Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 30
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Kurz nach Sonnenaufgang. Buck Travis erscheint in seinem Office.
„Irgendwas passiert, Ralph?“, fragt er den Deputy.
Ralph Striker, Travis' rechte Hand, döst vor sich hin. Dann blinzelt er und reibt sich mit der Hand über den Mund.
„Morgen, Buck. Nicht viel passiert. Gerede, aber das ist auch alles.“
„Ist vom Lynchen geredet worden?“
„Glaub schon, aber die Leute haben sich schon wieder beruhigt.“
„Was ist mit Sam Mahone? Hat auch er sich beruhigt?“
Der andere lächelt nur schwach.
Buck nimmt den Zellenschlüssel aus seiner Schreibtischlade und geht den Korridor hinunter zum Eisenkäfig, der das Jail von Shelby ausmacht. Sam Mahone liegt ausgestreckt auf einer Pritsche. Als er die Schritte vernimmt, richtet er sich auf und starrt verbittert auf die Eisentür.
„Sam, möchtest du sprechen?“
Mahone steht auf. „Habt ihr ihn erwischt?“
„Wen?“, fragt der Marshal.
„Den Mann, der die Bank ausgeraubt hat und Harper ermordete.“
Travis reibt sich übers Kinn.
„Ich dachte, der Mörder säße im Gefängnis“, meint er nachsichtig. „Aber ich bin bereit, zu hören, was du zu sagen hast.“
Sam reißt sich mit eisernem Willen zusammen. Er zwingt sich, ruhig zu bleiben, denn er weiß, dass es um sein Leben geht. Er blickt dem Marshal in die Augen und sagt: „Du hast den Falschen erwischt, Buck.“
„Ich höre.“
„Na schön. Passiert ist das Folgende: Ich bin kein Säufer, aber ich hab mich gestern wie ein Idiot volllaufen lassen. Ich hab über was nachgedacht, und je mehr ich dachte, desto mehr trank ich. Um vier Uhr herum fühlte ich mich übel. Brauchte ein bisschen frische Luft, ging um die Bank herum, wo die Farmer sich versammelten, und wollte zum Gehege. Da hörte ich die Ballerei.“
„Ah, und was hast du dann gemacht?“
„Ich hätte zuerst nicht sagen können, woher das Schießen kam. Ich dachte nicht sehr klar. Als ich mich umblickte, sah ich den Viehtreiber, der aus der Seitentür der Bank herauskam.“
„Was war das für ein Viehtreiber?“
„Der, der ein paar Minuten vorher in Surrat's Kneipe gewesen war. Ich habe ihn gesehen. Ungefähr fünfzig, graues Haar, kalte Augen, langes Gesicht. Surrat hat ihn auch gesehen.“
Das Gesicht des Marshals spiegelt nichts wider.
„Und was geschah mit dem Treiber, nachdem er die Bank verließ?“
„Keine Ahnung. Er war plötzlich verschwunden. Wahrscheinlich hatte er mit der Schießerei nicht gerechnet. Er muss sich im ersten Augenblick wohl ruhig verhalten haben, um zu sehen, ob sich für ihn nicht 'ne Möglichkeit bot, bei der allgemeinen Verwirrung ungesehen aus der Town zu entwischen. Wahrscheinlich ist ihm das gelungen. Bevor ich mich um ihn kümmern konnte, war ich von 'ner Menge blöder Menschen umringt, die mich lynchen wollte.“
Travis reibt sich das Kinn.
„Hör mal!“, knirscht Mahone. „Du glaubst mir doch, oder?“
Einen Augenblick herrscht Schweigen.
„Vielleicht hätte ich dir geglaubt, Sam, wenn nicht Sarah Slaughter schwören würde, dich erkannt zu haben. Und zwar in der Bank.“
Verzweifelt versucht Sam, seine Wut zu unterdrücken. Aber es gelingt ihm nicht. Er packt die Eisenstäbe und rüttelt an ihnen wie ein Verrückter.
„Verflucht sei Sarah Slaughter! Sie will mich aus dem Wege schaffen. Sie will meinen Jungen wie eine Hauskatze aufziehen. Deshalb hat sie gelogen!“
Nach einigem Nachdenken sagt der Marshal: „Ich werde deine Darstellung prüfen, sobald ich kann, Sam. Das ist alles, was ich für dich tun kann. Aber die Sache steht verdammt schlecht für dich.“