Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 9

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Drei Wochen später.

Nacht.

Jammernde Schreie hallen aus der einsamen Blockhütte — die Schmerzensschreie einer in den Wehen liegenden Frau. Sam Mahone läuft in dem Raum schwitzend hin und her. Er schafft heißes Wasser, saubere Tücher und Binden herbei und stellt alles auf den Tisch, den er neben das Lager geschoben hat. Sam unterhält im Steinofen ein prasselndes Feuer. Das Fenster hat er gut abgedichtet. Wohlige Wärme durchströmt den Raum.

Doch das Wehklagen des Mädchens wirkt quälend auf Sam Mahone. Er kann nichts tun — nur warten, bis das Baby geboren ist. Der Mann ballt die Fäuste in ohnmächtigem Zorn. Er mag sein Mädchen nicht leiden sehen, ohne ihr im Geringsten helfen zu können. Und eine schreckliche Ungewissheit lässt ihn nicht los. Immer wieder durchmisst er mit langen Schritten das Zimmer und raunt unterdrückt: „Es muss ein Junge sein — es muss!“

Nancy's plötzliche Schmerzensschreie zehren an den Nerven. Manchmal glaubt Sam sogar, das Wesen in Nancy's Leib tödlich zu hassen.

Warum muss eine Frau so leiden, um neues Leben zu bringen?, fragt er sich verzweifelt.

Sam Mahone gräbt die Zähne so tief in die Haut seiner Fäuste, dass es blutet. In seinen Augen loht die Flamme eines irrsinnigen Hasses, und er kann nicht sagen, wem eigentlich dieser Hass gilt.

Plötzlich sieht er Nancy's Augen auf sich gerichtet. Entsetzen liest er darin, und er denkt: Mein Gott, ich muss furchtbar aussehen. Ich darf ihr nicht zeigen, wie mir zumute ist. Ich muss stark sein, damit sie stark wird.

„Nur noch wenige Stunden, Liebes“, sagt er heiser und grinst schief. „Der Kleine macht dir zu schaffen, wie?“ Er findet nie die passenden Worte in Situationen, die ihm nicht behagen. So hasst er auch sentimentales Gerede oder große Abschiedsworte.

Die Frau lächelt schwach.

„Setz dich zu mir, Sam!“, flüstert sie. „Im Augenblick geht — geht es gut. Halte meine Hände, Sam!“

Er schluckt.

„Sicher, Nancy.“ Und er denkt: Aber fang um Gottes Willen nicht wieder an zu schreien! Ich kann das nicht hören. Es macht mich wahnsinnig. Wie lange dauert das denn noch, verdammt!

Er geht zum Wandschrank und entnimmt ihm eine Flasche Brandy. Sam trinkt selten. Die Flasche steht schon lange verstaubt im Schrank. Jetzt setzt er sie an die Lippen, hebt den Ellbogen — und nimmt die Flasche wieder herunter. Mit drei schnellen Schritten ist er am Lager, setzt sich auf die Kante und hält Nancy die Flasche hin.

„Trink, Liebes! Trink, so viel du kannst. Meine Mam tat das auch, als sie mich zur Welt brachte. Trink, Nancy, es wird auch dir über die Schmerzen hinweghelfen!“

Sie will abwehren, doch der Mann schiebt ihr den Flaschenhals einfach in den Mund.

„Mach es wie meine Mam, Nancy! Gleich aus der Flasche. So brauchst du die Gläser nicht zu zählen. Runter damit, Nancy!“

Sie trinkt in kleinen Schlucken. Immer wieder drängt ihr Sam die Flasche auf.

Eine Stunde später ist Nancy betrunken. Und in diesem Zustand bringt sie ihr Baby zur Welt. Sam Mahone steht reglos da — verzaubert und gebannt von einem Wunder.

„Ein Junge, Sam“, flüstert Nancy dann glücklich. „Wir haben einen Jungen!“

Ein ferner Glanz steht in den Augen des Mannes, als er das eingewickelte, krähende Baby behutsam hochnimmt und die Arme darum legt, als wolle er es schützen.

Sie scheinen eins zu sein: Der Outlaw und sein Sohn ...

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