Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 29

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Jed Harper will gerade die Vordertür der Bank schließen, als Sarah erscheint.

„Hallo, Sarah. Ich wollte gerade schließen.“

„Will und ich haben uns ein bisschen was auf die Seite legen können“, bemerkt Sarah in vertraulichem Ton. „Wir möchten es gerne noch einzahlen, wenn es möglich ist.“

„Natürlich, Sarah. Mein Kassierer hat schon Schluss gemacht, aber ich kann dein Geld annehmen und dir eine Quittung geben. Bitte, komm doch rein!“

„Danke, Jed.“ Die Frau folgt dem Bankier, der sich in einen ledernen Sessel fallenlässt.

Er holt Feder und Papier heraus und fragt: „Wieviel ist es denn, Sarah? Ich werde es auf euer Konto eintragen.“

Sarah fühlt einen Windzug, der von der Straße hereinkommt. Sie denkt: Jed hat die Tür offen gelassen. Das ist verantwortungslos, wenn man auf anderer Leute Geld aufzupassen hat. Aber sie ist so eifrig damit beschäftigt, das Geld zu zählen, dass sie sich nicht umdreht.

Dann hört sie ein Klicken, und sie weiß, dass einer zur Tür hereingetreten ist und sie hinter sich geschlossen hat.

Eine Stimme keucht: „Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht!“

Jed Harper's Augen drohen aus den Höhlen zu springen.

„Tue, was er sagt, Sarah!“, krächzt er mit heiserer Stimme. „Er hat eine Waffe.“

Sarah's Rücken wird steif. Eine Waffe bedeutet Raub. Sie denkt an Will's schwerverdientes Geld, und ihre kleinen Augen glitzern. Kein Lump wird dieses Geld bekommen, denkt sie.

Sarah will sich umdrehen. Sie ist bereit, mit ihren beiden Händen für ihr Eigentum zu kämpfen.

Der Mann hinter ihr stösst einen ärgerlichen Laut aus, als er bemerkt, was sie tun will. Er kommt der Frau zuvor. Ein Schlag trifft sie auf den Hinterkopf.

Sarah erwacht in einem Meer von Schmerzen. Ihr Kopf droht auseinanderzuspringen, so scheint es ihr. Sie hat nicht gewusst, dass ein Mensch sich so übel fühlen kann. Sie liegt auf dem Boden. Sie versucht aufzuschreien, aber es gelingt ihr nicht.

Das Geld! Hat der Dieb das Geld genommen?

Verschwommen sieht sie die Umrisse ihrer Einkaufstasche vor sich, aber sie kann sie nicht erreichen. Das beschämende und gleichzeitig empörende Gefühl überkommt sie, dass sie sich auf dem Fußboden der Bank übergeben müsse. Nur schwach, wie aus weiter Ferne, hört sie eine Stimme, die ärgerlich befiehlt: „Safe aufmachen! Aber schnell!“

Und dann hört sie Jed Harper's verängstigte Stimme. Sie hat Furcht, sich zu bewegen. Früher oder später wird schon irgendjemand kommen, um ihr zu helfen. Aber mit diesem Jed Harper kann sie nicht rechnen.

Schritte klingen auf, die sich vom Panzerschrank entfernen. Eine Stimme ruft: „Nicht, Mister!“

Ein Revolver brüllt auf, und die Seitentür der Bank schlägt zu.

Dann unheimliche Stille.

Sekunden vertropfen, ehe die Frau begreift: Der Räuber ist verschwunden. Aber es ist so still ...

Jed Harper muss tot sein, denkt sie. Aber sie bleibt liegen und überlegt krampfhaft.

Vor der Vordertür der Bank steht Phil Costain. Er sieht Sarah herankriechen und zischt: „Bleib drinnen. Hier wird irgendwo geschossen.“

„Hol Buck Travis! Schnell!“

Andere Männer treten heran. Einige rennen die Straße hinunter, um zu sehen, wo geschossen wird.

„Sarah, du siehst nicht gut aus, bleib drinnen!“

„Du Idiot!“, brüllt sie ihn ärgerlich an. „Hol den Marshal! Ich glaube, Jed Harper ist eben ermordet worden!“

Auf Travis brauchen sie nicht lang zu warten. Sein Gesicht ist noch roter als gewöhnlich, und sein nach Whisky riechender Atem bringt die Frau auf Hochtouren.

„Hast du ihn geschnappt?“, fährt sie ihn an.

„Noch nicht. Hast du ihn gesehen?“

Ein seltsam verwirrender Gedanke kriecht langsam in Sarah's Kopf.

„Hast du den Mann gesehen, der Jed Harper ermordet hat?“, fragt der Marshal noch einmal.

Aber in dem Augenblick stolpert Will Slaughter über die Schwelle, blass wie der Tod.

„Sarah, was ist los?“

„Mein Kopf schmerzt“, erwidert seine Frau mürrisch.

Buck Travis bleibt äußerlich völlig ruhig.

„Will, Doc Shipley wird gleich hier sein. Es ist wichtig, dass sie uns erzählt, was sie gesehen hat.“

„Auch wenn ihr Kopf schmerzt?“, fragt Will.

„Auch dann.“

Einen Augenblick später sagt Sarah: „Schön, ich glaube, ich werde es früher oder später doch sagen müssen.“

„Du brauchst nichts zu sagen, wenn du es nicht willst“, erklärt ihr Mann.

„Halt den Mund, Will!“, entfährt es dem Marshal. „Halt dich aus der Sache heraus!“

Inzwischen hat sich eine beträchtliche Menschenmenge in der Bank versammelt. Gespannt warten sie auf das, was Sarah zu berichten hat.

„Mein Kopf schmerzt“, sagt sie müde. „Es muss eine Waffe gewesen sein, mit der ich geschlagen wurde.“

„Wer hat dich geschlagen?“, fragt Travis schnell.

„Ich muss es der Reihe nach erzählen, Buck. Jed wollte gerade die Bank zuschließen, als ich ankam. Er ließ mich noch rein und wollte mir eine Quittung ausstellen, als die Tür geöffnet wurde. Herein trat dieser ...“

„Wie sah er aus?“

„Er sagte, ich sollte mich nicht umwenden“, fährt Sarah fort, als habe sie die Frage nicht gehört. „Aber ich tat es doch. Er wollte mich nicht sein Gesicht sehen lassen, deshalb hat er mich geschlagen. Aber es hat ihm nichts genützt“, setzt sie grimmig hinzu. „Ich habe ihn erkannt. Ich habe ihm in seine bösen Augen geschaut, bevor er mich schlagen konnte. Er muss wohl gemeint haben, er hätte mich getötet. Er wäre sonst nicht fortgelaufen.“

„Wer war es, Sarah?“

„Gott helfe mir — es war mein Schwager Sam Mahone!“

Buck Travis ist auf alles vorbereitet — darauf nicht. Seine Stimme klingt eindringlich, als er nach einer Weile zu sprechen ansetzt: „Bist du absolut sicher, Sarah?“

„Natürlich, ich habe ihn erkannt.“

„Du hast mir erzählt, dass es eine Waffe gewesen sein müsste, womit du geschlagen wurdest“, fährt Travis sie an. „Du hättest doch sehen müssen, ob es eine Waffe war oder nicht.“

„Meinst du vielleicht, ich belüge dich?“, schnauzt sie zurück.

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