Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 35

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An Sonnabenden ist in Shelby immer viel los. Die Cowboys stromern herum, sitzen in den Kneipen, sind anmaßend und frech wie immer. Buck Travis und seine Leute haben alle Hände voll zu tun, um Streitigkeiten zu schlichten.

Ralph Striker, der Deputy, hockt im „Paradise“, als Jake zum Frühstück dort eintrifft. Er wirft ihm einen schnellen, harten Blick zu. Dann geht Striker mit falschem Humor zu Jake und sagt: „Morgen, Mahone.“

Jake nickt.

„Willst du mir einen Gefallen tun?“, fragt der Deputy, indem er sich zu einem dünnen Lächeln zwingt. „Halte dich aus Raufereien heraus! Ich möchte zur Abwechslung gern einen ganzen Tag schlafen.“

Jake furcht die Stirn, als Striker seinen Hut nimmt und hinausgeht. Erst später erkennt er den Sinn, der hinter Ralph‘s Warnung steckt.

Nachdem er das „Paradise“ verlassen hat, befummelt Jake die wenigen Scheine und das lose Silbergeld in seiner Tasche. Ungeduld nagt an seinem Herzen.

Ich will raus aus der Stadt, denkt er. Wenn ich nur ein Stück Land in der Umgebung hätte ...!

Stirnrunzelnd schlendert er in Surrat's Saloon. Am Tresen stehen die Männer dicht bei dicht, und an den Tischen wird gespielt.

Ein Mann muss etwas wagen, wenn er das bekommen will, was er braucht, redet Jake sich ein.

Er mischt sich unter die Leute, die dem Spiel zusehen. Stapel von Gold und Silberstücken sieht er, und er denkt: Mit ein bisschen Glück kann man genügend Tiere gewinnen, um seine Weide nicht leerstehen zu haben.

Er schiebt sich vor und bemerkt, wie die Zuschauer sich zur Seite drücken.

„Habt ihr noch Platz?“

Chet Blakely wirft ihm einen kalten Blick zu. „Das ist kein Spiel für Kinder.“

Es ist eine Runde von abgekochten Burschen. Blakely hat eine Menge seines Eigentums im Laufe der Zeit abwechselnd gewonnen und verloren. Bus Cheetham kann auf Leben und Tod spielen. Zwei Männer von der Eisenbahn aus Landow sitzen da, dann Brad Littlefield, der Theateragent, weiter zwei Leute aus Yellow Fork, die ihr Glück machen. Sie alle blicken auf und lächeln schwach zu Blakely's bescheidenem Witz.

Jake fühlt die Hitze in sein Gesicht steigen.

„Wollt ihr noch einen Spieler haben oder nicht?“

„Er ist alt genug, um eine Waffe zu tragen“, näselt Bus Cheetham, „er ist alt genug, um sein Geld zu verlieren. Setz dich, Mahone! Wollen mal sehen, was du gelernt hast.“

Es ist nicht viel. Jake braucht nicht lange, um das einzusehen. Erstaunlich schhell nehmen sie ihm sein Geld ab.

Jake fühlt sich schwach werden. So kühn hat er angefangen — und jetzt besitzt er nichts mehr. Er besitzt weniger als an dem Tag, da er Will und Sarah verließ. Ein paar Kleidungsstücke, denkt er grimmig, einen Colt — das ist alles, was ich habe. Nicht mal ein Pferd und eine Ausrüstung.

Chet Blakely grinst, als Jake den Schein unterschreibt, mit dem er sein Pferd abtritt.

„Hier, Junge“, sagt er. „Sollst nicht sagen, wir hätten dir alles abgenommen.“ Er schiebt ihm eine goldene Münze zu.

Da erst beginnt der Zorn. Jake tritt seinen Stuhl zurück, packt die Tischkante und schiebt. Der überraschte Blakely bekommt den Tisch in den Bauch gedrückt, er kippt nach hinten und fällt auf den Boden.

„Du kannst dein Geld behalten!“, zischt Jake.

„Verdammt seist du!“, schnaubt Blakely.

Blind vor Wut springt er auf, aber Jake stößt ihm den Tisch in den Weg, und Blakely stürzt erneut der Länge nach hin.

Er schießt wieder hoch, wütend, groß und hässlich wie ein Bulle. Seine Arme sind stark genug, um einen Menschen zu erdrücken, als er sich wieder vorstürzt. Doch diesmal drückt ihm der Junge seinen Colt in die Seite. Blakely bleibt starr stehen. Er versucht nicht einmal, nach der eigenen Waffe zu langen. Er will nicht der Erste sein, der beweist, dass in Jake's Adern Sam Mahones Blut fließt.

Endlich zwingt er sich zu einem rauen Lachen.

„Okay, Kid, ich werde dir nichts tun.“

„Das weiß ich“, gibt Jake kalt zurück.

Chet schluckt schwer.

„Das Spiel war ehrlich.“

„Hab nicht das Gegenteil behauptet!“

Dann geht etwas in Blakely's Augen vor. Es ist der schnelle, aber vorsichtige Blick eines Wolfes, und Jake studiert ihn in aller Ruhe. Zu spät erkennt er, dass irgendjemand hinter ihn getreten ist. Er zuckt zusammen, als eine kalte Mündung sich in seinen Rücken bohrt. Im selben Moment sagt eine Stimme: „Hände nach vorne!“

Es ist Buck Travis.

Alles kommt viel zu plötzlich, und Jake ist vollkommen verwirrt.

Bissig bemerkt der Marshal: „Musst noch viel lernen, Junge. Sam hätte nie einen Mann hinter sich treten lassen. Nun lass deine Waffe fallen!“

Der graue Schatten des Todes ist jetzt aus Chet Blakely's Gesicht verschwunden.

„Marshal, dieser schießfreudige Kid muss aus der Town verjagt werden!“, keucht er.

„Hat er irgendjemanden ermordet?“

„Teufel, nein, aber ...!“

„Dann werde ich den Fall so handhaben, wie ich es für richtig halte. Lass deine Waffe fallen, Sohn!“

Jake ist erstaunt, als er merkt, dass sein Verstand so präzise arbeitet wie eine gute Uhr. Er erinnert sich des Tricks, den Sam ihm vor Jahren einmal zeigte. Er muss vorgeben, dem Marshal die Waffe reichen zu wollen. Aber er hat es mit Buck Travis zu tun!

„Mach dir nicht die Mühe, mir das Eisen zu geben!“, sagt er trocken. „Einfach fallenlassen. — So, und jetzt marsch!“

„Ich hab nichts getan. Du kannst mich nicht einsperren!“

„Ich kann. Und ich werde“, erwidert Travis.

Jake richtet seinen Hass auf Chet Blakely, als wolle er ihm sagen, der Kampf sei noch nicht vorbei. Dann zuckt er mit den Schultern und geht steifen Schrittes aus dem Saloon. Der Marshal sperrt ihn in die Zelle, in der bereits zwei betrunkene Cowboys sind.

Jake umklammert mit den Händen die Eisenstäbe und brüllt: „Das wirst du noch mal bedauern, Buck!“

Der Marshal seufzt und schüttelt den Kopf.

„Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll, Mahone. Kannst du denn nicht einsehen, dass du nur dir selbst schadest?“

„Das ist meine Angelegenheit!“

„Nicht, wenn du 'nen Stunk anfängst. Dann wird es meine Sache. Weißt du, was passieren wird, wenn du nicht endlich damit aufhörst? Du wirst genauso werden wie dein Vater. Dein Hass wird dich so tief hinunterziehen, dass du rettungslos verloren sein wirst.“

„Ich kann selbst auf mich aufpassen!“

„Das konnte Sam auch. Aber was ist aus ihm geworden? Er wird wegen Mordes gesucht. Er kann's nicht wagen, in seine Heimat zurückzukehren — er kann es nicht wagen, seinen eigenen Sohn zu besuchen.“

„Mein Vater wird kommen, wenn er den Wunsch hat.“

„Vielleicht. Aber das würde seine letzte Reise sein. Die Gerechtigkeit erwartet ihn.“

Er dreht sich um und geht schweren Schrittes in sein Office zurück.

„Noch nichts von dem Kerl gehört, der Phil Costain anschoss?“, fragt er seinen Deputy.

„Bill Somerson?“ Striker stößt zischend die Luft aus. „Der Kerl hat sich in Luft aufgelöst.“

Mitternacht.

Der Marshal lässt Jake gehen. Er hat zu viele betrunkene Cowboys einzusperren.

„Geh ins Bett!“, knurrt Travis. „Für heute Nacht hab ich Ärger genug.“

„Ich will erst meine Waffe haben.“

Der Marshal seufzt und nimmt den Colt aus der Schreibtischlade. Wortlos verlässt ihn der Junge.

Die Luft draußen ist klar, und Jake atmet tief. Er hasst sein heißes Zimmer, aber er hat kein Geld, und es bleibt ihm keine andere Möglichkeit, als dorthin zurückzukehren.

Langsam schlendert er die Straße entlang.

Den Fremden sieht er erst, als er fast die Außentreppe zu seinem Zimmer erreicht hat. Es ist ein großer, starkknochiger Mann Ende dreißig. Jake wirft ihm nur einen kurzen Blick zu, hält ihn für einen Viehtreiber und will die Treppe hinaufsteigen.

„Mahone?“, fragt der Mann mit ruhiger Stimme.

Überrascht dreht Jake sich um. „Yeah?“

„Dann bist du Sam Mahone's Junge. Ich bin ein Freund deines Vaters.“

Der Fremde tritt aus dem Schatten heraus. Er ist verdreckt. Sein unrasiertes Gesicht verbirgt sich hinter dem großen Rand seines formlosen Hutes.

„Du bist also Sam Mahones Junge“, beginnt er wieder, und er lacht kurz auf. „Ich habe den Zwischenfall heute im Saloon gesehen, und ich hatte den Eindruck, dass euer fetter Marshal nicht gerade ein Freund von dir ist.“

„Was ist mit meinem Vater?“, fragt Jake scharf. „Du sagtest, du kenntest ihn.“

„Klar. Wir haben uns 'ne Weile lang an derselben Stelle in Mexiko versteckt.“

„Ist er noch dort?“

Der Fremde zuckt die Achseln. „Soviel ich weiß. Mein Freund kann dir Näheres sagen. Er ist eben von Mexiko gekommen.“

„Wer ist dein Freund?“

„Bill Somerson.“

„Bill Somerson? Der Castain angeschossen hat?“

Der Fremde lächelt schwach und nickt.

„Er hat eine Nachricht für dich — von deinem Vater.“

Jake wirft schnelle Blicke die Straße rauf und runter.

„Vielleicht ist es besser, wenn wir uns woanders unterhalten.“

„Ich habe nichts mehr zu sagen. Somerson wird das besorgen. Wenn du die Nachricht von deinem Vater hören willst, musst du in südlicher Richtung reiten. Weißt du, wo der Rifle Creek mit dem Little River zusammentrifft? Etwa eine Meile nördlich dieser Stelle ist eine Hütte, und dort wartet Somerson auf dich.“

„Kannst du mir sagen, worum es sich bei dieser Nachricht handelt?“

„Nein. Nur, dass sie wichtig ist. Mehr hat Somerson mir nicht gesagt. Bill scheint ein persönliches Interesse an der Sache zu haben. Hast du ein Pferd?“

Als Jake den Kopf schüttelt, lacht der Fremde auf.

„Das dachte ich mir, nachdem ich gesehen habe, wie man dir bei diesem verrückten Spiel alles abnahm. Nimm diesen Gaul, er gehört mir. Übrigens: Ich heiße Milan Fay. Somerson wird nach meinem Namen fragen.“

Eine seltsame Unsicherheit steigt in Jake auf, als er durch das Dunkel der Prärie reitet. Aber dann ist es ihm, als erwarte Sam ihn selbst, und er muss lächeln, als er an seinen Vater denkt.

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