Читать книгу Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett - Страница 10

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An jedem Tag des Transports glühte die Sonne erbarmungslos auf das weite Land herab. Auf den Plains von Montana gab es so gut wie keinen Schutz vor der Hitze, und in den stickigen Planwagen rangen die Alten und Kranken röchelnd nach Atem.

In den Nächten dann zitterten sie vor Kälte. Denn sobald die Sonne untergegangen war, kühlte sich die Luft stark ab. Es waren die Vorboten des Herbstes. Die Alten wussten, dass eine Hungersnot auf sie wartete. Sie hatten keine Vorräte für den Winter anlegen können. In der Reservation würden sie auf die Gnade ihrer Bezwinger angewiesen sein.

White Feather gehörte zu der Gruppe junger Frauen, die neben den Wagen herlaufen mussten.

Um ihre Eltern und Großeltern durften sie sich nicht kümmern. Jeglicher Kontakt war ihnen untersagt. So blieb es beim Austausch von Blicken, mit denen man sich gegenseitig Mut zu machen versuchte.

Indessen hatten sich die meisten der jungen Frauen ihrem Schicksal ergeben. Geschunden und entkräftet, wie sie waren, schliefen sie bei jeder Rast auf der Stelle ein. Doch nach viel zu kurzer Zeit wurden sie wieder hochgescheucht. Stöße von Gewehrkolben und Fußtritte trieben sie an.

Doch die Überlebenden der Nez Perces würden ihren Stolz nicht brechen lassen, nicht einmal auf diesem entwürdigenden Marsch in die Gefangenschaft. Denn genau das war es, was auf sie wartete. Mochten die Bleichgesichter es zehnmal hochtrabend als »Reservation« bezeichnen, es änderte nichts daran, dass den Nez Perces die Freiheit genommen wurde - wie so vielen anderen Indianerstämmen auch.

White Feather und ihre Leidensgenossinnen trotteten neben den mahlenden und knirschenden Wagenrädern dahin, schluckten den Staub, den die Pferdehufe aufwirbelten, und zogen vor Angst den Kopf ein, wenn das knarrende Sattelleder und das klirrende Geschirr der Kavalleristen näher kam.

Doch so lange der Transport rollte, handelte es sich nur um Drohgebärden. Die Bewacher mussten zeigen, dass sie da waren und dass ihnen nichts entging. Abwechselnd ritten sie näher heran, um ihre Macht zu demonstrieren. Ihr raues Gebrüll sollte die Frauen einschüchtern und bei den Offizieren Eindruck machen.

White Feather und die anderen ließen es über sich ergehen. Es war das Kleinste aller Übel und nichts gegen das, was den Frauen in den Mittagspausen und vor allem während der Abend und Nachtruhe angetan wurde.

Es gab niemanden, der ihnen hätte helfen können.

White Feather dachte an Bold Eagle und all die anderen toten Krieger. Sie hatten die Flüchtlingsschar sicher nach Norden bringen wollen, zunächst ins Reservations-Gebiet der Blackfeet und von dort aus weiter nach Kanada. Es war ihnen nicht gelungen. Ihre Körper waren auf dem Schlachtfeld zurückgeblieben, den Geiern überlassen. Doch ihre Seelen würden in den Ewigen Jagdgründen ruhmreiche Plätze einnehmen.

Seit Monaten waren die Nez Perces nun schon auf der Flucht, anfangs noch mit dem großen Chief Joseph.

1876, das zurückliegende Jahr, war noch von großen Siegen über die weißen Eindringlinge bestimmt gewesen. Crooks Niederlage am Rosebud und Custer Untergang am Little Bighorn River steckte der Armeeführung noch mächtig in den Knochen.

Doch das Jahr 1877 stand unter weniger günstigen Vorzeichen. Was vielen ihrer roten Brüder gelungen war, hatten die Nez Perces vergeblich versucht. Sie hatten Kanada nicht erreicht. In Montanas westlichem Nachbarstaat Idaho hatten sie sich nach verzweifelten Kämpfen der US-Kavallerie ergeben müssen.

Nur wenige kleinere Gruppen hatten die Flucht fortsetzen können. Mittlerweile aber waren die meisten »geschnappt« worden. So nannten es die Soldaten hohnlachend in ihren Gesprächen.

Die Gefangenen wurden nun dorthin gebracht, wo sie nach Meinung der Kavalleristen hingehörten - ins südliche Reservatsgebiet von Montana. Es gehörte den Crow, einem Indianerstamm, der stets gute Beziehungen zum Weißen Mann gepflegt hatte. Mit den Crow hatten die Eroberer keine Schwierigkeiten. Bei ihnen konnte man vorübergehend auch jene unterbringen, die als aufsässig galten, weil sie für ihre Freiheit gekämpft hatten.

White Feather und ihre Gefährtinnen trauerten um die Männer, die ihnen genommen worden waren. Und es war eine düstere Ahnung von der Zukunft, die sich in diese Trauer mischte.

Ihr Volk war dem Untergang geweiht.

Viele der Kinder und der alten Leute waren schon jetzt entkräftet und krank. Sie würden den Winter nicht überleben, wenn nicht ein Wunder geschah. Und den jungen Frauen waren die Männer genommen worden. Die Söhne, von denen sie geträumt hatten, würde es nun niemals geben - so, wie es auch die Zukunft der Nez Perces nicht mehr gab.

Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte

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