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Red River Joe stand gerade im Generalstore, um seinen Proviant aufzufüllen, als sie in den mit Säcken, Büchsen, Flaschen und Kisten bestehenden Raum kamen. Sie waren fünf. Voran ein Riese von Mann mit einem Stern auf der Hemdbrust, hinter ihm zwei weitere Männer mit Sternen, einer davon war jener Deputy, den Joe schon kannte.

Die beiden Clerks des Stores hielten im Verpacken inne und starrten verblüfft auf den Marshal.

Joe ahnte, dass dieser Einmarsch ihm selbst galt und wandte sich halb herum. Er sah nun die Männer an, doch konnte er nicht allzu viel von ihren Gesichtern erkennen, weil sie das Licht der Tür im Rücken hatten.

„Ich bin County Marshal Johnston“, sagte der Riese, und sein Bass dröhnte wie der Brunftschrei eines Bisonbullen. „Sie sind Red River Joe, nicht wahr?“

„Stimmt, und was weiter?“, fragte Joe.

„Was wissen Sie von Brazos-Jim?“, fragte der Marshal nun und verschränkte die gewaltigen Arme vor der massigen Brust.

„Ich habe ihn zum letzten Mal vor sechs Jahren gesehen, ja, vor sechs Jahren sind wir mit McClellans Herde nach Abilene. Da war er einer meiner Männer.“

„Sie wollen uns doch nicht verkaufen, dass Sie ihn seitdem nicht mehr gesehen haben? Hören Sie, Red River Joe, Sie sind aus Atlantic City hierhergekommen. Von dort hierher gibt es eine Telegrafenlinie, falls Ihnen das nicht aufgefallen sein sollte. Also, lieber Freund, dann wissen Sie auch, dass der Bursche, von dem ich die ganze Zeit rede, vor einer Woche die Bank von Atlantic City geknackt hat.“

„Nein, ich weiß es nicht, denn ich bin schon vor vierzehn Tagen aus Atlantic City weggeritten.“

„Und wo waren Sie in der Zwischenzeit? Man kann in fünf Tagen von dort hierher reiten, wenn man nicht gerade jede Stunde rastet.“

Joe nickte. „Kann man, wenn man will. Ich wollte nicht.“

„Was aber wollten Sie dann?“

Joe grinste. „Es gibt Dinge, Marshal, die gehen Sie nichts an. Die würde ich nicht einmal dem Präsidenten in Washington verraten.“

Der Marshal schien das erwartet zu haben. Ungerührt sagte er: „Aha! Aber ich will Ihnen etwas nachhelfen. Sie sind bei dem Hit auf die Bank dabei gewesen. Es waren drei Mann. Brazos-Jim, Steward Cobble und noch einer, dessen Namen wir bisher nicht kannten. Die Beschreibung, die wir haben, passt gut auf Sie, Red River Joe. Und Ihre Vergangenheit war ja auch nicht gerade ein stiller See.“

„Da fragen Sie am besten Ihren Deputy, der weiß sicher mehr über mich als ich selbst“, spottete Joe.

Der Marshal schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er sanft, „ich glaube, da weiß ich selbst schon eine ganze Menge. Sie haben eine Menge Herden nach Kansas getrieben, Herden aus Texas. Aber zuletzt hatten Sie einen ziemlich bösen Tanz in Dodge City, nicht wahr?“

„Möglich, aber außer Ruhestörung war selbst für Bat Masterson nichts drin.“

„Ich sehe das anders. Für mich ist es nämlich keine Ruhestörung, wenn man einen Saloon restlos in Trümmer legt, sieben Männer zusammenschlägt, dass sie noch nach Wochen im Bett liegen und dann noch einen Marshal reif für den Doc macht.“

„Der Marshal hätte sich nicht einmischen sollen. Ich sehe schon, dass alle Marshals dieser Erde geradezu verrückt darauf zu sein scheinen, sich in Dinge zu mischen, die sie nichts angehen, nur um

zu zeigen, was sie für große Kerle sind. Der Marshal in Dodge hieß übrigens Bassett, und ich hoffe, er wird sich recht lange an mich erinnern. Bat Masterson hatte ihm geraten, uns in Ruhe zu lassen, aber der neunmalkluge Bassett wusste es besser als sein Boss. Doc McCarthy hat ihn aber ganz gut zusammengeflickt.“

„Hier im Territorium Wyoming haben wir auch schon mit Ihnen Ärger gehabt“, erklärte Johnston. „Deshalb bin ich hier.“

„Bis jetzt verdächtigen Sie mich nur“, meinte Joe gelassen.

„Sie haben etwas vergessen, Red River Joe! Sie haben Fort Steele vergessen.“

Joe grinste. „Richtig, Sie meinen diesen Idioten, der meinen Jungs den Frachtlohn nicht auszahlen wollte, weil sieben Schuss Munition gefehlt haben. Sieben Schuss von fünfzehntausend.“

„Der Idiot, wie Sie ihn nennen, Red River Joe, war Captain Clark und Commander von Fort Steele. Und Sie haben ihn verprügelt und den Kassenführer dazu.“

„Richtig. Man hätte ihn ertränken sollen. Wir sind mit sieben Wagen über achthundert Meilen weit durch tausend Höllen gefahren, und dieser Skunk verweigert uns den Lohn, weil sieben Schuss Munition gefehlt haben. Außerdem wollte er uns nicht einmal zu essen geben. Die ganze Fortmannschaft hat sich gefreut, als Clark zwei blaue Augen hatte.“

„Die Armee findet das weniger komisch, Red River Joe. Sie hat Haftbefehl gegen Sie erlassen.“

„So? Das hat aber lange gedauert. Gegen meine Jungs auch?“

„Nein, nur gegen Sie. Ihre Männer sind ja wohl zurückgeritten nach Kansas oder gar bis Texas.“

„Hoffentlich. – Und was wollen Sie nun tun?“

„Ich werde Sie nicht festnehmen, Red River Joe. Ich werde stattdessen mit Ihnen das machen, was Sie so gerne mit anderen tun. Ich verprügle Sie, bis Sie so aussehen wie der Captain. – Rod, nimm meinen Gurt. Ich fange am besten schon hier mit ihm an!“

Mit zwei Griffen hatte Johnston den Waffengurt abgeschnallt und gab ihn dem hageren Deputy, der schräg hinter ihm stand.

Red River Joe hatte keine große Lust, sich mit diesem Marshal zu schlagen. Aber was sein musste, sollte eben sein. Er war noch nie einem Kampf aus dem Weg gegangen. Aber er fragte noch: „Wenn ich Sie aufs Kreuz lege, Johnston, dann fallen Ihre Deputys über mich her?“

„Nein, das werden sie nicht tun. Ich bin keine Ratte, Red River Joe. Ich bin Tob Johnston, und den Namen vergessen Sie gewiss nie mehr in Ihrem Leben.“

Dann kam er an. Joe hatte gerade den Waffengurt ab, da schoss Johnston schon eine Gerade auf ihn ab, der er eben noch ausweichen konnte. Er tänzelte zurück, prallte aber gegen ein Regal, und Johnston war schon vor ihm, um ihn festzunageln.

Ein Haken Johnstons kam mit der Schnelligkeit eines austretenden Pferdehufes. Joe zuckte zur Seite, erwischte aber den Schlag des Riesen noch am Ohr und war fast betäubt vor Schmerz. Doch da bot ihm Johnston das ungedeckte Gesicht.

Joe schlug mit beiden Fäusten zu, und er tat es in der festen Absicht, diesen Schlag zu einem raschen Schlusspunkt zu machen.

Johnston bekam beide Fäuste voll unter die Augen. Er flog zurück, sein Kopf wurde ins Genick geschleudert. Joe sprang nach, schlug aufs ungedeckte Kinn, und Johnston flog rücklings auf das Packregal. Er stieß es mit dem Rücken um, fiel zur Seite, war aber so schnell wieder auf den Beinen wie ein Bulle, wenn er am Lasso gefällt wurde und das Lasso sich lockert. Joe geriet regelrecht in das angezogene Knie hinein, als er vorsprang, um abermals zuzuschlagen. Der Stoß gegen den Unterleib an der empfindlichsten Stelle, die ein Mann hat, brachte Joe vor peitschenden Schmerzen fast um den Verstand. Er schrie unbewusst auf, torkelte zurück und nahm die Hände instinktiv nach unten.

Der offenbar gar keine Wirkung zeigende Hüne Johnston wirbelte vor, schlug auf Joes ungeschützte Kinnpartie und warf mit diesem Schlag Joe bis unter das Flaschenregal. Das Regal schwankte, und plötzlich polterte mehr als ein Dutzend Flaschen herab, zerschellte, und mit einem Mal stank es im Raum nach Kerosin.

Joe, der kaum noch wusste, wie ihm geschehen war und nur den rasenden Schmerz im Unterleib spürte, der nicht weichen wollte, hing apathisch an den Sparren des Regals. Es bot ihm wenigstens eine Stütze, sonst wäre er gefallen.

Die noch immer herabfallenden Flaschen hielten Johnston für Sekunden auf. Lange genug für Joe, der plötzlich wieder neue Kräfte spürte, dessen Schmerzen allmählich wichen und der mit einem Mal empfand wie ein angeschossener Tiger. Jetzt erst war Joe in der richtigen Kampfstimmung.

Sein Kinn war aufgeplatzt. Johnston schien einen Ring zu tragen, und der hatte Joes Haut aufgerissen. Dieser brennende Schmerz stachelte Joe auf.

Er schoss plötzlich nach vorn. Für Johnston kam das völlig unerwartet. Der Riese wollte ausweichen, aber Joe flog ihm förmlich mit dem Kopf gegen den Bauch. Das hatte die Wirkung einer Ramme.

Johnston wurde zurückgestoßen, prallte mit einem seiner Deputys zusammen, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte, und beide Männer stürzten über einen Ballen Stoff.

Joe, nun erst richtig in Fahrt, schoss um den Ballen herum. Er kam bei Johnston an, als der sich gerade auf die Beine rappelte. Da traf den Marshal Joes Faust am Hals, dann die Linke auf die Nase, und ehe Johnston die Hände hochbekam, schlug Joe ein drittes Mal zu. Diesmal rutschte der Schlag zur Schulter ab, doch davon wurde Johnston herumgewirbelt und stürzte bäuchlings auf das ausgelaufene Öl und die zertrümmerten Flaschen.

Er brüllte auf wie ein Stier, als seine Hände und seine Brust in die Scherben gerieten.

Joe ließ ihm Zeit aufzustehen. Johnston sah gräulich aus. Überall waren Schnittwunden am Körper, und er blutete wie abgestochen. Aber das besagte bei diesem Manne nichts, und genau das war Joe klar. Johnston war darauf aus, ihn zu zertrümmern, und auf die Länge der Zeit würde ihm das womöglich gelingen. Joe hatte nicht diese urige Kraft wie der Hüne, vielleicht auch nicht das Stehvermögen und die körperliche Fähigkeit, solche harten Schläge einfach zu schlucken. Joe musste den Kampf rasch zu Ende bringen, wenn er nicht zum Krüppel geschlagen werden wollte, und dass Johnston genau das beabsichtigte, stand für Joe außer Zweifel.

Joe stieß sich ab und flog abermals gegen Johnston, diesmal aber mit angewinkelten Knien. Er traf Johnston auf dieselbe Art, wie der ihn vorhin erwischt hatte.

Johnston brüllte fürchterlich auf, schwankte und stürzte ein zweites Mal in die Scherben. Joe krallte die Hand in Johnstons Haar, riss ihm den Kopf zurück und schlug mit Vehemenz zu. Johnston kippte zur Seite und lag reglos in den Trümmern des Regals, der Flaschen und mancherlei anderer Dinge, die zuvor auf dem Regal gestanden hatten.

Joe sah die wie gelähmt starrenden Deputys an, wischte die Hände ab und sagte zum Storekeeper, der entsetzt auf das Durcheinander im Laden sah: „Die Rechnung dafür senden Sie am besten diesem Gentleman da. Er wollte es so haben.“ Dabei zeigte er auf Johnston.

Ohne sich noch um jemanden zu kümmern, nahm Joe seinen Gurt, schnallte ihn um und ergriff seinen Proviantsack. „Bezahlt hatte ich vorhin schon“, sagte er und stieg über Johnstons Beine hinweg.

„Moment mal!“, rief plötzlich jener hagere Deputy Marshal, den Joe schon von der Schmiede her kannte. „So kommen Sie nicht davon!“

Joe wandte sich um. Der Deputy hatte einen Revolver in der Hand, den er auf Joe gerichtet hielt.

„Also ist dieser Tob Johnston wohl doch eine Ratte?“, fragte Joe.

„Nein, aber Sie bleiben hier stehen, bis wir wissen, dass er noch lebt! Keine Bewegung. – Chris, sieh nach, was mit Tob ist!“

Ein anderer kauerte sich neben den Marshal, wischte ein paar Scherben beiseite und untersuchte den Bewusstlosen. Dann sagte er: „Er lebt, Rod, er atmet. Aber er ist mehr zerschnitten als eine mexikanische Pluderhose. Holt den Doc und helft mir noch, ihn aus diesem Öl zu ziehen!“

Der Deputy Rod Kingsman steckte den Revolver ein und knurrte widerwillig: „Verlassen Sie die Stadt, Red River Joe! Wenn Sie in fünfzehn Minuten noch hier sind, lasse ich auf Sie schießen!“

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