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„Ein Prachtpferd“, sagte der Schmied und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Bewundernd blickte er auf den braunen Hengst, auf dessen Fell nur an einer einzigen Stelle ein weißer Fleck war, ein sogenannter Stern auf der Stirn. Die beiden Hinterbeine waren von den Sprunggelenken an schwarz gestiefelt, die Vorderbeine ebenfalls an den Fesseln schwarz. Der Hengst blickte nervös auf den Mann mit der Lederschürze und witterte unruhig den Geruch des Feuers. Red River Joe trat an die Vorderhand des Hengstes und tätschelte leicht das linke Vorderbein.

„Fuß!“, sagte er, und der Braune hob zwar widerstrebend, aber doch gehorsam das Bein an. Red River Joe nahm die Fessel in seine hornigen Pranken und rief dem wartenden Schmied zu: „Fangen Sie an! Er hat nicht das Zeug zu einem Denkmal.“

Der Schmied löste die alten Nägel, zog das Eisen ab und begann damit, die Trachten zurechtzuschneiden und zu raspeln. Ab und zu warf er einen verstohlenen Blick auf den Mann, dem dieses herrliche Pferd gehörte.

Red River Joe mochte dreißig oder vierzig sein, es war unbestimmt. Er hatte schon graue Haare an den Schläfen, was täuschend wirkte. Tatsächlich war er etwas über vierunddreißig, und es musste ein hartes Dasein gewesen sein. Das Gesicht war von Runen und tiefen Kerben gezeichnet. Narben an Kinn, Wangen und Stirn verrieten Zweikämpfe mit aufgeregten Bullen. Die Hände trugen die Spuren knochenharter Lassoarbeit, und der ganze Körper dieses Hünen schien nur aus rohlederzähen Muskeln zu bestehen. Was den bulligen Schmied aber noch mehr faszinierte, war der Revolver dieses Mannes, der nicht so aussah, als würden damit nur Krampen in Weidezäune geschlagen. Alles an der Waffe wirkte blank und abgegriffen wie bei einem Geländer, an das täglich Dutzende von Menschen fassen.

Der Schmied hantierte geschickt und routiniert. Zwischendurch fragte er: „Sind Sie von weither gekommen?“

„Stimmt“, knurrte Red River Joe, der keine Freude zu einem Gespräch zeigte. Er fand immer wieder, dass Hufschmiede in dieser Beziehung den Barbieren ähnelten, die sich oft auch als wandelnde Nachrichtenbüros vorkamen.

„Wie gefällt Ihnen Holdford?“, fragte der Schmied weiter, doch diesmal bekam er keine Antwort darauf. Und auch damit fand sich der Mann ab. Er begann nun von sich aus die Stadt am Fuße des Gebirges zu rühmen, erzählte, wie sie vor achtzehn Jahren entstanden war, berichtete von den Wagenzügen, die hier vor der Überquerung des Gebirges auf dem Wege nach Idaho zum letzten Male Rast machten. Aber das alles konnte sich Red River Joe auch so denken, denn einmal gab es nur diesen Weg nach Oregon und zweitens hatte er die vielen Murphywagen, Conestogaschoner und Studebakers in der Stadt bereits bei seiner Ankunft gesehen. Holdford besaß nicht weniger als zwölf Ausrüstungsstores für Proviant, Material und sonstige Utensilien. Zwei Schmiede hatten unentwegt zu tun, und ein Stellmacher beschäftigte sieben Gesellen, um den vielen Reparaturen an durchkommenden Wagen gerecht werden zu können. Es interessierte Red River Joe so wenig wie die Tatsache, dass an Kalkwänden die Fliegen zuhauf in der Sonne sitzen.

Der Schmied plapperte wie ein Mühlrad. Aber er arbeitete rasch, und darauf kam es Red River Joe vor allem an, weil Star, sein Hengst, nicht sehr große Geduld beim Beschlagen zeigte. Als dann die heißen Eisen probiert wurden und dicker Hornqualm aufstieg, begann Star prompt aufgeregt herumzutanzen. Aber Red River Joe hielt ihn wie mit einer Stahlklammer fest, und der Braune wusste, dass er wenig Aussichten hatte, die Prozedur zu verhindern.

Als die Eisen schon abgekühlt waren und der Schmied damit begann, die Vorderhufe mit den neuen Eisen zu benageln, tauchte ein Mann auf, den Red River Joe, der das rechte Vorderbein gerade aufhielt, zunächst gar nicht sah. Dann aber entdeckte er ein Paar Stiefel auf der anderen Seite des Pferdes, und der Schmied, der sich gerade aufrichtete, sagte: „Gus, du bist das? Den Türriegel habe ich noch nicht fertig. Gus, du siehst ja, ein Pferd nach dem anderen. Dieser Braune ist heute schon der siebte Gaul. Man läuft fast im eigenen Schweiß davon.“

Jetzt trat jener Gus um das Pferd, und Red River Joe sah mit einem Seitenblick einen mageren, knochigen Mann von etwa fünfzig oder mehr Jahren. Keine auffällige Erscheinung bis auf den Marshalstern, den er an seinem schweißdurchnässten Hemd trug. Deputy Marshal – Holdford County stand darauf.

Interessiert musterte der Marshal das Pferd, dann den Mann, dem es gehörte. Da der Schmied gerade mit diesem Bein fertig war und das andere Eisen holte, ließ Red River Joe den Fuß ab und richtete sich auf. Einen Augenblick sahen er und der Marshal sich stumm an.

Dann fragte der hagere Mann mit barscher Stimme: „Sind Sie Cowboy?“

„Geht Sie das etwas an?“, fragte Red River Joe knapp.

Das Gesicht des ohnehin schwitzenden Marshals wurde noch um eine Nuance dunkler. „Ich habe Sie etwas gefragt, und Sie werden darauf manierlich antworten, Mensch!“, bellte er.

„Sind Sie der liebe Gott? Ihre Neugierde geht mich einen feuchten Staub an, Marshal.“ Red River Joe sah den Schmied zurückkommen, das Eisen in der Hand. So ging er, ohne weiter auf den Marshal zu achten, zur Hinterhand des Hengstes und hob das rechte Hinterbein auf.

Der Schmied wollte mit dem Nageln beginnen, aber da trat der Marshal neben Red River Joe, fasste ihn an der Schulter an und sagte: „He, so reden Sie nicht mit mir! Ihr Revolver gefällt mir so wenig wie der ganze Kerl. Wie heißen Sie?“

„Smith, Miller oder Baker“, erwiderte Red River Joe verächtlich. „Suchen Sie sich was Passendes aus.“

„So? Frech werden Sie auch noch. Ich will Ihnen was sagen, Mister! Sie sind Brazos-Jim, nicht wahr?“

„Ihre Phantasie ist bemerkenswert. Sie haben Ihren Beruf verfehlt, Marshal. Warum schreiben Sie keine Theaterstücke – falls Sie überhaupt schreiben können“, fügte er geringschätzig hinzu.

„Sind Sie wirklich Brazos-Jim?“, erkundigte sich der Schmied, der vor Neugier fast platzte.

„Unsinn“, knurrte Red River Joe. „Er wird Jim Dallart meinen, und der ist mir so ähnlich wie ein Longhornbulle einem Bison. Machen Sie weiter, Schmied. Mein Pferd wird ungeduldig. Nachher vernageln Sie es noch.“

Aber der Deputy Marshal wollte es wissen. „Hören Sie, Mann! Entweder nennen Sie mir jetzt Ihren Namen, oder ich nehme Sie fest!“

„Gibt es einen Grund dafür?“, fragte Red River Joe, während der Schmied nagelte.

„Ja, den gibt es. Sie sehen aus wie Brazos-Jim, und selbst wenn Sie der nicht sind, so haben Sie eben zugegeben, dass Sie ihn kennen.“

„Natürlich kenne ich ihn. Sein Bild ist auf vielen Steckbriefen zu sehen. Eine Zeichnung zwar, aber immerhin. Ich kenne ihn auch in Natura. Er war mit mir zusammen auf zwei Trails, wenn Sie überhaupt wissen, was ich meine.“

„So! Dann wissen Sie genug, um dem Marshal dieser Stadt Auskünfte zu geben. Wie also heißen Sie?“

„Joe Hastings.“

Der Marshal verfärbte sich. „Red River Joe!“, stieß er hervor.

Joe grinste. „So nennen mich einige Leute. Das stimmt. Und was wollen Sie noch?“

„Nichts, es ist gut – es ist schon gut“, brummte der Deputy und ging rückwärts ein Stück von Joe und dem Pferd weg. Dann drehte er sich um und hastete im Schutz des Gebäudes davon.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Joe lachend.

Der Schmied sah ihn schräg an. „Ihr Name, Mister, ist sehr bekannt. Sie sind ein Revolvermann, nicht wahr?“

„Nein. Wer hat Ihnen den Unsinn erzählt?“

„Ich habe von einem Red River Joe gehört, der auf dem Chisholm Trail ganz allein neun Banditen erschossen hat und die übrigen zwang, seine Herde bis Abilene zu treiben.“

Red River Joe lachte. „Was Sie nicht sagen! Es waren nur drei Banditen, und die anderen, die ich gezwungen habe, die Herde über den Red River zu treiben, waren sechs Mann. Die sind auch nicht bis Abilene dabei gewesen. Wir gerieten im Indianerland an Kiowas, und da sind die sechs alle umgekommen.“

„Und die Herde?“, fragte der Schmied und ließ den Hammer sinken.

„Die Herde? Die wurde natürlich nach Abilene gebracht, was sonst?“

„Von Ihnen allein?“

Joe lachte wieder. „Natürlich nicht. Ich kann keine zwölfhundert Rinder allein treiben. Das haben die Kiowas besorgt, wenigstens bis Kansas. Dort habe ich mir Leute angeworben. “

„Mein Gott, aber wieso haben die Rothäute …“

Joe grinste breit. „Ich hatte die Häuptlingstochter im Sattel. – Und jetzt machen Sie schneller, Mann! Star tanzt schon!“

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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