Читать книгу Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan - Страница 141
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Perry Rhodan
»Das Beiboot ist startklar«, sagte Amma Vargas. Sie deutete durch das Panoramafenster des Hangars ins All. »Du bist auf alles vorbereitet gewesen, nicht wahr?«
Rhodan wusste, dass sie die getarnte LAURIN-Jet meinte, die in der Nähe der NEY ELIAS schwebte und nur für speziell kalibrierte Ortungsgeräte sichtbar war – die Shenpadri sollten nichts von ihr erfahren. Er sah ebenfalls durchs Fenster und beobachtete den Planeten Tellus unter ihnen.
»Nein, nicht auf alles«, antwortete er nachdenklich. »So gut man sich auch vorbereitet, es gibt immer Überraschungen.«
»Eine dieser Überraschungen hat einen Namen. Sie heißt Felix Ghiss.« Amma Vargas seufzte. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er für das Cairanische Panarchiv arbeitet, den Geheimdienst der Cairaner.«
»Wenn wir ihn mitnehmen und befragen könnten ...«, begann Rhodan.
Amma schüttelte den Kopf. »Nein. Er gehört zu meiner Crew. Er begleitet uns zum Ephelegonsystem und wird dort vernommen.«
Zafer Young näherte sich und blieb hoch aufgerichtet stehen. Der Kolonialertruser wirkte ein wenig größer und breiter als auf dem Planeten und reichte Rhodan einen versiegelten Behälter.
»Was ist das?«
»Material von der Stadt«, erklärte Zafer und trat neben Amma. Etwas verband diese beiden Menschen, das war deutlich zu spüren. »Eine Probe für dich, an den Shenpadri vorbeigeschmuggelt.« Er lächelte kurz. »Damit ihr Gelegenheit habt, genauere Daten zu gewinnen.«
»Damit wir feststellen können, ob die Stadt wirklich Terrania City ist. Oder war.«
»Ja.«
Rhodan nahm den Behälter entgegen. »Danke.«
Donn Yaradua stand neben dem Beiboot der NEY ELIAS und verabschiedete sich von Tholia. Neben ihnen schwebte die SCHOTE mit Tenga auf ihr. Der Siganese hielt eine bunte Schachtel in den Händen. Rhodan ahnte, was sie enthielt. Hinter dem Beiboot stand eine ebenfalls startklare Space-Jet, ihre Luke geschlossen.
Rhodan sah wieder durchs breite Panoramafenster. Sein Blick galt weder dem Planeten noch den Segmentschiffen der Shenpadri in den tieferen Umlaufbahnen, sondern den fernen Sternen.
»Wer ist die Gloriose?«
»Ich habe nie von ihr gehört.«
»Wenn wir glauben, groß zu sein«, sagte Rhodan langsam, den Blick in die Weiten des Universums gerichtet, »wenn wir glauben, alles zu wissen, oder fast alles, kommt auf einmal das Fremde, das Unbekannte, und erinnert uns daran, wie klein wir sind, wie winzig und unbedeutend.«
»Jedes Staubkorn ist wichtig, sonst würde es nicht existieren«, hielt ihm Amma Vargas entgegen.
Rhodan nickte langsam. »Eine interessante Betrachtungsweise.«
»Ortung!«, tönte eine Stimme aus dem Interkom. »Ein Schiff der Cairaner, vierhundert Millionen Kilometer über der Ekliptik des Rheiasystems.«
»Sie sind da«, sagte Amma.
Rhodan nickte. »Wie wir erwartet haben. Unser Plan wird verhindern, dass ihr in Schwierigkeiten geratet.«
»Ich halte ihn noch immer für unnötig«, sagte die Kommandantin der NEY ELIAS. »Wir haben von den Cairanern nichts zu befürchten.«
»Warum ein Risiko eingehen? Amma, Zafer ...« Rhodan reichte ihnen die Hand. »Ich danke euch für alles.«
»Vielleicht sehen wir uns wieder, Perry Rhodan.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Irgendwo im Meer der Sterne, irgendwann in Zeit und Raum.«
Rhodan ging zum Beiboot, das die NEY ELIAS nur dreißig Sekunden später verließ und zur getarnten LAURIN-Jet flog.
Noch einmal dreißig Sekunden später kam eine Space-Jet aus dem Hangar, und die NEY ELIAS eröffnete das Feuer auf sie.
*
»NEY ELIAS an Space-Jet«, erklang die Stimme von Amma Vargas. »Das war ein Warnschuss. Wir fordern euch zur sofortigen Umkehr auf.«
Die Space-Jet reagierte nicht darauf. Sie beschleunigte und ging tiefer, suchte Sicherheit bei den Shenpadri-Schiffen in den Umlaufbahnen näher beim Planeten. Der große Explorer folgte ihr.
»Hier spricht Amma Vargas, Kommandantin der NEY ELIAS. Deine Flucht ist sinnlos, Perry Rhodan. Du bringst nur dich und deine Begleiter in Gefahr.«
Die Stimme hallte durch den kleinen Kontrollraum der Space-Jet. Holos leuchteten über den Konsolen. Die Statusanzeigen über den Kommunikationskontrollen veränderten sich, als eine neue Stimme ertönte.
»Menschen, die auf Menschen schießen?«, erwiderte Rhodan.
»Du lässt uns keine Wahl«, sagte Amma. »Ich fordere dich noch einmal zur Rückkehr auf.«
»Du hast mich sehr enttäuscht, Amma«, gab Rhodan zurück. »Ich dachte, ich könnte auf deine Hilfe zählen.«
»Kapituliere, Perry Rhodan.« Die Stimme der Kommandantin klang streng und unnachgiebig. »Ergib dich.«
Die kupferroten zylindrischen Schiffe der Shenpadri flogen Ausweichmanöver, als die Space-Jet heranraste. Sie strebten auseinander und schufen eine Lücke, nicht nur groß genug für die kleine Space-Jet, sondern auch für die NEY ELIAS.
Beide Schiffe fielen dem Planeten entgegen, auf dem das Eis immer schneller schmolz. Tellus verfärbte sich, war nicht mehr nur weiß, sondern wurde an vielen Stellen rosarot und violett vom Gras, dessen Knollen Myriaden Sporen freisetzten, Grundlage für neues Leben.
Der Explorer feuerte erneut, und diesmal wurde die Space-Jet getroffen – ihr Triebwerk fiel aus.
Die NEY ELIAS empfing Rhodans Antwort. »So leicht machen wir es euch nicht.«
Es blitzte bei der Space-Jet, und der Schutzschirm des Explorers flammte auf. Bevor die Zielerfassung wieder auf die Space-Jet gerichtet werden konnte, verschwand sie in dichten Wolken.
Doch sie war in Schwierigkeiten.
»Wir sind manövrierunfähig.« Wieder Rhodans Stimme. »Das Triebwerk ist ausgefallen, die Antigravgeneratoren ebenfalls. Wir stürzen ab!«
»Traktorstrahl ausrichten!«, wies Amma Vargas ihre Crew an.
Die NEY ELIAS folgte der Space-Jet, musste aber einem großen Schiff der Shenpadri ausweichen, was Zeit kostete.
»Wir brauchen dringend Hilfe!« Rhodans Stimme klang angespannt.
»Wir sind unterwegs zu euch«, sagte Amma Vargas. »Ihr hättet gleich vernünftig sein sollen. Was jetzt geschieht, habt ihr euch selbst zuzuschreiben.«
Der Explorer tauchte ins Wolkenmeer von Tellus. Schon wenige Sekunden später lichteten sich die Schleier, und unter dem großen Schiff erschien ein langer Gebirgszug mit hohen, schroffen Gipfeln, noch von Eis umschmiegt. Die Space-Jet stürzte genau darauf zu.
»Wo bleibt der verdammte Traktorstrahl?«, rief Rhodan.
»Wir sind dabei. Zafer?«
»Gleich. Wir müssen die Konfiguration ändern, damit wir ihn in der Atmosphäre einsetzen können.«
Ein blasser Energiefinger ging von der NEY ELIAS aus und tastete nach der Space-Jet. Er berührte sie, doch genau in diesem Augenblick geriet das kleine Schiff in starke Turbulenzen, wodurch sich seine Flugbahn veränderte – und der Traktorstrahl griff ins Leere.
Eine Flamme schlug aus dem beschädigten Triebwerk. Vielleicht stammte sie von einem Brand an Bord – oder sie war das Ergebnis des verzweifelten Versuchs, eine Kollision mit dem nahen Berggipfel zu vermeiden.
Die außer Kontrolle geratene Space-Jet flog noch immer mit mehrfacher Überschallgeschwindigkeit, als sie gegen den Granit des Bergrückens prallte und zerschellte. Die Explosion pulverisierte einen Teil des Gipfels und schmolz Felsgestein – von der Space-Jet blieben nur einige glühende Trümmer übrig.
*
An Bord der LAURIN-Jet desaktivierte Rhodan das Hyperfunkgerät, dessen abgeschirmte Signale seine Stimme zur unbemannten Space-Jet und von dort aus zur NEY ELIAS und ins ganze Rheiasystem getragen hatten.
»Glaubt ihr, die Cairaner fallen darauf herein?«, fragte Tenga und steckte sich eine Praline in den Mund. Er saß auf der Konsole neben den Hyperfunkkontrollen.
»Warum nicht?«, meinte Donn Yaradua. »Sie haben die Funksignale empfangen, die von der Space-Jet kamen. Und sie haben beobachtet, wie die Space-Jet explodierte. Warum sollten sie daran zweifeln, dass sich Perry Rhodan an Bord befand und bei der Explosion ums Leben kam?«
»Auf jeden Fall sollte es den Verdacht von Amma Vargas und ihrer Crew ablenken«, sagte Rhodan. »Nach dem, was die Cairaner gesehen und gehört haben, gibt es für sie keinen Grund, eine Verbindung zwischen der NEY ELIAS und uns zu vermuten.«
»Also können wir beruhigt heimkehren«, sagte der Siganese mit vollem Mund.
Heimkehr?, dachte Rhodan. Nein, Heimkehr war etwas anderes. Heimkehr bedeutete die Erde – Terra und das echte Terrania City. Er dachte an den Inhalt des Behälters, den er von Zafer Young erhalten hatte. Genaue Untersuchungen würden sie der Wahrheit einen wichtigen Schritt näher bringen.
Er gab dem Piloten ein Zeichen, der sich daraufhin den Navigationskontrollen zuwandte. Wenige Sekunden später ging die LAURIN-Jet in den Linearraum und nahm Kurs auf die BJO BREISKOLL.
ENDE
Tellus hat seine Geheimnisse bewahrt, aber Perry Rhodan konnte dennoch eine Menge erfahren. Nun geht es darum, ob und wie er diese in Handlungsvorteile umsetzen kann. Dass er dabei in ständiger Gefahr schwebt, wird schnell allen klar.
Band 3006 setzt Perry Rhodans Abenteuer fort und wurde von Uwe Anton verfasst. Sein Roman erscheint am 29. März 2019 unter folgendem Titel:
HALBRAUM-HAVARIE