Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 39

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Alles klappt wunderbar.

Fay hat den Wagen schon herangebracht, als Jake um die Ecke biegt, und er bindet eben die Pferde vor Ludlow's Store. Es ist ein schwerer Farmwagen mit einer Plane darüber. Unter der Plane befindet sich eine Ladung Weizen oder Roggen — Jake weiß es nicht genau — und unter der Ladung liegt Bill Somerson, der mit einem Gewehr die Straße in beiden Richtungen sichern soll. Eine Art Taubheit überkommt Jake plötzlich. Langsam geht er und bemerkt die Pferde, die in der Gasse hinter Ludlow's Store stehen. Er spürt, wie Milan Fay ihn unter der Krempe seines schäbigen Hutes hervor beobachtet. Jake geht um die Ecke, und Fay hebt leicht die Hand.

Alles ist bereit.

Jake zwingt sich, nur an die Bank zu denken. In der Mainstreet herrscht der übliche Verkehr, aber die Nebenstraßen sind fast verlassen. Eine Kutsche nähert sich aus westlicher Richtung. Als sie um die Ecke biegt, nickt Fay, und Jake geht mit hölzernen Schritten auf die Seitentür der Bank zu.

Gleichzeitig schlendert Fay scheinbar ziellos über die Straße. Seine schnellen Augen werfen Blicke in alle Richtungen. Alles ist in Ordnung. Jake klopft an die Tür.

„Hier ist Jake Mahone“, ruft er ruhig. „Mein Onkel ist Will Slaughter.“

Dann beherrscht ihn einen Augenblick lang Panik. Er kann sich nicht des Namens des neuen Bankiers erinnern. Als er zögert, fängt er einen Blick von Milan Fay auf, und augenblicklich fällt ihm der Name wieder ein. „Mister Forney, ich möchte wegen Zessionsurkunden mit Ihnen sprechen.“

Die Antwort kommt in scharfem Ton, ohne dass die Tür geöffnet wird.

„Tut mir leid, die Bank hat heute schon geschlossen. Kommen Sie morgen früh um zehn zu mir!“

Jake fühlt, wie ihm der Schweiß auf die Stirn tritt. Dies ist der Grund, weshalb Somerson ihn ausgesucht hat. Es ist Jake's Aufgabe, in die Bank zu kommen, nachdem sie geschlossen hat, aber noch bevor der Panzerschrank für die Nacht abgeschlossen ist. Es wäre sinnlos gewesen, die Bank während des Tages auszurauben. Waffentragende Kunden hätten den Versuch verhindert. Ebenfalls sinnlos wäre es, so lange zu warten, bis der Panzerschrank abgeschlossen wäre. Genau zu dieser Zeit muss das Ding gedreht werden.

Jake fängt einen Blick von Fay auf. Er kann fast den kalten Stahl von Somerson's Gewehr fühlen, das auf ihn gerichtet ist — für alle Fälle.

„Mister Forney“, ruft er wieder, „es ist wichtig. Es handelt sich um eine Menge Geld, und ich kann nicht bis morgen warten.“

„Was sagten Sie doch, wer Sie sind?“

„Jake Mahone, Will Slaughter's Neffe.“

Will ist hier vielleicht nicht allzu bekannt, aber er gilt auch jetzt noch als guter Handwerker.

Dann blickt der Bankier durch das vergitterte Fenster neben der Tür heraus.

„Einen Augenblick.“

Milan Fay grinst und tritt in diesem Augenblick neben Jake.

„Gute Arbeit, Junge“, lobt er. „Sam wird stolz auf dich sein.“

Sie hören, wie die schweren Riegel zurückgeschoben werden, und plötzlich springt die Tür auf. Sam Mahone steht da, und das Feuer sprüht ihm aus den Augen.

„Hallo, Fay!“, sagt er kalt.

„Sam!“, ruft der große Mann verwirrt.

Jake kann sich nicht bewegen. Er kann nicht wirklich glauben, dass Sam da ist.

„Sam, was tust du hier?“, fragt Fay ruhig. Aber Milan Fay weiß bereits Bescheid. Der wilde Blick, den Sam seinem Sohn zuwirft, sagt Fay alles, was er wissen muss. Milan Fay kann solche Dinge schneller als andere verstehen. Und jetzt weiß er, dass Sam herausgefunden hat, dass sie den Jungen mit einem Trick dahin brachten, beim Raub der Bank zu helfen.

„Wo ist Somerson?“, fragt Sam kalt.

Mit dem Instinkt eines Wolfes erkennt Fay genau, was los ist. Sam hat erfahren, was er und Somerson vorhaben, und er ist gekommen, um sie daran zu hindern.

Milan Fay hat lange, lange von dem Geld geträumt, das sie sich aus der Bank holen würden. Er und Somerson haben eine Menge Pläne geschmiedet. Geduldig haben sie auf den rechten Augenblick gewartet. Und jetzt, da der Augenblick gekommen ist, hat Milan Fay die feste Absicht, sich von niemandem aufhalten zu lassen — nicht mal von Sam Mahone.

„Höre, Sam“, beginnt Fay mit falscher Milde. „Natürlich weiß ich nicht, was du denkst, Sam, aber ich gebe dir mein Wort ...“

Es ist der älteste Trick der Welt und der tödlichste, zu sprechen und damit die Aufmerksamkeit von der Hand abzulenken, die sich der Waffe nähert. Aber Milan Fay vergisst, dass Sam Mahone alle Tricks dieser Welt kennt.

Mahone hat seinen Colt schon in der Hand, als Fay noch nach dem seinen greift. Vielleicht bemerkt Fay das nicht. Vielleicht treibt ihn Verzweiflung. Seine rechte Hand kriecht in Richtung auf seine Waffe, und Sam hat keine Wahl. Das Brüllen von Sam's Revolver hallt in der leeren Straße wider, und Milan Fay klappt zusammen, als habe eine enorme Faust ihn unters Herz geschlagen. Der Krach lässt Jake handeln, und auf eine seltsame Weise erkennt er, was Sam für ihn tut.

„Achte auf Somerson!“, ruft er. Aber Sam blickt ihn nur an.

Die Straße ist leer. Dann kommt Buck Travis schweren Schrittes um das Bankgebäude herum.

Somerson's Gewehr kracht. Der Marshal taumelt, fällt gegen die Seite des Gebäudes und geht auf die Knie.

Ralph Striker, der Deputy, nähert sich von der anderen Seite, aber weder Striker noch Sam haben bemerkt, woher der Schuss kam.

„Der Wagen!“, schreit Jake, aber bevor ihm die Worte vollends über die Lippen gekommen sind, spricht Somerson's Gewehr zum zweiten Mal, und Sam taumelt gegen die Hauswand. In blinder Wut greift er nach seinem Colt und knallt hintereinander drei Schüsse in den Wagen. Sam ist auf den Knien und ruft etwas, was Jake nicht versteht. Zorn steigt in ihm auf wie ein kochender Strom.

Fluchend kommt Sam auf die Füße, aber dann sinkt er wieder in sich zusammen. Auf Händen und Knien liegend, sammelt er noch einmal seine Kräfte und springt dann wie ein wilder Bär auf. In dem Augenblick spricht Somerson's Gewehr zum dritten Mal und wirft Sam zu Boden.

Der Deputy rennt auf sie zu, aber er ist noch zu weit entfernt, um helfen zu können. Jake sieht, wie die Mündung des Gewehrs zurückgezogen wird. Im nächsten Moment springt Somerson mit erstaunlicher Schnelligkeit aus dem Wagen und rennt auf die Pferde zu, die in der Seitengasse stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickt Jake auf Sam, der im Schmutz liegt. Die graue Farbe des Todes überzieht schon sein Gesicht.

Im Herzen des Hurrikans, heißt es, herrscht eine unglaubliche Stille. Diese Stille und Ruhe beschleicht Jake, als er Sam zu seinen Füßen liegen sieht.

Langsam wendet er den Blick zu Somerson's dicklicher, fliehender Gestalt. Er hebt seinen Revolver und zielt sorgsam. Ganz ruhig zieht er den Hahn zurück, als die Mündung genau in die Mitte von Somerson's Rücken weist.

Hinter Jake wuchtet sich Buck Travis auf die Beine. Er ist sich nur schwach der Taubheit seiner linken Schulter bewusst und des warmen Blutes, das ihm an der Seite herunterfließt.

Er sieht, wie Somerson aus dem Wagen springt und zu den Pferden rennt, die neben Ludlow's Store stehen. Er sieht Sam Mahone so still wie einen Toten zu Füßen seines Sohnes im Staub liegen. Instinktiv greift der Marshal nach seiner Waffe, aber dann erkennt er, dass er sie fallengelassen haben muss, als der Schuss ihn traf. Bevor er seinen eigenen Revolver wiederfinden kann, erkennt Buck, dass der junge Mahone seinen 45er auf die Schulter von Somerson richtet.

Dann geschieht etwas Seltsames. Sam Mahone zwingt sich nochmals auf die Knie wie ein zu Tode verwundetes Tier, das vor Schmerzen wahnsinnig wird. Einen Sekundenbruchteil nur bevor Jake's Revolver aufbrüllt, richtet Sam sich auf und wirft sich gegen seinen Sohn. Der Junge verliert das Gleichgewicht. Der Colt brüllt auf, aber der Schuss zischt über die Dächer der Häuser hinweg.

Somerson hat die Pferde erreicht. Er wirft sein Gewehr fort und packt seinen Revolver. Zweimal feuert er über die Straße.

Sam Mahone fällt zurück, fängt sich aber mit der ausgestreckten Hand. Dann, als Somerson sich in den Sattel schwingt, feuert Sam zweimal mit seinem eigenen Colt. Einen Moment lang scheinen die Einschläge Somerson aus dem Sattel heben und in der Luft halten zu wollen. Dann sackt sein großer Körper in sich zusammen. Das aufgeschreckte Pferd scheut, und Somerson fällt wie ein Stein zu Boden.

Buck gibt Somerson keine Chance mehr. Dieser Mann wird niemanden mehr belästigen.

Ralph Striker läuft auf Sam zu. Er wirft einen schnellen Blick auf das graue Gesicht, auf die trüben Augen und wendet sich dann an Buck.

„Bist du verletzt?“

„Das gibt sich wieder. Aber sieh mal zu, ob du Doc Shipley findest. Sam wird ihn brauchen.“

Der Deputy schüttelt den Kopf.

„Nicht mehr.“

„Hoffen wir, dass er in der Hölle mehr Glück hat als im Leben“, brummt Buck düster.

Unmittelbar darauf legt sich eine plötzliche Stille auf die Stadt. Und im nächsten Augenblick schon hört der Marshal eine Vielzahl von Schritten, die sich ihnen nähern, und erregte Stimmen.

Buck wendet sich an Striker und befiehlt mit heiserer Stimme: „Halte die Menge zurück! Sam hat sich das Recht erworben, in Frieden zu sterben.“

Der Marshal stützt sich gegen die Wand des Hauses, während der Deputy in der Mainstreet die Neugierigen zurückdrängt. Er sieht, wie der Junge sich in den Staub kniet und Sam's schweren Körper in seinen Armen hält. In Buck's Schulter brennt jetzt der Schmerz wie eine lodernde Flamme. Sein Arm hängt herunter, das Hemd klebt von seinem eigenen Blut an seinem Körper. Striker lässt Doc Shipley durch, aber der Marshal stößt ihn ungeduldig zurück.

Schweren Schrittes tritt er auf Sam zu. Der Marshal ist seltsam fasziniert von den roten, feuchten Flecken auf Sam's grauem Gesicht. Die Tränen des Jungen vermischen sich mit dem roten Staub von Shelby.

Da blickt Jake auf und sieht den Marshal dort stehen.

„Warum hat er es getan?“

Der Marshal ruckt mit der einen Schulter.

„Warum Sam dich daran hinderte, Somerson zu erschießen?“ Er fährt sich mit der Hand übers Kinn und versucht, nicht an den Schmerz in der Schulter zu denken. „Vielleicht, weil Sam es wusste, wie böse es ist, einen Menschen zu erschießen, und sei es auch nur einen Menschen wie Somerson.

„Vielleicht hat dein Vater das verstanden, vielleicht wollte er, dass auch du es verstehst. Vielleicht wollte er dich auf diese Weise wissen lassen, dass du nicht denselben Weg beschreiten sollst, den er selbst vor langer Zeit beschritten hat.“

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