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„Ein Glück, dass du die Berge kennst“, sagte Brazos-Jim zu Cobble und sah von dem schmalen Felspfad hinab in das von hohen Tannen bestandene Tal. „Haben wir sie abgehängt?“

„Ich denke schon. Aber Mac geht es verflucht mies“, erwiderte Cobble. „Ich meine, wir müssen die ganze Nacht über hier rasten. Sie werden uns so leicht nicht finden.“

Brazos-Jim nickte nur und wandte sich dem Mädchen zu, das an einem Felsquader lehnte und wie verloren an sich hinabsah.

„Ihnen passiert nicht das Geringste, Miss“, sagte Brazos-Jim. „Aber wir hatten keine andere Wahl. Bis Idaho müssen wir Sie mitnehmen. In Idaho gelten die hiesigen Gesetze nicht mehr.“

Diana Derrick schaute ihn an, sagte aber nichts. Ihr infolge der Strapazen blasses Gesicht glich dem eines Erzengels. Brazos-Jim bemerkte diese Schönheit der ebenmäßigen Gesichtszüge, und er war viel zu viel Mann, um nicht festzustellen, dass ihr grünes Baumwollkleid zwar alles verhüllte und doch sehr viel verriet. Diana war das, was ein Mann ein göttlich schönes Weib nennt.

Cobble schien ähnliche Gedanken zu haben, denn er sagte scherzend: „Wir werden Ihnen bestimmt nichts tun, was Ihnen weh tut, Miss. Im Gegenteil, ganz im Gegenteil“, fügte er hinzu und meckerte wie ein Ziegenbock über die Zweideutigkeit seiner Bemerkung.

Brazos-Jim sah ihn in plötzlichem Ernst an. „Nichts da! Wir haben ein Ziel, und das geht vor! Keine Geschichten, Stew! Sieh mal nach Mac!“

Mac lag auf dem Rücken. Er hatte furchtbare Schmerzen an der Hüfte, die mitunter bis zum Herzen ausstrahlten. Etwas war mit dem Becken. Der Bauch Mac O’Neills war aufgedunsen, und überall im ganzen Unterleib hatte O’Neill Schmerzen, wenn man ihn nur berührte.

Brazos-Jim vermutete, dass O’Neills Becken gebrochen war. Aber es war nicht Brazos-Jims Art, einen Mann zurückzulassen. Solange Mac lebte, sollte er mitgenommen werden. Es sei denn, er wollte selbst nicht mehr.

Das Schlimmste für Mac war, dass ihn nicht einmal eine Bewusstlosigkeit von diesen Schmerzen erlöste. Im Gegenteil, Mac war seit seinem Sturz völlig klar und empfand die höllischen Schmerzen in vollem Umfang.

Cobble kam zu Brazos-Jim zurück. „Er muss einen Doc haben, Jim. Wir können ihn in diesem Zustand nicht mit durch die Berge schleppen.“

„In Idaho gibt es Docs genug. Er muss bis dahin. Wenn sie ihn hier gesundpflegen, dann nur, um ihn anschließend aufzuhängen. Nein, Stew, wir müssen ihn mitnehmen. Er wird es schon schaffen.“

Cobble deutete mit dem Kopf auf Diana Derrick. „Ganz nette Biene, was?“

„Hör auf, Stew, mit solchen Gedanken dürfen wir uns jetzt nicht abgeben. Du weißt so gut wie ich, dass dieses Aufgebot auch die Berge kennen wird. Und es sind immerhin fast dreißig Mann. Sie haben keinen Verwundeten mitzuschleppen wie wir. Ich bin froh, dass wir sie zunächst abgehängt haben.“

„Das kannst du auf mein Konto buchen, Jim“, meinte Cobble prahlerisch. Er blickte in die Runde. „Was mir verdammt nicht gefällt, ist das Wetter. Diese dünnen Wolkenstreifen da über den Bergen, weißt du, was das heißt?“

„Nein.“

„Aufsteigende heiße Luft. Ich wette, morgen haben wir ein niedliches Gewitter. Wenn das Mädchen und Mac nicht wären, würde ich noch jetzt weiterziehen, um die Berge hinter mich zu bekommen.“

„Du wirst im Gewitter nicht gleich aufweichen, Stew“, spottete Brazos-Jim.

Cobble knurrte: „Dann hoffe ich nur, dass du nicht erlebst, wie ein Gewitter hier oben in den Rockys sein kann. – Nun gut, bleiben wir also hier. Der Platz ist gut. Ich werde jetzt einmal etwas mit unserer Lady plaudern.“

„Lass sie zufrieden!“, brummte Brazos-Jim mürrisch. „Du hast gehört, was ich vorhin gesagt habe.“

Cobble lachte geringschätzig. „Du kommst mir vor wie eine englische Gouvernante. Oder wie ein Erzengel. Wo ist eigentlich der Heiligenschein, he?“ Er lachte noch einmal glucksend.

Mac stöhnte: „Ihr lacht, und ich gehe kaputt vor Schmerzen.“

Cobble zuckte nur die Schultern, während Brazos-Jim zu Mac ging und sich neben ihn setzte.

Cobble aber schlenderte zu Miss Derrick hinüber, die noch immer an diesem Felsquader lehnte und Cobble wie ein wildes Tier musterte.

Der Bandit rieb sich übers Stoppelkinn. Es kam ihm dabei der Gedanke, dass er mit einem Stoppelbart nicht sehr anziehend zu wirken schien. Er bemerkte deutlich die Abscheu in Diana Derricks Augen.

Doch seine unbekümmerte Art ließ ihn das wieder vergessen. „Dass Sie Derrick heißen, haben Sie uns schon erzählt. Aber wie ist Ihr Vorname?“, fragte er.

Sie sagte es ihm, und er schnalzte mit der Zunge. „Hmm, klingt herrlich. Passt direkt zu Ihnen. Was machen Sie in Holdford?“

„Ich bin die Lehrerin“, erwiderte sie ruhig.

Sie hatte eine dunkle Stimme, die ihn aufreizte. Er hatte seit Wochen keine Frau mehr in den Armen gehalten und spürte, wie das Verlangen immer größer wurde, dieses traumhaft schöne Mädchen zu besitzen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein so ebenmäßig hübsches Mädchen gesehen zu haben. Sie war so ganz anders, diese Diana Derrick. Nicht aufgepulvert und aufgedonnert wie die Mädchen in den Saloons. Auch nicht so auf Reiz gemacht. Sie wirkte ganz natürlich, und doch hatte sie etwas an sich, das einen Mann verrückt nach ihr machen musste. So ähnlich dachte Cobble in diesem Augenblick, und wieder betrachtete er sie auf seine unverfrorene Art. Er grinste und sah ihr ins Gesicht, aber sie wurde nicht rot wie andere Mädchen, die aus sogenanntem anständigem Hause kamen.

„Ich gefalle Ihnen nicht, wie?“, brummte er und grinste wieder.

Sie schien durch ihn hindurchzublicken. „Ich habe darüber noch nicht nachgedacht“, sagte sie kühl.

„Na hören Sie mal!“ Cobble lachte albern. „Immerhin bin ich ein Mann!“

„So?“, fragte sie spitz, und jetzt war es Cobble, der dunkelrot anlief vor Wut

„He, etwa nicht?“, fauchte er sie an.

Sie blieb so gleichgültig, als sei von den Merkmalen einer indischen Schlange die Rede. „Vielleicht schon, aber zählen Sie sich selbst zu den Menschen?“, fragte sie gelassen.

Cobble schnappte nach Luft. Diana Derrick verzog keine Miene.

„Ich habe noch nie eine Frau geschlagen“, keuchte Cobble, „aber Ihnen möchte ich dafür am liebsten eine ’runterhauen!“

„Tun Sie es doch. Es passt zu Ihnen“, entgegnete sie ruhig.

Ihre gewählte Sprache, ihre dunkle Stimme und die herablassende Art brachten Cobble fast um den Verstand. Er spürte, dass er hier mit seinem Latein am Ende war. Diese Frau fühlte sich ihm geistig hoch überlegen und ließ es ihn sehr deutlich merken. Doch gerade das konnte und wollte Cobble nicht zugeben.

„He, du denkst wohl, so könnte man mit mir fertig werden? Aber da, nimm meine Antwort, kleines Biest!“ Er packte sie blitzschnell an den Schultern, fasste mit der Linken ihren blonden Haarschopf und küsste sie mit brutaler Gewalt, der sie einfach nicht gewachsen war. Sie stieß mit dem Knie nach seinem Unterleib, aber er wich aus, ohne sie dabei loszulassen. Dann aber stieß er sie mit einem Aufbrüllen von sich und presste die rechte Hand auf die Lippen.

Als er die Hand wegnahm und sie anstarrte, sah er das Blut. „Verfluchtes Weibsstück, so zu beißen!“

Er wollte ihr nachlaufen, doch sie floh. Brazos-Jim sprang ihr in den Weg, packte sie und sagte barsch: „Hiergeblieben! – Und du, Stew, bekommst von mir ein spitzes Stück Blei zwischen die Rippen, wenn du sie noch einmal anrührst! – Setzen Sie sich vor den Felsen, Miss“, sagte er zu Diana und ließ sie los. „Er wird das nicht noch einmal tun. Es tut mir leid.“

„Wenn es Ihnen leid tut, dann lassen Sie mich gehen“, erwiderte sie heftig.

„Nichts zu machen, Miss. Ohne Sie haben wir um fünfzig Prozent geringere Chancen, über die Grenze zu kommen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie direkt hinter der Grenze freigelassen werden. Setzen Sie sich jetzt an den Felsen dort.“

Sie gehorchte und wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. Der Ekel stand ihr im Gesicht dabei.

„Ich kriege dich noch, Baby!“, rief Cobble. „Aus der Hand wirst du mir noch fressen, du kleine Katze.“

„Hör mit dem Unsinn auf!“, schnauzte ihn Brazos-Jim an. „Wir haben verdammt andere Sorgen!“

„Ach, quatsch doch nicht so blöde. Immer spielst du dich auf wie ein Apostel. Ich bin Stewart Cobble, und ich bin, verflucht noch mal, kein kleines Kind! Kümmere dich um dich und Mac. Da hast du genug zu tun. Bist du vielleicht der Vater von diesem Mädchen? Was geht dich an, was ich mit ihr tue?“

„Noch ein Wort, Stew, und ich bringe Mac allein über die Grenze. Dich aber werden die Kojoten bestaunen, mein Junge!“

Cobble schwieg. Er wusste, dass er mit dem Revolver und im fairen Duell gegen Brazos-Jim ungefähr so viele Chancen hatte wie eine Steinschleuder gegen eine Kanone. Aber das dämmte seine Wut nicht ein. Missvergnügt starrte er auf Brazos-Jim und schwor ihm Rache für diese Maßregelung.

Wenn wir erst in Idaho sind, dachte er, dann pfeift ein anderer Wind!

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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