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10.

Perry Rhodan

Der Mann, der schnelle Entscheidungen treffen konnte und in den vergangenen mehr als dreieinhalb Jahrtausenden viele Entscheidungen getroffen hatte, bei denen es um Leben und Tod gegangen war ... An diesem dunklen Ort, in einer vergessenen, zerstörten Station des Solaren Imperiums, kam jede Entscheidung zu spät.

Die Faust des Zweitkonditionierten, dessen drei große Augen ihn aus einer Entfernung von weniger als einem Meter anstarrten, würde den Helm und seinen Inhalt zertrümmern, bevor er etwas dagegen unternehmen konnte.

Doch die Faust kam nicht.

Sie blieb erhoben, schwebte im Licht der Helmlampe wie ein drohender schwarzer Mond. In den drei großen Augen veränderte sich etwas, das eingefangene Licht in ihnen schien heller zu werden. Der Symboflex-Partner – der milchig weiße wurmartige Symbiont am Nacken des Riesen – pulsierte langsam.

Rhodan erinnerte sich: Dieses kleine Wesen war es, von dem der Gigant seine Befehle empfing, der ihn zu Gehorsam der Ersten Schwingungsmacht gegenüber zwang. Wenn es gelang, den Symboflex-Partner zu betäuben oder vom Nacken zu lösen – dann fanden sie vielleicht eine Möglichkeit, diesen Zweitkonditionierten, wahrscheinlich den Letzten seiner Art, zur Vernunft zu bringen.

Plötzlich wurde Rhodan klar: Dass ihm Zeit genug blieb, solche Gedanken zu denken, wies darauf hin, dass etwas Unerwartetes geschah. Die Faust des Riesen schlug nicht zu. Stattdessen grollte der Schwingungswächter wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, richtete sich auf und stapfte davon, jeder schwere Schritt ein wuchtiges, massives Donnern.

Das Antigravfeld des SERUNS richtete Rhodan auf und brachte ihn zu Amma Vargas und den beiden Shenpadri.

»Was ist passiert?« Amma starrte in die Richtung, in die der vierarmige Koloss verschwunden war. »Was ist passiert?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Rhodan. »Wir müssen nach oben und die anderen verständigen.«

»Es geht mir nicht gut«, ächzte Shanluds Lingumaske. »Gar nicht gut.«

Amma Vargas und Rhodan versuchten, den zweiten, bewusstlosen Shenpadri zu tragen, doch schon nach wenigen Metern mussten sie sich eingestehen, dass sie es auf diese Weise nicht durch den langen Eistunnel bis zur Oberfläche von Tellus schaffen würden. Sie fanden ein geeignetes Trümmerstück ohne scharfe Kanten, legten den reglosen Shenpadri darauf und zogen ihn.

Auf dem Weg durch die zerstörte Station sah sich Amma immer wieder um. »Wohin ist er verschwunden?«

»Vielleicht zu seinem Dolan, seinem Schiff«, antwortete Rhodan. »Wir müssen verhindern, dass er damit startet.«

»Wie?«

»Mit allen Mitteln.«

*

Sie kamen nicht so schnell voran, wie Rhodan hoffte. Sein SERUN schien beschädigt zu sein, obwohl die Diagnoseprogramme keine Defekte feststellten. Die Leistungsfähigkeit aller Systeme verringerte sich immer mehr, etwas saugte die Energie ab.

Als sie den Eistunnel erreichten, war der Schutzanzug keine Hilfe mehr, sondern eine Belastung. Rhodan desaktivierte ihn, aber selbst das funktionierte nicht richtig. Nicht alle Komponenten reagierten auf das Memory-Morphing und verwandelten sich in gewöhnliche Kleidung zurück.

Sie legten sie eine Pause ein, als sie an den steilen Passagen des Tunnels ankamen, und Amma Vargas versuchte mit ihrem Kommunikator, die Wissenschaftler in der Stadt oder die NEY ELIAS zu erreichen. Sie bekam keinen Kontakt.

»Fremde ... Energie ...«, murmelte der geschwächte Shanlud. Die Instrumente an seinem Werkzeugring klirrten. »Sie wird stärker, sie dehnt sich aus, sie legt sich um den ganzen Planeten. Was habt ihr getan?«

»Wir sind nicht dafür verantwortlich«, sagte Rhodan.

Die Lingumaske sah ihn an, mit seinen Augen und seinem Gesicht.

»Ihr wollt uns die Entdeckung stehlen«, brachte Shanlud hervor. Das Sprechen fiel ihm nicht leicht. »Deshalb seid ihr gekommen. Um uns Ruhm und Ehre zu stehlen. Ihr habt uns hintergangen.«

Amma Vargas hustete.

»Aber vielleicht ist etwas schiefgegangen. Vielleicht bringt euch eure List selbst in Gefahr. Ihr habt etwas Mächtiges geweckt.«

Sie brachten den ersten steilen Teil des Eistunnels hinter sich, zogen den improvisierten Schlitten mit dem bewusstlosen Shenpadri über Rillen und Stufen.

Kurz darauf fanden sie einen zertrümmerten Grabungsroboter und daneben eine mehr als zwei Meter große Öffnung in Eis und Stein.

»Er war hier«, sagte Amma. »Der Zweitkonditionierte.«

»Sieht danach aus.« Rhodan spähte ins dunkle Loch und deutete dann nach oben. »Es kann nicht mehr weit sein bis zu den Raupenschlitten, die wir zurückgelassen haben. Mit ihnen kommen wir schneller voran.«

Sie fanden sie wenige Minuten später, neben einem intakten Roboter, dessen Werkzeugarme ruhten. Er war nicht beschädigt, und nach einer kurzen Untersuchung sagte Shanlud: »Die fremde Energie blockiert ihn.«

Glücklicherweise funktionierten die Raupenschlitten. Sie hoben den Bewusstlosen auf den ersten, und Shanlud kroch auf den zweiten. Er zitterte, und manchmal sträubte sich sein Gefieder, aber er schien widerstandsfähiger zu sein als sein Artgenosse.

Rhodan fragte sich, ob die Fremdenergie der Auslöser für die Erkrankung der Shenpadri war. Amma Vargas schien ebenfalls betroffen zu sein – sie hustete häufiger und klagte über starke Kopfschmerzen. Er selbst fühlte nichts, aus welchem Grund auch immer. Aber vielleicht dauerte es bei ihm nur etwas länger, bis er die Auswirkungen des unbekannten Kraftfelds zu spüren bekam.

Nachdem Shanlud die beiden Raupenschlitten miteinander gekoppelt hatte, setzten sie den Weg nach oben fort. Sie begegneten weiteren Robotern der Shenpadri, großen und kleinen, und nicht einer von ihnen rührte sich.

Böiger Wind empfing sie, als sie aus dem Eistunnel traten. Die kleine Antigravplattform stand noch immer an ihrem Platz, aber der große Segmentraumer, der zuvor das Beiboot geschickt hatte, fehlte am inzwischen heller gewordenen Himmel.

Sie zogen den Bewusstlosen vorsichtig vom Schlitten und in den Windschutz eines Felsens.

Shanlud glitt zur Plattform, den vorderen Teil seines Körpers nicht einmal einen halben Meter weit erhoben. Zwei der Organoide an seinem Hals hingen wie erschlafft.

Amma Vargas hustete immer wieder, wirkte sehr blass und schnitt eine Grimasse.

»Es steckt etwas in meinem Kopf«, klagte sie.

Rhodan deutete auf ihren Kommunikator. »Kannst du damit die NEY ELIAS erreichen? Oder jemanden in der Stadt?« Er vermied es, von Terrania City zu sprechen.

Amma schüttelte den Kopf. »Ich habe es bereits versucht. Die Sendeenergie genügt nicht.« Sie hustete wieder. »Das Gerät funktioniert, aber die Signale kommen nicht weit. Etwas absorbiert sie.«

Shanlud kehrte von der Antigravplattform zurück.

»Ihre Systeme sind blockiert, wie bei den Robotern.« Er verharrte hinter dem Felsen, zitterte am ganzen Leib und sah Rhodan an. »Der Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte und dann doch einen bekam, der Terraner mit den Denkmälern in der Stadt, Perry Rhodan, der uns von der Welt vertreiben will, die wir als Wiege der Menschheit entdeckten ... Fällt der Betrüger jetzt seinem eigenen Betrug zum Opfer?«

Rhodan sah ihn an. »Ruinenhüter Shanlud ... Ich bin kein Betrüger. Ich streite nicht ab, wer ich bin, und ich habe nicht vor, eurer Archäo-Kampagne, die Ruhm und Ehre verdient, eine wichtige Entdeckung zu stehlen. Ich weiß nicht, was auf diesem Planeten geschieht. Es könnte etwas mit dem Schwingungswächter zu tun haben.«

»Der sich in deiner Station befand«, sagte Shanlud vorwurfsvoll. »In einer Station der Terraner. Es sind die Terraner, die damals Unheil nach Tellus brachten, und heute wiederholt es sich.«

Das war ein bitterer Vorwurf, und Rhodan stellte sich vor, wie ihn die Shenpadri durch die Milchstraße trugen: Terraner bringen Unheil.

Er versuchte, den SERUN zu reaktivieren. Das Morphing funktionierte nur zum Teil: Die eine Seite der Jacke und das rechte Hosenbein veränderten sich. Der Gürtel verwandelte sich halb in einen Instrumentengurt.

Rhodan betätigte die manuellen Kontrollen.

»Was hast du vor?«, fragte Amma Vargas. »Willst du losfliegen und uns allein zurücklassen?«

Der Wind wurde stärker und pfiff über den Felsen, hinter dem sie hockten.

»Mit dem Antigrav käme ich nicht weit«, stellte Rhodan fest. »Ich leite die gesamte noch zur Verfügung stehende Energie ins Kommunikationssystem und sende ein Rufsignal. Donn Yaradua und Sholotow Affatenga sollten in der Lage sein, es zu empfangen.«

Amma deutete am Felsen vorbei zur Plattform. »Welche Hilfe erwartest du von ihnen, wenn sich der Energieschwund überall auf Tellus bemerkbar macht? Sie können nicht mit Antigrav hierher fliegen.«

»Ihnen fällt bestimmt etwas ein«, sagte Rhodan zuversichtlich.

Donn Yaradua

Als sie das Gebäude verließen – Tenga auf seiner geborgenen SCHOTE und Yaradua mit dem betäubten Verräter namens Felix Ghiss in den Armen, damit er vom Antigravfeld des SERUNS erfasst wurde –, erwartete sie ein dumpfes Brummen.

Die kupferroten Zylinderschiffe der Shenpadri entfernten sich und verschwanden jenseits der Wolken. Einige aufsteigende Plattformen hielten plötzlich inne und landeten wieder in der Stadt. Ihre trudelnden Bewegungen deuteten darauf hin, dass es den Shenpadri-Piloten schwerfiel, sie unter Kontrolle zu halten.

»He!«, entfuhr es Tenga, als die SCHOTE unter ihm sank. Nur wenige Sekunden später merkte Donn, wie Felix Ghiss schwerer wurde. Er musste ihn zu Boden sinken lassen.

Ein Warnton wies darauf hin, dass die Lebenserhaltungssysteme des SERUNS versagten. Das Visier öffnete sich, der Helm klappte nach hinten und erschlaffte. Neben Donn fiel die SCHOTE und prallte auf einen flachen Stein, hinter dem mehrere rosarote Halme mit kleinen violetten Knollen wuchsen. Der Siganese rutschte von ihr herunter, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine, wie Donn ohne Helm.

»Geht das schon wieder los!«, klagte Sholotow. »Es war schwer genug, die Bordsysteme neu zu initialisieren!«

Ein Gleiter mit Explorer-Zeichen wich einer trudelnden Antigravplattform aus, kam mit hoher Geschwindigkeit näher, setzte abrupt zur Landung an und wirbelte Staub auf. Der Pilot legte sofort alle Systeme still und öffnete die Luke manuell.

Ein Mann stieg aus, groß, aber nicht so groß, wie man es bei einem Kolonialertruser erwartet hätte.

»Seid ihr dafür verantwortlich?«, fragte Zafer Young scharf. »Was habt ihr angestellt?«

»Wenn du das meinst ...« Donn zeigte auf den betäubten Felix Ghiss. »Wir haben ihn dabei überrascht, wie er einen Funkspruch an die Cairaner absetzte.«

»Ich habe ihn dabei überrascht«, korrigierte Tenga.

Zafer starrte auf den Reglosen.

»Er ist ein cairanischer Spion«, fügte Donn hinzu. »Ich nehme an, ein Schiff der Cairaner ist bereits unterwegs hierher.«

»Ich meine die fremde Energie, die unsere Energie absorbiert.« Zafer sprach laut und mit Nachdruck. »Und auch die der Shenpadri. Deshalb haben sich ihre Schiffe zurückgezogen. Und deshalb kann die NEY ELIAS keine Hilfe schicken. Wir sitzen hier fest und sind der verdammten Infektion ausgesetzt!«

»Ich könnte vielleicht helfen«, bot Yaradua an. »Mit den richtigen medizinischen Instrumenten. Euer Schiff verfügt über alles Notwendige. Wenn es uns einen unbemannten Transporter mit Medo-Apparaturen schickt ...«

Zafer Young deutete auf den SERUN. »Was kann ein Soldat schon tun?«

»Ich bin kein Soldat, darauf habe ich bereits hingewiesen. Ich verfüge über besondere Fähigkeiten und ...«

Donn Yaradua hörte plötzlich ein unangenehmes Pfeifen aus dem Kommunikationssystem des SERUNS. Tenga, der neben der SCHOTE stand, verzog das Gesicht und hob die Hände zu den Ohren.

»Ein Prioritätssignal«, stellte Donn fest. »Mit Notruf-Identifizierung. Es stammt von Perry Rhodan!«

Er versuchte, den Antigrav des SERUNS zu reaktivieren. Das Kraftfeld baute sich kurz auf, blieb aber schwach und instabil. Außerdem belastete es die wenigen noch zur Verfügung stehenden energetischen Ressourcen des SERUNS. Donn desaktivierte es und zeigte auf den Gleiter.

»Er funktioniert, nicht wahr?«, fragte er schnell, bückte sich und hob den Siganesen hoch.

»Er funktioniert noch«, sagte Zafer Young. »Das fremde Etwas, das den Energieschwund bewirkt, scheint sich auf bestimmte technische Systeme erst einstellen zu müssen, was bei manchen schneller geht und bei anderen langsamer.«

Donn verstand. »Darum hast du nach der Landung sofort alle Systeme stillgelegt.«

»Damit der Energieschwund weniger Gelegenheit hat, sich dem Triebwerk anzupassen.«

»Und die Shenpadri sind mit ihrer Technik schon länger hier. Deshalb waren sie vor uns betroffen.« Donn Yaradua sah sich um – es befanden sich keine Antigravplattformen mehr in der Luft. »Wir nehmen den Gleiter.«

Zafer Young trat ihm in den Weg. »Nicht so hastig! Der ist dafür bestimmt, meine Leute in Sicherheit zu bringen.«

»Eure Leute, wie? Und was ist mit Amma Vargas, die sich bei Rhodan befindet? Oder ist dir dein Gefährt zu schade, um die Kommandantin der NEY ELIAS zu retten?«

Zafer drehte sich wortlos um und lief zum Gleiter. Donn wollte ihm folgen, mit dem Siganesen auf seiner Schulter, doch der rief ihm ins Ohr: »Ich lasse auf keinen Fall einfach so meine SCHOTE zurück. Und was ist mit Felix Ghiss?«

Exta

Der Konstrukteur, Teil des Wir wie auch das Exta, stand kurz vor der Vollendung seiner Aufgabe. Er nutzte die lokalen materiellen Ressourcen, von denen es genug gab, und Energie stand ebenfalls reichlich zur Verfügung, sowohl im Innern des Planeten, in seinem heißen Kern, als auch auf ihm. Bald konnte die lange Reise fortgesetzt werden – wenn es dem gefangenen Teil des Extas gelang, sich zu befreien.

Der eine Überlebende der letzten Intervention hatte ein Mittler sein sollen, ein Botschafter für den Kontakt mit dem neuen Leben auf der erwachenden Welt. Aber es gab in ihm einen überaus starken kontrollierenden Faktor, der einen Teil das Exta festhielt und es daran hinderte seine Mission zu erfüllen.

Dieser Faktor – eine zweite kleine Lebensform, direkt mit Nervensystemen und beiden Gehirnen des primären Lebens verbunden – wurde noch stärker und dominierender, als die Barriere fiel, die damals geschaffen worden war, um noch mehr Tod und Zerstörung zu verhindern.

Der Überlebende gewann seine Mobilität zurück, und es kam zu einem Konflikt mit anderen, nichtindigenen Lebensformen. Das Exta hätte sich gerne mit ihnen in Verbindung gesetzt, doch sein kommunikativer Teil saß noch immer fest und rang mit dem kontrollierenden Faktor. Es konnte sich ihm lange genug entziehen und seinerseits Kontrolle ausüben, um eine Eskalation des Konflikts und neuerlichen Tod zu verhindern.

Das Exta verstärkte seine Bemühungen, Kontakt mit dem Leben des Planeten aufzunehmen, sowohl mit den einheimischen Lebensformen als auch mit jenen, die von außerhalb gekommen waren.

Es brauchte Hilfe.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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