Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 22

Оглавление

13


Tage später in der Schule.

Alex Jorgenson ist fünfzehn, ein strohhaariger Junge mit rotem Gesicht, zwanzig Pfund schwerer als Jake. Jake mag ihn nicht, und er hat nie etwas mit ihm zu tun gehabt ... bis heute.

Jake stößt im rückwärtigen Teil des Schulhauses auf eine Gruppe von Jungen. Alex spricht, und die anderen horchen gespannt.

„Das ist Tatsache“, sagt Alex. „Mein Vater hat's mir erzählt, und er sagt, es wäre heilige Wahrheit.“

Jake steht etwas abseits und lauscht mit kühlem Desinteresse. Er trägt neue Jeans, die sein Vater ihm gekauft hat, und seine schönen schwarzen Stiefel. Außerdem hat er einen echten mexikanischen Silbergürtel umgebunden. Ein so vornehm gekleideter Mensch kann es sich kaum leisten, sich unter eine Horde von barfüßigen Lümmeln zu mischen. Er wahrt Abstand.

„Was hat dein alter Herr gesagt?“, fragt einer der Jungen Alex Jorgenson.

„Well, er hat es direkt von dem Reisenden“, erklärt Alex. „Dieser Reisende war im New Mexico Territory.“

„Was ist denn los?“, fragt einer der Jungen ungeduldig.

„Reiß dich am Riemen, Mensch!“, erwidert Alex in dem Wunsch, die Spannung fast zum Zerreißen zu bringen. „Ich erwähne den Reisenden, damit ihr wisst, dass ich mir die Story nicht aus den Fingern sauge. Das Pferd des Reisenden musste ein neues Hufeisen haben. So ging er zu Butler, wo mein Vater arbeitet.“

„Wir wissen, dass dein Alter für Mac Butler arbeitet“, meint Todd Wintworth. „Aber was hat das mit Mahone zu tun?“

Jake fühlt sein Blut zu Kopfe steigen, als er den Namen seines Vaters hört. Er fürchtet, die Jungen könnten sich umschauen und ihn sehen — aber sie tun es nicht.

„Na, passt mal auf!“ Alex sagt es mit vertraulicher Stimme, und er spricht so gedämpft, dass Jake ihn kaum noch verstehen kann. „Der Reisende behauptete, er wäre in einer Stadt gewesen, die Limerock heißt, sie liegt in New Mexico. Als der Name Sam Mahone erwähnt wurde, wäre der Fremde grün im Gesicht geworden, erzählte mein Vater. Er hätte die Nacht nicht in einer Stadt verbringen wollen, in der Sam Mahone wohnt.“

„Warum denn nicht?“, fragt Todd Wintworth wieder.

„Weil Mahone in Limerock einen Menschen ermordet hat“, erwidert Alex. „Der Reisende hat geschworen, dass es die heilige Wahrheit ist. Sam Mahone hat diesen Mann beim Pokern erschossen. Der Fremde sagte, man suchte ihn noch in New Mexico.“

„Ich hab diese Story schon vorher einmal gehört“, entgegnet einer der Jungen.

„Aber nicht von einem Mann, der wirklich dabei war“, erwidert ein anderer.

„Das sage ich ja gerade, beim Satan!“, meint Alex wichtigtuerisch. „Es ist die Wahrheit, ihr müsst sie glauben.“ Er wirft sich in die Brust und ruft herausfordernd: „Oder ist hier einer unter euch, der mich einen Lügner nennt?“

„Wart mal, Alex, niemand hat dich einen Lügner genannt.“

„Verdammt, das will ich hoffen!“

„Und wenn es doch einer täte?“, fragt Jake in dem Augenblick.

Alle Köpfe fegen herum. Jetzt erst sehen ihn die Jungen. Jake erkennt seine eigene Stimme kaum wieder. Er steht so steif und aufrecht da, dass sein Rücken zu schmerzen beginnt. Ein kalter Zorn tobt in seinem Inneren.

Er schreit: „Ich nenne dich einen Lügner, Alex! Ich nenne dich einen hundsgemeinen, verfluchten Lügner!“

„Ahhh“, stöhnt Todd Wintworth.

Alex sieht den jungen Mahone überrascht an.

„Gibst du zu, dass du ein Lügner bist?“, presst Jake heraus.

Alex ist größer und älter, aber er fühlt sich nicht ganz geheuer, als er das Feuer in Jake's Augen sieht.

„Gib es zu!“, schreit Jake noch einmal.

„Bist du verrückt?“ Alex versucht zu lachen.

„Gib es zu, oder du wirst es bereuen!“

Alex blickt die anderen an, dann holt er tief Luft und schiebt sich vor.

„Well, sag mal, was du mir dann antun willst? Willst du vielleicht kämpfen? Dann bist du an die richtige Adresse geraten.“

„Gentlemen kämpfen nicht mit Fäusten.“

Die Worte überraschen Jake fast ebenso sehr wie Alex und die anderen. Dann erinnert er sich, dass sein Vater sie oft erwähnt hat, wenn er Leute wie Bill Longley oder John Wesley Hardin beschrieb. Doch Alex Jorgenson lacht nur auf.

„Du bist ein Jämmerling, Jake Mahone! Du hast bloß Angst!“

„Gib zu, dass du ein Lügner bist!“, wiederholte Jake grimmig.

„Und wenn ich es nicht tue?“

„Dann werde ich dich töten!“

Alex hört nicht, welche Gefahr in den Worten liegt. Wieder lacht er.

„Du bist ein Jämmerling!“ Und mit diesen Worten tritt er vor und knallt Jake seine Faust ins Gesicht. Jake taumelt und sinkt zu Boden. Zorn brennt in seiner Seele.

Alex Jorgenson ist mit seinem schnellen Sieg zufrieden. Grinsend blickt er die anderen an.

„Was habe ich euch gesagt? Er ist ein Jämmerling!“

Todd Wintworth ist der einzige, der die Gefahr erkennt. Er tritt vor und versucht, Alex zurückzuschieben.

„Hau ab, aber schnell! Bevor etwas geschieht!“

„Ein Dreck wird geschehen“, prahlt Alex. „Jake Mahone ist ein viel zu großer Jämmerling, um aufzustehen und den Kampf aufzunehmen.“

Aber Jake sagt mit heiserer Stimme: „Wir werden sehen, wer ein Jämmerling ist, Alex! Ich treffe dich in der Baumwollplantage am Crowders Creek, wenn die Schule aus ist. Und du bringst am besten deine Waffe mit.“

Jake wird den Ausdruck auf Alex Jorgensons Gesicht nicht so schnell vergessen, das ist sicher.

Er steht langsam auf und bürstet sich mit der Hand sorgfältig den Staub von der neuen Jeans.

„Ich weiß, das dein Vater eine 45er hat“, bemerkt er kalt. „Es wird dir sehr leicht sein, sie zu klauen.“

Jake lässt sich zu einem schwachen Lächeln herbei, und er wird sich gar nicht bewusst, wie sehr er in diesem Augenblick seinem Vater ähnelt.

„Ich treffe dich also auf der Baumwollplantage, es sei denn, du wärst ein Feigling, Alex!“ Dann dreht er sich um und geht weg.

Später in der Klasse bemerkt Jake die aufgeschreckten Blicke seiner Mitschüler. Aber es ist ihm gleichgültig, was sie über ihn denken. Er ist Sam Mahones Sohn. Von Zeit zu Zeit blickt er sich um, damit er sieht, wie Alex Jorgenson die Sache aufnimmt. Der Junge ist noch immer blass. Alex ist zu Tode erschreckt, und alle in der Klasse wissen es.

Er ist ein verdammter Feigling, denkt Jake. Er wird nicht zur Plantage kommen.

Aber er irrt.

Nach der Schule treten Alex und mehrere Jungen an ihn heran.

Jake's Frage ist farblos: „Willst du dich entschuldigen?“

Alex schluckt schwer.

„Nein. Es wird ein bisschen dauern, bis ich die Waffe meines Vaters kriege. Aber ich werde draußen sein.“

Jake hätte schwören mögen, dass Alex es nie durchgestanden hätte. Aber man sagt ja, dass in die Ecke getriebene Ratten rücksichtslos kämpfen, und vielleicht trifft dieses Sprichwort zu. Jake versucht, seine Überraschung nicht zu zeigen.

„Sieh zu, dass es nicht zu lange dauert!“, knurrt er. „Kann nicht den ganzen Tag warten!“

Er dreht sich um und marschiert davon. Todd Wintworth rennt ihm nach.

„Bei allen Kuheutern, du meinst das doch nicht im Ernst, Jake?“

„Mein Wort steht fest. Ich werde ihn lehren, was es heißt, über die Mahones Lügen zu verbreiten!“

„Weißt du genau, dass es eine Lüge ist?“

Jake bleibt stehen.

„Was willst du damit sagen?“, zischt er.

Todd Wintworth ist kein Feigling. Er hat sich mit Jungen geschlagen, die größer waren als er, und meistens gewonnen. Aber irgendetwas ist in Jake's Gesicht, was ihn zurückschrecken lässt.

„Ich meine gar nichts.“

Jake trottet weiter.

„Jake“, sagt Todd, „willst du mir eine Frage beantworten?“

„Klar doch.“

„Sind wir Freunde oder nicht? Du benimmst dich in letzter Zeit so seltsam ...“

„Sicher sind wir Freunde. Wir sind doch immer Freunde gewesen, was?“

„Willst du mir einen Gefallen tun?“

„Yeah?“

„Geh zu Alex und sage ihm, er soll die Waffe nicht nehmen.“

„Bist du verrückt?“

„Geh zu ihm, Jake, bevor es zu spät ist!“ Seine Stimme klingt so gespannt wie eine Violinsaite, die zu zerreißen droht. „Schlage ihn mit deinen Fäusten zusammen! Ich weiß, dass du keine Angst vor ihm hast. Er besteht zum größten Teil aus Fett, und du wirst leicht mit ihm fertig.“

„Ich will ihn nicht mit den Fäusten schlagen“, erwidert Jake grimmig. Er geht weiter, und diesmal bleibt Todd stehen, wo er ist.

Zum Teufel mit ihm!, sagt sich Jake. Ich brauche Todd Wintworth ebenso wenig wie irgendeinen anderen Jungen!

An diesem Tag geht er nicht zu seinem Vater, sondern sofort nach Hause. Er weiß, dass Sam einen zweiten 45er und Munition in einer Satteltasche im Kuhstall verwahrt.

15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane

Подняться наверх