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Eine halbe Stunde später betrat Jim das Sheriff-Office. Tobe Carnes lehnte am Fenster und blickte auf die Straße hinaus.

„Zwei Stallburschen haben Cohler geholt“, sagte der Sheriff. „Ich sah ihn schon zu Bakman gehen und ahnte, dass es Verdruss geben wird. Sie haben das Format für diese Kerle, Hollister. Doch möchte ich Ihnen raten, wachsam zu sein. Ich weiß nicht, Syler blickte Ihnen so eigenartig nach.“

„Er ist beleidigt. Aber ich kann mir einfach nicht denken, dass Cohler mir nur deshalb auf den Hals gehetzt wurde. Was ist hier noch los, Sheriff? Was stimmt in der Stadt alles nicht?“

„Was soll denn nicht stimmen?“

„Das wollte ich eben von Ihnen wissen. Ich habe jedenfalls den Eindruck, als wäre ich den Kerlen hier im Wege. Ich meine Sprague, Syler, Cohler, und wer noch alles zu dieser Meute gehören mag.“

„Nonsens“, warf der Sheriff läppisch hin. „Hier ist nichts los. Haymond liegt der Grenze sehr nahe. Well, da gibt es hin und wieder eine Rauferei, auch mal eine Knallerei, aber sonst geht es ziemlich friedlich zu, wenn man die seltsamen Überfälle nicht rechnet. Aber damit hat Sprague wohl nichts zu tun, denn er würde sich nur selbst schaden. Dann ist höchstens noch der Rancher Line Latex, dem hin und wieder ein paar Rinder gestohlen werden. Aber auch das sind Grenzbanditen. So etwas ist hier gang und gebe. Ist schon immer so gewesen.“

„Wie viel Rinder?“

„Wenn man die Diebstähle des ganzen Jahres zusammenrechnet, so kommt schon eine ganze schöne Herde dabei heraus. Doch Latex ist ein reicher Mann. Well, er kann es verkraften. Es ist so, wie ich sagte, Sprague äst ein herrschsüchtiger Kerl.“

Jim ging im Büro des Sheriffs auf und ab. Trotzdem blieb er neben Carnes am Fenster stehen und blickte hinaus.

„Und doch stimmt etwas nicht!“, sagte er fest. „Wenn Sprague keine lichtscheuen Geschäfte betreibt, dann könnte ich ihn hier nicht stören. Im Gegenteil, er müsste froh sein, dass ich bemüht bin, den Verrückten zu greifen, der sein Geschäft ruinieren kann.“

Tobe Carnes nickte schwer. „Ja, da haben Sie recht. Da ist ein Loch in der Story. Aber vielleicht will er die Geschichte auch nur selbst bereinigen.“

„Wie war das eigentlich damals mit jenem Mann, der aus der Stadt verjagt wurde, Carnes“, wechselte Jim das Thema. „Sind Sie der Meinung, dass er mit seiner Familie zur nächsten Stadt durchgekommen ist?“

„Nein. Ich habe mich erkundigt. Riot dürfte mit seinen Leuten in den Glass Mountains erfroren sein. Er wurde nirgends gesehen.“

„Haben Sie ihn gefunden?“

Carnes schüttelte den Kopf.

„Ich habe im Frühjahr die Berge förmlich auf den Kopf gestellt. No, er blieb verschwunden. Doch es gibt zahllose Spalten und Höhlen, die ich sicher nicht gefunden habe. Diese Berge sind ein gewaltiges Massiv, Hollister. Selbst eine Armee Soldaten würde nicht jede Ecke finden.“

„Ja, ich verstehe. Sprague hat sich also eines Verbrechens schuldig gemacht.“

„Das ihm leider nicht bewiesen werden kann. Außerdem war die Anschuldigung Riots der Anstoß.“

„Ich würde sagen, das Feuer, mit dem Riot um Hab und Gut gebracht wurde.“ Jims Stimme war hart und klirrte wie Stahl. Der Sheriff blickte den Ranger erschrocken an.

„Diese Sache ist zwei Jahre alt“, sagte er schließlich. „Ich würde nicht darin herumrühren. Ehrlich gesagt es ist so, dass Sprague sein Geld hier in jeder Sache stecken hat. Dem Rancher Latex hat er ein paar Tausender geliehen. Die Bank ist stark bei ihm verschuldet. Die Saloons gehören ihm, und die beiden Stores. Wenn Sprague plötzlich sein Geld flüssig machen will, dann gibt es in der Stadt ein Fiasko. Er könnte seine Häuser abreißen, Line Latex arm machen und die Bank an den Rand des Ruins bringen. Burt Bakman wäre sicher nicht einmal fähig, die Versorgung der Stadt aufrecht zu erhalten, weil er darauf gar nicht eingerichtet ist.“

„Aha“, machte Jim. Er lächelte ein wenig. „Demnach wird Sprague auch Richter werden, nicht wahr?“

„Es ist fest damit zu rechnen. Wenn Sie noch eine Weile hier bleiben, werden Sie es erleben. Die Wahlen finden in einer Woche statt.“

„Hat Sprague auch Ihre Stimme?“

Entrüstet fuhr der Sheriff herum.

„Ich habe Ihnen die Tatsachen unterbreitet, Hollister. Die Tatsachen sprechen bekanntlich für sich. Meine Meinung spielt hier gar keine Rolle. Natürlich werde ich Meat Sprague nicht wählen. Auch andere Männer werden sich gegen ihn entscheiden. Doch die meisten stehen bei ihm in der Kreide. Außerdem haben wir keinen Gegenkandidaten. Es findet sich niemand, der gegen Sprague antreten will. Yeah, so sieht es hier aus.“

Jim verstand nun manches. Meat Sprague war ein verhasster Mann, und es gab wohl keinen Bürger, der ihn nicht ans andere Ende der Welt wünschen würde. Aber sein Geld sprach für ihn. Er hatte Handel und Liegenschaften zu einem großen Teil an sich gebracht und musste geachtet werden, auch wenn es schwerfiel. Und da kam ihm eine weitere Frage: „Wie reich war Sprague, als er in die Stadt kam?“

Tobe Carnes Gesicht wurde verkniffen.

„Er kam vor ein paar Jahren mit einem Planwagen wie ein ziehender Händler. Er baute den Blue-Bell-Saloon. Damals war er so arm, dass er selbst mit Hand anlegen musste.“

Jim nickte. Er langte seinen Tabakbeutel aus der Tasche und rollte sich eine Zigarette. Am Gürtel riss er ein Zündholz an.

„Und er hat sein ganzes Geld hier auf ehrliche Art erworben?“, fragte er dann zwischen zwei tiefen Zügen. „Da muss er ja mächtiges Glück gehabt haben.“

„Ja, das ist mir auch schleierhaft. Doch seine Geschäfte florieren. Mitunter kommen hier Männer durch, die es recht eilig haben. Ich kann einen eiligen Mann nicht einfach festnehmen, Sie verstehen? Well, solche Männer werden bei Sprague neu ausgerüstet – und geschröpft. Dagegen lässt sich nichts machen.“

„Und damit kann man reich werden?“, fragte Jim stirnrunzelnd.

Carnes hob die Schultern.

„Es scheint so. Ich verstehe von Geldgeschäften nicht viel. Ich bekomme für meinen Job achtzig Dollar, und die sind am Letzten alle. Ich habe noch nicht versucht zu errechnen, wie viel man verdienen muss, um ein reicher Mann zu werden.“

,Das ist ein Fehler, Sheriff“, meinte Jim. „Als Hüter des Gesetzes sollte man sich einfach um alles in seiner Stadt kümmern. Ich werde mir jetzt mal den Blue-Bell-Saloon ansehen.“

Der Ranger ging zur Tür und verschwand. Er überquerte die Straße und betrat gegenüber den Saloon.

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane

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