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12.

BJO BREISKOLL

Helden sterben niemals einsam

»Was kann ich tun?«, fragte Rhodan. Er war so hilflos, als würde er wieder in der Verwahrkammer sitzen. Der einzige Unterschied war, dass er nun statt nackter, gleichförmiger Wände ein grelles, gleichförmiges Licht sah, das den Deccar umgab.

»Wir haben die BJO BREISKOLL fast erreicht!«, sagte Too. »Kannst du Kontakt mit dem Schiff aufnehmen?«

»Mit meinem SERUN wäre das kein Problem, aber mit diesem onryonischen Anzug ...«

Der Deccar-Reiter erklärte ihm, wie er die Frequenz des Funkgeräts einstellen konnte. Rhodan machte sich hektisch an die Arbeit.

Nach wenigen Sekunden hörte er Faryes Stimme. »Perry, bist du das?«

»Ich bin an Bord des Deccars. Kannst du ihn mit einem Traktorstrahl erfassen und an Bord der BJO holen?«

»So heißt das Vieh, das uns diese Probleme bereitet.« Farye zögerte, beriet sich wahrscheinlich mit OXFORD darüber, ob sie der Bitte Folge leisten sollten oder das alles nur ein Trick war, um einen weiteren Deccar an Bord der BJO zu bringen. Aber weshalb hätten die Angreifer auf solch einen Winkelzug zurückgreifen sollen? Bislang waren die wurmähnlichen Kreaturen auch ohne diese Hilfe in den Kreuzer eingedrungen.

Bevor seine Enkelin antwortete, schien das Licht noch greller zu werden, obwohl das eigentlich unmöglich war, und explodierte dann in einem weißen, farblosen Blitz.

Rhodan dämmerte, dass der Linearraumschlauch und die Vakuole kollabiert waren. Die AUCBURN wollte offensichtlich unter allen Umständen verhindern, dass Perry Rhodan die BJO erreichte.

Ein durchdringendes Grollen erklang, ein tiefer, gequälter Schrei, der Rhodan durch Mark und Bein fuhr. Der Deccar musste durch rückschlagende Energien, die durch den irregulären Abbruch der Aktion freigesetzt worden waren, schwer verletzt worden sein.

So fremdartig das Geschöpf sein mochte, es war ein fühlendes, leidendes Wesen, das Schmerzen genau wie er empfand, das genauso litt wie ein Mensch. In diesem Moment verspürte er sogar so etwas wie Mitgefühl für die Kreatur.

Der Deccar machte einen Satz, und das weiße Licht verschwand, wurde von tiefer, allumfassender Dunkelheit ersetzt.

Der Dunkelheit des Normalraums, in dem die fernen Lichtpunkte winziger Sterne kaum Helligkeit spendeten.

Der Deccar war in den Einsteinraum zurückgefallen!

Und mit ihm die BJO BREISKOLL! Das Schiff war wieder frei!

Too fluchte erneut. Er rief Befehle, doch der Deccar reagierte nicht. Zu groß war wohl die Pein, die dieser unkontrollierte Rücksturz verursacht hatte. Rhodan hatte den Eindruck, dass die Kreatur sich an das vorgegebene Ziel quälte, mit letzter Kraft Kilometer um Kilometer zurücklegte, um nicht mitten im Nichts zu stranden.

Dann ging ein Ruck durch den Deccar, und der riesige Wurm schoss plötzlich voran, mühelos und mit Leichtigkeit.

Der Traktorstrahl! Farye hatte endlich reagiert!

Rhodan zählte die Sekunden. Sie zogen sich dahin, schienen zu Minuten zu werden, und dann tauchte die hell leuchtende BJO BREISKOLL in den Holos im Steuerraum auf, wurde schnell größer, imposanter, eine stählerne Kugel, deren Glanz sich ohne Probleme gegen die Dunkelheit behauptete.

Der Deccar bäumte sich auf, stieß noch einmal einen durchdringenden Schrei aus und glitt dann in den hell erleuchteten Hangar.

*

Rhodan glitt aus der Öffnung in der Haut des Deccars, dicht gefolgt von Klingsor Too, der zur Vorsicht die Hände hob, um anzuzeigen, dass er keine Gefahr darstellte.

»Eine sofortige Nottransition«, rief Rhodan. »Bringt das Schiff mindestens fünf Lichtjahre fort von hier!«

Dutzende Raumlandesoldaten nahmen die Ankömmlinge in Empfang, die Kombigewehre entsichert und auf sie gerichtet. Erst, als Farye ihnen ein Zeichen gab, senkten sie ihre Waffen.

»Wir haben Probleme!«, sagte sie. »Einen Deccar konnten wir noch nicht aufhalten. Er richtet weiterhin unglaubliche Schäden an!«

Rhodan sah Too an.

Der Deccar-Reiter seufzte. »Bringt mich zu ihm. Vielleicht kann ich ihn stoppen.«

Er wollte sich in Bewegung setzen, zögerte und drehte sich zu dem Wurm um, der sie zurück zur BJO gebracht hatte. Ein heftiges Zittern lief durch das Tier, dann stieß es einen letzten tiefen Schrei aus und stürzte schwer auf den Hangarboden.

Rhodan schwieg betroffen. Der Tod seines »Reittiers« musste Too sehr nahegehen, näher, als er sich anmerken ließ. Als der Deccar-Reiter sich wieder umdrehte, sah er Tränen in dessen Augen.

»Worauf warten wir?«, sagte Too.

In diesem Moment verriet Perry Rhodan ein ganz leichter Entzerrungsschmerz, dass die BJO BREISKOLL die Transition durchgeführt hatte.

*

»Donn Yaradua versucht, Zugriff auf den Deccar-Reiter zu bekommen.« Hope Tiranjaar zeigte auf eines der Holos, das die heftige Auseinandersetzung in minutiösen Details festhielt. »Das ist in diesem energetischen Chaos nicht leicht.«

»Es gelingt mir nur in engen Grenzen«, gestand der Mutant. »Aber ein wenig kann ich diesen Deccar-Reiter ablenken.«

»Was geschieht mit dem Tier?«, fragte die Sicherheitschefin. »Wieso lädt es sich energetisch auf?«

»Eine Anweisung seines Reiters«, erklärte Too. »Er verstärkt den Fressdrang des Deccars ins Übermaß.«

»Der Prozess scheint sich seinem Ende zu nähern, der Sättigung, wenn nicht sogar Übersättigung«, vermutete der Metabolist.

»Das kann gut sein.« Too nagte an seiner Unterlippe. »Der Deccar-Reiter hat neue Anweisungen von der AUCBURN erhalten.«

»Eine Anweisung zum Selbstmord?«

Too zuckte mit den Achseln. »Occnar Saddoryc ist kein besonders freundlicher Onryone. Wenn er Rhodan nicht gefangen nehmen kann, will er ihn wenigstens töten. Auch darauf ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Ich muss zu dem Deccar.«

»Damit bringst du dich nur selbst in Gefahr. Der Deccar verwandelt sich in eine Bombe!«

»Nur so können wir das Schiff retten. Ich kenne das Tier, weiß, wie es reagieren wird.«

Hope Tiranjaar nickte. Sie gab dem Deccar-Reiter ein Zeichen, und Too und Donn Yaradua folgten ihr durch die Gänge der BJO BREISKOLL, in denen hektische Aktivität herrschte. TARAS marschierten auf, gefolgt von Raumsoldaten.

»Kampfhandlungen einstellen!«, befahl die Sicherheitschefin.

Too schüttelte den Kopf. »Nein. Dann wissen die beiden Deccar-Reiter, dass etwas Außergewöhnliches geschehen wird, und ich verliere jedes Überraschungsmoment.«

Hope widerrief den Befehl.

»Wenn ich kann, werde ich dich unterstützen!«, sagte Yaradua. »Aber verlass dich nicht darauf!«

Too nickte,

Als sie sich dem Deccar näherten, knisterte die Luft um sie herum. Too ging allein weiter, ignorierte die blauen Blitze, die durch den Gang schlugen. Die Kreatur vor ihm verharrte an Ort und Stelle, schien selbst nicht genau zu wissen, wie ihr geschah.

Too rannte los, bis er neben ihr stand, und versetzte dem Tier einen gewaltigen Hieb. Langsam bildete sich eine Öffnung in der Haut des Wesens, und er kletterte hinein.

Ein Blick genügte, und er wusste, was sich in dem Deccar abspielte. Er lief weiter in die Steuerkammer, in der ziemliche Enge herrschte. Neben der Deccar-Reiterin dieses Wurms hielt sich auch der Oxtorner dort auf und erwartete Too.

Mit einem kalten Lächeln warf er sich auf den Menschen, ehe jener den Auslöser seiner Waffe betätigen konnte. In hohem Bogen flog der Kombistrahler durch die Kabine. Too wand sich unter ihm hindurch und tänzelte drei, vier Schritte zurück.

Too wusste es besser, als sich auf einen Kampf mit einem Oxtorner einzulassen, der zwar verletzt und geschwächt war, aber nicht völlig außer Gefecht. Trotz seiner Wunden würde der Oxtorner seinen Kollegen innerhalb weniger Sekunden kampfunfähig machen können.

»Hast du die Seiten gewechselt, Klingsor?«, knurrte der Umweltangepasste und setzte zum nächsten Angriff an. Er hob die Faust zu einem tödlichen Hieb – und schrie überrascht und ungläubig auf.

Seine Hand zerfloss. Als würde die Haut in Sekundenschnelle um Jahrhunderte altern, sackte sie hinab. Die Fingerknochen verloren ihre Festigkeit, die Finger selbst wucherten rapide zu dreifacher Größe.

Yaradua!, dachte Too. Er griff von außerhalb der Kreatur auf den Oxtorner zu, der seine Verblüffung aber schnell überwand und mit der anderen Hand zuschlug.

Too tauchte erneut unter dem Hieb hinweg, warf sich zu Boden und streckte die Hand aus. Er bekam seinen Kombistrahler zu fassen und schoss. Der Oxtorner mochte Skrupel gehabt haben, den Deccar zu verletzten, Too hatte sie nicht. Er wusste, dass er sowieso dem Tod geweiht war, wenn es ihm nicht gelang, die eigentliche Deccar-Reiterin auf seine Seite zu ziehen.

Klingsor Too hielt den Finger auf dem Abzug. So widerstandsfähig ein Oxtorner war, der Gluthitze eines Thermostrahls hatte er nichts entgegenzusetzen. Too zielte auf den Hals seines Widersachers, richtete den Strahler dann langsam höher.

Trotzdem dauerte es entsetzlich lange, bis der Oxtorner zusammenbrach.

Too richtete sich auf und sah die eigentliche Deccar-Reiterin dieser Kreatur an, eine Terranerin. Er kannte sie recht gut, gab es an Bord des Raumvaters doch nur wenige Deccar-Reiter.

Zuerst erwiderte sie seinen Blick, dann wich sie ihm aus.

»Willst du wirklich mit deinem Deccar sterben, Ersilia? Soll das dein letzter Sommer gewesen sein?«

»Das war dein letzter Sommer, Klingsor! Du hast die Seiten gewechselt ... oder nie aufseiten der Piraten gestanden, das ist mir nun klar.«

»Ich bin Deccar-Reiter, genau wie du. Ich kenne dich gut, und ich kenne auch die Deccars und vermute, dass diese Kreatur hier sich unkontrolliert auflädt. Richtig?«

»Richtig. Aber ich kann den Vorgang nicht aufhalten. Wir stecken mitten im Feindesland. Mein Deccar läuft Amok, lässt sich nicht mehr vollständig steuern!«

»Ich habe alles mit der Besatzung der BJO BREISKOLL geklärt. Wenn wir das Schiff verlassen, wird sie uns keine Steine in den Weg legen. Und wenn wir beide den Deccar außerhalb des Schiffes verlassen, werden wir in die BJO zurückkehren können. Dann sind wir gerettet! Falls der Deccar explodiert, müssen wir zumindest nicht mit ihm sterben!«

Zweifelnd sah sie ihn an.

»Es ist fast schon zu spät!«, bedrängte er sie.

Schließlich nickte sie zögernd. »Gut. So soll es geschehen! Wer will schon gerne sterben, Too?«

Er baute sich hinter ihr auf. »Wir müssen den Deccar gemeinsam aus dem Schiff lenken! Kehr um, zurück zum Hangar!« Aber er befürchtete, dass sie bei ihrem Verständigungsversuch viel zu viel Zeit verloren hatten. Der Deccar saugte sich unaufhörlich mit Energie voll.

Während Ersilia den Deccar steuerte, stellte er mit dem Kommunikator eine Verbindung zu Hope Tiranjaar her. »Ich habe die Lage unter Kontrolle! Lasst der Kreatur freie Bahn! Wir steuern sie Richtung Außenhülle, zu dem Hangar, durch den ich in die BJO BREISKOLL eingedrungen bin. Das Schiff steht doch längst wieder im Normalraum?«

»Ja«, bestätigte die Sicherheitschefin. »Ich habe verstanden. Wir räumen den Weg frei.«

Täuschte sich Klingsor, oder wurde es in dem Steuerraum immer wärmer? Konnte der Deccar die gespeicherte Energie nicht mehr bei sich behalten? Die Explosion musste unmittelbar bevorstehen ...

Sie hatten den Hangar erreicht. Sein Schott öffnete sich bereits, damit der Deccar ausschleusen konnte, aber die beiden Hälften glitten viel zu langsam auseinander.

Uns bleibt keine Zeit mehr!, dachte Too.

Er griff zum äußersten Mittel und desintegrierte mit der Kreatur einfach durch das Schott. »Wir müssen raus hier!«, rief er. »Rettung bietet nur die BJO!«

In diesem Augenblick wurde die Kreatur nach draußen gesaugt.

Was für ein verdammter Mist!, dachte Too ganz unprosaisch. Das war wirklich mein letzter Sommer!

Und verging in einer verheerenden Explosion.

*

»Die meisten Schäden sind beseitigt«, sagte Farye vier Tage später. »Die BJO BREISKOLL ist weitgehend repariert. Wir können unseren Flug fortsetzen.«

Rhodan sah sich in dem Konferenzraum um, lehnte sich in der Sitzlandschaft zurück und schlug die Beine übereinander. »Aber nicht zum Wegasystem. Durch die zahlreichen Unterbrechungen drängt nun die Zeit.«

Eigentlich hatten sie vorgehabt, zur Wega zu fliegen, in die unmittelbare Nähe des Solsystems, um dort weitere Informationen über die Heimat zu sammeln.

Rhodan schloss kurz die Augen. Vor dreieinhalbtausend Jahren war er mit der GOOD HOPE erstmals dorthin aufgebrochen. Mit dem ersten größeren Hyperraumsprung der Menschheit hatten sie den etwa 27 Lichtjahre von Sol entfernten bläulich weißen Riesenstern erreicht und waren direkt in eine Raumschlacht geraten.

Dort hatte alles angefangen. Dort hatte er die Spur aufgenommen, die ihn wenig später zu Wanderer geführt hatte, wo die Superintelligenz ES ihm die relative Unsterblichkeit verlieh. Es wäre nur passend gewesen, dass die BJO BREISKOLL die Suche nach der Erde dort begonnen hätte.

Aber sie konnten die Reise nicht fortsetzen. Rhodan musste das Rendezvous mit der TREU & GLAUBEN wahrnehmen.

Auf diesem Schiff befanden sich die beiden NDE-Agenten Kondayk-A1 und Cyprian Okri, die Kontakt mit Resident Bull aufnehmen wollten, damit Perrys ältester Freund die Entscheidung fällen konnte, ob er sich mit Rhodan treffen würde oder nicht.

Falls Bully zustimmte, sollte das Treffen im Agnisystem stattfinden, und zwar am 9. Oktober 2045 NGZ. Wenn Rhodan sich nicht verspäten wollte, musste die BJO nun in Richtung Agnisystem aufbrechen.

Seine Enkelin nickte. Er brauchte ihr nicht zu erklären, welche Bedeutung das Treffen mit der TREU & GLAUBEN für ihn hatte. Für ihn und die gesamte Besatzung. Vielleicht würde Reginald Bull endlich ein wenig Aufklärung bringen können, was genau in den letzten fünf Jahrhunderten in der Milchstraße geschehen war.

Farye berührte ihr Armband-Kom. »Die BJO BREISKOLL hat Startfreigabe. Ziel: Agnisystem.«

Sie lächelte ihren Großvater zaghaft an. »Wir schreiben den 7. Oktober 2045 NGZ«, sagte sie. »Vielleicht wird sich jetzt alles zum Besseren wenden.«

»Vielleicht«, sagte Perry Rhodan.

Besonders überzeugt klang er nicht.

ENDE

Nach den Abenteuern auf Tellus und im Linearraum drängt nun die Zeit für das Treffen mit Reginald Bull. Der alte Freund ist Perry Rhodans derzeit beste Hoffnung auf Informationen, Klarheit und Schutz. Doch wird dieses Treffen überhaupt zustande kommen?

Band 3007 stammt von Michelle Stern und erscheint am 5. April 2019 unter folgendem Titel:

ZEUGE DER JAHRHUNDERTE

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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