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3.

Amma Vargas

»Er lügt!«, entfuhr es Zafer Young. »Er hat bereits mit dem Alarmsignal gelogen! Ein Aufschneider genau wie die anderen.«

Sie saßen in der Zentrale der NEY ELIAS, am Kommandotisch mit dem Situationsholo, das ihnen das Rheiasystem und die BJO BREISKOLL zeigte, nur ein Drittel so groß wie die NEY ELIAS, aber wesentlich stärker bewaffnet.

»Was meinst du, Tholia?«, fragte Amma.

Tholia Turan, Affosa von Ensch, einem planetengroßen Gasriesen-Mond des Tristerns Vultha im Sagittariusarm der Milchstraße, sah von ihren Kontrollen auf. Amma stellte fest, dass sich in ihrem schmalen weißen Gesicht neue Flecken gebildet hatten, einige himmelblau und algengrün, andere dunkel wie Obsidian. Offenbar entfaltete ihr Partner – ein Symbiont, dem sie unter anderem ihre Langlebigkeit verdankte – neue Aktivität. Was sich als nützlich erweisen konnte, denn er versetzte Tholia in die Lage, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

»Ich bin mir nicht sicher«, gab Tholia zurück. Ihre Stimme klang wie Gesang. »Ich müsste ihm näher sein.«

»Dein erster Eindruck«, beharrte Amma.

»Ich glaube, er sagt die Wahrheit.«

»Quatsch!«, brummte Zafer Young. »Ausgerechnet wir sollen Perry Rhodan über den Weg laufen? In einer Galaxis mit mehr als vierhundert Milliarden Sternen und zahllosen Planeten? In einem Universum mit einer Billion Galaxien?« Er schnaubte. »Falls es ihn überhaupt jemals gegeben hat.«

»Legenden entstehen nicht einfach aus dem Nichts«, erklärte der junge Galakto-Archäologe Felix Ghiss. Er lächelte, wie so oft.

Amma Vargas konnte sich nicht daran erinnern, ihn jemals betrübt oder niedergeschlagen gesehen zu haben. Was immer geschah, wie sich die Dinge auch entwickelten: So unsicher und unbeholfen Felix manchmal erschien, er blieb immer optimistisch, zuversichtlich und gut gelaunt. Sie beneidete ihn ein wenig um seine sonnige Natur.

»Sie wurzeln im kollektiven Gedächtnis eines Volkes, gewissermaßen in seinem archetypischen Unterbewusstsein, und haben oft einen wahren Kern.«

»Tholia irrt sich fast nie«, gab Lionel Luthor Nebraff zu bedenken.

Der Geophysiker saß an den Kommunikationskontrollen, bereit dazu, den unterbrochenen Funkkontakt wiederherzustellen. Er war größer und in den Schultern breiter als der Kolonialertruser Zafer Young, der seine Nähe mied, um im Vergleich mit ihm nicht klein zu wirken. Diese besondere Form eines Minderwertigkeitskomplexes steckte so tief in ihm, dass er gelegentlich Exoskelettmodule verwendete, in dem Glauben, dass es niemand bemerkte.


Illustration: Swen Papenbrock

Amma Vargas wusste seit Jahren davon, hatte ihn aber nie darauf angesprochen, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern. Sie mochte Zafer und schätzte ihn nicht nur als den guten Materialanalysten, der er war, sondern auch als Mann. Was seiner Aufmerksamkeit bisher entgangen zu sein schien, vielleicht deshalb, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, Ertruser sein zu wollen.

Zafer Young holte tief Luft, damit sein Brustkorb etwas größer wirkte. »Fast nie. Dies könnte eine der Ausnahmen sein. Ich schlage vor, wir fliegen weiter nach Tellus und sehen uns an, was die Shenpadri gefunden haben.«

Amma überlegte und betrachtete das Schiff im Holo. »Es gibt Legenden«, sagte sie nachdenklich. »Die RAS TSCHUBAI soll eines der mächtigsten Schiffe sein, die je von Menschen gebaut wurden ...«

»Falls sie wirklich von Menschen gebaut wurde«, warf Zafer ein. »Falls sie überhaupt jemals existierte.«

»Seht euch die Sensordaten an!«, fuhr Amma fort. »Das Schiff dort draußen ist ein ganzes Stück kleiner als unsere gute alte NEY ELIAS, aber offenbar verfügt es über sehr wirkungsvolle offensive und defensive Systeme. Wir hätten nicht die geringste Chance gegen die BJO BREISKOLL. Sie könnte es allein mit einer ganzen Flotte aufnehmen. Es gibt Legenden«, wiederholte sie. »Und wir sind Forscher und Wissenschaftler. Unsere Aufgabe besteht darin, Rätsel zu lösen, Wissen zu sammeln und die Wahrheit herauszufinden.«

Bei den letzten Worten nickte sie der großen, grazilen Affosa zu.

Tholia deutete eine Verbeugung an. »Manchmal«, sang sie, »liegt die Wahrheit dort, wo man sie am wenigsten erwartet.«

Felix' Lächeln wurde noch größer und strahlender. »He, Leute, dies könnte unser Glückstag sein! Ich meine, es wäre aufregend genug, wenn die Shenpadri auf Tellus wirklich die ›Wiege der Menschheit‹ entdeckt haben. Aber stellt euch vor, wir begegnen tatsächlich einer Fleisch gewordenen Legende: Perry Rhodan, wie er leibt und lebt! Ehre und Ruhm, Ruhm und Ehre, wie es bei den Shenpadri heißt. Nicht nur für sie, sondern auch und vor allem für uns! Na?« Er blickte in die Runde.

Amma spürte, wie ihre Mundwinkel in Bewegung gerieten. Felix' Fröhlichkeit konnte sehr ansteckend wirken.

»Vermutlich sind es Scharlatane, angelockt vom Fund der Shenpadri«, brummte Zafer. »Wir sind eine gute Gelegenheit für sie, nach Tellus zu gelangen.«

»Lionel ...«, sagte Amma.

»Verbindung wird wiederhergestellt.«

Das Gesicht des Mannes, der sich Perry Rhodan nannte, kehrte ins Holo zurück.

»Also gut«, wandte sich Amma Vargas an ihn. »Wir sind bereit, drei von euch an Bord unseres Schiffes zu empfangen und nach Tellus mitzunehmen.«

»Einverstanden«, entgegnete der Mann, dessen Gesicht nichts verriet. »In einer Viertelstunde sind wir bei euch. Ich nehme an, euer Hangar hat genug Platz für eins unserer Beiboote.«

»Nein, nein, nein.« Amma Vargas schüttelte langsam den Kopf. In einem Beiboot konnte sich zu viel verbergen. »Wir holen euch ab, dich und zwei von dir ausgewählte Begleiter. In zehn Minuten.«

Zafer Young

Zafer war froh, dass Amma die Entscheidungen traf und nicht er. Es schien ihr kaum Mühe zu bereiten, als wäre die Last der Verantwortung für sie weniger schwer. Vermutlich lag es daran, dass sie ganz in ihrer Rolle als Leiterin dieses Expeditionskorps aufging.

Zafer schätzte sie nicht nur als die gute Xenobiologin, die sie war, sondern auch als Frau. Was ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen zu sein schien, vielleicht deshalb, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, Kommandantin der NEY ELIAS zu sein.

In angenehmer Nähe zu ihr stand er im Hangar, als der kleine wissenschaftliche Transporter von der BJO BREISKOLL zurückkehrte. Zu den Anwesenden zählten auch Lionel Nebraff – zum Glück stand er einige Meter entfernt neben dem Schott, wodurch nicht zu sehr auffiel, dass er größer war –, Tholia und der immerzu lächelnde Felix Ghiss, der sich gerade die Hände rieb und tatsächlich an einen Glückstag zu glauben schien.

Zafer blieb skeptisch. Wenn die Dinge zu schön waren, um wahr zu sein, dann waren sie meistens nicht wahr – so lautete seine Erfahrung.

Die Luke des Transporters schwang auf, und die Pilotin kletterte nach draußen, eine kleine, gedrungene Frau von Hamerstatt in der Nähe des galaktischen Zentrums. Sie hatte einen langen, komplizierten Namen, der mit »Sara« begann, und so nannten sie alle: Sara.

Sie wich zur Seite und machte einem Mann Platz, der recht jung wirkte – Zafer schätzte ihn auf Ende dreißig, Anfang vierzig. Er schien Terraner zu sein, war groß und trug wie Felix einen Bart.

»Mein Name ist Donn Yaradua«, stellte sich der Mann vor und nickte Amma Vargas und ihren Begleitern zu, bevor er sich an Saras Seite gesellte.

Zafers Blick kehrte zur Luke zurück und erfasste ein seltsames Objekt, das mehr als einen halben Meter lang, etwa fünfzehn Zentimeter hoch und zwanzig breit war. Die beiden Heckfinnen deuteten darauf hin, dass es sich um ein Fluggerät handelte. Offenbar in ein Antigravfeld gehüllt schwebte es mit einem Passagier durch die Luke, einer kleinen Gestalt, die rittlings darauf saß: ein gut zwanzig Zentimeter großer dicklicher Mann, der eine bunte Schachtel in den Händen hielt, ihr einen runden, bräunlichen Gegenstand entnahm und ihn sich in den Mund steckte.

Donn Yaradua deutete auf den kleinen Humanoiden. »Wer dort so vergnügt kaut, heißt Sholotow Affatenga, aber nennt ihn ruhig Tenga, das tun fast alle. Wie unschwer zu erkennen stammt er aus dem Volk der Siganesen.«

Zafer merkte plötzlich, dass er die kleine Gestalt anstarrte.

»Es gibt nur noch wenige Siganesen in der Milchstraße«, sagte die ebenfalls überraschte Amma. »Sehr, sehr wenige. Die anderen sind mit einem großen Schiff geflohen, mit der GLADOR.«

Sholotow Affatenga hob den Kopf. »Das muss ein Irrtum sein, Verehrteste. Siganesen fliehen nicht. Sie treten höchstens – wenn überhaupt – einen taktischen Rückzug an.«

»Worauf sitzt er da?«, wandte sich Zafer leise an Amma. »Was ist das für ein Ding? Ich bin mir nicht sicher, ob wir es an Bord dulden sollten. Wer weiß, was sich darin befindet.«

Der Siganese schien sehr gute Ohren zu haben. Er ließ die bunte Schachtel unter seiner Jacke verschwinden und stand auf. »Das ist meine Unterkunft, SCHOTE genannt. Wohn- und Schlafzimmer, eine Hygienezelle, was der kleine Mensch so braucht. Oder habt ihr vielleicht eine Kabine in meiner Größe?«

Zafer beobachtete, wie Amma kurz schmunzelte.

»Noch haben wir nicht entschieden, ob ihr an Bord bleiben dürft«, sagte sie dann, wieder ernst. »Zwei von drei. Wo ist der dritte Besucher?«

»Hier.«

Ein weiterer Mann duckte sich durch die offene Luke, gekleidet in eine einfache dunkelgraue Kombination ohne irgendwelche Rangabzeichen. Er war schlank und groß, fast so groß wie Donn Yaradua – Zafer überragte sie beide, wie er erleichtert feststellte –, hatte dunkelblondes Haar, graublaue Augen und eine kleine Narbe auf dem rechten Nasenflügel. Er schien im gleichen Alter zu sein wie Donn Yaradua, um die vierzig, und wirkte nicht sonderlich eindrucksvoll, fand Zafer. In einer größeren Gruppe von Menschen wäre er kaum aufgefallen.

»Ich bin Perry Rhodan«, sagte der Mann mit ruhiger Stimme.

Amma trat einen Schritt vor. »Beweis es!«

Der dunkelblonde Mann stand einfach nur da, hoch aufgerichtet, der Rücken gerade. Für einige Sekunden blieb alles unbewegt, und doch veränderte sich etwas, spürte Zafer. Plötzlich schien dort ein anderer Mann zu stehen, dessen Blick aus den Tiefen von Raum und Zeit zu ihnen reichte. Das Gesicht, nur von wenigen Falten durchzogen, gehörte jemandem, der Jahrhunderte und Jahrtausende kommen und gehen gesehen hatte. Zafer hatte auf einmal das Gefühl, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um Unendlichkeit und Ewigkeit zu berühren.

Er hörte, wie Amma, nur einen Schritt von ihm entfernt, nach Luft schnappte. Sara, den Besuchern am nächsten, riss die Augen auf. Lionel Luthor Nebraff seufzte tief und schwer. Felix Ghiss strahlte.

»Er sagt die Wahrheit«, sang Tholia Turan. »Er ist wirklich Perry Rhodan.«

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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