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Red River Joe hatte den Passweg erreicht, als es anfing zu gießen. Die Sturmböen hatten vorübergehend nachgelassen, aber nun schüttete das Wasser wie aus Eimern vom Himmel. Im Handumdrehen waren er und das Pferd völlig durchnässt. Star, der braune Hengst, stapfte mit hängendem Kopf den steilen Weg bergan.

Als wieder ein Blitz zuckte, sah Joe die Hütte. Sie lag weiter oben, und er entdeckte auch ein Pferd dicht davor. Ein zweiter Blitz zeigte ihm, dass er sich wirklich nicht getäuscht hatte. Es standen zwei Pferde vor der Hütte, und zwei Männer stiegen gerade ab.

Die Hütte kam Joe wie ein Geschenk des Himmels vor. Er trieb den Braunen an und erreichte kurz darauf den Pfad. Er sah, dass er ihn nicht zu Pferde bewältigen konnte, zumal er jetzt vom Regen glitschig und gefährlich war. So saß Joe ab, nahm den Braunen kurz und führte das widerstrebende Tier hinüber und dann hinauf zur Hütte.

Joe ging vorsichtig und atmete auf, als er vor der Hütte auf einer Art Plateau ankam. Da sah er den Verschlag neben dem Gebäude, eine Art primitiver Stall. Er entdeckte beim Niederzucken eines Blitzes, dass hier schon Pferde standen, und brachte den Hengst dorthin.

Pferde schnaubten, eines wieherte schrill. Und da merkte Joe, dass es mehr als nur zwei Tiere waren. Doch es interessierte ihn nicht. Er wollte nur Schutz für seinen Hengst und sich.

Jetzt begann es zu hageln. Es war nicht der kleinkörnige Hagel, den er schon oft im Flachland erlebt hatte. Dieser Hagel hier bestand aus Eisbällen, die bis zu Faustgröße wie Steine vom Himmel fielen.

Hastig zog Joe den Hengst unter das Dach. Eine Tür hatte dieser Stall nicht, aber er war solide aus dicken Baumstämmen gebaut. Drinnen drängten sich bereits fünf Pferde aneinander. Mit etwas Mühe konnte Joe den Hengst unterbringen und an der hinteren Wand anleinen. Sofort begannen die Pferde auszukeilen. Der Hengst biss nach einem großen Rappen, doch bald hatten sie mehr Sorgen mit dem Unwetter, das sie alle miteinander ängstigte.

Joe zog den Sattel ab und türmte ihn auf die anderen, die schon vorn in der Ecke lagen. Er fasste sein Gewehr und rannte dann im prasselnden Hagel hinaus zur Tür der Hütte hin. Es stürmte wieder.

Ein faustgroßer Eisbrocken schlug ihm auf den Kopf, und trotz des Hutes wurde Joe fast davon betäubt. Er taumelte gegen die Tür, versuchte sie zu öffnen, aber sie gab nicht nach. So trat er gegen das Holz, und plötzlich wurde sie von innen aufgestoßen.

Joe sprang förmlich ins Haus und fiel einem Mann praktisch in die Arme.

„Mensch, was ist denn das für ein Irrer?“, schrie ihm eine Männerstimme ins Ohr. „Tritt mir noch auf die Zehen, dieser Verrückte!“

„Mach die Tür zu, Stew!“, brüllte jemand von weiter hinten.

Joe sah im ersten Augenblick nun zwei Dinge: den Mann, der dicht vor ihm stand und jetzt mit Joes Hilfe die Tür zuzog, die der Sturm festhalten wollte.

Das zweite, was er sah, war eine flackernde Lampe.

Als die Tür geschlossen war, lehnte Joe sich keuchend mit dem Rücken dagegen, zog seinen Hut vom Kopf und tastete nach einer Stelle, wo eine Beule wuchs.

Ein Mann im Hintergrund der Hütte lachte. „Kopfschmerzen?“, fragte er.

Allmählich hatte sich Joe an das Schummerlicht gewöhnt. Er entdeckte neben sich den stoppelbärtigen Stewart Cobble, aber er kannte ihn nicht. Nur dass Cobble einen Revolver in der Hand hielt und auf ihn richtete, störte ihn. Aber erst wollte er sich umsehen. Hinten im Raum neben der Lampe waren noch drei Menschen, eine Frau, ein Junge und ein Mann, dessen Gesicht Joe so leicht nicht vergessen würde: Deputy Marshal Rod Kingsman.

Überrascht starrte Joe auf den Marshal, sagte aber nichts, sondern blickte weiter nach rechts und entdeckte ein Kastenbett an der Wand, wo noch jemand war, aber von dem erkannte er nur den Rücken. Der Mann war halb ausgezogen und vielleicht verletzt.

Den Mann aber, der hinter dem Kastenbett stand, den erkannte Joe sofort. Der andere aber wusste ebenso, wer da eben gekommen war.

Brazos-Jim brüllte plötzlich, dass es sogar den Donner übertönte: „Red River Joe! Verdammt, du bist es wirklich! Wie, zum Teufel, kommst du hierher?“

Joe entspannte sich. „Also hatte der Marshal in Holdford recht gehabt. Wenn er uns jetzt sehen könnte, würde er sich freuen. Er hat gleich gesagt – und der dort auch“, er wies auf den Deputy, „dass ich zu euch gehöre. – Was machst du Schönes, Brazos?“

Brazos-Jim kam hinter dem Bett hervor, sah Cobble an und sagte: „Steck das Ding weg, Joe ist ein alter Freund von mir. Einer der wenigen, die ich jemals hatte.“ Er reichte Joe die Hand, und Joe schlug ein.

„Alter Häuptling aller Treibherden zwischen San Antonio und Abilene, wie sieht man sich wieder, he?“, rief Brazos-Jim, und er freute sich wirklich.

„Das möchte ich lieber dich fragen. Ich bin auf dem Weg nach Oregon. In Holdford war man dagegen der Meinung, ich könnte dir bei einigen Hits geholfen haben. Der dort dachte am Anfang sogar, du und ich, wir wären ein und derselbe.“ Joe sah auf Kingsman, der ihn böse anstarrte.

Da fiel ihm auf, dass Kingsman entwaffnet war. Der Junge neben ihm, der ihn ebenfalls anstarrte, hatte eine merkwürdige Ähnlichkeit mit dem hübschen Mädchen.

„Wer ist das?“, fragte Joe.

Brazos-Jim wollte antworten, aber gerade donnerte es so laut, dass er warten musste. Überhaupt konnten sie sich nur sehr laut redend, fast brüllend, verständigen, denn auf das Dach trommelte der Hagel. An einigen Stellen waren Eisbröckchen sogar durch das Dach in die Hütte gekommen.

„Das ist ein Mädchen aus Holdford. Unsere Freunde vom Marshal Office wollten uns auf den Bauch legen. Wir hatten keine andere Chance, als mit einer Geisel aus der Stadt zu kommen. Da hat Stew dieses Mädchen aufgegabelt und mitgenommen. Wir lassen sie hinter der Grenze frei.“

„Und der Junge?“

„Er ist uns praktisch zusammen mit dem Deputy in die Hände gefallen. Kurz bevor du gekommen bist. Wir wissen selbst nicht, wie es kommt.“ Brazos-Jim wandte sich an Kingsman. „Eh, Deputy, wieso seid ihr hier? Seit wann schleppt ein Marshal ein Kind durch die Berge?“

„Er ist der Bruder von Miss Derrick, und ich wollte ihn aufhalten und in die Stadt bringen. Erst kurz vor dem Unwetter habe ich ihn eingeholt. Da hatte es aber keinen Sinn mehr, und ich musste sehen, dass wir Schutz fanden.“ Kingsman machte ein säuerliches Gesicht. Manchmal ächzte er, als ob er Schmerzen hätte.

„Bist du verwundet?“, fragte Joe.

„Nein, nur das Rheuma. Bei diesem Wetter ist es schlimmer als ein Steckschuss.“

„Im Bein?“, fragte Joe.

Kingsman nickte.

„Na prima“, höhnte Cobble. „Einen besseren Deputy können wir uns gar nicht wünschen.“

Kingsman schnaubte wütend: „Lacht nicht zu früh! Das Aufgebot ist garantiert in der Nähe.“

„Das haben wir sachte abgehängt“, meinte Cobble amüsiert. „Und mit dir in unserer Gesellschaft passiert uns ja nun so gut wie überhaupt nichts mehr. Weißt du, Marshal, was du für uns bist? Die beste Lebensversicherung, die sich ein Mann nur wünschen kann. Zusammen mit dem Mädchen, dem Jungen und dir sind wir Weltmeister!“

Brazos-Jim wandte sich an Joe. „Wann haben wir uns zum letzten Male gesehen, Joe? Das muss doch schon sieben Jahre her sein?“

„Sechs. Aber inzwischen hast du ein paar Sachen gemacht, die dir noch Ärger bringen könnten“, sagte Joe, der es nicht fassen konnte, dass aus dem einstigen Freund und Kameraden ein Bandit geworden war, auf den der Strick wartete. Sicher, ein rauer Bursche war Jim schon immer gewesen, genau wie Joe selbst. Aber das, was er in den letzten Jahren getan hatte, war etwas mehr, als Joe tun würde.

„Du meinst die Bank in Atlantic City?“

„Nicht nur die. Es sind auch noch ein paar Kutschen dabei.“

„Klar, man muss auch Kleinvieh schlachten.“ Brazos-Jim lachte. „Kleinvieh gibt auch Mist und einen Braten.“

„Du bist auch in Idaho nicht sicher, Jim“, erwiderte Joe. „Die Sache mit der Bank war ein Fehler. Es ist eine Bank, die der Wells Fargo gehört.“

„Na und?“, rief Cobble.

Joe sah sich nach dem stoppelbärtigen Banditen um. „Das ist ein überstaatliches Unternehmen, Mann. Und wenn du mit der Wells Fargo etwas machst, sind die US Marshals hinter dir her. Außerdem ist hier ein Territorium. Das ist sowieso etwas für die Marshals. Ich weiß nicht, Jungs, aber Idaho ist auch nicht der Platz, auf den ihr eure Decke legen könnt.“

„Wo dann?“, fragte Brazos-Jim.

„Kanada, Mexiko, sonstwo. In den Staaten suchen sie euch.“

„Wer sucht, hat noch lange nicht gefunden“, meinte Cobble meckernd.

„Sie finden euch!“, rief Kingsman in den wieder aufheulenden Sturm. „Und sie hängen euch!“

„Das darf dich doch nicht stören, Kingsman. Dich legen wir vorher auf den Bauch. Sieh mal!“ Cobble richtete den Revolver auf Kingsman. „Ich drücke ab, und du bist tot. So einfach ist das.“

Kingsman verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schwieg.

Joe lauschte. Der Sturm heulte noch, aber das Prasseln des Hagels hatte aufgehört. Er trat an die geschlossenen Läden des einzigen Fensters, aber die Schlitze waren offenbar zu dicht, oder draußen war es stockdunkel. Er sah nichts von dem, was außerhalb der Hütte vorging.

„Es schneit!“, rief Brazos-Jim und starrte zur Decke, durch die es an mehreren Stellen leise rieselte. Der Sturm trieb den Schnee durch die Ritzen. Und nun sah es Joe auch an den Läden. Schnee stiebte durch die Fugen.

„Dann gute Nacht!“, rief Cobble. „Wir können uns auf eine längere Pause einrichten.“

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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