Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 33
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Shelby summt wie ein Bienenschwarm. Sam Mahone ist aus seiner Zelle entwichen!
Diese Neuigkeit verwirrt Jake noch mehr. Doch am dritten Tag nach Sam's Verschwinden stellt er sich der Stadt. Er fühlt die Augen der anderen Jungen auf sich ruhen.
„Der junge Mahone!“, höhnen sie. „Dort ist Sam Mahones Kind!“
Jake's Herz hämmert. Aber plötzlich wirft er den Kopf zurück, wie es sein Vater tut, und er schreitet unter ihren Augen einher wie ein junger Löwe, der den Kampf sucht. Der Erfolg seiner Taktik ist verblüffend. Sogar Jake ist überrascht.
Der alte Seth Lewellen, der vor Baxter's Store auf einem Stuhl sitzt, blickt zur Seite, als der Junge an ihm vorbeikommt. Dann Mac Butler, der Schmied — auch er will Jake nicht ansehen.
Von irgendwoher wird ihm nachgerufen: „Der Bengel ist verdammt hochnäsig.“
Eine andere Stimme sagt: „Vielleicht hast du recht. Aber Sam Mahone ist sein Vater. Ich möchte mich mit dem Bengel nicht anlegen, solange Sam noch auf freiem Fuß ist!“
Da begreift Jake. Er weiß, dass er sich über nichts Sorgen zu machen braucht, weil er Sam Mahones Sohn ist.
Ho, sie haben Feyor Jorgenson nicht vergessen, der Shelby im Schutze der Nacht verlassen musste. Diese Leute werden nichts tun, womit sie Sam Mahone's Hass auf sich laden könnten.
Plötzlich fühlt Jake sich nicht mehr übel. Er füllt seine Lungen mit klarer, frischer Luft, und es ist ihm zum Lachen zumute. Auf geheimnisvolle Weise fühlt er Sam's Hand auf seiner Schulter, und er weiß, dass er Schutz hat.
Die Zeit verstreicht.
Nach Shelby kommt die Eisenbahn. Und mit ihr auch wieder die Cowboys, die ihr Vieh verladen wollen. Es ist an einem Augusttag. Die Luft ist trocken und schwer vom Staub. Jake steht neben den Werkzeugen in der Klempnerei und blickt unzufrieden hinaus. Seit er die Schule verlassen hat, arbeitet er für Will. Fast schon fünf Jahre.
Manchmal denkt er voll Traurigkeit an seinen Vater. Sam's Name wird in Slaughter's Haus nie erwähnt, aber in der Town laufen viele Geschichten um, und einige davon hat Jake gehört.
Es heißt, sein Vater sei irgendwo in Mexico als persönlicher Leibwächter eines hohen Mannes der mexikanischen Armee. Es heißt, Sam Mahone sei in Mexico ein großer Mann, und aus diesem Grunde könnten die Behörden in Texas ihn nicht wegen des Mordes an Jed Harper belangen.
Man redet viel über Sam Mahone — aber nicht in Jake's Gegenwart.
Buck Travis kommt über die Straße. Jake ist es, als sei der Marshal schnell gealtert, seit die Eisenbahn in die Stadt gelegt wurde. Das Bulldoggengesicht ist fleischig geworden, und in den Augen leuchtet kein wildes Feuer mehr.
„Ist dein Onkel hier, Jake?“, fragt er.
„Schätze, er ist zu Baxter gegangen. Kann ich Ihnen helfen, Marshal?“
„Nein.“ Er wischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht. „Sag ihm bitte, er möchte zu mir ins Office kommen.“
„Schön.“ Jake zeigt sich interessiert, aber Buck scheint das zu übersehen.
Er wirft dem Jüngeren einen schnellen Blick zu, dann fragt er: „Liebst du deine Arbeit in der Klempnerei?“
„Klar doch. Sie ist ganz in Ordnung.“
Das fette Kinn des Marshals wackelt, als er den Kopf schüttelt. „Will hat ein ganz schönes Geschäft. Wahrscheinlich wird es dir eines Tages gehören.“
Worauf will er hinaus?, fragt sich Jake.
Buck wendet leicht den Kopf, als ob er auf etwas lausche. Dann blickt er Jake an, wobei wieder etwas von dem alten Feuer in seinen Augen leuchtet.
„Sie sind gut zu dir gewesen“, sagt er offen. „Will und Sarah. Ich hoffe, du wirst das nie vergessen.“
„Verdammt merkwürdig!“, flucht Jake, als der Marshal den Laden verlässt.
Travis sitzt im Office und liest den Brief zum vierten Mal. Er sieht aus, als sei er bereit, jeden zu erschlagen, der hereinkäme.
Will tritt ein und beginnt: „Hallo, Buck. Jake sagte mir, du wolltest mich sprechen?“
„Setz dich, Will!“, ist das Einzige, was Travis erwidert.
Will fühlt sich unbehaglich. Irgendetwas an Buck beunruhigt ihn. Der Marshal stützt die Ellbogen auf die Schreibtischplatte.
„Ich will's kurz machen, Will. Hab ein paar Neuigkeiten, die dir an die Nieren gehen werden. Hier ist ein Brief vom District Sheriff von Landow. Er kommt nicht vom Sheriff, sondern vom Deputy Marshal in Choctaw ...“
Will runzelt die Stirn.
„Es ist wegen Sam, was?“
„Sam Mahone?“ Neugier steht in den Augen des Marshals. „Yeah, es hat was mit Sam zu tun, aber vielleicht in einem anderen Zusammenhang, als du denkst. Dieser Deputy hat für Fort Smith gearbeitet. Er folgte den Spuren eines Mörders, der verschwunden war. Er fand diesen Mann schließlich und erschoss ihn.“
Will unterbricht ihn:
„Hat das irgendwas mit mir zu tun?“
„Jawohl!“ Buck's Stimme wird barsch. „Bevor dieser Desperado starb, gestand er, vor fünf Jahren Jed Harper in der Bank erschossen zu haben.“
Will versteht nicht gleich.
„Er hatte noch was von dem Geld bei sich“, fährt Travis mit kalter Stimme fort. „Ein Kerl wie er hat nicht oft Gelegenheit, Geld auszugeben. Zwölftausend Dollar sind viel. Auf jeden Fall hatte er es in den Säcken, wie sie von Banken verwandt werden.“
Der Ausdruck von Angst tritt in Will's Gesicht.
„Das ... das ist eine Lüge!“, krächzt er stockheiser. „Sam Mahone hat Harper ermordet und das Geld geraubt.“
Buck's Stimme ist kalt und schneidend wie ein Wintersturm.
„Es ist keine Lüge. Das Geständnis eines Sterbenden ist der stärkste Beweis, den es gibt. Das weißt du selbst, Will. Außerdem stand der Name ,Harper's Bank' auf den Säcken.“
Will Slaughter ist in Shelby einer der erfolgreichsten Geschäftsleute gewesen. Die Vorstellung, dass er das in nächster Zeit nicht mehr sein wird, erhitzt ihn.
„Sarah hat ihn gesehen! Es muss Sam gewesen sein!“
„Es war nicht Sam! Und deine Frau hat ihn nicht gesehen! Sie hat sich alles bloß ausgeheckt. Aus Bösartigkeit, aus Rachsucht oder — Gott weiß, was eine Frau zu so etwas treiben kann ...“
Buck springt plötzlich auf und stampft aufgeregt im Zimmer auf und ab.
„Fünf Jahre!“, keucht er voll Bitterkeit. „Fünf Jahre ist es her! Fünf Jahre lang musste er sich verstecken, fünf Jahre lang konnte er nicht zurückkehren, um auch nur seinen Sohn zu sehen. Sam muss uns hassen, Will — uns alle, denn ich habe mit der Sache auch zu tun. Ich war der Mann, der Sarah glaubte und Sam einsperrte.“ Will's Gesicht ist grau geworden. Seine Lippen bewegen sich, aber kein Ton dringt über sie.
Der Marshal fährt fort: „Nun, Will, das wollte ich dich wissen lassen. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.“ Er schweigt und starrt zur Wand.
Erst nach einer Weile beginnt Will zu stammeln: „Was ... was habe ich jetzt zu tun, Buck? Wie ... wie wird Sarah die Sache aufnehmen?“
„Das ist nicht der Kernpunkt der Frage. Wichtig ist, wie der Junge die Sache aufnimmt!“