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Am Morgen nach der ersten Nacht in der Hütte wütete wieder ein Schneesturm.

„Verrückt“, sagte Cobble. „Im Juli so ein Wetter! Aber hier oben ist alles möglich.“ Cobble stieß die Tür wieder zu und wandte sich an Red River Joe, der ein Sauerteigbrot aus der Satteltasche zog und ein Stück mit dem Bowiemesser abschnitt.

„Sieht aus, als hättest du für drei Jahre zu fressen bei dir. Gib mir auch ein Stück.“

„Für dich?“, fragte Joe.

Cobble sah ihn an wie einen Schwachsinnigen. „Hast du gedacht, für mein Pferd?“

„Ich dachte, du gibst es erst einmal dem Mädchen.“

„Selber essen macht fett“, knurrte Cobble. „Los, gib schon was her!“

„Du wirst warten müssen, bis ich es dir gebe, mein Freund. Ladys first!“ Joe schnitt noch ein Stück Speck ab und ging mit Brot und Speck zu Diana Derrick, die ihm misstrauisch entgegensah.

Er hielt ihr das Brot hin. „Nehmen Sie!“

Sie zögerte, griff aber doch zu, während der Junge mit wässrigem Mund auf den Speck starrte.

Joe sah es und meinte: „Du wirst es bei mir abholen. Komm, Junge!“

Jack stand auf und blieb neben Joes Sattel stehen. „Sind Sie ein Bandit wie die anderen?“, fragte er.

„Was sind das für Fragen, Junge?“, brummte Joe.

„Wenn Sie ein Bandit sind, will ich nichts von Ihnen“, erklärte er trotzig.

Joe hatte Speck und Brot abgeschnitten. „Da, rede nicht, nimm und iss!“

„Sie haben noch nicht gesagt, was Sie sind.“

„Jack, nimm es!“, rief Diana.

Cobble fluchte, und Brazos-Jim, der neben Macs Lager stand, lachte.

„Der Kleine hat Stolz, was? Aber der Deputy hier will ja auch gern wissen, auf welcher Seite du stehst, Joe“, meinte Brazos-Jim. „Sag es ihm, sonst macht er sich noch falsche Hoffnungen.“

„Ist das für dich so wichtig, Jim?“, erkundigte sich Joe, während der Junge das Brot nahm. Jack ging zurück zu seiner Schwester, die ihm zulächelte. Dann biss er heißhungrig ab.

Brazos-Jim lehnte hinten an der Wand und blinzelte zu Joe hinüber. „Wir sind einmal gute Freunde gewesen, Joe, aber seitdem sind eben sechs Jahre vergangen, und bei dir könnte sich manches geändert haben.“

„Geändert? Ich war Treibherdenboss, Jim, kein Bankräuber.“

Brazos-Jim lachte schallend. „Klar, aber ein Marshal wärst du auch nie geworden.“

„He, hört auf mit dem Gequatsche!“, protestierte Cobble. „Ich will etwas zu fressen haben. Euren blöden Käse könnt ihr euch ein andermal erzählen. – Red River, wir haben keinen Proviant, und dir quillt der Sack davon über. Gib schon endlich ein Stück Brot her, oder muss ich es mir holen?“

Wieder lachte Brazos-Jim, und Joe grinste. „Dann hol’s dir doch!“, meinte er aufmunternd. „Von mir bekommst du erst etwas, wenn euer Verletzter etwas hat.“

Brazos-Jim blickte auf O’Neill und schüttelte den Kopf. „Er hat Fieber, Joe. Ich glaube nicht, dass er überhaupt etwas will. – Mac! Eh, Mac, hörst du mich?“

Mac O’Neill stöhnte nur. Joe teilte das Brot auf. Cobble griff gierig danach.

Brazos-Jim sah Joe an. „Er müsste einen Doc haben, aber woher nehmen? Ich denke, dass es ein Beckenbruch ist.“

„Warum habt ihr ihn überhaupt mitgenommen?“, fragte Kingsman, der neben dem Jungen an der Wand lehnte. „Ihr hättet ihn in der Stadt lassen können.“

„Damit ihr ihn schön gesundpflegt und anschließend fein säuberlich aufhängt?“, fragte Cobble scharf. „Eure Moral kennen wir doch. Ihr seid so edel, so gut, und vor allem tut ihr alles schon nach dem Gesetz. Ein Halbtoter wird nicht gehängt, nein, nein, erst muss er gesund sein. Und wenn das Jahre dauert. Erst nachher hängt ihr ihn auf. Weißt du, verdammter Bulle, was das ist? Das ist schlimmer, als einen Mord zu begehen. Ihr quält so einen Mann hundertmal an einem Tag, wochenlang, bis ihr ihn endlich gesund habt. Jede Minute stirbt dieser Mensch im Voraus, und es sind verflucht viele Minuten, bis ihr ihn endlich unter den Strick stellt. Nein, dann soll er lieber hier vor die Hunde gehen.“

„Er selbst wird das nicht wollen“, erwiderte Kingsman.

„Er selbst will leben, jeder will das. Jeder hofft, dass es ihn verschont, dass bei ihm alles viel besser geht.“ Cobble lachte schrill. „Aber er ist hier ebenso verloren wie in der Stadt. Nur geht es schneller.“

„Stew, reg dich nicht auf“, sagte Brazos-Jim. „Ich habe eine prächtige Idee. Unser Freund, der Marshal, der so wohltätig und so edel denkt, soll etwas tun. Wie wäre es, Kingsman – so heißt du doch? –, wenn du einen Doc zu uns bringst. Wir haben das Mädchen und den Jungen. Wenn du dich beeilst, kannst du doch sicher in drei Tagen mit einem guten Doc hier sein, nicht wahr?“

„Damit er das Aufgebot vor unsere Nase schleppt?“, schrie Cobble aufgebracht.

„Na wenn schon, Stew! Wir haben das Mädchen und den Jungen. Ist das nicht die reinste Lebensversicherung? Ein Glücksfall, Stew, und das weiß auch der Marshal. Die können uns nichts, gar nichts.“

Red River Joe stieß die Hüttentür auf. Eiskalter Wind und wirbelnde Schneeflocken kamen herein. „Er kommt nicht durch“, rief Joe über die Schulter zurück. „Überlegt euch etwas. Ich kümmere mich jetzt um mein Pferd.“

„Ja, ich komme auch mit!“, erwiderte Cobble. „Bei dem Gequatsche hier kommt doch nichts ‘raus.“

Joe war am frühen Morgen schon einmal im Stallverschlag gewesen, um seinen Sattel mit dem Proviant zu holen. Jetzt war die Gasse im Schnee schon wieder verweht.

„Verdammt“, schrie Cobble hinter Joe. „Wenn ich das hier sehe, diese Schneewüste, dann könnte ich glauben, jeden Moment wächst mir ein Rentiergeweih. Und das alles im Juli!“

Joe blieb stehen und blickte in die Runde. Zwar wehte noch Wind, aber es schneite nicht. Was an Schnee herumwirbelte, war nur vom Wind hochgeweht. Grellweiß war der Schnee überall. Die Wolken begannen sich ein wenig über dem Kamm des Gebirges zu lichten. Schwarzgrau ragten Felskanten aus dem Leichentuch des Schnees heraus. Man konnte in dem vielen Weiß kaum erkennen, wo Tal und Berg war. Doch allmählich gewöhnten sich Joes Augen an diese grelle Helligkeit. Da machte er eine verblüffende Feststellung.

Er winkte Cobble und zeigte auf den Grat, über den sie zur Hütte gekommen waren. Vielmehr deutete er auf die Stelle, wo er den Grat in Erinnerung hatte. Jetzt war dort nichts.

„Sieh mal dahin, Stew! Ist das nicht vorhin anders gewesen?“

Cobble starrte in jene Richtung, wusch sich über die Augen, starrte wieder und blickte dann zur Felswand hinauf. Dort oben war eine Stelle im überhängenden Fels, an der weder Schnee noch Reif hing. Zackiger schwarzer Felsen, wie frisch ausgebrochen, war dort oben zu erkennen.

„Moment mal!“, meinte Cobble. „Der Grat ging dort, führte hinab zum Passweg. Aber, wo zum Teufel, ist der Passweg?“

Joe hatte es schon erraten. „Während wir heute Nacht gefroren oder geschlafen haben, ist etwas oben abgebrochen, hinuntergestürzt und hat den Grat weggerissen und den Pass weg verschüttet.“

„Das hätten wir doch hören müssen, Mann!“, meinte Cobble.

„In dem Sturm?“

Cobble kratzte sich am Kinn. „Es hat ja mehrmals gedonnert und ist hinunter geprasselt, aber das …“ Er starrte wie gebannt hinauf zu dem Loch in der Felswand.

„Weißt du, ob wir überhaupt noch hier wegkommen?“, fragte Joe. „Ich kann mich nicht so genau an die Einzelheiten erinnern. Als ich hier ankam, hatte ich Not, überhaupt auf dem Weg zu bleiben.“

„Man sieht in diesem grellen Licht nicht gut. Außerdem weiß kein Mensch, was unter dem Schnee los ist“, erwiderte Cobble nachdenklich. „Wenn der Grat fort ist, bekommen wir die Pferde nicht mehr von hier weg.“

„Ohne Pferde habt ihr verspielt, nicht wahr?“, meinte Joe.

Cobble nickte, dann sah er Joe an. „Der Junge hat dich vorhin etwas gefragt. Ich interessiere mich für die Antwort noch mehr als er. Wo stehst du, Red River? Bist du noch immer Jims Freund, oder würdest du womöglich eine Menge für das Mädchen tun wollen?“

„Wie kommst du darauf?“

Cobble ging an Joe vorbei auf den Stallverschlag zu. Die Pferde schnaubten, einige scharrten mit den Vorderhufen. Die Tiere hatten Durst.

„Warum? Weil ich nicht blind bin, Red River. Ich habe Augen im Kopf, die genau gesehen haben, wie sehnsüchtig du die Kleine angestiert hast. Haha, sie ist hübsch, wie? Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich werde mir das schöne Kind an Land ziehen. Sie fällt in Stewart Cobbles Arme, darauf kannst du Gift nehmen. Ich denke, jetzt weißt du Bescheid!“

„Ja“, entgegnete Joe ruhig. „Jetzt weiß ich Bescheid.“

Cobble wandte sich um, als sei die Angelegenheit nun ein für allemal bereinigt. „Wir müssen Schnee auftauen, Red River, damit die Gäule Wasser kriegen.“

„Dort neben dem Haus liegt Brennholz. Machen wir also davon ein Feuer“, stimmte Joe zu.

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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