zurück.«

»Er ist nicht mein Held! Ich meine ... Er ist der legendäre Perry Rhodan! Er könnte uns viel über die Vergangenheit erzählen und uns dabei helfen, alles besser zu verstehen. Er ...«

»Mir scheint, er versteht selbst nicht alles«, brummte Zafer. Er klatschte in die Hände. »Liebe Leute, verehrte Kollegen, an die Arbeit! Helfen wir unseren Shenpadri-Freunden, mehr über diese Stadt und vielleicht auch den Mann zu erfahren, der hier verehrt wurde.« Er deutete auf den Terkonit-Rhodan, der ein Richtschwert empfing.

Die Wissenschaftler von der NEY ELIAS gingen auseinander, um begleitet von Shenpadri-Archäologen die Ruinen zu untersuchen. Einige Sekunden lang beobachtete Felix die beiden Männer von der BJO BREISKOLL, den bärtigen Donn Yaradua und seinen kleinen Begleiter, den Siganesen Sholotow Affatenga.

Dann wählte er ein etwas abseitsstehendes Gebäude, stieg umständlich über einen Mauerrest hinweg, verharrte kurz neben einem mehrere Meter hohen Block, der von einem umgestürzten Hochhaus stammte, und vergewisserte sich, dass niemand in seinen Richtung sah, bevor er hinter die Trümmer schlüpfte.

Dort, vor neugierigen Blicken geschützt, änderte sich seine Körperhaltung. Den Kopf erhoben und mit geradem Rücken eilte Felix Ghiss zu dem Gebäude, die Schritte flink, agil und selbstsicher. Er trat durch die offene Tür, und eine Sekunde später war er ein Schemen inmitten von Schatten. In der dunkelsten Ecke des Zimmers blieb er stehen, atmete mit offenem Mund, um nicht das geringste Geräusch zu verursachen, und lauschte.

Nichts regte sich. Alles blieb still.

Er öffnete die Taschen seiner Jacke, darunter auch mehrere, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen waren. Einer entnahm er ein kleines Gerät, das nicht aus terranischer Produktion stammte. Es war rund und glatt und sah aus wie ein kleiner Kieselstein, doch dieser Eindruck täuschte, und genau darum ging es bei dem Objekt: um Täuschung, um die Verschleierung von Lüge, damit Tholia Turan, Affosa von Ensch, keinen Verdacht schöpfte.

Felix lächelte nicht mehr, als er den Daumen auf eine bestimmte Stelle des kleinen Geräts drückte. Eine kurze Vibration bestätigte die korrekte Funktion des Mentalmodulators. Er nickte zufrieden, steckte den Modulator wieder ein, holte andere kleine Objekte hervor und setzte sie zu einem Sender zusammen, der ihm Kontrolle über das Hyperfunkgerät der NEY ELIAS erlaubte.

*

Mikroorganismen und das rosarote Knollengras zählten zu den ersten Lebensformen, die nach dem langen Winter von Tellus erwachten. Die winzigen Keimlinge spürten Licht und Wärme der Sonne bereits, als sie noch in Schnee und Eis steckten. Sie bereiteten sich auf schnelles Wachstum vor, auf den Beginn eines Wettlaufs, bei dem der gewann, der am schnellsten möglichst viel Platz in den zur Verfügung stehenden ökologischen Nischen besetzte. Saatstaub sollte eine rasche Ausbreitung des Knollengrases ermöglichen, das später anderen, höher entwickelten Lebensformen als Nahrungsgrundlage dienen würde.

Doch bei diesem evolutionären Zyklus gab es einen wichtigen Unterschied, denn es befand sich etwas auf dem Planeten, das vorher nicht da gewesen war, ein fremder Faktor, der sich ausgedehnt hatte, teilnahm und dadurch Einfluss ausübte.

Jede einzelne Spore, nur einen Mikrometer groß, trug ein winziges Fragment des Extas in sich.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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