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3.

BJO BREISKOLL

Das Maul des Ungeheuers

»Die Kreatur ist zwölf Meter lang und durchmisst an den Körperenden zwei und in der Körpermitte zweieinhalb Meter«, meldete OXFORD. Im Holo sah Rhodan, wie der atomare Staub langsam herabsank, aber ehe er den Boden erreichte, von dem unbekannten Geschöpf aufgesaugt wurde. Dazu bewegte es sich mit kurzen Sprüngen vor und zurück.

»Wie sollen wir gegen dieses Wesen vorgehen?«, fragte Rhodan. »Welche Waffen sollen wir einsetzen?«

Neue Holos mit aufbereiteten und ausgewerteten Aufzeichnungen erschienen, die meisten davon in starken Vergrößerungen.

Eine zeigte, wie ein Desintegratorstrahl auf die Haut des Wesens traf. Der Strahl wurde absorbiert, verschwand in der wächsernen Oberfläche, löste sich einfach auf. »Gegen Desintegratorbeschuss ist die Kreatur absolut immun.« OXFORDS Stimme klang nüchtern und unbeteiligt. »Sie verwertet diese Energieform. Vermutlich ernährt sie sich sogar von ihr, genau wie von dem Feinstaub.«

Eine wahre Fressmaschine!, dachte Rhodan. Ein Geschöpf, das im Normalraum ein furchtbarer Gegner war, aber den Linearraum nutzte, um Beute zu finden? Solche Wege beschritt die Evolution normalerweise nicht. Sie nahm immer den einfachsten Weg, der zugleich auch der aussichtsreichste war. Oder nutzte gezielt Nischen.

Je mehr er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher wurde es für ihn, dass solch ein Wesen auf natürliche Art und Weise entstanden sein sollte.

Umgehend wechselte die Bordpositronik die Ausschnittvergrößerung. Das neue Holo zeigte, wie die Haut von Impulsfeuer getroffen wurde. Rhodan hatte das bereits mit eigenen Augen beobachtet. Die Salven wurden weitgehend reflektiert.

Eine weitere Sequenz hielt fest, wie Thermostrahlen auf die Haut trafen. Sie verfärbte sich leicht, zeigte aber keine weitere Beeinträchtigung. »Thermobeschuss verbrennt die Oberfläche, aber nur mäßig. Die Haut scheint diese Strahlung weitgehend zu kompensieren, indem sie die Energie ableitet, aufnimmt und dann ebenfalls verwertet.«

»Und konventioneller Projektilbeschuss?«

Auch auf diese Frage hatte OXFORD die passenden Aufzeichnungen parat. »Er beschädigt die äußere Haut nur schwach. Das Geschöpf löst materielle Projektile einfach auf.«

»Was ist das für ein Wesen?« Rhodans Stimme klang ihm selbst fremd. Er erkannte sie kaum als die eigene.

»Die Analyse läuft weiter. Wir können bislang nicht eindeutig sagen, ob das Geschöpf intelligent oder nur instinktgetrieben ist. Bislang deutet viel auf ein bewusstes, gezieltes Vorgehen hin.«

»Worauf gezielt? Was ist der Zweck des Vorgehens?«

»Noch unbekannt. Aber ich ...«

Rhodan winkte ab, versuchte, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Wie kommen wir dem Ding bei? Funktionieren Energieschirme?«

OXFORD wartete einen Moment mit der Antwort. »Die Zusammenhänge sind äußerst komplex. Derzeit ...«

»Extrapolier die bisherigen Ergebnisse!«, sagte Rhodan.

»Du bist dir im Klaren, dass das eine vergleichsweise geringe wissenschaftliche Seriosität hat, nehme ich an. Also schön: Offensichtlich wird das Wesen von einem emanierenden Desintegratorfeld umgeben«, holte OXFORD aus. »Prallfeldschirme scheinen zu schützen, sofern sie sphäroid und nicht auf Kontur geschaltet sind. Da sie die Materie des Wesens abstoßen, gewährleisten sie augenscheinlich einen Sicherheitsabstand von dem emanierenden Feld. Bei Konturschaltung können hingegen Feldausläufer die Körperoberfläche erreichen.«

Rhodan verzog unwillig das Gesicht. Das ergab Sinn. Prallfelder konnten die notwendige Distanz aufbauen, aber halfen nicht unmittelbar gegen die fünfdimensionalen Energien eines Desintegrators.

»Und HÜ-Schirme?«

»Auf Anzugniveau schützen sie und scheinen dabei das Feld lokal zu schwächen. Bei längerer oder großflächigerer Berührung geraten sie in Wechselwirkung mit den Energien, die zu einer Art Feuerwerk und einem Rückstoß führen, der für beide Seiten schädlich ist.«

»Schädlich? Was soll das heißen?«

»Die Energieemissionen können den Schirm zusammenbrechen lassen, der Rückstoß erfolgt unkontrolliert und kann tödliche Folgen haben. Ich empfehle, eine Berührung auf jeden Fall zu vermeiden.«

»Du sagtest: für beide Seiten. Was ist mit dem Angreifer? Können wir eventuell mit HÜ-Schirmen gegen ihn vorgehen?«

»Momentan zeichnet sich keine solche Möglichkeit ab.«

»Die Kreatur desintegriert also alles, was sich ihr ungeschützt in den Weg stellt«, murmelte Rhodan. »Und wer sich ihr im Schutz eines Schirms entgegenstellt, sieht sich einem kraftvollen und fast unzerstörbaren Gegner gegenüber ...«

»Wenn du so willst: ja.«

*

Rhodan warf wieder einen Blick auf die Holos. Die TARAS und Raumlandesoldaten hatten ihre bislang sinnlosen Versuche eingestellt, das Geschöpf aufzuhalten, und sich zurückgezogen, um sich neu zu formieren und neue Strategien zu entwickeln. Die grünen Lichterscheinungen waren verschwunden, kein Staub wölkte mehr in der Luft, Perry Rhodan hatte ungehinderte Sicht auf den Angreifer.

Der Wurm bohrte sich ungehindert den Weg durch das Schiff.

»Was hat er vor ...?«, murmelte Rhodan.

»Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete die Bordpositronik sofort. »Jedenfalls rückt der Angreifer bislang völlig gradlinig vor.«

»Zielstrebig, könnte man sagen?«

»Ja.«

»Und dieses Ziel ...« Rhodan sah die Antwort, als OXFORD ihm den Kurs des Wurms in ein Blaupausenholo der BJO BREISKOLL projizierte. »... ist die Zentrale.«

»Oder jemand in der Zentrale«, ergänzte OXFORD.

War dieses Ding ein Jagdwurm der Cairaner? Hatte es ihn trotz aller Vorsicht gefunden und versuchte nun, seiner habhaft zu werden?

Falls dem so war, gab es im Prinzip nur eine Möglichkeit, wie er auf diese Bedrohung reagieren konnte. Die Kreatur, die in die BJO BREISKOLL eingedrungen war, schien unangreifbar zu sein. Nichts und niemand konnte sie aufhalten.

Sollte er wirklich das Ziel ihrer Suche sein, würde sie mit ihrem Vormarsch weitermachen, bis sie ihn gefunden hatte. Wenn er die Position wechselte, würde sie zu dem neuen Ziel vordringen. Über kurz oder lang konnte er ihr nicht entkommen.

Er durfte das Unvermeidliche nicht hinauszögern. Eine Flucht war nicht möglich. Trotz aller Protokolle, die die Sicherheit der Entscheidungsträger gewährleisten sollten, durfte er sich nicht länger treiben lassen, sondern musste die Initiative ergreifen.

Er musste die direkte Konfrontation suchen und sich dem Eindringling stellen.

Aber nicht unvorbereitet.

Er musste dringend mit Tenga sprechen.

*

»Das kommt überhaupt nicht infrage!«, sagte Hope Tiranjaar energisch. »Es grenzt an Selbstmord!«

»Wohl kaum«, erwiderte Rhodan. Er trug einen schweren SERUN, der mit einigen zusätzlichen Bestandteilen aufgerüstet worden war. »Ich werde mich der Kreatur stellen. Wir können sie nicht aufhalten ...«

»Ach was! Prallfeldbarrieren tun's vorläufig!«, unterbrach ihn die Chefin der Inneren Sicherheit. »Wir werden einen Weg finden! Wir haben bislang immer einen gefunden!«

»Wie viele Verluste soll ich verantworten?«, fragte Rhodan ruhig. »OXFORD stimmt mit mir überein, dass dieser Wurm es auf mich abgesehen hat.«

»Das ist eine sehr ... eigenwillige Interpretation meiner Analyse«, warf die Bordpositronik ein.

Rhodan verließ sich auf sein Bauchgefühl. »Deine Aussagen genügen mir.« Er sah sich um. »Aber wir machen gleich einen Feldversuch. Komm mit!«

Holos zeigten das Vorrücken der Kreatur.

Rhodan und Hope verließen die Zentrale. Der Wurm verharrte kurz an Ort und Stelle. Dann rückte er wieder vor, änderte nun aber die Richtung. Er orientierte sich an der neuen Position des Zellaktivatorträgers.

»Na?« Rhodan zeigte auf das Holo. »Braucht ihr einen weiteren Beweis?«

»Das kann Zufall sein ...«

»Selbst wenn die Vermutung zutrifft«, meldete sich OXFORD wieder zu Wort, »kennen wir damit nicht ihr Handlungsziel. Will diese Kreatur dich gefangen nehmen oder ganz einfach nur töten?«

»Falls die Cairaner dahinterstecken, hätten sie das leichter haben können«, widersprach Rhodan. »Wer solch ein Geschöpf in den Einsatz schicken kann, verfügt auch über die Möglichkeit, die BJO BREISKOLL einfach zu vernichten.«

»Im Linearraum?«

»Wir sind gerade erst in den Halbraum zurückgekehrt. Wir haben uns lange genug im Normalraum aufgehalten. Der Feind hätte jederzeit zuschlagen können. Sogar im Linearraum. Er kann die BJO immerhin dort festhalten, obwohl das Schiff die Triebwerke ausgeschaltet hat.«

Hope Tiranjaar schwieg.

Rhodan war klar, dass sie sein Vorhaben geradeheraus ablehnte, doch er störte sich nicht daran. Unbeeindruckt setzte er seinen Weg fort. In der Nähe der Zentrale zeugte bislang nichts von dem Chaos, das zweihundert Meter weiter in Richtung Hülle herrschte.

»Der Wurm hat die Richtung seines Vormarsches erneut angepasst«, meldete OXFORD. »Dabei kam es zu zwei Begegnungen, die Perrys Theorie unterstützen.«

»Lass dir nicht jede Information einzeln aus der Nase ziehen«, sagte Perry Rhodan ungehalten.

»Er ist einem Besatzungsmitglied ausgewichen, das sonst vom Desintegrationsfeld getötet worden wäre. Und er hat die Flucht von Angreifern geduldet, die er eigentlich hätte einholen können.«

»Siehst du das als Anzeichen für Intelligenz?«

»Zumindest für eine gewisse Zielsicherheit der Aktionen.«

Erste Geräusche drangen an sein Ohr, gedämpft, kaum wahrnehmbar. Nur den empfindlichen Instrumenten des SERUNS war zu verdanken, dass Rhodan sie überhaupt wahrnahm. Sie deuteten allerdings nicht auf das Drama hin, das sich nun kaum einhundert Meter von ihm entfernt abspielte. Es war kaum mehr als ein Hintergrundrauschen.

»Ihr wartet hier«, sagte er schließlich.

»In sicherer Entfernung?« Hope Tiranjaar lachte leise. »Kommt nicht infrage. Wenn wir dich schon nicht von deinem verrückten Plan abbringen können, begleiten wir dich zumindest bis auf die letzten Meter.« Sie winkte den Raumsoldaten, die die Eskorte bildeten, ihr weiterhin zu folgen.

Das Rauschen wurde lauter.

Rhodan atmete tief durch. »Alles klar, Tenga?«, fragte er leise.

»Ich höre dich klar und deutlich«, antwortete der Siganese.

*

Perry Rhodan spürte, wie Schweißtröpfchen auf seiner Stirn perlten und vom SERUN mit einem leisen, warmen Luftzug abgesaugt wurden. Unwillkürlich fragte er sich, ob er zu hoch gepokert hatte. Es war nicht ausgeschlossen, dass die Chefin der Inneren Sicherheit mit ihren Bedenken recht behalten würde.

Aber für solche Zweifel war es zu spät. Er hatte eine Entscheidung getroffen und musste sie in die Tat umsetzen.

Aus dem schwachen Hintergrundrauschen war lautes Getöse geworden. Die Kreatur, die in die BJO BREISKOLL eingedrungen war, befand sich nun auf demselben Deck wie er und nur zehn Meter von ihm entfernt. Zwei Kabinen lagen zwischen ihm und dem gefährlichen Ungetüm, das sich bislang als unaufhaltsam erwiesen hatte.

Rhodan schaute kurz zurück. Hope Tiranjaar und ihre Leute standen dort und schauten zu ihm, ausgestattet mit schweren Thermostrahlern und mobilen Prallfeldgeneratoren, aber wohl wissend, dass sie ihm nicht helfen konnten, sollte sein Kalkül nicht aufgehen. Das Gesicht der Sicherheitschefin wirkte verkniffen. Ihr passte nicht, dass er sich über ihre Empfehlung hinweggesetzt hatte.

Oder war sie einfach nur besorgt um ihn?

Seine eigene Waffe ließ Rhodan im Holster stecken. Sie würde ihm nicht helfen.

Das Krachen wurde ohrenbetäubend. Rhodan konzentrierte sich auf die Wand vor ihm. Sie bestand aus solidem Stahl, löste sich aber auf wie Pappe unter einem Hochenergiestrahl. Es flackerte grünlich, und dichte Gase stiegen empor, nur um sofort wieder zu Boden zu sinken.

Dann war die Wand verschwunden, hatte sich endgültig im Desintegratorfeld aufgelöst. Ein elektrisches Knistern schien in der Luft zu liegen, und die Temperatur fiel deutlich messbar um ein paar Grad.

Rhodan fragte sich, woher diese Kälte kam.

Die Kreatur brach durch, drückte die letzten Reste der gerade aufgelösten Wand mit ihrer schieren Masse einfach zur Seite. Rhodan sah die wächserne Haut ihrer vorderen Rundung, das Flimmern, das sie verschwommen wirken ließ, die pulsierende Mundöffnung.

Einen Moment verharrte das Geschöpf, bewegte sich nicht, schien ihn mit unsichtbaren Augen genau zu betrachten. Dann machte es einen Satz vorwärts.

Unwillkürlich wich Rhodan zurück, doch schon hatte das wurmähnliche Wesen mehrere der fangarmartigen Pseudopodien ausgefahren. Sie schnellten durch die knisternde Luft zu ihm, berührten ihn.

Er schrie auf, befürchtete, von einer Sekunde zur anderen aufgelöst zu werden, doch dann fiel ihm ein, dass er diese Greifwerkzeuge schon in Aktion gesehen hatte. Sie waren im Gegensatz zu dem Körper des Wesens nicht von einem Desintegrationsfeld umgeben.

Er hatte den SERUN angewiesen, nicht mit sowieso sinnlosen Abwehrversuchen zu reagieren und keine Flucht zu versuchen. Er spürte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde, das Geschöpf ihn zu sich heranzog. Jeden Augenblick würde er in das auflösende Feld geraten ...

Dann sah er das pulsierende Maul der Kreatur, das immer größer wurde. Das Wesen schien es unnatürlich weit aufzureißen, weiter als je zuvor an Bord der BJO. Bislang hatte es damit nur atomaren Feinstaub aufgenommen, doch nun ...

Nun musste Rhodan hilflos miterleben, wie die Pseudopodien ihn in die Öffnung stießen.

Hinter ihm schloss sie sich sofort wieder.

Dunkelheit umgab Perry Rhodan.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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