Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 19
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Am Morgen fühlt Jake zum ersten Mal jenen Stolz, der sich immer stärker entwickeln soll — Stolz auf seinen Vater.
An diesem Morgen ist Sarah Slaughter besonders finster und schnippisch.
„Jake“, sagt sie während des Frühstücks, „es ist höchste Zeit, dass du Bessie zur Weide bringst.“
„Ich bin doch noch nicht mit dem Essen fertig.“
„Beeil dich, du kommst sonst zu spät zur Schule!“
Seltsam, wie sie Sam das Frühstück reichen und gleichzeitig so tun kann, als existiere er gar nicht. Sam lächelt nur und sagt gelegentlich etwas zu Will oder Jake.
„Hat gar keinen Sinn, sich zu beeilen, Sohn“, sagt er freundlich. „Ich sattle mein Pferd, und wir können dann zusammen zur Weide reiten, wenn du nichts dagegen hast.“
Jake verschluckt sich beinahe. Sam will ihn auf dem schönen schwarzen Tier reiten lassen!
„Meinst du das im Ernst — Dad?“
„Klar doch.“
Sam steht auf, ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
„Es war ein feines Frühstück, Sarah. Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet.“
Er nickt Sarah, dann Will zu und tritt zum Kuhstall hinaus. Eifrig schiebt Jake seinen Teller zurück, um seinem Vater zu folgen.
„Iss erst fertig!“, sagte Tante Sarah.
„Du hast doch gesagt, ich sollte mich beeilen.“
„Das ist egal. Bleib hier und mach deinen Teller sauber!“
Als er schließlich fertig ist, geschieht etwas Überraschendes.
„Jake“, sagt seine Tante, als der Junge zur Tür gehen will. „Ich möchte dir etwas sagen.“
Plötzlich schlingt sie die Arme um ihn und drückt ihn an sich. Das hat sie seit seinen frühesten Kindertagen nicht mehr getan.
„Wir lieben dich, Jake“, sagt sie gepresst. „Du bist das Einzige, was ich und Onkel Will haben.“
Das ist sehr seltsam, aber Jake fühlt sich unbehaglich. Er ist kein Baby mehr. Er hasst es, wenn Frauen ihn liebkosen.
„Ich muss Bessie wegbringen“, spricht er und entwindet sich ihrer Umarmung.
Sam hat die Kuh bereits herausgelassen und sitzt im Sattel.
„Bist du fertig?“, fragt er.
Dann packt er zu und zieht Jake hinter sich. Die Flanken des Tieres sind warm, und das Sattelleder knarrt, als Jake sich zurechtsetzt.
„Gosh“, sagt er begeistert, „ich wette, das ist das beste Pferd in Montana!“
Sam Mahone lacht kurz auf. „Vielleicht hast du nicht ganz unrecht.“
Jake wird diesen Morgen nicht so leicht vergessen. Besonders nicht die Blicke, die die anderen Jungen ihnen zuwerfen. Und als sie später durch Shelby zur Schule reiten, scheint es, als hielten alle inne, um sie zu beobachten.
„Dort reitet Sam Mahone mit seinem Jungen“, sagen sie. Plötzlich ist der Name Mahone etwas geworden, worauf man stolz sein kann. Dessen wird sich Jake mit jedem Augenblick mehr bewusst. Plötzlich begegnen ihm die Leute in einer ganz anderen Weise. Er ist der „junge Mahone“, Sam Mahones Sohn.
Sam ahnt die Gedanken des Jungen. Er ahnt, dass Jake noch keine Klarheit über das Leben seines Vaters hat. Und er beschließt, Jake noch so lange im Unklaren zu lassen, bis — ja, bis er mit ihm Shelby verlassen hat ...