Читать книгу Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane - Pete Hackett - Страница 17

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Jim schlenderte über den Bohlenweg. Still und verlassen lag die Straße vor ihm. Nirgends brannte Licht hinter den Fenstern. Der Schuss im Blue-Bell-Saloon schien kein Aufsehen erregt zu haben.

Aus Bakmans Saloon drang ein Lichtschimmer. Jim ging hinein. Der Wirt saß auf einem Stuhl hinter der Theke und hielt ein altes Parker-Gewehr in der Hand. Als er den Ranger sah, seufzte er erleichtert.

„Gott sei Dank“, schnaufte er. „Hier ist man seines Lebens ja nicht mehr sicher.“

Jim legte das Geld auf den Tisch, dann stützte er die Arme auf. „Chet Syler ist tot“, sagte er langsam. „Drüben versuchte er es noch einmal mit mir. Ich wusste gar nicht, dass er so engstirnig ist. Diese kalte Frau wollte ihn schon fallen lassen. Ich dachte immer, Meat Sprague sei der Teufel in dieser Stadt, aber ich weiß nun, dass es sich anders verhält. Debora Rink ist schlimmer als er.“

„Ja“, sagte der Wirt. Er stand von seinem Stuhl auf und stellte die Flinte in eine Ecke. „Nachdem sie hier ankam, wurde es erst richtig übel.“ Er holte eine Flasche unter dem Schanktisch hervor und füllte zwei große Gläser.

Er trank einen Schluck, dann fuhr er fort: „Einmal kam sie zu mir herein. Es war an einem Vormittag. Kein Mensch war im Gastraum. An der Tür lohnte nur Larry Cohler. Sie sagte, wenn ich nicht bald ein anderes Klima aufsuchen würde, dann könnte es mir wie Douglas Riot gehen.“

Jim sah den Salooner scharf an.

„Wie kam sie zu dieser Bemerkung?“

„Ich hatte dem Schreiner gegenüber eine Frage fallen lassen, die sie sicher erzürnt hat. Mir scheint es nämlich, als würde ich sie kennen. Ehe ich in die Stadt kam, da betrieb ich in Stanton einen Store. Dort gab es damals einen undurchsichtigen Club, in dem Mädchen aus dem Osten beschäftigt wurden. Ich kann mir nicht helfen, Debora Rink kommt mir aus jener Vereinigung her bekannt vor. Ich kann das nicht behaupten, aber sie hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Mädchen, das dort tanzte. Das Lokal flog wenig später auf. Es war ein Rauschgiftring. Es waren eine Menge Mädchen, die der Sheriff abführte. Viele mussten freilich wieder freigelassen werden. Die Frau, die dieser Miss Rink so verblüffend ähnlich sieht, war aber nicht unter den Verhafteten, sie hatte sich abgesetzt. Und dabei soll sie zur Spitze des Ringes gehört haben. Seltsam, nicht wahr?“

„Ja – vor allem, wie sie darauf reagierte. Ich werde die Sache morgen gleich nachprüfen. Unter Umständen können Sie sich eine nette Belohnung verdient haben. Wie sich diese Frau damals nannte, wissen Sie nicht mehr?“

„Nein. Ich wusste es auch damals nicht. Ich habe mich nie darum gekümmert. Woher sollte ich auch wissen, dass es einmal wichtig sein könnte?“

„Natürlich.“ Jim griff nach dem Glas und trank zwei Finger breit. Als er es wieder auf die Platte stellte, hörte er draußen Hufschlag. Sofort war er an der Tür und blickte hinaus.

Von Süden her ritt ein abgerissener Mann in die Stadt. Jim sah im Mondlicht, dass der Bursche einen Hut trug, und auf der Wange glänzte etwas, das aussah wie Blut.

Blitzschnell war der Texas-Ranger draußen und lief unter dem Vorbau entlang. Er war noch nicht ganz an der Nebenstraße, als der Mann vor dem Blue-Bell-Saloon eilig aus dem Sattel sprang und schnell im Lokal verschwand. Mit hängenden Zügeln stand sein abgetriebener Mustang auf der Straße.

Jim ahnte, was da vor sich ging. Der Mann schien Meat Sprague eine schlechte Nachricht zu bringen. Demnach war sein Gedanke mit der Herde richtig gewesen. Jetzt ärgerte er sich auch darüber, dass er nicht mit dem Sheriff geritten war. Doch er hoffte, dass die Ranchmannschaft für die Bande stark genug gewesen sei. Es deutete auch alles darauf hin.

Er blieb an der Tür des Blue-Bell-Saloons stehen und blickte darüber hinweg. Der abgerissene Bursche stand an der Theke und schaute zu Sprague hin, der ein finsteres Gesicht zeigte.

„Komm mit hinten hinein“, sagte der Wirt eben ungnädig. Er drehte sich ab und schritt davon. Der Zerlumpte folgte ihm.

Jim betrat leise den Saloon. Er hatte die Absicht, sich das Gespräch an der Wand mitanzuhören. Doch er hatte nicht mit Debora Rink gerechnet. Sie kam plötzlich aus der Küche, lehnte sich an die Tür und brannte sich ruhig eine Zigarette an.

„Der Saloon ist schon drei Stunden geschlossen, Mister“, sagte sie mit einer verächtlichen Miene. „Wir könnten Sie belangen, wenn Sie nicht sofort gehen. Los, verlassen Sie den Laden!“

Sie war jetzt richtig wütend.

Kühl und gelassen stand der Ranger im Raum.

„Von Ihnen würde ich mich nirgends fortjagen lassen. Merken Sie sich das! Ich rate Ihnen noch einmal, diese Stadt schnellstens zu verlassen. Ich kämpfe nicht gegen Frauen – aber ich mache bei Ihnen eine Ausnahme, wenn Sie bei Tagesanbruch noch hier sind. Lachen Sie besser nicht, sondern machen Sie sich Gedanken darüber. Ich habe schon Gangster zu Fall gebracht, die sich für wesentlich schlauer hielten, als Sie es sind.“

„Ich bin gespannt, wie Sie das bewerkstelligen wollen.“

„Das ist manchmal ganz einfach.“

In diesem Augenblick kam der Wirt aus einer Tür, der die Stimme der Frau gehört hassen musste. Kein Wunder, dachte Jim, sie hat ja extra laut und schrill geschrien.

„Was wollen Sie denn jetzt noch?“, fragte der Mann kratzig.

„Ich wollte Sie beglückwünschen, Sprague. Aber wie ich Ihrem Gesicht ansehe, hat das Rindergeschäft auch nicht geklappt. Machen Sie sich nichts daraus, es wird noch mehr Fehlschläge geben. Und dann will ich noch etwas. Reichen Sie mal den Boten heraus. Ich möchte mir seine Visage ansehen. Er wäre sicher nicht der erste Strauchdieb, zu dem mir ein passender Steckbrief einfällt.“

„Pech gehabt“, grinste der Wirt unverschämt. „Er reitet gerade weg. Außerdem war es kein Strauchdieb, wie Sie das nennen, sondern ein Geschäftsfreund von mir.“

„Natürlich“, lächelte Jim, der draußen den Hufschlag des sich entfernenden Pferdes hörte. „Das habe ich mir auch gedacht. Ihr sauberer Geschäftsfreund hätte mir vielleicht von Ihnen ein paar interessante Dinge erzählen können. Meinen Sie nicht, Sprague? Warum sehen Sie denn plötzlich so sauer aus? Ist Ihnen nicht gut? Sie sollten sich angewöhnen, eher schlafen zu gehen.“

„Gib ihm keine Antwort, Meat“, sagte die Frau. „Er will dich nur in Fahrt bringen.“

„Ja, ich habe es schon bemerkt. Der Kerl ist schlimmer als die Spitzel in Denver.“

„Waren Sie schon in Denver?“, hakte Jim sofort ein. „Ah, da kommt ja scheinbar etwas ans Licht, wovon Sie gar nicht sprechen wollten. Okay, Sprague, der Sache gehen wir natürlich nach.“

Eine Weile blieb es still. Hart atmete der Wirt. Dann sah er den Ranger fest an.

„Hollister“, sagte er, „Sie sind mir zu neugierig. Ehe Sie weiter nachschnüffeln, lassen Sie sich einen Sarg zimmern. Die Stadt hat dazu kein Geld.“

„Das würde die Kameradschaftskasse der Texas-Ranger erledigen“, warf Jim hin. „Doch ich glaube, es wird nicht nötig sein. Sprague, Sie haben nicht das Format zum ganz großen Verbrecher. Ihnen fehlen Geistesschärfe und Witz. Aber sicher hat Ihnen das Ihre saubere Geschäftsfreundin schon verraten. Sie sind so klein wie ein schmutziger Dorfköter. Sie kläffen, aber Sie beißen nicht. Und doch sind Sie gefährlich, wenn auch nicht lebensgefährlich.“

Meat Sprague fuhr hoch, als wollte er durch die Decke gehen, aber Debora Rink stoppte ihn.

„Merkst du nicht, was er will? Meat, fast könnte man denken, dass er recht hat. Reiß dich zusammen. Er will dich nur ausholen. Wirf ihn hinaus auf die Straße. Der Saloon ist geschlossen, er hat hier nichts zu suchen. Hier bist du die Polizei!“

Sprague wollte schon losgehen, aber Jim hob schwach die Hand.

„Ich gehe schon. Vorerst reicht es mir. Miss Rink, denken Sie an meinen dringenden Rat. Sie haben keine Zeit zu verlieren.“

Jim drehte sich auf dem Absatz um und ging hinaus. Als er die Straße betrat, kam gerade der Sheriff mit seinem Gefangenen in die Stadt.

„Was hast du ihm aufgetragen?“, fragte Debora Rink Meat Sprague.

„Er soll Bliff in die Stadt schicken. Donnerwetter, der Coup mit der Herde ist geplatzt. Der Kerl hatte es also doch mitbekommen. Doch sie haben nur ein paar Tote zurückgelassen, die nicht mehr singen können.“

Die Frau kam weiter in den Saloon, ging zum Fenster und blickte hinaus. Ein schwacher, grauer Schein, zeigte das Nahen des Morgens an.

„Bis auf den da“, sagte sie und nickte mit dem Kopf zur Straße hin.

Meat Sprague stellte sich hinter sie. Er sah den Sheriff, der neben sich zwei Pferde führte, zwischen die eine Decke gespannt war. In dieser Decke lag ein Mann.

„Der ist sicher tot“, sagte er matt.

„Quatsch! Seit wann wird ein toter Bandit von einem Sheriff in die Stadt gebracht? Er lebt, sage ich dir! Er lebt und wird singen!“

„Das wird er verlernen“, knautschte der Wirt durch die Zähne. Sein Gesicht glich jetzt einer hässlichen Maske. Er blickte dem Sheriff nach, der jetzt vor seinem Haus anhielt und schwer aus dem Sattel kletterte. Der Texas-Ranger kam ins Blickfeld. Zusammen trugen die beiden Männer den Verletzten ins Office.

„Larry muss ihn erledigen“, sagte Sprague. „Für ihn wird es auch Zeit, dass er etwas Vernünftiges tut. Mir ist es. als hätten wir mit diesem Kerl Pech.“

Sie blickte ihn verächtlich an.

„Hast du Angst?“

Wieso?“

„Es scheint mir so. Er ist ein Mensch wie jeder andere. Freilich, er hat einen großen Namen. Aber er hatte bis jetzt nur Glück. Bei uns soll er auf Granit beißen.“

„Ja, du hast recht. Wir werden ihm ein Grab schaufeln.“

„Ich würde hier einen Mann postieren, der ihn abschießt. Bis zum Haus hinüber ist es nicht weit. Er ist bestimmt zu treffen. Natürlich darf der Schütze nicht zittern – so wie Chet.“

„Und wenn er trotzdem nicht trifft? Was ist dann? Er wird herüberkommen und mit mir abrechnen.“

„Dann stellst du den Mann an einem anderen Ort auf. Der Saloon am Stadtrand wäre auch günstig. Dort wird der Ranger bestimmt bald wieder vorbeikommen. Er riecht dort keine Gefahr.“

„Ja, das könnte man machen. Doch ich werde erst abwarten, was Bliff ausrichten kann. Es erscheint mir sicherer.“

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane

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