Читать книгу Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan - Страница 140
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Perry Rhodan
Ein reißender Fluss aus Schmelzwasser toste in der Dunkelheit unter dem Gletscher. Gelegentlich zerschnitt Lampenschein die Finsternis, tanzte auf Wellen, die sich an Felsblöcken brachen, ließ das bläuliche Eis darüber glitzern und strich über die tiefen Fußspuren, die ein marschierender Koloss in Sand und Geröll am Ufer hinterlassen hatte – für den Siganesen, der auf Donn Yaraduas Schulter saß, wären es tiefe Gruben gewesen, aus denen er ohne Hilfe nicht hätte herausklettern können.
Der Druck, den Rhodan auf und in seinem Kopf verspürte, nahm zu. Ein Zeichen dafür, dass sie sich ihrem Ziel näherten, dem Ursprung des fremden Einflusses, der Shenpadri und Menschen krank machte und Energie absorbierte?
»Dieser Zweitkonditionierte«, sagte Amma Vargas. »Er ist ziemlich groß, gut vier Meter, nicht wahr? Ein schwerer Koloss.« Sie zeigte auf die Fußspuren. »Und ziemlich kräftig, obwohl er lange geschlafen hat. Mehr als dreitausend Jahre, nicht wahr?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob er in dem Sinne geschlafen hat«, versetzte Rhodan. Voraus schien die Dunkelheit unter dem knackenden, knirschenden Gletscher nicht mehr ganz so dunkel zu sein. »Ich hatte den Eindruck, dass ihn etwas festgehalten hat, vielleicht eine Art Stasisfeld. Möglicherweise ist für ihn subjektiv weniger Zeit vergangen.«
»Wie auch immer ...«, sagte Amma. Zafer Young ging direkt neben ihr. »Er ist stärker als wir.«
»Viel stärker«, bekräftigte Rhodan. »Sogar noch weitaus stärker als ein besonders kräftiger Haluter.«
»Worauf ich hinauswill ... Was machen wir, wenn wir ihn finden und er angreift? Wie setzen wir uns zur Wehr? Keiner von uns ist bewaffnet. Oder hast du noch mehr versteckt als den Schutzanzug, der nicht mehr funktioniert?« Die letzten Worte galten den Teilen von Rhodans Kleidung, die nach dem unvollständigen Morphing von seinem Slender-SERUN übrig geblieben waren.
»Ich bin bewaffnet!« Tenga hob seinen Nadler, mit dem er Felix Ghiss betäubt hatte.
»Ich fürchte, damit lässt sich gegen einen Schwingungswächter nicht viel ausrichten«, sagte Rhodan.
Die beiden Shenpadri glitten mit zurückgewonnener Agilität zwischen den tiefen Fußabdrücken des Schwingungswächters. Sie neigten den aufgerichteten Oberkörper hin und her, wirkten aufgeregt. Shanlud drehte den Kopf mit der Lingumaske, und einer seiner Greiflappen hob das Messgerät.
»Wir haben die Quelle der fremden Energie beinahe erreicht«, verkündete er.
Vor ihnen donnerte der Schmelzwasserfluss über eine Abbruchkante und bildete einen mehrere Meter hohen Wasserfall, dessen Gischt das schwächer gewordene Licht der Lampen schluckte. Daneben führte ein Weg zwischen runden, vom Eis abgeschliffenen Felsen nach oben.
»Es dauert nicht mehr lange, bis die Lampen versagen«, sagte Zafer Young. »Der Energieschwund stellt sich auf sie ein.«
Rhodan hatte es ebenfalls bemerkt. Er ging etwas schneller und schloss zu den beiden Shenpadri auf. »Ruinenhüter Shanlud, eure Lampen verlieren Energie. Bitte, schaltet sie aus. Vielleicht brauchen wir sie später noch.«
»Wir brauchen sie jetzt«, widersprach Shanlud. »Es ist dunkel.«
Rhodan deutete über den Wasserfall hinweg. »Ich habe Licht gesehen.«
Widerstrebend desaktivierten die beiden Shenpadri ihre Lampen, und für einen Moment herrschte Finsternis, erfüllt vom Donnern des nahen Wasserfalls. Dann zeigte sich ein matter Schein hinter der Gischt, ein diffuses Grau in der Dunkelheit, gerade hell genug, um Konturen und Umrisse zu erkennen.
Vorsichtig kletterten Rhodan und seine Begleiter über den Hang neben dem Wasserfall und wichen dabei den tiefen Fußspuren aus, die der Zweitkonditionierte im weichen Boden hinterlassen hatte.
Es wurde wärmer und heller. Das Eis wich zurück, vor ihnen öffnete sich ein großer Hohlraum im Leib des Gletschers.
Aus dem Donnern des Wasserfalls war ein Rauschen in der Ferne geworden, als sie einen See erreichten, dessen Oberfläche glatt wie Glas dalag. Eine Landzunge reichte vom felsigen Ufer bis zur Seemitte, und dort schwebte etwas, von dem ein Teil des Lichts stammte: ein etwa zehn Meter hohes und fünf Meter breites Oval wie aus Quecksilber und flüssigem Gold. Das Oval schien sich zu drehen, oder vielleicht waren es seine metallisch glänzenden Fluide, die sich bewegten.
Die zweite Lichtquelle befand sich über dem Oval: eine runde Öffnung im Eis, die offenbar bis ganz nach oben reichte, denn es fiel Tageslicht herab.
Dass es sich nicht um ein natürliches Objekt handelte, war auf den ersten Blick zu erkennen. Jemand hatte es erschaffen, gebaut, konstruiert. Aber wer? Woraus bestand es? Welchem Zweck diente es?
»Es nimmt Energie auf«, sagte Amma Vargas. »Bereitet es sich vielleicht auf den Start vor?«
»Ein Schiff?«, murmelte Rhodan.
Der Zweitkonditionierte stand mitten auf der Landzunge, wie ein vierarmiges schwarzes Monument, unbewegt und still.
»Was ist mit ihm?«, fragte Amma. »Könnte er wieder ... erstarrt sein?«
Shanlud glitt auf sie zu. Der andere Shenpadri verharrte vor dem Hang, der zum Ufer des Sees hinabführte.
»Hiermit beanspruche ich das Entdeckerrecht für Shoniun, Magnatin unserer Archäo-Kampagne, Ehre und Ruhm für sie!«
»Leise, nicht so laut«, zischte Zafer Young.
»Wir, die Ruinenhüter der großen Shoniun, haben Tellus und seine archäologischen Schätze vor allen anderen entdeckt!« Shanluds Lingumaske sprach etwas leiser. Einige der rubinroten Muster in seinem Gefieder verfärbten sich bereits wieder und wurden grau. »Niemand sonst hat das Recht, Anspruch darauf zu erheben!«
Der andere Shenpadri wankte. Rhodan erinnerte sich daran, dass er dem fremden Einfluss schneller erlegen gewesen war als Shanlud, und das schien erneut der Fall zu sein.
Bevor er sich an Donn Yaradua wenden und ihn um Hilfe bitten konnte, kippte das serpentoide Geschöpf am Hang zur Seite. Es fiel oder rutschte nicht hinab, es blieb liegen, mit zitternden Greiflappen und wackelndem Schlangenkopf. Steine gerieten in Bewegung und stießen gegen andere Steine, wodurch eine kleine Lawine entstand. Ein lautes Klacken und Rumpeln hallte über den See.
Der schwarze Riese auf der Landzunge drehte sich langsam um.
Er machte einen schweren Schritt, der ein dumpfes Donnern durch die Gletscherhöhle schickte – die Oberfläche des Sees kräuselte sich.
Es folgte ein zweiter Schritt und dann ein schnellerer dritter.
Damit schien der Bann endgültig gebrochen zu sein. Der Zweitkonditionierte sank auf die Laufarme, stürmte über die Landzunge zum Ufer und brüllte so laut, dass sich Eisbrocken aus der hohen Decke lösten, in den See fielen oder auf Felsen zerplatzten.
*
Flucht hatte keinen Sinn – der dunkle Gigant war trotz seiner enormen Masse viel schneller und agiler, als es ein Mensch – oder ein Shenpadri – jemals sein konnte. Der Boden bebte, auf dem See bildeten sich Wellen, und weitere Eisbrocken fielen vom Gletscher über ihnen.
»Donn!«, rief Rhodan, um dem Lärm zu übertönen. »Halt ihn auf! Setz ihn außer Gefecht!«
»Wie denn?« Der Metabolist rief ebenfalls, um sich verständlich zu machen. »Er ist zu groß, und ich weiß praktisch nichts über sein Stoffwechselsystem!«
Felsen zerbarsten, als der heranstürmende Schwingungswächter sie achtlos beiseitestieß. Vermutlich hatte er die Zellstruktur seines Körpers verändert, wodurch er hart wie Terkonit wurde. Wie sollte man ein solches Ungetüm aufhalten? Selbst gewöhnliche Impulsstrahler oder Desintegratoren hätten dafür nicht genügt.
Donn Yaradua konzentrierte sich, als die Entfernung schnell schrumpfte. Der Boden bebte, das Geröll am Hang geriet in Bewegung, das Wasser des Sees schien zu brodeln.
»Ich sehe nichts in ihm!«, rief Donn hilflos. »Nichts!«
Amma Vargas und Zafer Young versuchten erst gar nicht, vor dem Zweitkonditionierten wegzulaufen. Sie krochen zwischen zwei Felsen und hofften, sich irgendwo verstecken zu können.
Tenga hockte wie trotzig auf Donn Yaraduas Schulter und zielte mit seinem Nadler. Ruinenhüter Shanlud beobachtete den vierarmigen Koloss mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen, und seine Lingumaske zeigte drei große Augen.
»Der Symboflex-Partner!«, rief Rhodan. »Der wurmartige Symbiont am Nacken! Mach ihn unschädlich, Donn! Betäube ihn!«
Donn hob die Hände, als wollte er etwas ergreifen, das sich direkt vor ihm befand. Die Finger bewegten sich, sie zitterten und wanderten, als folgten sie den Konturen eines unsichtbaren Objekts.
Der Schwingungswächter erreichte den Hang und begann mit dem Aufstieg, was ihn langsamer machte. Sholotow Affatenga auf Donns Schulter zielte mit seinem Nadler und schoss, bis das Magazin leer war. Als sich der Zweitkonditionierte völlig unbeeindruckt zeigte, steckte Sholotow die Waffe mit einem Achselzucken ein und meinte: »Eine letzte Praline wäre nicht schlecht.« Dann verschränkte er die Arme, schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
»Donn ...«
»Ich versuch's, ich versuch's!«
Der vierarmige Gigant stapfte den Hang herauf, wurde größer und größer. Rhodan widerstand der Versuchung zurückzuweichen – er blieb neben Donn Yaradua stehen.
Shanlud duckte sich zur Seite, seine Messinstrumente auf den dunklen Riesen gerichtet. Der andere Shenpadri lag reglos neben einem Felsen, wahrscheinlich bewusstlos. Amma Vargas und Zafer Young spähten aus ihrem Versteck.
Der Zweitkonditionierte näherte sich mit einem schweren Schritt nach dem anderen und ragte vor ihnen auf. Rhodan musste den Kopf heben, um ins Gesicht mit den drei großen Augen zu blicken.
Für einen Moment dachte er an Tro Khon, den ersten Schwingungswächter, der damals zur Zeit des Solaren Imperiums erwacht war, um die vermeintlichen »Zeitverbrecher« zu bestrafen. Später hatte er weitere Schwingungswächter und ihre Dolans geweckt, um gegen die Terraner in den Krieg zu ziehen. Tro Khon hatte schließlich erkannt, Sklave des wurmartigen Wesens zu sein, das viel mehr war als ein Symbiont.
Der vierarmige Koloss hob die beiden Handlungsarme, öffnete den rachenartigen Mund mit den spitzen Zähnen und brüllte.
Es zerriss Rhodan fast die Trommelfelle.
Und dann herrschte plötzlich Stille.
Im Reflex hatte er die Augen zugekniffen, und als er sie wieder öffnete, stellte er fest: Der Symboflex-Partner veränderte sich. Rote Linien wie Adern durchzogen ihn, und er zuckte – ein Teil von ihm schien sich vom Nacken des Schwingungswächters lösen zu wollen, ein anderer noch engeren Kontakt zu suchen.
»Donn?«
»Gleich«, brachte der Metabolist hervor. »Ich blockiere den Signalaustausch über die Nervenverbindungen und reduziere den Stoffwechsel ...«
Ein weiterer Schritt brachte den Zweitkonditionierten näher. Ein tiefes, kehliges Grollen kam aus seinem immer noch geöffneten Mund.
»Ich glaube, du solltest dich beeilen«, sagte Rhodan, den Kopf in den Nacken gelegt.
Der Symbiont zuckte heftiger und nahm einen dunkelgrauen Farbton an. Wenige Sekunden später erschlaffte er.
Die Handlungsarme des Schwingungswächters sanken herab. Der große Mund mit den vielen nadelspitzen Zähnen schloss sich.
Stille breitete sich aus. Die Oberfläche des Sees glättete sich wieder.
»Na?«, fragte Tenga, die Augen noch immer geschlossen, die Arme noch immer verschränkt. »Was geschieht?«
Am Ende der Landzunge drehte sich das silberne und goldene Fluid, und Rhodan wusste plötzlich, dass es mehr war als ein Schiff, mehr als nur ein Transportmittel. Der Druck auf und in seinem Kopf verringerte sich ein wenig. Er glaubte, Stimmen zu hören, Hunderte gleichzeitig, selbst zusammen leise und wortlos wie ein Windhauch.
Der Siganese öffnete ein Auge und sah den vor ihnen aufragenden Zweitkonditionierten. »Oh!«
Das Oval am Ende der Landzunge drehte sich schneller. Silberne und goldene Lichtpunkte lösten sich davon, tanzten über den See hinweg, flogen über Felsen und Geröll und verharrten beim Zweitkonditionierten. Einige sanken auf ihn herab, verschwanden in Kopf und Körper, kamen an anderen Stellen wieder daraus hervor und leuchteten heller.
Der Schwingungswächter öffnete den Mund. Vielleicht versuchte er zu sprechen, aber es wurde nur ein weiteres Grollen daraus. Dann drehte er sich um, stapfte den Hang hinab und hinterließ noch mehr tiefe Fußspuren. Am Ufer des Sees angekommen ging er zur Landzunge und dem schimmernden Fluid an ihrem Ende.
Die Lichter blieben. Es kamen noch mehr vom glänzenden, funkelnden Oval, und als sich genug von ihnen versammelt hatten, synchronisierten sie ihren langsamen Tanz. Kleinere Lichter gingen von den größeren aus, sanken, stiegen auf und zogen dünne leuchtende Bahnen, wie Fäden aus Energie. Eine Gestalt zeichnete sich ab.
»Ich bin frei.«
Rhodan war nicht sicher, ob er die Stimme mit den Ohren hörte oder ob sie im Innern des Kopfes erklang.
»Das kleine, starke Geschöpf hat mich überrascht«, fuhr das Wesen aus Licht vor ihnen fort. Rhodan versuchte, Einzelheiten zu erkennen, doch die dünnen Energiefäden veränderten sich ständig, deuteten immer wieder neue Umrisse an. Die zuerst erschienene humanoide Gestalt war nur eine von vielen. »Das wird nicht noch einmal geschehen. Es hat mich festgehalten und wollte mich zu einem ... Exekutor machen. Jetzt bin ich, dieser kommunikative Teil, wieder frei. Das verdanke ich euch/dir.«
Ein Arm aus hauchzarten Lichtfäden – oder vielleicht ein Tentakel oder ein Pseudopodium – zeigte auf den blassen, erschöpften Donn Yaradua.
»Wer bist du?«, fragte Rhodan. Er sprach die Worte. Vielleicht hätte es auch genügt, sie nur zu denken. »Was bist du?«
»Ich bin wir. Ich bin der Reisende, der Sucher.«
Aus dem Augenwinkel sah Rhodan, wie Amma Vargas und Zafer Young aus ihrem Versteck krochen und aufstanden. Der Zweitkonditionierte hatte inzwischen das Ende der Landzunge erreicht. Das silberne und goldene Fluid senkte sich ihm entgegen und nahm ihn auf.
»Was wird aus ihm?«, fragte Rhodan. Er brauchte nicht zu erklären, wen er meinte.
»Er möchte ebenfalls frei sein«, antwortete das Lichtgeschöpf vor ihm. »Frei wie ich es bin. Rar Eln, einst von Tro Khon geweckt und gerufen, möchte ein Hüter des Lebens sein, so wie ich.«
Ein Zweitkonditionierter als Hüter des Lebens, dachte Rhodan.
»Er ist nicht mehr konditioniert«, verkündete die leuchtende Gestalt. »Ich werde dafür sorgen, dass er frei bleibt und sich mit mir dafür einsetzt, Leben zu bewahren, Er soll mein ...« Für ein oder zwei Sekunden blieb es still. »... Botschafter sein, ein zusätzlicher Mittler, eine Stimme.«
»Wenn du ein Hüter des Lebens bist ...«, sagte Rhodan. »Wieso mussten die Männer und Frauen in der Station sterben? Wieso hast du zugelassen, dass der Zweitkonditionierte sie umbrachte?«
»Sie starben, weil ich zu spät eintraf. Ein Individuum konnte ich vor dem Tod bewahren ...«
»Betty Anne Longfield«, warf Rhodan ein. »Sie starb ebenfalls. Weil die Hibernationssysteme versagten.«
Rhodan empfing tiefes Bedauern, eine Trauer, die sich schwer wie Blei auf ihn legte. Den anderen erging es ebenso, es zeigte sich in ihren Gesichtern.
»Ich konnte Rar Eln daran hindern, weitere Schäden anzurichten, ich konnte die Zeit für ihn anhalten«, sagte das Lichtwesen. »Aber ich konnte nicht reparieren. Ich hatte keine Arme.«
»Jetzt hast du welche!«, rief Tenga. »Gleich vier!«
»Du hast den Namen des Zweitkonditionierten genannt«, sagte Rhodan. »Wie heißt du? lautet dein Name?«
»Wir sind wir. Wir haben keinen Namen, wir brauchen keinen, wir kennen uns und unsere Identität. Ihr sprecht mit dem Teil von uns, den wir Exta nennen. Ihr sprecht mit seinem kommunikativen Teil, das in dem Überlebenden gefangen war. Der andere Teil hat versucht, mit dem erwachenden Leben dieser Welt zu sprechen, es um Hilfe zu bitten.«
»Die Sporen«, sagte Donn Yaradua. »Sie machen uns krank.«
»Alle Teile des Extas sind wieder bei uns, wir sind heil und komplett.«
Einige Lichter funkelten heller und stiegen auf. Mehrere Energiefäden verblassten. Die Gestalt verlor an Deutlichkeit.
»Der Konstrukteur hat konstruiert«, verkündete das Wesen, und Rhodan begriff: Es meinte das fluide Schiff, das mehr war als nur ein Schiff. »Die Reise wird fortgesetzt, die Suche geht weiter.«
»Wonach suchst du?«
Die Gestalt stieg langsam auf, Zentimeter um Zentimeter.
»Wir suchen die Gloriose«, lautete ihre Antwort. »Habt ihr sie gesehen? Wisst ihr vielleicht, wo sie sich befindet?«
Rhodan wechselte einen kurzen Blick mit seinen Begleitern. »Wer ist die Gloriose?«
»Sie strahlt heller als alle anderen Lichter in diesem Universum, ohne jemanden zu blenden. Sie ist der Schoß, aus dem das Leben wächst. Ihr habt sie nicht gesehen, denn sonst wüsstet ihr Bescheid.«
Das Wesen entfernte sich.
»Warte!«, rief Rhodan. »Gestatte mir eine letzte Frage!«
»Ja?«
»Du bist hier gewesen, als der Zweitkonditionierte – Rar Eln – die Station angriff. Mehr als dreitausend Jahre unserer Zeit sind seitdem vergangen, und so alt scheint die Stadt zu sein, die auf dieser Welt aus dem Eis gegraben wurde. Ist sie echt? Ist sie wirklich Terrania City? Existierte sie bereits, als du hierhergekommen bist?«
Rhodan sah, wie Shanlud seinen Oberkörper noch etwas weiter aufrichtete. Der andere Shenpadri am Hang rührte sich wieder, befreit vom schädlichen Einfluss der Sporen.
»Die Welt wird wieder warm«, lautete die Antwort. »Das Eis gibt frei, was darunter verborgen lag.«
Die Gestalt löste sich auf. Lichter glühten und funkelten, vollführten einen letzten kurzen Tanz, flogen zu dem fluiden Schiff und wurden von ihm aufgenommen. Das silberne und goldene Oval schwebte empor – sein schimmernder Glanz breitete sich im Gletschereis aus, während es durch den Schacht flog.
Kurze Zeit später schwand das Licht, die Dunkelheit kehrte zurück.
Rhodan spürte plötzlich, wie sich seine Kleidung veränderte. Das Morphing funktionierte wieder, verwandelte Hose und Jacke in einen leichten Slender-SERUN, nicht nur bei ihm, sondern auch bei Donn Yaradua und Tenga.
»Der Energieschwund existiert nicht mehr!« Erfreut schaltete der Siganese Lampe und Antigrav ein und verließ Donns Schulter.
Rhodan überprüfte rasch die Systeme seines SERUNS. »Donn, Tenga – wir holen den Gleiter. Der Schacht dürfte groß genug für ihn sein. Amma, Zafer ...« Er nickte ihnen und den beiden Shenpadri zu. »Ich schätze, in spätestens einer halben Stunde sind wir zurück.«
Er wartete keine Antwort ab, aktivierte den Antigrav und flog los.